Der Kärntner ist bekannt dafür, daß er gern singt. Als die Zeit noch beschaulicher war als heute, traf man sich häufig, um zu singen und fröhlich zu sein. Auch die Krumpendorfer pflegten auf diese Weise die Geselligkeit. Ein abendlicher Treffpunkt der Sangesfreudigen war beispielsweise das Anwesen Kraschonig in Leinsdorf. Daß hiebei eines Tages der Wunsch nach einem eigenen Gesangsverein laut wurde, war ein Zeichen dessen, daß sich gute Sänger gefunden hatten. Im Herbst 1898 schritten sie zur Tat: im Gasthaus Wipponig in Krumpendorf vereinbarten die beiden Wirtssöhne Hermann und Johann Koch, Gemeindesekretär Johann Kollmann, Bäckermeister Karl Kutternig und Volksschullehrer Franz Pehr die Gründung eines Männergesangvereines. Als Chorleiter konnte Volksschuloberlehrer Alois Bernot gewonnen werden.
Am 26. November 1898 kam die kleine Schar zur ersten Chorprobe zusammen. Johann Koch und Karl Kutternig sangen den 1. Tenor, Johann Kollmann sang den 2. Tenor, Hermann Koch den 1. Baß und Franz Pehr sowie Simon Struckl steuerten den 2. Baß bei. Das erste Lebenszeichen gab die Singgemeinschaft zum Jahresende 1898 mit einer Silvesterfeier. Am 25. Jänner 1899 rückten die Herren zu einem Hochzeitsständchen für Baron Sterneck aus und am 29. Jänner 1899 wagten sie die erste Liedertafel im Gasthaus Wipponig. Dieser folgte eine zweite am 12. Feber 1899 im Bahnhofrestaurant.
Am 23. März 1899 wurde der neue Männergesangverein schließlich auch vereinsmäßig aus der Taufe gehoben. Bei der Suche nach einem passenden Namen für die Singgemeinschaft kam man auf die Bezeichnung „Seerösl“. Die Vereinsfunktionen übernahmen folgende Mitglieder:
Johann Koch (Obmann),
Johann Krainer (Obmannstellvertreter),
Franz Pehr (Schriftführer),
Johann Kollmann (Kassier),
Karl Egger und
Karl Tschemernig.
In der Folge wurden die Vereinsstatuten ausgearbeitet und diese den Behörden zur Genehmigung vorgelegt, die am 19. September 1899 durch die Landesregierung erfolgte. Am 17. Mai 1900 wurde das „Seerösl“, das um jene Zeit schon 22 aktive Mitglieder zählte, in den Kärntner Sängerbund aufgenommen.
Im darauffolgenden Jahr entschloß sich der Männergesangverein „Seerösl“ in Krumpendorf, sich für das Erinnerungsalbum photographieren zu lassen. Zu diesem Zweck stellten sich die Herren der Photographin Dasch, die zwei herrliche Aufnahmen machte. 1901 stiftete Karl Kutternig der Gemeinschaft ein Trinkhorn, das dem kleinsten Mitglied des Vereines, Stefan Stangl, als Hornwart übergeben wurde. Dies wurde ausgiebig gefeiert, und als die Sänger spät in der Nacht den Heimweg antraten, war keiner nüchtern. Dieses Trinkhorn bildete hinfort den ständigen Begleiter, wenn der Männergesangverein auf Reisen ging. Erstmals wurde das Gefäß wenige Wochen nach seiner Erwerbung in Spittal an der Drau gezeigt, wohin die Krumpendorfer vom dortigen jubilierenden Männergesangverein eingeladen worden waren. Anläßlich des Bezirksfeuerwehrtages in Krumpendorf am 19. Mai 1901 hatte das „Seerösl“ Gelegenheit, vor einer großen Zahl von Festgästen Proben seines Könnens zu geben.
1902 geriet die Singgemeinschaft in eine Krise, die sich darin äußerte, daß die beiden Lehrer ausschieden. Die Obmannstelle ging im besagten Jahr auf Karl Kutternig über. Ferner hatte man im Herbst 1902 einen schmerzlichen Verlust zu beklagen: Hermann Koch schloß für immer seine Augen. Neu stießen zum Gesangverein u. a. Franz Schützenauer, Florian Kaiser und Anton Auer. Für die Gesangsproben hatte der Verein von Josef Jäger in Pirk ein gebrauchtes Harmonium erworben.
