Das war in den 1970er und 1980er Jahren ein geflügeltes Wort in Krumpendorf. In einer Zeit, in der es noch kein Handy gab, in der zu Hause die Eltern über das Drittel- oder Halbtelefon wachten, war es vor allem für die Jugend selbstverständlich, dass man sich ohne viele Worte beinahe täglich traf – beim Willi Paulitsch am Minigolfplatz!
Das war natürlich manchem Elternteil ein Dorn im Auge: Etwas außerhalb des Ortszentrums gelegen – was war dort so interessant, dass sich der Nachwuchs dort immer traf, da waren die jungen Leute doch außerhalb jeder Kontrolle?! Das war ja wohl sehr verdächtig!
Es gab nicht wenige Eltern, die oftmals im Nahbereich des Minigolfplatzes Paulitsch um die Ecke lugten, um zu sehen, was an dem Lokal so interessant war.
Was war denn so interessant beim „Willi“?
Erstmals gab es in Krumpendorf ein Lokal, in dem junge Leute willkommen waren, wo ein freundlicher Gastwirt auf die Jugend einging, der aber auch darüber wachte, dass es zu keinen Ausschreitungen kam. Zu der Zeit waren junge Leute in Lokalen meist unerwünscht: Die finanziellen Möglichkeiten der Jugend waren bescheiden, daher wollte man sie in den „nobligen“ Lokalen nicht sehen.
Doch Willi, geboren am 14.1.1924, bot noch weitere Dinge an: Die ersten Flipper-Kästen, einen elektronischen Enten-Schießstand, einen Billard-Tisch, und selbstverständlich nicht zu vergessen den Minigolfplatz. Für Kartenspieler war auch gesorgt, und so herrschte jeden Tag von Mai bis Oktober ein reges Treiben beim „Willi“. Das Wichtigste für alle Paulitsch-Gäste war aber – die Kommunikation! Es war nicht notwendig, ständig auf einem Handy herumzufummeln und zu fragen: „Wo bist denn Du?“ Man wusste eh wo alle waren – beim Willi! Es wurde diskutiert, geblödelt und gelacht! Die gute Stimmung sprach sich herum und viele Sommergäste (damals gab es noch welche!) nahmen das Angebot eines gemütlichen Abends beim Willi gerne in Anspruch. So entstanden auch Freundschaften, die oftmals viele Jahre Bestand hatten.
In den Wintermonaten hatte Willi geschlossen, dafür war das Lokal zu klein und auch baulich nicht geeignet. Willi war in späteren Jahren mit seiner Frau Dagmar ein begeisterter Spanienurlauber mit einer Wohnung in Altea und hielt sich in der kalten Jahreszeit im sonnigen Süden auf. Gewohnt hat die Familie Paulitsch im Apartmenthaus am Obirweg, gleich hinter dem von der Familie Prettner gepachteten Grundstück, auf dem der Minigolfplatz war.
In diesem Haus gab es auch einige Apartments, die vor allem an Stammgäste vermietet wurden.
Wie kam es dazu, dass es den Willi Paulitsch in Krumpendorf gab?
Bevor die Familie Paulitsch Ende der 1960er Jahre Apartmenthaus und Lokal am Obirweg errichtete, betrieb sie viele Jahre lang in Maria Wörth in zentraler Lage sehr erfolgreich eine Hendlbraterei. Bereits dort war „der Willi“ sehr beliebt und hatte viele Stammgäste, darunter auch bekannte Persönlichkeiten!
Sofort nach Fertigstellung von Haus und Minigolfplatz in Krumpendorf startete Willi mit großem Engagement durch. Am Golfplatz wurden u.a. gemeinsam mit dem Fremdenverkehrsverein Golfturniere für Gäste durchgeführt, die sich großer Beliebtheit erfreuten.
Mit großem Ehrgeiz konnte sich die Jugend auch an den diversen Spielgeräten messen, an den Flipperkästen oder auch am Billardtisch. Ursprünglich standen direkt an der Südseite ein paar Flipperkästen, bald aber gab es an der Nordseite des Lokals einen Zubau, in dem die Geräte geschützt untergebracht waren.
Einen großen Schock erlitt Willi Paulitsch 1973, als plötzlich seine Frau verstarb. Die Stammgäste trauerten mit ihm, vermutlich gab aber die Gemeinschaft mit seinen Freunden Willi die Kraft, das Lokal bald wieder zu öffnen und weiter zu betreiben.
Einige Jahre später lernte Willi Paulitsch bei einem Besuch in Spittal an der Drau Dagmar Forster kennen, die damals zuerst in einem Café arbeitete, bald danach bei Sport Gulle eine Beschäftigung fand. Viele Fahrten brauchte Willi, bis er Dagmar endlich überreden konnte, zu ihm nach Krumpendorf zu ziehen.
Durch ihre fröhliche und aufgeschlossene Art passte Dagmar wunderbar in das kleine Lokal am Minigolfplatz und brachte rasch auch neue Ideen ein. So waren ihre „Pinchos“ bald weitum berühmt, ein bekannter Krumpendorfer soll sogar einmal 23 Stück dieser Fleisch-Spieße vertilgt haben! Zusätzlich bereitete Dagmar für größere Runden die delikate Paella zu, die ebenfalls viel Anklang fand.
In den Folgejahren verband der Erfolg im Lokal und der gemeinsame Aufenthalt in Spanien Dagmar und Willi immer mehr, sodass die beiden 1982 heirateten. Willi übergab dann den Betrieb 1985 an Dagmar, obwohl er sich nicht ganz zur Ruhe setzte. Er nahm sich einfach etwas mehr Zeit für sein geliebtes Kartenspiel.
Ein Glück für das Lokal war in der Zeit auch die Anstellung von Rosi Lenasi. Rosi war ein Wirbelwind, der bestens in das Lokal passte, das in der Zeit den Namen „Bodega“ erhielt – für die Stammgäste blieb es aber bei der alten Bezeichnung – wir treffen uns beim Willi!
Auch in den Folgejahren war die Stimmung im Lokal immer bestens. Es gab einen fixen Treffpunkt, wo man mit netten Leuten reden und auch das eine oder andere Spielchen machen konnte.
Auch die Krumpendorfer Vereine wurden gerne und oft unterstützt, hier ein Beispiel auf einem Plakat der Wasserrettung.
Als dann im Jahr 1990 Willi Paulitsch verstarb, übergab Dagmar Paulitsch Lokal und Minigolfplatz an Rosi Lenasi, die dann gemeinsam mit ihrem Freund Heinz Bicek noch einige Zeit die „Bodega“ in Eigenregie leitete. Bald danach übernahm jemand anders den Betrieb und 1993 kam es zu einem Brand, der das endgültige Aus des Betriebes nach sich zog.
Die Stammgäste waren meist auch schon in ein Alter gekommen, in dem das tägliche „Furtgehn“ nicht mehr so möglich oder üblich war. Der Fremdenverkehr ließ ebenfalls stark nach und so verbleiben die Erinnerungen an viele Freunde, mit denen man viel gemeinsam unternahm, viel Spaß hatte und sich ständig traf – beim Willi Paulitsch am Minigolfplatz.
Quellen:
Gespräche von Heinz Kernjak mit Dagmar Paulitsch 2024
Fotos von Dagmar Paulitsch, Heinz Kernjak
Autor des Beitrages: Heinz Kernjak