Tabak-Trafiken

Die Geschichte der Tabak-Trafiken

Das Wort „Trafik“ stammt aus dem Italienischen und bedeutet „traffico“ – also Handel.

Die Tabak-Trafiken dienten zur Sicherung der Nahversorgung mit Tabakerzeugnissen. Der Handel mit Tabakwaren war in Österreich ausschließlich den Tabak-Trafiken vorbehalten. Die Regelung geht auf das Jahr 1784 zurück, als Kaiser Josef II. das Tabakmonopol erließ, mit dem schuldlos verarmte Beamte, deren Angehörige, aber auch Kriegsversehrte das Recht einer Tabakverkaufsbewilligung erhielten. Und dieses Gesetz behielt bis in die heutige Zeit mehr oder weniger seine Gültigkeit. In Österreich ist das Tabakmonopolgesetz sowohl im Sozialgesetz als auch im Wirtschaftsgesetz verankert. Es gibt auch ein Nachfolgerecht für Angehörige. Der Trafikant genießt zudem mit der Nahversorgung an Tabakwaren Gebietsschutz.

Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Trafiken als Erwerbsquelle für Versehrte, Soldatenwitwen oder schuldlos verarmte Beamte von Bedeutung. Auch heute noch werden Menschen mit einer anerkannten Versehrtheit bei der Vergabe von Trafiken bevorzugt. Im Jahr 1979 wurden die Vergabekriterien auch auf Menschen mit Zivilbehinderung ausgeweitet.

Mit dem EU-Beitritt von Österreich wurde ein Großteil des Tabakmonopols und die staatliche Austria Tabak, die bis dahin das Monopol ausgeübt hatte, privatisiert. Für den Einzelhandel und die Produktion blieb das Monopol bestehen und wird durch die zu 100% in Staatsbesitz befindliche Monopolverwaltung GmbH ausgeübt, die auch die Trafiken vergibt.

In früheren Zeiten dürften Tabakwaren in Krumpendorf ausschließlich in den Gasthäusern verkauft worden sein. Von 1902 gibt es ein Foto vom Gasthof „Alte Post“ mit der Aufschrift „k. k. Tabak-Verschleiß“:

Restauration Alte Post mit k.k. Tabak-Verschleiß 1902
Restauration „Alte Post“ mit k.k. Tabak-Verschleiß 1902

Im Österreichischen Zentralkataster sämtlicher Handels-, Industrie- und Gewerbebetriebe (HIG) scheint für 1908 noch keine selbständige Tabak-Trafik in Krumpendorf auf. Eine Marianne Sendlhofer wird 1924 im Kataster für 1924 mit einer Tabak-Trafik und Papierhandel im Ortsteil Srallach genannt.

Der Kiosk beim Krumpendorferhof

Auf der Ostseite des „Krumpendorferhofes“ gab es bis in die 1950er Jahre ein Holzhäuschen von Foto Belschan. Es war dies nicht nur ein Fotogeschäft, es durften auch Tabakwaren verkauft werden.

Aus 1926 stammt die Information, dass es in Krumpendorf einen Johann Sendlhofer als Trafikanten gab. Dieser dürfte mit der Trafik allerdings nicht sehr erfolgreich gewesen sein, denn lt. „Kärntner Zeitung“ vom Oktober 1926 konnte ein Ausgleich beendet werden. Dieser Verkaufsladen dürfte bereits am Krumpendorferhof angebaut gewesen sein. Die „Freien Stimmen“ berichten im Juni 1930 von einem Schaufenster-Wettbewerb des Landesverbandes der Tabak-Trafikanten von Kärnten vom 15. bis 22. Juni, an dem auch die Tabak-Trafik Sendlhofer teilnahm. Johann Sendlhofer gab im Eigenverlag Ansichtskarten heraus, die er in seiner Trafik anbot.

Auf einem Foto aus dem Archiv der FF Krumpendorf, das Anfang der 1950er Jahre entstanden ist, ist die Aufschrift „Tabak-Trafik“ mehrmals zu erkennen. Diesen Kiosk übernahm in weiterer Folge für kurze Zeit Richard Eichholzer, bis er später in einen kleinen Zubau etwas weiter westlich zog. Diesen „Foto- und Tabakshop“ beim Krumpendorferhof gab es danach nicht mehr, aber die Zusammenarbeit zwischen Fotografen und Tabak-Trafiken bestand noch viele Jahre.

Tabak-Trafik und Foto Belschan beim Krumpendorferhof 1950er Jahre
Tabak-Trafik und Foto Belschan beim Krumpendorferhof 1950er Jahre

Im HIG scheint in den Ausgaben von 1938 und 1939 eine Anna Goritschnig auf, die ebenfalls eine Tabaktrafik im Ort führte, vermutlich im Haus des Bartlmä Krainer (Gemischtwaren, jetzt Hauptstraße 135). In dieser Zeit gab es in Kärnten schon recht viele Tabaktrafiken. Anna Goritschnig scheint auch noch im Branchenverzeichnis 1947 als Trafikantin in Krumpendorf auf.

Jahrzehntelang konnten die Raucher ihre Zigaretten oder Zigarren auch in den meisten Gasthäusern, Cafés etc. kaufen. Dies änderte sich, als mit 1. November 2019 ein generelles Rauchverbot in diesen Lokalen erlassen wurde und somit auch das Geschäft mit Tabakwaren in diesem Bereich nicht mehr sinnvoll und angebracht war.

