Raiffeisen Landesbank Kärnten
Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818 – 1888), deutscher Sozialreformer und Bürgermeister einer Gemeinde im Westerwald, war täglich mit den Sorgen und Nöten der Bauern, Handwerker und Arbeiter konfrontiert. Einen Ausweg aus diesen Problemen sah er nur in der Möglichkeit der Selbsthilfe.

Nach seinem Modell bildeten Landwirte Genossenschaften, die nicht auf Gewinn, sondern auf die Förderung der Mitglieder ausgerichtet waren. Die in den sogenannten „Darlehenskassenvereinen“ gesammelten Spareinlagen der Mitglieder konnten in Form von günstigen, langfristigen Darlehen wieder an die Mitglieder abgegeben werden. Dadurch konnten viele erstmals Geld für Investitionen oder die Überbrückung von Dürrejahren aufnehmen.
Ein weiterer Zweck war der gemeinsame Einkauf von Betriebsmitteln wie Saatgut sowie die gemeinsame Lagerung und der gemeinsame Verkauf von Agrarerzeugnissen. So konnte auch eine bessere Preisgestaltung erreicht werden.
In Österreich wurde die erste Raiffeisenkasse 1886 in Spitz an der Donau gegründet.
Bereits 1924 scheint im Reg. Genossenschaftsregister ein „Spar- und Darlehenskassenverein für die Ortsgemeinde Krumpendorf (im Ortsteil Krumpendorf) rGmuH“ auf. Dabei dürfte es sich um eine kleine „Wechselstube“ gehandelt haben, die in der Woche nur ein paar Stunden geöffnet war.


Die Wechselstube war zuerst in der ehem. Villa Auer (nun Villa Leopold, Arztpraxis Dr. Robert Kollermann, Hauptstraße 137) untergebracht. Ein kleiner Abgang zwischen dem ehemaligen Lebensmittelgeschäft Kreiner und der Villa Auer führte in ein kleines Büro, wo die Zahlstelle eingerichtet war. Erst 1958 konnten die beengten Räumlichkeiten verlassen werden und man zog in das Haus Dr. Heyn (Hauptstraße 141). Durch die wirtschaftliche Entwicklung in Krumpendorf und die zunehmende Bevölkerungszahl war aber auch diese „Wechselstube“ bald zu klein. So entschloss man sich zur Errichtung eines Neubaus und konnte 1965 in die Räumlichkeiten an der Hauptstraße 144 (jetziger Standort) einziehen. Dort nutzte man aber auch nicht alle Räume. Einen Teil hatte viele Jahre ein Friseurgeschäft angemietet. Erst ab 2020 erfolgte die Nutzung der gesamten vorhandenen Räume.
Anfang der 1930er Jahre dürfte Johann Wedenig vlg. Stich in verantwortungsvoller Position gewesen sein. Nach seinem Tod 1931 übernahm Hubert Filla diese Stelle, Filla war u.a. Schuldirektor und zu dieser Zeit auch Bürgermeister. Ihm folgte Christian Hasenbichler als Obmann, und danach dürfte auch August Mayrobnig in der Wechselstube tätig gewesen sein.
Nach dem 2. Weltkrieg änderte sich mehrmals die Struktur der Raiffeisen-Organisation. So war die Raiffeisenkasse Krumpendorf eine Zeitlang selbstständige Filiale, dann kam sie zur Raiffeisen-Bezirksbank Klagenfurt und schlussendlich ab 2018 zur Raiffeisen-Landesbank Kärnten. Die Geschäftsstelle hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen, hat doch die Kärntner Sparkasse ihre Zweigstelle auf eine reine Selbstbedienungsstelle reduziert und auch die Post ihr Geschäftsvolumen als Bank massiv verändert.


Langjährige Leiter der Raiffeisenzweigstelle in Krumpendorf waren u.a. auch Rudolf Pirker, Josef Unterluggauer und Margit Spitzer.
Kärntner Sparkasse
1819 wurde in Wien die „Erste österreichische Sparkasse“ gegründet. Mehrere Jahre später – nämlich 1834 – ergriff man auch in Klagenfurt die Initiative zur Gründung eines solchen Institutes. Der Landeshauptmann Josef Freiherr von Sterneck zu Ehrenstein-Daublebsky richtete am 9. November 1834 an die Bevölkerung den Appell, ein solches Institut durch ihre Mitarbeit ins Leben zu rufen. Die Sparkasse kann Sparbeträge gegen Verzinsung sammeln, die dann als Kredit wieder an die Bevölkerung vergeben würden. Hauptargument war ursprünglich, durch diese Kredite die nicht so begüterte Bevölkerung dazu zu animieren, die bisher in Klagenfurt durch Holzschindel gedeckten Häuser mit Steinziegeln zu decken und dadurch die Feuergefahr zu verringern.

