- Wie alles begann
- Der Name Koch kommt 1864 zum Hof
- Johann Koch (4.3.1868 – 14.11.1931)
- Hans Koch (13.3.1899 – 16.12.1969)
- Die goldenen Jahre des Tourismus
Wie alles begann
Krumpendorf liegt an einer wichtigen Verbindungsstraße. Schon die Römer kamen hier vorbei und ebenso Händler. An solchen Hauptverkehrswegen entstanden Tafernen, also Gasthäuser. Hier wurden Speis, Trank und Unterkunft gegen Bezahlung angeboten.
1496 findet eine Taferne (auch Taverne genannt) in Krumpendorf Erwähnung und zwei Huben (zwei normale Hofgrößen) in Leinsdorf, die der damalige Besitzer ebenfalls bewirtschaftete. Aufgrund der recht genauen Kenntnis der damaligen Höfe in Leinsdorf und der Erwähnung des Tafernenrechts kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass es sich dabei um das ehemalige Koch-Anwesen handeln muss.
Der ursprüngliche Gebäudekomplex bestand aus den Anwesen Hauptstraße 171-173 (Krumpendorf Nr. 12) und dem Badehaus an der Moosburger Straße 2. Mitten hindurch führte die Villacher Landstraße (heute Hauptstraße). Es war eine Gast- und Raststätte für Fuhrleute, denen ein großer Stall für deren Gespanne zur Verfügung stand.
Um 1600 bekam der Besitz den Vulgonamen Wipponig. Auf die Frage nach der Herkunft des Hausnamens Wipponig meint Prof. Dr. Heinz Pohl:
Dieser Name beruht auf dem slowenischen Vipavnik „an der / in Vipava wohnend“ bzw. „aus Vipava stammend“ (Wohnstätten- bzw. Herkunftsname), deren es zwei gibt:
(1) Wippa < slow. Vipava bei Albeck (heute nur mehr als Weiler, urkundl. 1261 Wippov, 1362 Wippevnik [wohl nach einem Hof]) und
(2) Vipava in W-Slowenien (westl.. Der Gewässername selbst ist germanischen (langobardischen) Ursprungs (ūp-ahwa, etwa „Berg- oder Gebirgsbach“).
Die Variante (1) ist wohl die wahrscheinlichere.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts tauchte auf dem Anwesen ein Johann Sabatnik auf, dem seine Frau Maria acht Kinder gebar. Beide erfreuten sich hohen Ansehens, sie fungierten häufig als Taufpaten oder Trauzeugen. Johann wurde auch mehrfach zur Abschätzung von bäuerlichen Anwesen herangezogen. Er ließ auch gegenüber seinem Wohnhaus an der Kreuzung Hauptstraße / Moosburger Straße ein Marterl errichten, das noch heute zu bewundern ist und unter Denkmalschutz steht.
Die Inschrift am Bildstock lautet: „Dises Creicz hat aufsezen und mallen lassen der Ersambe und beschaidne Hanns Säbetnig. Anno 1704“
Trotz des Kinderreichtums findet sich keines der Kinder als Inhaber der Hube in der nächsten Generation wieder. Danach tauchte Christian Aichwalder auf. Inzwischen gehörte die Wipponig Hube zum Schloss Krumpendorf. Als Christian Aichwalder die Hube seinem Vetter Nikolaus Sabatnig übergab, kostete dies 250 Gulden. Der Bauer war damals nicht Eigentümer seines Anwesens, sondern dieses gehörte der Grundherrschaft. Die Übertragung war auch an Bedingungen geknüpft. In der Urkunde für Nikolaus Sabatnig heißt es:
… dass er bei dem alleinseligmachenden römisch-katholischen Glauben bleiben, dagegen nicht handeln, ehrbar leben, der Herrschaft getreu und gehorsam sein, das Gut in gutem baulichen Stand erhalten, in den Waldungen außer dem Hausbedarf nichts abschlagen, nichts von seinem Gute verkaufen, versetzen oder vertauschen und auch keine Marksteine versetzen dürfe, ebenso das Gut innehaben und davon die jährlichen Reichnisse mit 63 Gulden 21 Kreuzern pünktlich und ohne Rückstand entrichten müsse. Sollte einer dieser Punkte nicht eingehalten werden, so falle das Gut ipse facto an die Grundherrschaft heim und der Bauer könne sich als abgestiftet betrachten, d.h. er müsse das Gut verlassen. Für ordentliche Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen wird andererseits dem Nikolaus Sabatnig herrschaftlicher Schutz und Schirm zugesichert.
