Kriminalfälle

Hackenmord in Tultschnig

Am 31. Oktober 1913 um 5 h nachmittags wurde eine bei ihrem Großvater, dem Besitzer einer Bauernhube in Tultschnig auf Besuch weilende Lehrerin von dem Schwiegersohn des Besitzers, durch einen wuchtigen Hieb mit der Schneide einer schweren Hacke auf den Kopf ermordet. Der Täter hatte die Tat in dem grundlosen Verdacht begangen, daß ihn die Lehrerin in der Besitznachfolge nach dem Ableben seines Schwiegervaters zu hintergehen trachte, weswegen er sie gewaltsam aus dem Wege schaffte. Der Täter, der sich nach der Tat vom Hause entfernt hatte, wurde noch in derselben Nacht vom Probegendarm Georg Egger verhaftet und den kk. Landesgerichte in Klagenfurt eingeliefert. Er wurde zu 6 Jahren schweren Kerkers verurteilt.

Gendarmeriechronik Krumpendorf

Im Kärntner Tagblatt vom 5. März 1914 wurde über den Schwurgerichtsprozess ausführlich berichtet.

Kärntner Tagblatt Kopf 5. März 1914
Kärntner Tagblatt, 5. März 1914
Schwurgerichtsprozess Mord in Tultschnig 1 Kärntner Tagblatt 1914
Schwurgerichtsprozess Mord in Tultschnig Kärntner Tagblatt 1914
Schwurgerichtsprozess Mord in Tultschnig 2 Kärntner Tagblatt 1914
Schwurgerichtsprozess Mord in Tultschnig Kärntner Tagblatt 1914

Unter dem Vorsitze des Landesgerichts-Präsidenten Herrn Dr. Max Bouvier hatte sich heute vor den Geschworenen der 34 Jahre alte, nach Keutschach zuständige Georg Prosen, Knecht in Tultschnig, wegen Verbrechens des gemeinen Mordes und wegen gefährlicher Drohung zu verantworten.

Im Oktober 1907 heiratete Maria Wieser, die Tochter des Besitzers der Kosteintschnighube in Tultschnig, des pens. Oberlehrers Josef Wieser, den Knecht Georg Prosen. Sein Schwiegervater, der zwar mit dem Ehebunde seiner Tochter nicht einverstanden war, wäre trotzdem bereit gewesen, ihm das Miteigentum der genannten Hube zu übertragen, falls er 1000 K, die Josef Wieser gerade zur Abstattung einer Schuld brauchte, in die Ehe mitbrächte. Prosen, der unumwunden zugibt, seine Ehegattin nur geheiratet zu haben, weil er hoffte, den Besitz ihres Vaters zu erhalten, war aber nicht imstande, den Betrag aufzubringen. Da er sein Streben, den Besitz zu erlangen, vereitelt sah, begann er, sein Weib und deren Verwandte auf das Roheste zu behandeln. Er bedrohte sie mit Brandlegung und Mißhandlung und beschimpfte sie auf die unflätigste Weise, so daß Maria Prosen gegen ihn die Scheidungsklage einbrachte. Auch mußte einmal die Gendarmerie zum Schutze der Familie Wieser einschreiten. Als er sich etwas gebessert hatte, sicherte ihm Josef Wieser zu, ihm und seinem Weibe nach dem Tode die Hube mit der Verpflichtung zu übergeben, sie seinerzeit ihrem Sohne Karl Wieser zu übergeben. Georg Prosen faßte nun gegen diesen einen tödlichen Haß.

Schwurgerichtsprozess Mord in Tultschnig 3 Kärntner Tagblatt 1914
Schwurgerichtsprozess Mord in Tultschnig Kärntner Tagblatt 1914

Als seit September 1913 auch die Enkelin des Josef Wieser, die Aushilfslehrerin Anna Fillafer, die schon früher auf der Kosteintschnighube in der Familie ihres Großvaters gelebt hatte, wieder zurückkam, kehrte sich der Haß des Prosen auch gegen sie. Da sie nämlich die Bekanntschaft eines Wachtmeisters gemacht hatte, bildete er sich ein, Josef Wieser werde ihr einmal die Hube übergeben. Auch bildete er sich ein, daß sie dahin wirke, daß man ihn und sein Weib entmündigen wolle. Gegen Ende Oktober 1913 war sein Benehmen so unerträglich geworden, daß seine Ehegattin sich nicht mehr getraute, mit ihm das gemeinsame Zimmer zu bewohnen und ihre Schlafstätte in jenes ihres Vaters verlegte.

