Das „Seerösl“ schwieg bis zum Sommer 1946. Aber als der Krieg vorüber und die ärgste Not gebannt war, wollten die Krumpendorfer ihre Singgemeinschaft nicht länger missen. Der Andrebauer Josef Tschemernig scharte sangesfreudige Männer wie Andreas Eichholzer, Fritz und Hans Krainer, Ferdl, Fritz und Hermann Kues, Gustl Lecher, Anderle Egger, Max Egger, Heini Winter sowie Alfred und Georg Zirnig um sich und begann mit ihnen mangels eines geeigneten Chorleiters Lieder einzustudieren. Das kam sehr gelegen, denn als Josef Jäger, der dem Verein volle 35 Jahre angehört hatte, am 20. Dezember 1946 in Pirk zur letzten Ruhe gebettet wurde, konnte sich das „Seerösl“ von ihm mit Gesang verabschieden.
1947 trat der Lehrer Franz Seitschnig in die Reihen der Krumpendorfer Sänger und übernahm die Führung des Chores. Am 21. März 1948 trat das „Seerösl“ unter seiner neuen Leitung mit einer Liedertafel im Saal beim Schützenauer vor die Öffentlichkeit. Da der Chor hart gearbeitet hatte, wurde der Abend ein voller Erfolg. Besonders dankbar aufgenommen wurden von den Zuhörern die Kärntner Lieder.
Ins Jahr 1948 fiel weiters das 50-Jahr-Bestandsjubiläum des Vereines. Dies wurde zum Anlaß genommen, Andreas Eichholzer für 50-jährige Mitgliedschaft mit der goldenen Plakette und Josef Tschemernig für 25-jährige Vereinsverbundenheit mit der silbernen Plakette zu ehren.
1949 war das neuerblühte „Seerösl“ erstmals im Radio zu hören. 1950 gab es auf Anregung von Chorleiter Seitschnig als Neuerung ein Pfingstsingen, das von der Bevölkerung zustimmend zur Kenntnis genommen wurde.
Ab 1951 organisierte die Sängerrunde im Krumpendorferhof im Fasching jährlich einen Maskenball.
Ab 1952 war Prof. Franz Wilfan-Babitsch der Leiter der Singgemeinschaft. Dieser widmete dem Männergesangverein „Seerösl“ 1953 das Lied „Im Hamattal“, das am Palmsonntag bei einem großen Liederabend aus der Taufe gehoben wurde.
Das Jahr 1954 sah einen regen Verein, dessen Stärke auf 41 Mitglieder angewachsen war. Der Reigen der Veranstaltungen wurde mit dem Maskenball eröffnet und mit einer Liedertafel fortgesetzt, bei der dem neu eingekleideten Junker Franz Bürger jun., vlg. Ferlitz, die renovierte Vereinsfahne übergeben wurde. Dann folgten das Gausingen am Strand beim Terrassenhotel und ein Sommerfest. Zwischendurch sang der MGV bei Hochzeiten und Begräbnissen. Auch in den darauffolgenden Jahren war es nicht anders. Bei den Kärntnerabenden während der Saison erntete vor allem das Quartett Robert Kueß, Fritz Krainer, Heinrich Winter und Alfred Zirnig stets stürmischen Beifall.
Das Jahr 1958 war durch das 60. Wiegenfest des „Seerösl“ gekennzeichnet. Der Verein bekam ein neues Vereinsabzeichen, lud nach Krumpendorf und erhielt Gegeneinladungen auswärtiger Vereine. So kamen Sangesbrüder aus Steyr in den Kurort am Wörther See und gaben am Pfingstsonntag einen gelungenen Bunten Abend. Auch im Jahr darauf brauchte der Krumpendorfer Männergesangverein sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, er konnte maßgeblichen Einfluß auf das kulturelle Geschehen des Kurortes nehmen.
Im Jahr 1959 unternahm das „Seerösl“ mit seinem langjährigen Obmann Hans Krainer einen Ausflug ins Schwabenland, und zwar nach Winterbach, der mit schönen Eindrücken verbunden war. Hartberger Sängerfreunde erschienen in Krumpendorf und pflegten so Sängerfreundschaft. Im Oktober wirkte der MGV „Seerösl“ durch Liedvorträge bei der Grundsteinlegung zur Friedenskirche in Krumpendorf mit.
Durch den Tod des Mitgliedes Josef Kernjak ging in diesem Jahr wieder ein Stück Alt-Krumpendorf für immer dahin.
Ehrenobmann Andreas Eichholzer durfte 1960 das 80. Lebensjahr vollenden.