Aus dem Jahr 1903 ist aus der Chronik überliefert, daß Alois Bernot in den Kreis des Männergesangvereines zurückkehrte und wieder dessen Leitung übernahm. Darüber herrschte allenthalben große Freude. Bernot hielt nun dem „Seerösl“ durch vier Jahre die Treue. Im Sommer 1907 ließ er dann den Männergesangverein wieder im Stich, indem er ihm abermals den Rücken kehrte; mit ihm schieden drei weitere Sänger aus. Das war natürlich ein harter Schlag für die Gemeinschaft, aber trotz dieser traurigen Lage glaubte man an ihren Weiterbestand. Die Hoffnungen erfüllten sich, denn Anfang 1908 konnte Josef Jäger für die musikalische Leitung der Gruppe gewonnen werden. Er brachte zudem beachtliche Verstärkung aus Pirk mit. Zu den Sängern, die 1908 zum Verein kamen, gehörten Johann Krainer jun., Josef und Lorenz Samitz, Peter Singer, Josef Puschitz und Josef Kropfitsch. 1908 trat der Krumpendorfer Männergesangverein „Seerösl“ zweimal in Moosburg an die Öffentlichkeit, das eine Mal bei den Festlichkeiten zur Gründung der „Südmark-Ortsgruppe Moosburg“ und das andere Mal anläßlich einer Kirchenglockenweihe im Dezember. Vereinschronist war damals Valentin Haßlacher, der 1908 seine Gattin Elisabeth verlor.
Ein Jahr, das die Chronik besonders nennt, war 1911. Im Sommer bekam der Krumpendorfer Männergesangverein nämlich eine Fahne, zu der auch die Gemeinde 150 Kronen beisteuerte. Die feierliche Fahnenweihe fand am 16. Juli statt. Sie wurde ein Fest für den ganzen Ort und die vielen Sommergäste, die in Krumpendorf weilten. Am Vorabend gab es einen Fackelzug, bei dem auch die Freiwillige Feuerwehr mitwirkte. Die Stadtkapelle St. Veit an der Glan sorgte für flotte Weisen. Unterwegs wurden Gönnern und Honoratioren Ständchen dargebracht. Am andern Tag erfolgte zu Mittag am Bahnhof die Begrüßung der auswärtigen Vereine, von denen 16 der Einladung der Krumpendorfer Folge geleistet hatten. Nach einem herzlichen Willkommen durch Kutternig, der noch immer Obmann des Gesangvereines war, erklang dessen Lieblingslied, das „Rauschend wie eine Felsenquelle“ von Ernst Simon. Im stattlichen Festzug begaben sich die Teilnehmer zum Bürgermeister und von dort zum Festplatz beim Seerestaurant, wo der eigentliche Weiheakt abgehalten wurde. Fahnenmutter war Johanna Madile.
Während der Übergabe der Fahne an den Fahnenjunker Hans Krainer und der Anbringung der Erinnerungsbänder spielte das Wetter den Festteilnehmern einen boshaften Streich — ein Gewitterregen trieb sie in das Restaurant, wo das Fest mit einem Liederkonzert den Fortgang nahm. Am Abend wurde zum Tanz aufgespielt und bis zum Morgen des nächsten Tages das Tanzbein geschwungen.
1911 bekam Chorleiter Jäger einen schwarzen, in Silber gefaßten Taktstock, ein Geschenk des Architekten Karl Hayböck.
Das Jahr 1912 war durch größere Unstimmigkeiten im Verein gekennzeichnet. Die Mitglieder Johann Krainer, Hans Krainer, Florian Kaiser, Johann Wedenig, Ignaz Wedenig, Richard Neuwirter und Chorleiter Jäger erklärten ihren Austritt. 1913 kehrte Jäger zum Männergesangverein zurück. Im gleichen Jahr stellte der langjährige Obmann Karl Kutternig seine Funktion zur Verfügung. Sein Betrieb war insolvent.
In der Vereinskasse befand sich damals kein Heller. Um die neuen Chorleiter, Lehrer aus Klagenfurt, in der Folge bezahlen zu können, mußten die Mitglieder tief in die Taschen greifen, denn für jede Probe waren vier Kronen flüssig zu machen.