Die Grundherrschaft regelte die Verfügungsgewalt des Grundherrn über das Land. Der Bauer war also nicht Besitzer seines Hofes. Erwerb und Ausübung der Grundherrschaften waren dem Landesfürsten, dem Adel und geistlichen Institutionen (Bistümer, Klöster) vorbehalten. Das feudale System wurde in Folge der Revolution 1848 abgeschafft und durch die Neuordnung mit Bezirken und Gemeinden ersetzt. Die Bauern wurden frei.
Aus dem Testament ist zu ersehen, dass Christian Aichwalder ein „wahrhaft reiches und großes Bauerngut mit einer vorbildlichen Wirtschaft“ hinterlassen hat.
Aus der Ehe von Nikolaus Sabatnig gingen fünf Kinder hervor. 13 Jahre hatte er das Gut inne. Er starb mit 48 Jahren. Seiner Frau und den drei noch lebenden Kindern hinterließ er ein reiches Anwesen, das er in gutem Zustand erhalten hatte. Erforderliche Reparaturen und Neubauten waren durchgeführt, und er hatte nicht nur eine Gastwirtschaft, sondern auch eine Bierbrauerei und eine Branntweinbrennerei betrieben. An Dienstboten lebten auf dem Hof ein Ochsen- und Rossknecht, eine Schweine- und eine Kuhdirn, sowie eine Kindermagd. Er hinterließ keine Schulden, hingegen eine Reihe von Außenständen. Als seinen Nachfolger hatte er seinen Sohn Josef bestimmt. Da dieser noch Kind war, wurde seine Mutter Vorhauserin, bis er das Erbalter erreichen würde. Mit 13 Jahren starb Josef jedoch nach einjähriger Krankheit. Sein Bruder Ignaz wurde sein Nachfolger.
Im Jahre 1795 wurde die Übergabe an Ignaz Sabatnig vollzogen. Dafür sollte Ignaz den Betrag von 250 Gulden Ehrung (Übertragungsgebühr) an die Schlossherrschaft zahlen. Da er die Summe nicht aufbringen konnte, bat er um eine unparteiische Hubenschätzung. Diese fiel leider zu seinen Ungunsten aus. Wieder stellte er ein Ansuchen auf Herabsetzung der Ehrung. Letztlich wurden ihm 30 Gulden erlassen. Der Wert des Anwesens war während der Vorhauserschaft seiner Mutter zurückgegangen. Im darauffolgenden Jahr heiratete Ignaz Ursula Gandolfer aus Leinsdorf.
Wie seine Mutter war auch er kein besonders guter Wirtschafter. Er begann mit dem Verkauf von Gründen und er belastete das Anwesen mit Schulden. Obwohl es damals schwer war, Gründe zu verkaufen, da die Grundherschaft darüber wachte und dem Verkauf zustimmen musste, gelang es Ignaz, dies durchzusetzen. Er begann auch das Gut mit Schulden zu belasten, die er selbst nicht mehr zurückzahlen konnnte und die er daher seinen Nachkommen vererbte. Ursache dafür war mitunter die unrentable Führung der Gastwirtschaft, denn ein Teil seiner Schulden belief sich auf nicht bezahlte Lieferungen von Wein und Branntwein. Ob die durchziehenden napoleonischen Truppen zu dieser Schieflage beitrugen, ist nicht mehr festzustellen.
1815 nahm Ignaz ein Darlehen von 2000 Gulden auf. Um das Darlehen abzusichern, wurde das Wipponig-Gut geschätzt. Er bekam das Geld und auch weitere kleinere Summen. Als jedoch 1828 die Rückzahlung der 2000 Gulden eingeklagt wurde, rettete ein neuer Geldgeber das Anwesen. Diese unliebsame Erfahrung veranlasste wohl Ignaz Sabatnig dem neuen Besitzer des Schlosses Krumpendorf, Thaddäus von Lanner, das ganze Wipponig-Gut mit der Landwirtschaft für 260 Gulden jährlich zu verpachten. Die Rechnung ging nicht auf. Er fand mit den 260 Gulden nicht sein Auskommen und geriet immer weiter in die Schuldenfalle. Lanner übernahm sämtliche Schulden Ignaz Sabatnigs und konnte damit eine Verlängerung des Pachtvertrages erreichen. Es wurde auch festgelegt, dass der Sohn, Ignaz der Jüngere, sollte er das Anwesen übernehmen, das Bier ausschließlich von Lanner zu beziehen hatte.