Am 31. Oktober v. J. um 5 Uhr nachmittags arbeitete Georg Prosen im Hofe, während Karl Wieser, einige Schritte von ihm entfernt, Viehfutter herrichtete und Anna Fillafer mit einem Besen den Hof auskehrte. Karl Wieser rief während der Arbeit dem Hirtenknaben Valentin Stopper zu, ihm schnell eine Hacke zu bringen. Während der Knabe darnach suchte, erfaßte Georg Prosen eine hinter ihm stehende schwere Holzhacke und lief, sie zum Schlage erhebend, auf Karl Wieser zu, wobei er rief: „Wart’, du Lausbub, ich werde dir eine Hacke bringen!“. Anna Fillafer blieb vor Schreck wie gelähmt in unmittelbarer Nähe des Karl Wieser stehen. Da versetzte ihr Georg Prosen einen so wuchtigen Hieb mit der Schneide der Hacke auf den Kopf, daß sie sofort bewußtlos zusammensank. Der Hieb hatte den Schädel auf eine Länge von 16 Zentimetern gespalten, so daß das Gehirn heraustrat. Der Hieb war absolut tödlich. Anna Fillafer starb denn auch, ohne das Bewußtsein erlangt zu haben, am 11. November v. J.

Nachdem Georg Prosen den tödlichen Hieb geführt hatte, eilte er dem Karl Wieser mit der Hacke in der Hand nach, vermochte ihn jedoch nicht zu erreichen und wendete sich mit den Worten: „Wart’, Luder, wo bist du?“ gegen seine Ehegattin, die vor Schreck um das Haus geflüchtet war. Als er auch sie nicht erreichen konnte, gab er die Verfolgung auf und befahl in aller Ruhe der Magd Theresia Tschuck, ein Kalb aus dem Stalle zu treiben. Prosen gibt unumwunden zu, gegen Anna Fillafer den tödlichen Hieb geführt zu haben; er behauptet, als er Karl Wieser nach der Hacke rufenhörte, habe es ihm einen Stich gegeben und „die Hitze sei ihm aufgestiegen“; der Zorn gegen beide habe ihn erfaßt, weshalb er zur Hacke griff. Nach dem Gutachten der Psychiater leidet Georg Prosen an keiner Geisteskrankheit, auch war zur Tatzeit eine Bewußtseinsstörung nicht vorhanden.

Das Urteil, welches um 9 Uhr abends verkündet wurde, lautete auf eine schwere Kerkerstrafe in der Dauer von sechs Jahren, verschärft durch Dunkelarrest am Tage der Ausführung der Tat. (Die Galerie war voll besetzt, namentlich waren unter den Zuhörern zahlreiche Kollegen und Kolleginnen der Lehrerin Fillafer.)

Schießerei in Kochstraße

Am 29.3.1934 um ca. 21 Uhr 15 Minuten wurde der am hiesigen Posten eingeteilte Rayonsinspektor Leopold Puschnig anläßlich der Begleitung von 3 Personen zwecks Identitätsfeststellung auf den hiesigen Posten, ca. 50 Schritte westlich des Gasthauses Koch, wo der Weg von der Bundesstraße See zu abzweigt, von einem der Burschen angeschossen. Geschossen hat der Täter vermutlich mit einer Browningpistole. Abgegeben wurden vom Täter auf Ray. Inspektor Puschnig anscheinend 6 Schüsse, was auf die aufgefundenen Patronenhülsen schließen ließ. Der erste Schuss traf den Rayonsinspektor Puschnig an der Unterlippe (Durchschuss). Die Verletzung war anscheinend schwer. Ein Schuss hat die Diensthose am rechten Kniegelenk durchbohrt. Die übrigen Schüsse gingen fehl. Rayonsinspektor Puschnig hat gegen den flüchtenden Täter aus seiner Dienstpistole 8 Schüsse abgefeuert, anscheinend aber ohne zu treffen, da der Täter sich flüchten konnte. Auch die zwei anderen Männer sind geflüchtet. Der Täter wurde noch in derselben Nacht (…) identifiziert, jedoch ist derselbe vermutlich nach Deutschland geflüchtet.

