Von der Frächterei zur Milchbar

Thaddäus Spick, vlg. Toffe, der mit Maria geb. Nagele, vlg. Pisl, verheiratet war, hatte den Bauernhof an der jetzigen Moosburgerstraße von seinem Vater Peter Spick übernommen. Die Vorfahren der Spick hatten am Hof auch einen Wagner-Betrieb ausgeübt, der damals ja sehr wichtig war. Die Lage an der steilen Moosburgerstraße – damals natürlich noch nicht asphaltiert – war für einen solchen Betrieb auch prädestiniert. Diesen Bauernhof gibt es schon seit Jahren nicht mehr.
Für den Sohn Josef, geb. am 5.12.1891, erwarb man an der Ecke Hauptstraße – Schloßallee die Parzellen 6/3 und 14/9. Dort errichtete Josef mit viel Fleiß ein Wohnhaus mit zugehöriger Garage, denn er wählte als Beruf die Frächterei und Personenbeförderung.

Josef Spick sen.
Josef Spick sen.

Josef Spick heiratete am 8.11.1931 in Klein St. Veit die dort ansässige Ludmilla Filler, geb. am 9.9.1909, und das Paar zog dann in ihr Haus in Krumpendorf ein.

Hochzeitsfoto Josef Spick und Ludmilla Filler
Hochzeitsfoto Josef Spick und Ludmilla Filler 1931

Unter der Woche war Josef Spick mit seinem Fahrzeug für die Kunden unterwegs, am Wochenende lud man oftmals Bänke und Tische auf die Ladefläche und die jungen Krumpendorfer unternahmen so einige fröhliche Ausflüge in die Umgebung.

Spedition Josef Spick (re) mit Mitarbeitern
Spediteur Josef Spick (re) mit Mitarbeitern ca. 1928

Das junge Glück erlitt leider bald einen herben Dämpfer, als am frühen Nachmittag des 21. August 1932 der an das Spick-Anwesen angrenzende Stadel von Schloss Krumpendorf in Brand geriet und in weiterer Folge sowohl das Wohnhaus als auch die Garage der Familie den Flammen zum Opfer fielen. Der Brand erregte großes Aufsehen, sogar viele Badegäste eilten an die Brandstelle.

Freie Stimmen Brand Schlossstadl 21.8.1932
Freie Stimmen Brand Schlossstadl 21.8.1932

Leider konnten die angerückten Feuerwehren nicht viel ausrichten, es herrschte damals ein akuter Wassermangel.

Ein Sommergast hatte sein Motorrad in der Garage der Familie Spick untergestellt. Obwohl die Garage schon lichterloh brannte, versuchte der Mann noch sein Fahrzeug zu retten. Dabei erlitt er schwerste Verbrennungen, denen er einige Tage später erlag.

Um das Leid der schwer geprüften Familie zu lindern, gab es verschiedene Spendenaktionen, und auch beim Aufbau des neuen Hauses waren viele helfende Hände zur Stelle. Das Stammhaus wurde damals so errichtet, wie es heute in Grundzügen noch besteht.

Auch das Familienglück kehrte bald zurück, aus der gemeinsamen Ehe erblickten Ludmilla 1934, Josef 1936 und Rosi 1939 das Licht der Welt. Das Glück währte dann allerdings wieder nicht lange, denn der Familienvater Josef verstarb 1940.

Haus Spick Nordseite Schlossallee 4
Haus Spick Nordseite Schlossallee 4 1958

Der Tod des Familienvaters stellte die junge Witwe vor große Probleme, denn für den Betrieb eines Fuhrunternehmens fehlte „Milli“ Spick die Berechtigung. So schlug sie sich und die Kinder in den nächsten Jahren mit der Vermietung von Wohnungen durch. In den Sommermonaten mussten die Kinder – wie in vielen anderen Häusern im Ort auch üblich – ihre Zimmer verlassen, die Vermietung der Kinderzimmer erfolgte an die damals noch recht anspruchslosen „Sommerfrischler“.