Aufgrund der Verordnung von Kaiser Franz II. zur Erhebung einer Grundsteuer wurde der noch heute gebräuchliche Kataster (Franziszeischer Kataster) erstellt. Die Vermessungsarbeiten im Kronland Kärnten fanden von 1822-1828 statt. Diese ergaben für das Wipponig Gut folgenden Grundbesitz:
Bezeichnung | Joch | Klafter |
Bauflächen | 545 | |
Garten | 446 | |
Acker | 15 | 138 |
Wiese | 12 | 929 |
Weide | 840 | |
Niederwald | 1 | 1463 |
Hochwald | 9 | 394 |
——– | ———– | |
Summe | 39 | 1555 |
Gesamtfläche: 23 Hektar |
Zur Umrechnung der Maße:
1 Joch = 1600 Klafter (Quadratklafter) = 0,575 ha
1 Klafter = 3,5979 m²
1839 übergab der Vater seinem Sohn Ignaz die Wipponig-Hube, da er sich aus Altersgründen zur Führung der Wirtschaft nicht mehr in der Lage sah. Im selben Jahr ehelichte Ignaz Maria Mairobnig. Er führte das Wipponig-Anwesen offenbar in klügerer Weise, so dass er in den ersten 20 Jahren keine neuen Schulden machte. Die hohe Belastung von 2357 Gulden, die er von seinem Vater geerbt hatte, konnte er allerdings nicht abtragen. 1860 übernahm Franziska von Lanner die Schulden, die ihr Vater einst übernommen hatte sowie weitere 1000 Gulden, die Ignaz sich zwischenzeitlich von Martin Wakonig geliehen hatte. Sie verlängerte den Pachtvertrag für das Wipponig-Gut und gewährte Ignaz S. weitere Darlehen. Im Herbst 1863 starb er.
Der Name Koch kommt 1864 zum Hof
Die Hube ging 1864 auf seine Tochter Elisabeth (1839-1911) über, die am 18.1.1864 den 23-jährigen Josef Koch heiratete. Geboren war Josef in der Joschapkeusche in Drasing 4 (heute Almweg 34). Bei der Heirat war sein Vater bereits Besitzer der Pörnehube zu Hojabitsch (Pirnig in Hohenfeld). So kam der Name Koch zum Wipponig. Durch die Heirat konnten die 1000 Gulden an Martin Wakonig zurückgezahlt und auch andere Darlehen getilgt werden. Durch den Eisenbahnbau kam es zu größeren Grundstücksverkäufen. Die vollständige Rückzahlung der Altschulden erfolgte erst 1885. Der Ehe entstammten die Tochter Elisabeth (1866-1943) und die Söhne Johann (1868-1931) und Hermann (1871-1902).
Mit Josef Koch war wieder ein fähiger Wirtschafter eingezogen. Er verstand es, klug zu wirtschaften und das Vermögen zu vermehren. Er ermöglichte durch eine große Stiftung den Neubau der Krumpendorfer Volksschule 1874. Er war auf dem besten Wege das Anwesen zu wirtschaftlicher Blüte zu führen, als er tragischerweise aus dem Leben gerissen wurde. Am 26. Mai 1875 verstarb er mit nur 34 Jahren, nachdem er wohl versucht hatte, einen Streit zwischen Bahnarbeitern in seiner Gaststube zu schlichten.
Das Wipponig-Anwesen wurde 1877 an die Witwe Elisabeth, verehelichte Wedenig, eingeantwortet. Während der 33 Jahre ihrer Hofinhaberschaft belastete sie die Hube mit neuen Schulden, die teilweise erst 1922 durch die Inflation gelöscht werden konnten und sie reduzierte durch Grundstücksverkäufe den Besitz erheblich. Sie veräußerte u.a. Seegrundstücke an Kapitän Johann Heinrich Scherrl, der darauf die Villa Scherrl (heute Kinderwunschklinik Szalay) erbaute. In ihre Zeit fallen auch die Verkäufe der Grundstücke, auf denen die Villen Schöller I, II und III (Hauptstraße 80, 82, 84) erbaut wurden, sowie die Villa Katharinenheim (Hauptstraße 78).
Auf tragische Weise verunglückte ihr Sohn Hermann Koch. Man erzählte sich, dass er eines Nachts beim Brennteln von der Leiter fiel oder sprang, auf Bierfässern landete und sich dabei die Wirbelsäule brach. Er war daraufhin querschnittsgelähmt. Es folgte ein Martyrium. Er war ans Bett gefesselt zum Pflegefall geworden. Schmerzen und offene Wunden durch Wundliegen machten seine letzte Zeit zur Qual. Am 27. September 1902 starb er.