Gendarmeriechronik Krumpendorf

Raubmord an Weinhändler

Am 25.8.1934 um ca. 21 Uhr wurde ein in Velden wohnhafter Weinhändler, als er als Lenker mit seinem Personenauto auf der Bundesstraße von Klagenfurt in die Richtung Villach fuhr, während der Fahrt in Gurlitsch, Gemeinde Krumpendorf, durch mehrere Kopfschüsse lebensgefährlich verletzt und seiner Barschaft von beiläufig 300 Schilling sowie 50 bis 150 Lire samt Brieftasche beraubt. Das Opfer saß als Lenker des Autos am Führersitz und sein Mitfahrer rechts daneben. Während der Fahrt in Gurlitsch muss der Täter plötzlich auf sein Opfer geschossen und sodann ihm sofort die Brieftasche entrissen haben. Das Auto kam beinahe in der Mitte der Straße zum Stehen. Der Körper des lebensgefährlich Verletzten lag auf der Bundesstraße und zwar so, daß die Füße noch auf das Trittbrett des Autos ragten. Der Weinhändler ist am 26.8.1934 seinen Verletzungen erlegen.

Der Täter wurde in der Person eines 29 Jahre alten Mechanikers aus St. Martin bei Klagenfurt ermittelt, jedoch ist derselbe geflüchtet. Er hat am 29.8.1934 in Gösting bei Graz Selbtmord verübt, indem er sich von einem Personenzug überfahren ließ.

Gendarmeriechronik Krumpendorf

Bandenüberfälle

Einige Wochen nach der engl. Besetzung wurde das Land von bewaffneten Räuberbanden heimgesucht, die meistens abseits gelegene Bauernhöfe überfielen, die Bewohner mit Waffengewalt in einem Raume des Gehöfts zusammentrieben und dann das Gehöft ausraubten. So wurde am 20.IX.1945 ein Besitzer in Hohenfeld, Gemeinde Krumpendorf von 5 bewaffneten und maskierten Banditen überfallen und ausgeraubt, die Hausleute an der persönlichen Freiheit behindert, und die Ehegattin von 2 Banditen notgezüchtigt.

Durch intensive Patrouillentätigkeit und Aufstellung von Nachtwachen in jeder Ortschaft konnte diese Bandentätigkeit eingedämmt werden.

Am 30. Mai 1946 gelang es nun dem hiesigen Posten einen der Räuber in der Person eines poln. Staatsangehörigen auszuforschen, zu verhaften und dem Gerichte einzuliefern. Die Mittäter waren schon mit Transport nach Polen zurückgekehrt.

Gendarmeriechronik Krumpendorf

Raubüberfall auf Gemischtwarenhändlerin

Am 30.9.1970 um ca. 11 Uhr schlich sich der bereits oftmals vorbestrafte 23-jährige Gewohnheitsdieb ins Geschäft und schließlich in die Wohnung einer Gemischtwarenhändlerin in Krumpendorf, und zwar, um vor allem Geld zu stehlen. In der Küche wurde er von der 75-jährigen Geschäftsfrau überrascht. Er schlug die Frau zu Boden und flüchtete auf Umwegen nach Klagenfurt, wo er ausgeforscht und verhaftet werden konnte. Für die an der Klärung des Falles beteiligten Beamten stellte das GAK Klagenfurt einen Belobigungsantrag.