Trafik Fleischhauer im Haus Dr. Heyn

Der praktische Arzt Dr. Gerhart Heyn erbaute 1957 an der Hauptstraße 141 ein Haus für seine Ordination und seine privaten Wohnzwecke. Straßenseitig wurden kleine Geschäftslokale eingerichtet: Die Raiffeisenkasse eröffnete 1958 eine Wechselstube, im selben Jahr begründete der kriegsversehrte Trafikant Paul Fleischhauer mit seiner Frau eine Tabak-Trafik. Paul Fleischhauer war Beamter des Reichsnährstandes. Er erwarb 1941 mit seiner Gattin Maria von Isa Krommer die Parzelle 154 (Hausnummer 86, später Lannerweg) und errichtete sich dort ein Wohnhaus. Zusätzlich gab es im Heyn-Haus eine Zeitlang noch den kleinen Souvenirladen eines Herrn Jantsch.

Heyn-Haus an der Hauptstraße 141, 1961
Heyn-Haus an der Hauptstraße 141, 1961 (Foto Dr. Walter Heyn)

Das Foto zeigte links den „berühmten“ Verkaufsstand der Angela Hradsky und rechts das Haus Dr. Heyn noch mit der Raika-Wechselstube, der Tabak Trafik, dem Souvenirladen und dem Eingang zum prakt. Arzt Dr. Gerhart Heyn.

Als die Raika 1965 in eine größere Geschäftsstelle zog, vergrößerte man auch die Tabak-Trafik.

Die Familie Fleischhauer gab die Trafik 1975 auf, danach übernahm die Familie Seebacher das Geschäftslokal. Ingomar Seebacher vergrößerte den Verkaufsraum noch um einen Souvenirladen und spezialisierte sich auf den Bereich des Pfeife-Rauchens. Die Tabak-Trafik der Familie Seebacher bestand bis ins Jahr 2010.

Trafik Eichholzer

Nach dem 2. Weltkrieg konnte der Kriegsversehrte Richard Eichholzer die Lizenz für eine Tabak-Trafik in Krumpendorf erlangen. Auf der Ostseite des Krumpendorferhofes war ein Holzhäuschen angebaut, das damals von Foto Belschan geführt wurde und wo es Tabak, Fotos, Zeitschriften etc. zu kaufen gab. Richard Eichholzer übernahm diesen Laden um 1950 und übersiedelte dann 1952 in einen neu errichteten Zubau auf der Ostseite des damaligen Frisiersalons Fritz Eichholzer. An diesem Standort befindet sich die Trafik Eichholzer auch heute noch.

Richard Eichholzer
Trafikant Richard Eichholzer (Foto: Eichholzer)

Anfang der 1970er Jahre krachte in der Mittagszeit, als die Trafik geschlossen war, ein PKW gegen das Trafik-Häuschen des Richard Eichholzer und zerstörte den kompletten Verkaufsraum. Eine umfassende Renovierung war erforderlich.

Verkehrsunfall bei Trafik Eichholzer Anfang 1970er Jahre
Verkehrsunfall bei Trafik Eichholzer Anfang 1970er Jahre
Verkehrsunfall bei Trafik Eichholzer Anfang 1970er Jahre
Verkehrsunfall bei Trafik Eichholzer Anfang 1970er Jahre

Nach Richard Eichholzer konnte dessen Sohn Josef „Seppi“ die Trafik übernehmen. Dieser baute das Verkaufshäuschen 1988 nochmals um, nach 2010 erfolgte eine zusätzliche Renovierung der Tabak-Verschleißstelle. Danach übernahm der Sohn von „Seppi“ Eichholzer, Christian, die Trafik.

An diesem Standort ist auch noch ein Zigaretten-Automat angebracht, im Jahr 2023 der einzige in Krumpendorf. Das erhöhte Gesundheitsbewusstsein und die vermehrten Einschränkungen für das Rauchen im öffentlichen Raum bewirkten generell einen Rückgang des Tabakkonsums. Der Kauf von Zigaretten an einem Automaten ist mittlerweile an die Verwendung einer Bankomatkarte o.ä. zum Schutz der Jugend gebunden.

Der reine Verkauf von Rauchwaren war aber immer schon zu gering, um vom Betrieb einer Trafik leben zu können. So nahm man schon früh zusätzliche Produkte ins Angebot auf, wie Schulartikel, Ansichtskarten, Zeitungen und Zeitschriften, Stempel- und Briefmarken, Rubbellose, Toto und später auch Lotto, etc.

Tabak-Trafik Eichholzer 2023
Tabak-Trafik Eichholzer 2023

Lange Zeit waren auch freiberufliche Fotografen rund um den Wörthersee unterwegs, die bei allen möglichen Veranstaltungen Fotos schossen. Diese Bilder konnten dann in den Trafiken betrachtet und auch bestellt werden.

Trafik Eichholzer - Karin Eichholzer mit Enkelin Mila 2023
Trafik Eichholzer – Karin Eichholzer mit Enkelin Mila 2023

Quellen:

Freie Stimmen vom 1.2.1927 und Juni 1930
Innsbrucker Nachrichten, 24.7.1934
Kärntner Zeitung vom Oktober 1930
Handels-, Industrie- und Gewerbeadressbuch 1908 und 1924
Wikipedia
Fotos: Krumpendorfchronik, Heinz Kernjak, Dr. Walter Heyn

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