Seine Schwester Elisabeth heiratete den Briefräger Spick. Der Ehe entstammen fünf Kinder: Antschi, Milli, Mitzi, ein Sohn, der im 1. Weltkrieg fiel, und Hans, der in die USA auswanderte. Die Familie wohnte in einer winzigen Wohnung über der Reßmann-Schmiede. Antschi kam schon als Kind zu ihrem Onkel Hans Koch, wo sie bis auf die Zeit einer Kochlehre im Hotel „Kaiser von Österreich“ in Klagenfurt beim Haus verblieb und als Köchin in der Gastwirtschaft und im Hotel tätig war. Sie starb 1992 mit 92 Jahren.
Auf dem Wipponig-Gut wurde um die Jahrhundertwende ein Umbau des Haupthauses vorgenommen.
Johann Koch (4.3.1868 – 14.11.1931)
Er besuchte die Volksschule in Krumpendorf und absolvierte danach eine Lehre zum Fleischer und Selcher. Er hatte nach seiner Lehrzeit kurze wechselnde Anstellungen bei Fleischern in Klagenfurt und Pörtschach. Bei seiner Heirat 1899 war er Fleischhauermeister. Er führte den Gasthof und die angeschlossene Fleischerei weiter. In seinem Reisepass, den er sich im Mai 1920 ausstellen ließ, ist nur mehr Gashofbesitzer als Beruf vermerkt.
Die vom Bezirkshauptmann am 10. August 1899 genehmigten Preise des Gasthauses für Speisen und Getränke zeigen, was im Gasthaus serviert wurde. So kostete ein Menü bestehend aus Suppe, Fleisch und Zuspeis 24 Kreuzer, Geselchtes 16 Kreuzer, Salami 20 Kreuzer und Käse 10 Kreuzer. Für einen Kaffee bezahlte man 10 Kreuzer, für 1 Liter Wein 48 Kreuzer und für einen halben Liter Bier oder Most 8 Kreuzer.
Der Gulden zu 100 Kreuzer war noch bis 1900 im Umlauf, obwohl er bereits 1892 durch die Krone ersetzt wurde. Mit dem historischen Währungsrechner der Österreichischen Nationalbank kann der Wert eines Gulden von 1899 mit 14,29 € angegeben werden. Nach heutiger Währung bezahlte man für ein Menü bestehend aus Suppe, Fleisch und Zuspeis 3,43 €, für ein Krügl Bier 1,14 € und für einen Kaffee 1,43 €.
Die Fleischerei wurde später in der Zwischenkriegszeit an den Fleischer Georg Zirnig vermietet, bevor dieser dann im ehemaligen Stallgebäude des Schlosses Krumpendorf (Hauptstraße 151) seinen Betrieb weiter führte. Eine Zeitzeugin erinnert sich: „Wir wohnten damals in der Streicher Villa an der Moosburger Straße. Wenn meine Mutter Fleisch bestellte, rief sie beim Zirnig an. Ich musste dann hinunter an die Hauptstraße gehen und warten. Sobald er mich sah, kam er über die Straße und überreichte mir die bestellte Ware.“
22-jährig trat Johann Koch in die Freiwillige Feuerwehr Krumpendorf ein und war 1897-1899 und 1913-1927 ihr Kommandant. 1927 wurde er zum Ehrenhauptmann ernannt.
Auch in der Gemeindepolitik engagierte er sich. Er wurde 1918 zum Bürgermeister gewählt und bekleidete das Amt bis 1925.
1899 heirateten Johann Koch und Anna Hirschl. Sie lernten sich kennen, als Anna als Dienstmädchen mit ihrer Herrschaft auf Sommerfrische in Krumpendorf war. Aus der Ehe ging ein Sohn, Hans Koch, hervor.
Der Gasthof war für Krumpendorf ein zentraler Ort. Hier trafen sich die Vereine, hier wurde Politik betrieben, gesungen, Hochzeiten gefeiert, Feuerwehrtreffen veranstaltet, das Wanderkino gab Vorstellungen, Neuigkeiten wurden ausgetauscht und Karten gespielt. Eine typische Szene zeigt das nachfolgende Bild aufgenommen in der Gaststube beim Koch.