Zur Gründung einer solchen Gesellschaft war ein Mindestkapital von 3.000 Gulden notwendig, das aber erst nach zähem Start aufgebracht werden konnte. Auch der Schlossherr von Krumpendorf, Thaddäus von Lanner, zögerte längere Zeit, einen Betrag von 50 Gulden beizuschießen. Dennoch konnte das Startkapital aufgebracht werden, die Sparkasse begann in Klagenfurt in der ersten Geschäftsstelle mit der Arbeit. Thaddäus von Lanner wurde am 20. Jänner 1835 zu einem der ersten Direktoren der Anstalt ernannt.
Lange Zeit später und nach erfolgreicher Entwicklung der Sparkasse entschloss man sich, auch in Krumpendorf eine Zweigstelle zu errichten. Diese Filiale fand sinnigerweise im ehemaligen Schloss-Stadel von Thaddäus von Lanner ihre Heimat und begann 1971 mit ihrer Tätigkeit.

Der erste Zweigstellenleiter war Eduard Mühlmann, der durch seine empathische Art und seinen Fleiß die Geschäftsstelle bald auf die Erfolgsspur bringen konnte. Viele Krumpendorfer begrüßten es, dass es nun neben der Raiffeisenbank ein zweites Geldinstitut im Ort gab. Die wirtschaftliche Entwicklung vor allem im Fremdenverkehr, der Bevölkerungszuwachs und die damit verbundene Bautätigkeit zog einen beträchtlichen Kapitalbedarf nach sich. Durch den florierenden Fremdenverkehr ergaben sich für die Mitarbeiter auch ungewöhnliche Geschäftszeiten, im Sommer hatte man auch an Samstagen den Schalter geöffnet. Damals gab es ja noch keinen Euro, die Sommergäste reisten meist samstags an und waren froh, dass sie ihre Heimatwährung – meist Deutsche Mark – rasch gegen den österreichischen Schilling wechseln konnten.
Weitere Aktivitäten wie das Schulsparen mit der Figur des „Sparefroh“, der Weltspartag und ein engagiertes Mitarbeiterteam brachten der Sparkasse in Krumpendorf weitere Erfolge.

Da der bisherige Filialleiter Eduard Mühlmann eine neue Stelle in Ferlach annahm, kam Wolfgang Schönlieb als neuer Zweigstellenleiter nach Krumpendorf. Er konnte den Bekanntheitsgrad der Sparkasse weiter ausbauen, denn er war einer der ersten Filialleiter, der erkannte, dass man auch als Bankbeamter zu den Kunden gehen musste, um erfolgreich zu sein. Er war meist unterwegs und konnte außer Haus viele Geschäfte anbahnen.
Die erfolgreiche Tätigkeit der Sparkasse in Krumpendorf zeigte sich auch darin, dass es mehrmals zu Umbauten bzw. Vergrößerungen kam. Bei einem dieser Umbauten wich man für zwei Monate in den angrenzenden Gasthof „Schlosskeller“ aus. Das hatte zur Folge, dass die Mitarbeiter und auch einige der Arbeitsgeräte ständig nach Öl „dufteten“, führte doch der Schlosskeller seinen Restaurant-Betrieb in dieser Zeit weiter und die Küche war dem „Bankschalter“ sehr nahe.


Nach 20 Jahren als Filialleiter erreichte Wolfgang Schönlieb das Pensionsalter, und zu dieser Zeit war schon absehbar, dass eine Verlagerung der Banktätigkeit auf elektronische Bankgeschäfte stattfinden würde. Selbstbedienungsautomaten entstanden, die Kunden waren für persönliche Gespräche nun gezwungen, Termine mit den Mitarbeitern zu vereinbaren. Auch in Krumpendorf verringerte sich dadurch der Mitarbeiterstab, bis man am 22. November 2019 den Schalterbereich endgültig stilllegte und die Kunden im Foyer der Zweigstelle ausschließlich mit den Selbstbedienungsgeräten „kommunizieren“ konnten. Für die persönliche Betreuung war ab dann die Kärntner-Sparkasse-Filiale in der Villacher Straße 165 zuständig. Diese Vorgangsweise wurde aber von allen Banken vorgenommen und war nicht eine alleinige Maßnahme der Sparkasse.

Da von mehreren Eigentümern schon länger die Absicht bestand, ihren Immobilienanteil am ehemaligen Schlossstadel zu verkaufen und dies auch die Zweigstelle in Krumpendorf betraf, zog die Sparkasse am 17.2.2023 in eine neue Selbstbedienungszone an die Moosburger Straße 1. Ob dies eine dauerhafte Lösung bleiben wird, wird sich zeigen.

Filale an der Haupstraße 149
schließt am 17.2.2023

Quellen Raiffeisen:
- Wikipedia, Geschichte Raiffeisen
- Genossenschaftsregister
- Raiffeisen-Marketing
- Gespräche mit Dr. Walter Heyn (von dem auch das Foto des Heyn-Hauses stammt)
- Heide Warlamis (geb. Fleischhauer), Margit Spitzer (Raika)
- Diverse Ausgaben der Tageszeitung „Freie Stimmen“
Quellen Sparkasse:
- Anton Kreutzer/Franz Pickert: Thaddäus von Lanner, Herausgeber Gemeinde Krumpendorf, 1971
- Sparkassen Marketing
- Mitarbeiterzeitschrift „Wir. Die Kärntner Sparkasse“, September/Oktober 1996
- Gespräche mit Barbara Haimburger, 2023