Die älteste Tochter Ludmilla – auch „Milli“ genannt – erkannte Mitte der 1950er Jahre die Chancen, die im Tourismus lagen und konnte nach einigen Umbauarbeiten im Haus 1958 eine „Milchbar“ eröffnen. Auf Grund der guten Lage des Lokals entwickelte sich das Geschäft mit Eis, Milch-Shakes und anderen Köstlichkeiten sehr gut und konnte der Familie ein gesichertes Einkommen ermöglichen. Ende des Jahres ehelichte „Milli“ den Gendarmen Karl Gönitzer.

Milli Gönitzer
Ludmilla „Milli“ Gönitzer
Familie Spick, re Seppi Spick
Familie Spick, v.l. Karl Gönitzer, Walter Weiss, Rosi, Milli,
Oma Ludmilla, Erika, Seppi

Neben seinem Beruf als Gendarm war Karl Gönitzer nicht nur ein sorgsamer Familienvater, sondern er unterstützte auch seine Frau im Betrieb.

Eine weitere Unterstützung erhielt die Familie dadurch, dass der 1936 geborene „Seppi“ Spick ein kleines Transportunternehmen gründete, das hauptsächlich Personenfahrten durchführte und viele Jahre erfolgreich bestand.

Seppi Spick mit VW-Bus ca. 1970
Seppi Spick mit seinem VW-Bus
„Krumpendorfer Sepp“ ca. 1970

Die „Milchbar“ war in den Sommermonaten geöffnet und konnte sehr erfolgreich geführt werden, besonders auch dadurch, dass bald „Millis“ Töchter Evi, Waltraud und Silvia aktiv im Betrieb mitarbeiteten.

Hinter der Theke im Rathaustüberl 1999
Hinter der Theke im Rathaustüberl 1999 v.l. Silvia, Waltraud und Evi
Waltraud und Silvia Gönitzer 1990
Waltraud und Silvia Gönitzer 1990

Günstig wirkte sich die Lage an der Ecke Hauptstraße – Schlossallee aus, der Durchgang zu den damaligen Geschäften im ehemaligen Schloss-Stadel (Konsum, Schlosskeller, Fleischhauerei Zirnig, Molkerei, Wäscherei Steiner usw.) brachte ebenso starkes Publikumsaufkommen mit sich wie der Bau des neuen Gemeindeamtes gegenüber an der Schlossallee.

Unfall in Milchbar 1974
Unfall in der Milchbar 1974

Das Lokal wurde gerne besucht, allerdings war der „Besuch“ einer Autofahrerin im Gastgarten 1974 nicht vorgesehen – zum Glück gab es nur einen Leichtverletzten. Die Lenkerin des Fahrzeuges hatte das Einbiegen von der Hauptstraße in die Schlossallee etwas zu schwunghaft vorgenommen.
Der Gastgarten war im Sommer jedenfalls sehr beliebt, man konnte „sehen und gesehen werden“.

Die konstant gute Entwicklung des Lokals freute ganz besonders „Milli“, die guten Gewissens die Fortführung des Betriebes in Evis Hände legen konnte. Nun war auch der Name von „Milchbar“ – was ja auch nicht mehr zeitgerecht war – in „Rathausstüberl“ geändert worden und das Lokal wurde auch von den Mitarbeitern der Gemeinde und den politischen Vertretern gerne besucht.

Cafe Rathausstüberl
Cafe Rathausstüberl

Auf Grund von gesundheitlichen Problemen musste Evi Egger den Betrieb 2011 schließen, und damit endete auch die Geschichte der Familie Spick an diesem Standort.


Quellen:

  • Fotos von Silvia Natmessnig
  • Gespräche mit Silvia Natmessnig 2023
  • Freie Stimmen 23. August 1932, Kärntner Zeitung 27. August 1932
  • Text Heinz Kernjak

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