1910 übergab Elisabeth das Anwesen ihrem Sohn Johann, der bereits als Geschäftsführer tätig war. Er führte die Grundverkäufe seiner Mutter schon im ersten Jahr seiner Hofinhaberschaft fort. So verkaufte er den Grohar-Grund an der Hauptstraße 165 und einen Seegrund an Dr. August Adametz. Die Verkäufe gingen sogar soweit, dass er während der Inflationszeit 1922 eine Wiesenparzelle für 4.000.500 Kronen verkaufte. Zu den Grundverkäufen kamen auch noch Darlehen in beträchtlicher Höhe. Diese Handlungsweise war wohl ausschlaggebender Grund für die Familie, Johann Koch 1928 entmündigen zu lassen. Zum Kurator (Sachwalter) wurde Schuldirektor Hubert Filla ernannt. Er führte die Finanzen und war aufgrund der hohen Schuldenlast ebenfalls zum Verkauf von Gründen gezwungen. 1929 endete die Sachwalterschaft mit der Übernahme des Hofes durch den gleichnamigen Sohn Johann (Hans) Koch.
Hans Koch (13.3.1899 – 16.12.1969)
Auch er ging in Krumpendorf zur Schule. Die Lehre als Fleischer machte er in Wien, übte diesen Beruf aber nie aus. Seine Leidenschaft in jungen Jahren galt dem Motorradsport und Pferden. Er fuhr Rennen und auch privat war er mit seinem Motorrad mit Beiwagen gerne unterwegs. Er hatte ein Pferd in der Kriau in Wien, das auch bei Rennen lief.
Hans Koch heiratete 1929 Maria Melcher und im selben Jahr übernahm er das Anwesen mit erheblichen Belastungen.
Er musste daher Grundverkäufe vornehmen. Gleichzeitig versuchte er durch Ankäufe bzw. Tausch landwirtschaftlicher Flächen die wirtschaftliche Basis des Betriebs zu stärken.
Der Verkauf von Grund und Boden setzte sich fort. 1939 gelang ihm ein rettendes Geschäft: Der Verkauf von rund 2 Hektar an der Hauptstraße 193 zu einem Preis von 3,50 Reichsmark pro Quadratmeter an das Deutsche Reich (Polizeiverwaltung) für insgesamt 71.536,50 RM. Zweck des Erwerbs war die Errichtung einer Kaserne „im Interesse der Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit von Klagenfurt und Umgebung“. Hans Koch konnte mit dem Kaufpreis seine ganze Liegenschaft lastenfrei stellen. Nach Tilgung aller Schulden blieb ein Rest von 2.206,58 RM. Nach dem Krieg wurde die Kaserne zur Gendarmerieschule und mit der Übernahme durch die Polizei 2005 zur Polizeischule.
In den Folgejahren wurden das Wirtschaftsgebäude zu einem Hotelgebäude (Hauptstraße 171) als Erweiterung des Gasthofes umgebaut und ein neues Stallgebäude weiter südlich errichtet sowie landwirtschaftliche Flächen günstig erworben. Der Grundbestand umfasste damals 8 Hektar.
Im Hof an der Hauptstraße befand sich eine öffentliche Waage. Sie war so groß, dass Pferdefuhrwerke, Vieh und sonstige Lasten darauf gewogen werden konnten. Man stellte den Pferdewagen auf eine bewegliche Plattform, das Pferd stand auf festem Grund. Dann ging man in ein kleines Häuschen, um das Gewicht abzulesen. Ende der 1940er Jahre musste die Waage dem Bau der Kerzenstube weichen.
Der Zweite Weltkrieg machte erstmals alle weiteren Pläne zunichte. Aber auch während des Krieges beherbergte das neu errichtete Hotel Gäste.
Lieber Richard!
Senden Dir eine Ansicht vom Haus von rückwärts, ist sehr schön geworden auch innen ganz fertig und schon bewohnt. Haben für 26 Fremde Platz und auch noch 4 Jahreswohnungen. Es war zwar eine große Arbeit und viel Sorge. Sonst lieber Richard geht es uns gut, haben sehr viel zu tun und sehr viel Gäste, mittags bis 100 am Abend bis 150….
Brief der Familie Koch mit Fotos
An den Gasthof und den Ober Werner Szuchy beim Koch erinnert sich die Krumpendorfer Schriftstellerin Helga Duffek-Kopper in ihrer biografischen Erzählung „Die Villa Mathilde“.