Gendarmeriechronik Krumpendorf

In der Kleinen Zeitung vom 1.10.1970 wird der Überfall folgendermaßen geschildert:

Raubüberfall Mattitsch 1970 - Artikel Kleine Zeitung
Raubüberfall auf Gemischtwarenhändlerin 1970 – Artikel Kleine Zeitung

Mit ein paar Kratzern am Hals und einem Nervenzusammenbruch kam die 75-jährige Ottilie Mattitsch, Besitzerin einer Gemischtwarenhandlung an der Hauptstraße in Krumpendorf, davon, als sie gestern mittag von einem Maschinenschlosser aus Linz überfallen wurde. Der Täter, bereits mehrmals vorbestraft, drang gegen 11:15 Uhr in das Geschäft ein, um die Frau zu berauben. Als er im Verkaufsraum niemanden vorfand, begab er sich in die Küche, um nach Wertgegenständen zu suchen. Dort wurde er von der Geschäftsinhaberin überrascht, als er gerade die Kredenzladen durchstöbern wollte. Der Täter sprang die Frau sofort an, versetzte ihr einige Faustschläge ins Gesicht, würgte sie mit einem Kopftuch am Hals und rief: „Sei still, schrei ja nicht, sonst gibt´s eine Tote! Sag schnell, wo ist das Geld?“

Die Greisin wagte nicht, sich zu rühren, bat aber inständig: „Bitte, lassen S´ mich leben, das Geld liegt eh in der Kasse.“ Ehe der Täter sich jedoch an der Kasse vergreifen konnte, kam durch Zufall der 35-jährige Abwäscher des Hotels Koch ins Geschäft. Bei dessen Erscheinen flüchtete der Räuber. Eine Mitbewohnerin verständigte, durch Hilferufe der Überlebenden alarmiert, die Gendarmerie.

Durch die schnelle Ermittlungsarbeit der Beamten, konnten die Personalien des Täters festgestellt werden. Dieser wurde in Klagenfurt verhaftet, bis in den Nachmittag verhört und anschließend in das landesgerichtliche Gefangenenhaus gebracht.

Überfall auf die Raiffeisenkasse Krumpendorf

Am 11. Juli 1984 nachmittag wollte ein 20 Jahre alter Maschinenschlosser aus Klagenfurt die Raiffeisenkasse in Krumpendorf überfallen. Zur Tatausführung hatte er ein ungeladenes Jagdgewehr vorgesehen, das er bereits am 27.6. gestohlen hatte. Als weitere Vorbereitungsmaßnahme stahl er am Vormittag des 11.7. von einem deutschen PKW auf dem Parkplatz des Hotels Dermuth in Pörtschach/WS beide Kennzeichentafeln und montierte sie auf seinen PKW auf.

Um 13.30 Uhr des 11.7. versteckte er das Jagdgewehr neben der Raiffeisenkasse in einem Gebüsch, um es bei dem geplanten Überfall auf die Bank griffbereit zu haben. Danach wartete er auf dem Parkplatz gegenüber der Bank in seinem PKW auf den Zeitpunkt der Tatausführung. Der Täter wurde aber beim Verstecken des Gewehres von einem Hausbewohner beobachtet. Dieser meldete seine Wahrnehmung unverzüglich dem Gendarmerieposten Krumpendorf, worauf der Tatverdächtige in einer Blitzaktion von Beamten des Postens Krumpendorf von seinem PKW heraus verhaftet werden konnte, noch bevor es zur Tatausführung gekommen war.

Der Zeuge, der das Gewehrversteck gemeldet hatte, wurde für seine Aufmerksamkeit vom Direktor der Raiffeisenkasse Krumpendorf mit einer Geldbelohnung von S 10.000,- bedacht.

Gendarmeriechronik Krumpendorf

Der damals junge Gendarmerie-Inspektor, Wolfgang Rauchegger, der den Zugriff auf den im PKW Abwartenden durchführte, erinnert sich heute:

Der Einsatz liegt zwar schon viele Jahre zurück, wird mir aber immer in Erinnerung bleiben. Durch einen aufmerksamen Hinweisgeber und meinem raschen Einschreiten konnte eine schwere Straftat vereitelt werden. Ich erinnere mich noch gut an die Anspannung, welche in mir herrschte als ich mich zur Tatörtlichkeit begab – ich war alleine und konnte ja nicht wissen, was mich wirklich erwartet. Wird er flüchten, wird er eventuell von einer Schusswaffe Gebrauch machen – viele Fragen gingen mir damals innerhalb kürzester Zeit durch den Kopf. Letztlich war ich aber froh, dass sich der schwer bewaffnete Mann widerstandslos festnehmen lies und niemand zu Schaden kam.

Generalmajor Wolfgang Rauchegger, 2022

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