Die Sagen Krumpendorfs

Der krumpe Felfer

Die Weide ist Krumpendorfs Namensbaum. Leitet sich doch der Ortsname von den krummen Weiden ab, die vor allem entlang des Baches, der sich noch heute durch den Ort schlängelt, zu finden waren. Eine äußerst alte verknorpelte Weide stach besonders hervor. Die einen sagen, die Weide stand auf einer grünen Wiese beim Schloss Krumpendorf (heute Gärtnerei Grohar), auf der früher Gericht gehalten wurde. Andere wiederum meinen, die Weide befand sich am Bachufer im Schlosshof.

Die Namensgeberin, Hella Buchner-Kopper

Maske „Die Namensgeberin“, Hella Buchner-Kopper

Dieser alte Weidenbaum wurde von den Bewohnern des Orts der „krumpe Felfer” genannt, was soviel wie krumme Weide hieß. Zwei zum Himmel ragende Äste ähnelten Armen und die anderen Äste wirrem Haar. Der alte Baum war ein beliebter Spielplatz für die Kinder. Die Eltern warnten die Kinder jedoch davor, nach dem Abendläuten dort zu bleiben, denn im Baum würde ein altes graues Männlein hausen.  Der „Graue”, so hieß das Männlein, weil es stets ein graues Gewand trug, galt als Schutzwesen der Schlossbewohner.

Der Graue, Hella-Buchner Kopper

Maske „Der Graue“, Hella-Buchner Kopper

Als die Franzosen durch das Land zogen und Hunger und Not groß waren, waren die fremden Soldaten immer auf der Suche nach Essbarem. Doch die Scheunen, Ställe und Vorratskammern waren leer. Sie zogen von Haus zu Haus und holten sich die letzten Reserven. Alles, was verwertbar war, wurde mitgenommen, alles Vieh fort getrieben.

Im Schloss stand die Mutter des neunzehnjährigen Besitzers mit einem französischen Korporal und seinen Leuten in ihrer leeren Speisekammer. Er bedrohte die Frau mit einem Säbel und forderte Lebensmittel. Die Frau versicherte ihm, dass nichts mehr da sei. In diesem Augenblick betrat der junge Besitzer die Kammer, entriss dem Franzosen den Säbel, zerbrach ihn und sagte: „Schande über den Mann, der ein wehrloses Weib bedroht!” Der Korporal gab wutentbrannt seinen Leuten den Befehl, den Mann in den Hof zu bringen und zu erschießen. Die Mutter brach ohnmächtig zusammen, als man ihren Sohn abführte.

Die Soldaten schleppten den jungen Schlossbesitzer in den Wirtschaftshof und stellten ihn vor einem der Pappelbäume. Sie hatten bereits Stellung bezogen und waren bereit zu feuern, da öffnete sich die Tür des Stalles und ein kleines graues Männlein kam heraus, das ein gesatteltes Pferd zum Verurteilten führte. Die Soldaten waren durch den Anblick so verwirrt, das der junge Mann das Pferd besteigen konnte, zum Tor hinaus ritt und verschwand. Der Besitzer war gerettet. Der Graue hatte ihn vor dem Tod bewahrt.

Später wechselten häufig die Besitzer des Schlosses, bis einer, der den alten Baum für wertlos hielt, diesen fällen ließ. Mit dem alten Baum zogen  Glück und Wohlstand vom Haus fort und auch das graue Männlein hat seither niemand mehr gesehen. So zerstören der Nachfahren oft, was die Alten in Ehrfurcht hielten.

 

Die Saligen von Krumpendorf

Die Saligen Frauen waren hilfsbereite und weise Frauen. Sie waren menschenscheue Wesen und lebten an abgeschiedenen Plätzen, in Felsen- und Gletscherhöhlen. Traf man auf sie, waren sie bei aufrichtigen Menschen hilfsbereit und großzügig. Oft halfen sie einfachen Bauern, wenn diese es nötig hatten, so wie in der folgenden Sage.

Der Platz um die alte Krumpendorfer Kirche (Georgskirche) hieß in alter Zeit „Friedung”. So hieß die Kirche damals St. Georgen am Freihof oder Freithof. Zweimal im Jahr im Frühling und im Herbst haben hier die Weisen Frauen und die Wilden Männer vom Gallin (Hoher Gallin: Erhebung im Bereich des Wörthersees, 1024m) ihre Feste gefeiert. Wenn die alten Bauern über den Platz gingen, nahmen sie aus Respekt und Ehrfurcht schon weit vorher den Hut ab, war der Platz doch doppelt geweiht, zum einen durch die Kirche zum anderen durch die Saligen Frauen.

Salige von Hella Buchner-Kopper

Maske „Salige“ von Hella Buchner-Kopper

Einmal schaute ein Bauer neugierig über die Friedung einer Weisen Frau bei ihrem Tun zu. Als sie ihn bemerkte, schenkte sie ihm drei Bohnen. Sie sollten ihm Glück bringen. Die erste Bohne ließ das Bäuerlein vor Schreck hinter dem Friedungszaun fallen. Sofort wuchs daraus ein Dickicht aus Dornen und Stacheln. Die anderen zwei Bohnen brachte der Mann nach Hause. Dort sprang die zweite Bohne in einen Kochtopf mit Wasser, quoll zu einem guten Brei und die Bauersleute hatten genug Nahrung auch für ihre Kinder und Kindeskinder. Als jedoch eines Tages die Enkel übermütig sich mit dem kostbaren Brei beim Raufen bewarfen, zersprang der Topf und vorbei war es mit dem Segen.

Die dritte Bohne hatte der Bauer im Garten eingesetzt. Diese gab tausendfach Samen, die der Bauer weiter gab und so vielen Menschen Freude und Segen brachte.

 

Wasserzauber

Am westlichen Ortsende von Krumpendorf gleich an der Straße befindet sich ein schöner Gletschertopf. Die Weisen Frauen benutzen ihn als Badewanne für ihre Kinder. Darum durfte die Wanne nie ohne Wasser sein. Dies machten sich die Menschen der Umgebung zunutze, um  bei langer Trockenheit Regen zu erzwingen. Sie schöpften die Felswanne leer. Kurz darauf kamen dann die ersten Tropfen vom Himmel und es begann zu regnen. Der Gletschertopf füllte sich wieder mit Wasser und Mensch und Natur konnten aufatmen.

Anmerkung zu den Abbildungen:

Die Fotos zeigen Masken der gebürtigen Krumpendorferin Hella Buchner-Kopper, die in der Ausstellung „Spurensuche“ in der Klagenfurter Alpen-Adria-Galerie, Feb.-April 2015 zu sehen waren. Inspiriert von den Krumpendorfer Sagen hat die Künstlerin die Ledermasken geschaffen.

Quelle:

  • Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Band I und II, Kärntner Druck- und Verlagsges. m.b.H., Klagenfurt, 1979

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