In den großen, den ältesten Gasthof, kehrten die feineren Leute ein und die Ausflugsgäste aus der Stadt. Wir gehörten nur zeitweise dazu, vor allem sonntags, wenn die Mutti nicht kochen wollte. „Wir gehen ins Gasthaus essen“ war immer eine festliche Angelegenheit mit einem Hauch von unanständiger Verschwendung. Ich mußte die drückenden Lackschuhe, weiße Söckchen und das duftige Ostereierkleid mit den vielen Rüschen anziehen, das später alle meine Schwestern als Festtagskleid weitertrugen. Bei schönem Wetter saßen wir an einem weißgedeckten Tisch im Gastgarten. Während wir auf die Suppe warteten, die aus schweren Messing- oder Silbertassen in Porzellanteller mit dem Wappen des Gasthauses gekippt wurde, fielen die Kastanienblüten in die weißgefaltelten Stoffservietten und in die Suppenteller.
Mir war ganz feierlich bei der Leberknödel-, Frittaten- oder Grießnockerlsuppe. Ich fühlte mich sehr bedeutend, wenn der Ober, der „Herr” Werner, mich höflich mit „kleines Fräulein” ansprach. Seine Höflichkeit kam von Herzen, er behielt die Herzensbildung auch in jenen Jahren, als der Gast nicht mehr König, sondern hungernder Bittsteller war.
Am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reichs zogen die britischen Truppen in Kärnten ein. Am 21. Mai 1945 wird der komplette Besitz den Briten übergeben.
Ausgenommen von der Beschlagnahme sind folgende Privaträume der Familie Koch:
- 1 Zimmer für die Mutter des Herrn Koch
- 1 Abstellraum
- 1 Kabinett
- 1 Bügelzimmer
- 1 Schlafzimmer
- 1 Kinderzimmer
- Dachboden
Gemäß einem Schreiben vom 21.3.1949 vom Amt der Kärntner Landesregierung, Besatzungskostenstelle, wird für den beschlagnahmten Besitz des Hans Koch eine monatliche Vergütungssumme von 2.107,- Schilling bezahlt.
Grete Eberhard (geb. Koch) schildert die Zeit der Besatzung:
Nach dem Zusammenbruch ist eine Abordnung der Engländer gekommen. Es wurden Zimmer und Unterkünfte für die Besatzungssoldaten gebraucht. Das Anwesen wurde beschlagnahmt. Dann hieß es: „Wer ist von der Familie da?“ Das waren die Omi, eine Tante, die Mutti, der Papa und wir zwei Kinder. Alle mussten arbeiten. Den Papa hat man im Haus wegen der Landwirtschaft gerade noch geduldet. Der Hansl ist mit 17 in die Hotelfachschule in die Steiermark gekommen, ich kam mit 10 Jahren ins Internat zu den Klosterschwestern der Ursulinen nach Klagenfurt. Im Haus wohnte nur, wer arbeiten konnte. Die Omi, die Tante und die Mutti haben 450 Schilling verdient. Die Omi haben sie aber dann bald in Pension geschickt. Das Kloster hat damals 350 Schilling gekostet.
Es wurde eine Autowerkstatt eingerichtet und auch eine Verwaltung, dann kam die ENSA (Anm.: Entertainments National Service Association). ENSA war eine Organisation, die für die Unterhaltung der Britischen Streitkräfte sorgte. Künstler, die im Stadttheater Klagenfurt auftraten, wohnten hier. Sie wurden zu ihren Auftritten gebracht und danach wieder abgeholt. So waren z.B. Bob Hope hier oder der Borra, ein Zauberkünstler und Bühnentaschendieb sowie viele italienische Künstler.
Borra trat 1948 mit einer Show im Stadttheater Klagenfurt auf.
Anders verhält es sich bei Borra, der am Donnerstag seine Premiervorstellung im Klagenfurter Stadttheater gab. Für Borra sind diese Trickvorführungen, die er im perfekten Ausmaß beherrscht, nur ein „Rahmenprogramm“ sozusagen ein Mittel zum Zweck. Denn Borra ist zu allererst der „König der Taschendiebe“, wovon sich ein volles Stadttheater zum „Leidwesen“ vieler Zuschauer überzeugen konnte. Kartenspielend und Ping-Pong-Bälle „verschluckend“ wandelte Borra durch das Auditorium und nahm mit einer verblüffenden Leichtigkeit diversen Damen die Armbanduhr und deren erstaunten Ehehälften zu gleicher Zeit die Brieftasche ab. Auch Hosenträger, Krawatten und Augengläser verschwanden in seiner Tasche, ohne dass die ursprünglichen Besitzer etwas davon bemerkten. Das Publikum war 50 Minuten lang von den Kunststücken des charmanten Taschendiebes begeistert und verblüfft.
