Im Mai 1914 vermerkte der Chronist das Ableben des Liederfürsten Thomas Koschat, der im 69. Lebensjahr am 19. Mai in Wien gestorben war. Das Leichenbegängnis fand am 26. Mai in Klagenfurt-Annabichl statt; bei der Totenfeier waren auch die Krumpendorfer Sänger anwesend, um von einem großen Kärntner Abschied zu nehmen.
Im Sommer 1914 brach der Weltkrieg aus und der Großteil der Sängerrunde wurde zu den Waffen gerufen. Von der Mobilisierung waren 14 Mitglieder betroffen, wodurch es der Singgemeinschaft nicht mehr möglich war, die Arbeit fortzusetzen. Erst 1918 bekam das Vereinsleben neue Impulse. Karl Kutternig riß die Initiative an sich und gab dem Männergesangverein wieder Auftrieb. Er wurde auch zum Obmann gewählt und stellte einen Raum seines Hauses als Probenlokal zur Verfügung. Zuvor waren die Proben durch zwei Jahrzehnte im Schulgebäude abgehalten worden.
In diesem Jahr des neuen Beginnens wurde übrigens der Stolz des Vereines, die Fahne, auf 3000 Kronen versichert. Auch neuen Zulauf hatte der Gesangverein zu verzeichnen. Den dezimierten Chor verstärkten der Kropfitsch-Sohn Albert Nagele und der Schurian-Sohn Johann Jäger.
Am 14. April 1919 standen die Krumpendorf er Sänger wieder einmal am Grabe eines Kameraden, sie hatten den ersten Chorleiter, Alois Bernot, die letzte Ehre zu erweisen.
Zu Beginn des Jahres 1920 zählte der Männergesangverein 25 tätige Mitglieder, die mit Feuereifer im Dienste des Liedes standen. Im Laufe des Jahres erfreute der Männerchor die Bürger des Ortes mehrmals mit Liedertafeln.
Als sich die Kärntner Bevölkerung am 12. September 1920 zur eindrucksvollen Kundgebung beim Herzogstuhl am Zollfeld einfand, um ein flammendes Bekenntnis zu einem ungeteilten Kärnten abzulegen, war auch der Krumpendorfer Männergesangverein vollzählig vertreten. Die Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 setzte endlich dem langen Warten ein Ende — der Urnengang in der von den Jugoslawen besetzten Zone brachte ein Votum für Kärnten. Auch sonst gab es Anlässe zum Feiern. In Krumpendorf fanden mehrere Hochzeiten statt, bei denen die Sänger ihre Stimmen erklingen lassen konnten. Zuerst heiratete die Tochter des Obmannes, Frieda Kutternig, dann folgte eine Doppelhochzeit; den Schritt in die Ehe wagten die Geschwister Fritz und Johanna Egger. Am 21. November 1920 gab es ein Heimkehrerkränzchen im Gasthaus Treffer. Im darauffolgenden Jahr fanden gleichfalls gesellige Veranstaltungen statt. Am 6. Feber 1921 nahm der Verein geschlossen an der Hochzeit seines Obmannes Karl Kutternig teil. Aus diesem Anlaß wurde auch eine „Photographie gemacht“, laut Chronik „zur schönen Erinnerung“. Doch schon einen Tag später galt es wieder, von einem Sängerkameraden endgültig Abschied zu nehmen; Hermann Krainer, Besitzersohn vlg. Kraschonig, hatte seine irdische Pilgerfahrt beendet. Nach dem Krieg ließen sich auch die Sommerfrischler wieder im Kurort sehen, die es gern hatten, wenn ihnen schöne Weisen dargeboten wurden. Der Männergesangverein „Seerösl“ ließ sich nicht zweimal bitten und sang sich in die Herzen des Publikums.
