Orasch – Sägewerk und Zimmerei

Peter Orasch, geb. 13.1.1877, kaufte im Jahr 1906 von Rupert Tschemernjak, dem damaligen Besitzer des Grauscherhofes, die Parzelle 245 an der späteren Bad-Stich-Straße und errichtete an dieser Stelle ein Sägewerk mit Zimmereibetrieb. Weitere Zukäufe führte er 1911 und 1912 durch, wobei er auf der Parzelle 246 das Wohnhaus errichtete, das auch noch 2023 Bestand hat und vom nunmehrigen Eigentümer Ferdinand Strutz saniert wurde.

Krumpendorf Ortsansicht West um 1913
Krumpendorf Ortsansicht West um 1913

Besonders wertvoll erwies sich viele Jahre später der Zukauf des Seegrundes Parzelle 223/3 von Josef Huainig, dem Besitzer der Schurian-Hube.

Peter und Agnes Orasch 1912 / 1914
Peter und Agnes Orasch 1912 / 1914

Peter Orasch wohnte ursprünglich eine Zeit lang in der sog. Fernatsch-Keusche Krumpendorf Nr. 6 (ehemalige Wipponig-Badstube), die er 1921 von Josef Probst kaufte aber im gleichen Jahr äußerst gewinnbringend an den Schlosser Hubert Neureiter weiterverkaufte. Heute (2024) ist dort das „Friseurstudio Haarwerk“ untergebracht (Hauptstraße 172).

Orasch Säge und Zimmerei um 1930 mit Mitarbeitern
Orasch Säge und Zimmerei um 1930 mit Mitarbeitern (Josef Kernjak 2. v.li.)
Mitglieder der Krumpendorfer Musikkapelle um 1930
Mitglieder der Krumpendorfer Musikkapelle um 1930, v.li. Josef Kernjak, Josef Ettinger, Karl Hofer, ?, Georg Orasch und Hans Nagele vlg. Prescher

Agnes Orasch, geb. 17.8.1879, Peters Gattin, war eine geborene Hofer, und nachdem ihr Vater Martin Hofer, vlg. Grauscher, 1896 gestorben war, übernahmen die beiden auch das Grauscher-Anwesen.

Nach einem Zimmerplan des Jahres 1935 vermietete Peter Orasch in dieser Zeit ein „Häuschen in Waldesnähe“ (vermutlich im Bereich der jetzigen Autobahnauffahrt auf der rechten Seite) und im Wohnhaus am Firmenareal auch ein Zweibettzimmer.

Der Bau des Wohnhauses erfolgte vorwiegend durch italienische Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter, wobei Frauen die „Malte“ anrührten und zu den Maurern trugen. Diese Arbeitsweise war damals üblich, viele Italiener waren in Kärnten tätig.

Das Sägewerk verfügte über ein Gatter für 5-Meter-Stämme und ein Vollgatter für längere Holzstämme (Gatter: Sägemaschine zum Rundholzaufschnitt). Die Arbeit im Betrieb bestand zu zwei Drittel aus Arbeiten für das Sägewerk und zu einem Drittel für die Zimmerei, was in der Zeit der boomenden Bauwirtschaft sehr stark gefragt war.

Sägewerk Orasch mitte 1940er Jahre
Sägewerk Orasch Mitte 1940er Jahre

Auf Peter Orasch folgte sein Sohn Georg, der den Betrieb später für 10 Jahre an die Firma Printschler verpachtete. Danach übernahm Ferdinand Strutz (Enkel von Georg Orasch) den Betrieb.

Georg Orasch um 1975
Georg Orasch um 1975 im Sägewerk

Bereits in den 1930iger Jahren beschäftigte man sich mit See-Einbauten, waren doch immer mehr Villenbesitzer am Ufer des Wörthersees daran interessiert, Brücken bauen zu lassen. Der „Orasch“ war der erste, der die Piloten mit dem sogenannten „Hoja-Mandl“ mittels Traktors einschlagen konnte. Davor mussten die Piloten händisch eingeschlagen werden, oftmals unter Absingen besonderer Lieder:

Lieder beim Pilotenschlagen
Lieder beim Pilotenschlagen
Ferdinand Strutz im Sägewerk 1975
Ferdinand Strutz im Sägewerk 1975

Diese Arbeiten nahmen Ende der 1990er Jahre noch stärker zu. Der Firmennachfolger, Ferdinand Strutz, hatte nicht nur die erforderliche berufliche Ausbildung, er war auch als Tauchlehrer aktiv, u.a. für die Kärntner Feuerwehren. Dadurch konnte er bei der Errichtung von See-Einbauten auch die erforderlichen Inspektionen unter Wasser selbst durchführen, was die Arbeit sehr erleichterte. Er wurde zu einem Spezialisten für diese Projekte.

Bootsunterstand, Badesteg und Terrassenbelag am Wörthersee
Bootsunterstand, Badesteg und Terrassenbelag am Wörthersee

Ferdinand Strutz begann unter dem damaligen Bezirksfeuerwehrkommandanten Hans Koch mit der Ausbildung von Feuerwehrtauchern, vorerst vor allem von Krumpendorfer Feuerwehrkameraden. Gemeinsam mit Gerfried Bürger von der FF Töschling entwickelte Strutz das Tauchen im Feuerwehrbereich sehr rasch, musste aber durch berufliche Belastung die Aufgabe bei der Feuerwehr bald beenden. Auch seine in Krumpendorf gegründete Tauchschule gab er an die Familie Utho Christl weiter.

Ferdinand Strutz als Taucher um 1980
Ferdinand Strutz als Taucher um 1980

Diese Arbeit im Bereich Seeeinbauten ist seit einigen Jahren zum Hauptbestandteil der Firmentätigkeit geworden.

Da durch die immer dichter werdende Verbauung in der Bad-Stich-Straße die Lärmbelastung für die Anrainer zum Ärgernis wurde, hat Ferdinand Strutz die Zimmerei und das Sägewerk am Firmenstandort eingestellt. Er ließ auf einigen Parzellen Eigentumswohnungen errichten, die an Interessenten veräußert wurden.

Ferdinand und Kerstin Strutz 2023
Ferdinand Strutz mit Ehefrau Kerstin 2023

Das „Gästehaus Inge“ am Koschatweg, das Ferdinand Strutz nach dem Tod seiner Mutter Ingeborg 2022 übernahm, soll einem modernen Wohnhaus weichen. Ingeborg Strutz führte das Gästehaus über 50 Jahre sehr erfolgreich.

Gästehaus Inge in Krumpendorf am Wörthersee 1970er
Gästehaus Inge in Krumpendorf am Wörthersee 1970er

Quellen:

  • Fotos aus dem Archiv von Heinz Kernjak
  • Gespräche mit Ferdinand Strutz 2023, Fotos von Ferdinand Strutz
  • Hofgeschichte der Grauscher-Hube von Dr. Karl Dinklage

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