Volkswille, 12.6.1948
Als diese Phase vorbei war, wurde es zum „Married Family Hostel“, also eine Unterkunft für verheiratete Familien. Wenn ein Engländer eine Österreicherin heiratete, konnten die beiden nicht sofort nach England, sondern mussten warten, bis sie die erforderlichen Papiere zusammen hattten. Während dieser Zeit haben sie bei uns gewohnt wie Major Day und seine Frau, eine Wolfsbergerin. Beide sind mir noch gut in Erinnerung.
Auf dem Anwesen waren untergebracht: das Hauptquartier „95 HQ. C.S.E.U.“, ein Lokal mit dem Namen „The Dart Inn“, eine Unterkunft für Gäste, die Buchführungsabteilung und das Offizierskommando mit den zugehörigen Fahrzeugen und Werkstätte.
Der erste eigene Betrieb, den die Familie mit Erlaubnis der Briten etablieren konnte, war 1949 das Café Koch, die Kerzenstube.
Die Kerzenstube, aus der Not der Nachkriegszeit geboren, entwickelte sich mit dem gemütlichen Gastgarten an der Hauptstraße zu einem wahren Publikumsmagneten.
Hier geht es zur Fotogalerie Café Koch Kerzenstube.
Johann Koch sen. war von 1959 bis 1969 Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Krumpendorf. Er setzte sich sehr für die Kameradschaft ein. In seiner Zeit als Kommandant fällt 1963 der Bau des Rüsthauses gegenüber der Volksschule sowie die Anschaffung eines Tankwagens 1969.
Die goldenen Jahre des Tourismus
Noch während der Zeit der Besatzung ist nachfolgendes Luftbild 1952-53 aufgenommen worden. Es zeigt das noch unverbaute Anwesen mit einem großen Obst und Gemüsegarten begrenzt im Osten durch einen schmalen Gehweg (heute Bachsteg), im Süden durch den Bachweg, im Westen durch die Kochstraße und im Norden durch die Hauptstraße. Das zweite Luftbild zeigt den Grad der Verbauung 2019 sowie die Zerstückelung des ehemaligen Stammbesitzes.
Die stetig wachsenden Gästezahlen nach dem Krieg ließen das touristische Potenzial des Ortes erkennen, so dass als Erweiterung des Hotelbetriebs an der Hauptstraße der Baubeginn des Seehotel Koch, Parkweg 3, erfolgte. Die Fertigstellung und Eröffnung war 1955. Das Hotel war von Anfang an ein begehrtes Sommerziel.
Hier geht es zur Fotogalerie Seehotel Koch mit Aufnahmen kurz nach der Eröffnung.
Nach Abzug des Britischen Militärs 1955 erfolgte ein Jahr später nach umfangreichen und kostspieligen Renovierungen die Wiedereröffnung des Gasthofes. 10 Jahre Besatzung waren zu Ende.
Die Fotogalerie Gasthof und Hotel Koch zeigt die Räumlichkeiten frisch nach der Renovierung. Einige werden sich noch daran erinnern.
1956 heirateten Hans Koch jun. und Johanna Kogler. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, Hans und Gerald.
1958 erwerben Hans Koch sen. und seine Frau Maria ein zweites Seegrundstück am Koschatweg 19. Das Gästehaus Koch wurde errichtet. Fotogalerie Gästehaus Koch.
1962 übergab Hans Koch sen. den Stammbetrieb an der Hauptstraße seinem Sohn und führte mit seiner Frau nur noch die Seebetriebe weiter.
1965 wurde die neue Küche sowie der modernisierte Wohnbereich für die Familie fertig gestellt.
1966 errichtete Hans Koch jun. eine Sportkegelbahn mit Kärntner Stüberl in einer sehr aufwendig gestalteten Holzoptik. Mit der Kegelbahn wurde eine dritte Ausschank zusätzlich zum Gasthof und der Kerzenstube geschaffen. Gerne wurde in der Kegellbahn bis in die Nacht gekegelt, gefeiert und zusammmen gesessen. Auch prominente Gäste wie der ehemalige Bundeskanzler Josef Klaus ließ es sich nicht nehmen, sein Können beim Kegeln unter Beweis zu stellen.
1968 erfolgte die Renovierung und Vergrößerung des Stammbetriebs. Mit der Eröffnung der neu ausgebauten Gast- und Gesellschaftsräume startete das Hotel Koch in die Saison. Bei einer kleinen Feier mit allen beteiligten Firmen und der Gemeinde. Bgm Neidhardt sprach seine Glückwünsche zum gelungenen Werk aus und äußerte den Wunsch , dass noch viele Generationen hinaus das Haus Koch eine Heimstätte der Geborgenheit sein möge.