Am 2. Oktober 1921 befanden sich die Krumpendorfer Sänger zu Gast beim Männerchor Wiener Neustadt, der sein Gründungsfest feierte. Die Fahrt sollte auch der Tenor Dr. Adametz mitmachen. Ihn gedachte man in Wiener Neustadt aus einem bestimmten Anlaß zu ehren. Da etwas dazwischen kam, mußte er von der Teilnahme Abstand nehmen, und an seiner Stelle fuhr „Andre Pepe“ (Josef Tschemernig vlg. Andrebauer). An eine nette Episode, die sich dann in Wiener Neustadt zutrug, erinnert sich ein damaliger Teilnehmer mit den Worten: ,,Der Pepe bekam die Platzkarte von Dr. Adametz beziehungsweise den numerierten Reisebon. Am Festabend gingen die Krumpendorfer zu einem Empfang, nicht ahnend, daß auf Dr. Adametz ein blumengeschmückter Tisch wartete. Doch niemand der Gastgeber wußte, wer der zu ehrende Mann aus Krumpendorf war. Als die Reihe an Tschemernig war, zeigte er den Nummernbon vor. Daraufhin wurde er als Dr. Adametz angesprochen und zum Ehrenplatz gebeten. Nur mit Mühe gelang es dem Pepe zu erklären, daß er nicht der Dr. Adametz war. Aufatmend mischte er sich dann wieder unter seine Kameraden aus Krumpendorf.“
Im Juni 1923 beging der Männergesangverein „Seerösl“ sein 25-Jahr-Bestandsjubiläum. Es wurde verständlicherweise großartig vorbereitet. Die Feierlichkeiten waren für den 2. und 3. Juni anberaumt worden. Am Samstag, den 2. Juni, gedachte der jubilierende Verein mit einer Gräbersegnung der verstorbenen und gefallenen Sangesbrüder. Hinterher erfreute das „Seerösl“ die Bevölkerung mit einem abendlichen Straßensingen, wobei vor allem beim Bürgermeister Koch, beim Gutsbesitzer Roßbacher, beim Ehrenobmann Kutternig und bei der Familie Aidinjan Ständchen gesungen wurden.
Am Nachmittag des Sonntags bewegten sich die Krumpendorfer Sänger, begleitet von 18 auswärtigen Vereinen, die als Gratulanten erschienen waren, im prächtigen Festzug durch den Kurort. Nach dem Aufmarsch strömte das Publikum zum Krumpendorferhof, wo die einzelnen Gesangsgruppen im Rahmen eines Monsterkonzertes sich vorstellten. Laut Chronik bestritten die Darbietungen 516 Sänger. Der Dirigent des Krumpendorfer Kammerorchesters, Hofrat Dr. Edwin Komauer, stellte sich mit einer besonderen Jubiläumsgabe ein, die sein Klangkörper vortrug. Es handelte sich um die Vertonung folgender Verse des Dichters Ottokar Kernstock:
Von Liedern schallt’s am grünen Strand,
die Nixe singt im See —
Gott geb‘, daß dir, oh Kärntnerland,
das Singen nie vergeh‘.
Obwohl für den Verein das Jubelfest ein Ansporn zu neuer Arbeit hätte sein müssen, erlahmte das Vereinsleben in den folgenden Jahren.
Die Verantwortlichen für die Gemeinschaft mußten sich mit jenen Problemen herumschlagen, die seit der Gründung des „Seerösl“ dessen Bestehen immer wieder in Gefahr brachten, nämlich die Einmütigkeit und das Zusammenstehen der Mitglieder. Man erschien nicht zu den Proben, konnte sich nicht zu einstimmigen Programmen und Vorschlägen durchringen. Es mutet wie ein Wunder an, daß der in Auflösung begriffene Männergesangverein nicht einen Schlußpunkt setzte und auseinanderging. Dauerte die Krise auch noch so lange, sie vermochte das Ende nicht herbeizuführen. Und so folgte auch der finsteren Nacht ein Morgen, der Hoffnung schöpfen ließ. Am 26. Oktober 1928 schrieb der Chronist — diese Funktion bekleidete noch immer Valentin Haßlacher! — in die Chronik: „Heute kam es tatsächlich wieder zur Einigkeit und es wurde wieder alles aufgewendet, um eine Zusammengehörigkeit ins Leben zu rufen, und fangen auch die Proben wieder an. Und so fand der Verein wieder seinen Lauf, und es ist zu hoffen, daß er wieder blühe und gedeihe.“
Im Dezember 1931 stand der Verein an der Bahre von Johann Koch, vlg. Wipponig, 1898 Mitbegründer des „Seerösl“. Zu dieser Zeit hatte die Obmannstelle der „Andre Pepe“ inne.
1932 zählte die Singgemeinschaft 23 Sänger. Unter ihnen waren Direktor Hubert Filla, Heinrich Winter, Josef Mayrobnig, Georg Zirnig, Franz Klavora sowie die Brüder Karl, Fritz, Max und Hermann Egger.
Im Frühjahr 1937 veranstaltete das „Seerösl“ eine Liedertafel, bei welcher Chorleiter und Organist Josef Jäger, der Tischler Franz Klavora und der ehemalige Chronist Valentin Haßlacher für langjährige Vereinstreue und ihre Verdienste um Verein und Lied im Mittelpunkt herzlicher Ehrungen standen. Für Valentin Haßlacher war es eine der letzten Aufmerksamkeiten, die ihm die Sängerrunde bereitete, denn Ende Juni 1937 trat er seinen letzten Erdenweg an.
Im Herbst 1939 stellte der Krumpendorfer Männergesangverein die Vereinstätigkeit auf Grund der politischen Entwicklung ein.