Im Dezember treffen die Familie zwei schwere Schicksalschläge. Am 12 Dezember stirbt Anna Koch, die Mutter von Hans Koch mit 90 Jahren. Vier Tage später erleidet ihr Sohn einen Herzinfarkt, den er nicht überlebt. Er wurde 70 Jahre alt. Beide sind im Familiengrab am Friedhof in Pirk bestattet.
Hans Kochs große Leidenschaften waren die Feuerwehr und die Jagd, in die er einen großen Teil seiner Energie, Zeit und finanziellen Mittel steckte. Bereits als Jugendlicher war er während des Krieges bei der Jungfeuerwehr gewesen. 1970 wurde er in 3. Generation zum Kommandanten der FF Krumpendorf gewählt und bekleidete diese Position bis 1987. Er war auch Abschnittskommandant und später Bezirkskommandant. Die Feuerwehr hatte für ihn einen sehr hohen Stellenwert. So setzte er als erster am Wörthersee ein Feuerwehrboot ein. Die Ölwehr geht auf ihn zurück, ebenso die 3M-Streifen zur besseren Sichtbarkeit bei Dunkelheit. Seine größte Innovation aber war die Gründung der Feuerwehrsternfahrten, die bis heute ausgetragen werden.
Als Kommandant der FF Krumpendorf erkannte er die Bedeutung einer Wasserrettungseinsatzstelle. Krumpendorf hatte drei Bäder. Er fand rasch eine Mannschaft, erste Ausbildungen wurden durchgeführt und seit damals ist die Wasserrettung in Krumpendorf aktiv. Auch das Fußballteam des KSK Krumpendorf wurde als Werbeträger für das Hotel gewonnen.
Seine vielen Funktionen und die damit verbundenen Aktivitäten und Verpflichtungen bedingten jedoch eine hohe Abwesenheit und eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung für den Betrieb. Es ist Johanna Koch zu verdanken, dass der Betrieb unter diesen Bedingungen über viele Jahre zusammen gehalten wurde und Leitbetrieb und Aushängeschild des Ortes war.
Die Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie Landesleitung Wien veranstaltete 15 Jahre lang (1964-1979) Arbeitstagungen in Krumpendorf und das dazugehörige Festessen fand dann im Hause Koch statt. An diesen Festessen nahmen Bruno Kreisky, Anton Benya und Hannes Androsch teil.
Zu den treuen Stammgästen gehörten u.a. die Familie Alois Mock, ehemaliger Vizekanzler, Unterrichts- und Außenminister, Fernsehstar und Publikumsliebling Heinz Conrads, sowie Filmstar und Komiker Gunther Philipp.
1970/71 wird der Neubau mit 16 Zimmern und einer Verbindung zum Haupthaus errichtet. Somit stand eine erweiterte Zimmerkapazität zur Verfügung. Damit wuchsen aber auch die Bankschulden.
Mit der Übergabe des Seehotels 1978 von Maria Koch an ihren Sohn Hans (das Gästehaus Koch erhielt ihre Tochter Grete), wurden auch Altschulden, die teilweise noch von den Baukosten des Gästehauses stammten, übernommen.
Obwohl das Seehotel von Mai bis September stets ausgezeichnet gebucht war, reichten die Einnahmen nicht, den Schuldenberg abzubauen. Versuche, den Gast- und Hotelbetrieb an der Hauptstraße dauerhaft zu verpachten, blieben erfolglos. Hans Koch sah sich gezwungen, den Besitz stückweise zu veräußern und letztendlich den Betrieb zu schließen.
Erschwerend kamen private Probleme hinzu, so dass Hans Koch aus Kärnten weg zog. Erst in den letzten Lebensjahren kehrte er zurück und wohnte in Wolfsberg, wo er 2016 verstarb. Die Feuerwehr Krumpendorf setzte ihm einen Gedenkstein im Florianipark.
Quellen:
- Geschichte des Gasthofes Koch vulgo Wipponig zu Krumpendorf, Dr. Karl Dinklage
- Gespräche mit Johanna Koch, 2019, 2020
- Gespräche mit Grete Eberhard (geb. Koch), 2019, 2020
- Archiv der FF Krumpendorf
- Schulchronik Krumpendorf
- Kaufvertrag der Liegenschaft Hauptstraße 193, Polizeischule