Ergänzung: Anlässlich des Jubiläums 40 Jahre Volksanstimmung fand im Oktober 1960 ein Liederwettbewerb statt, den der MGV bereits im Frühjahr ausgeschrieben hatte. Den ersten Preis bekam der junge Gailtaler Komponist Waldner für sein Werk „Heimatliebe“. Der Text stammte vom Heimatdichter Franz Podesser. Den zweiten Preis erhielt Franz Babitsch für seinen „Festgesang“. Frau Dr. Gölles-Ortner aus Klagenfurt hatte den Text verfasst. Auch wurde im Rahmen der Veranstaltung an den Komponisten Edwin Komauer gedacht, der durch sein musikalisches Wirken ein beachtliches kulturelles Niveau in die Gemeinde gebracht hatte. Seine wohl bekannteste Liedkomposition „Hymne an Kärnten“ wurde aufgeführt.
Mit Vereinsobmann Fritz Krainer und dem bewährten Chorleiter Franz Wilfan-Babitsch ging es in die sechziger Jahre; rührige und zielstrebige Probenarbeit sicherten dem Männergesangverein weiterhin Applaus und Anerkennung von allen Seiten.
Das Jahr 1961 begann mit einem fröhlichen Auftakt. Sangesfreund Johann Werdenig (Fürscht-Hanse) verließ die Hobelbank und führte Fräulein Steffi Kuchling zum Traualtar. Der gesamte MGV war zur Hochzeitstafel geladen. Im Fasching traf sich jung und alt beim traditionellen Maskenball. Prinz Karneval war in diesem Jahr Josef Huainig vlg. Schurian, Prinzessin Fräulein Heidi Mayrobnig.
Im Frühjahr 1962 gingen die „Seerösler“ auf Werbefahrt ins Rheinland, um dem Wörther-See-Raum und vornehmlich dem Kurort Krumpendorf neue Urlaubsgäste zuzuführen. Der Männergesangverein war zum singenden Prospekt geworden. Bei dieser Gelegenheit wurde mit dem Quartett-Verein des Städtchens Ober-Olm/Mainz Freundschaft geschlossen.
Im Feber 1963 verloren die „Seerösler“ einen lieben Sangesbruder, den Schuhmachermeister i. R. Josef Nagele. Er hatte sich ganz dem Lied verschrieben, war immer voller Schwung gewesen und sein frohes Herz hatte wohltuend auf die Umgebung ausgestrahlt.
1964 lag die Verantwortung für den 40 Mitglieder zählenden Verein bei Obmann Dir. Matthias Steindl, 1965 ging sie auf Franz Bürger, vlg. Ferlitz, über, jedoch nur für ein Jahr, denn Dir. Steindl wurde abermals die Würde und Bürde des Obmannes zuteil.
Ein Blick in die Chronik des Jahres 1967 erinnert an den Tod des Sangesbruders Georg Flaschberger, den unvergessenen Oschte in Pritschitz. Im Alter von nur 53 Jahren mußte er von dieser Welt gehen. Am 27. Mai lud der MGV zum Frühlingskonzert in den Kursaal.
Am 10. Juni fand das Gausingen in Krumpendorf statt. Ende Feber 1968 hieß es Abschied nehmen von Ehrenobmann Andreas Eichholzer. Er hatte ein Alter von 88 Jahren erreicht. Am 12. März 1969 rückte das „Seerösl“ zu einem Fackelzug und zu einem Ständchen aus, um Kommerzialrat Hans Koch anläßlich der Vollendung des 70. Lebensjahres eine Freude zu bereiten. Am 21. März gab es ein Geburtstagsständchen für Donald Gruber.
Das Jahr 1969 stand überhaupt ziemlich im Zeichen des Familiären. Am 28. März sorgte das „Seerösl“ beim Polterabend des Sängers Werner Suttnig für Stimmung. Wie immer wurde nach „Seerösl“-Brauch die „Krawatten-Trophäe“ eingeholt. Am 23. Mai gab es einen weiteren Polterabend im Restaurant Schloßkeller: Stefan Luschnig gab sein Junggesellendasein auf. Am 17. und 18. Mai unternahmen die „Seerösler“ ihren Ausflug, im Herbst folgte eine Fahrt in die Weststeiermark. Echte „Seerösl“-Gemütlichkeit herrschte am 6. Dezember anläßlich des Familienabends im Hotel Koch.
Der Dezember brachte allerdings auch traurige Verpflichtungen. Am 15. Dezember 1969 mußte Frau Anna Koch zu Grabe getragen werden und wenige Tage später hatten die Krumpendorfer Sänger ihren Sohn Kommerzialrat Hans Koch auf seinem letzten Erdenweg zu begleiten.
Gesungen wurde jedoch nicht nur im privaten Kreis, sondern auch bei verschiedenen Veranstaltungen. Am 7. Juni 1969 nahmen die Krumpendorfer am Gausingen im benachbarten Moosburg teil, am 28. Juni gaben sie einen Liederabend im Kursaal in Krumpendorf und am 19. Juli sowie am 9. August gestalteten sie gut besuchte Wiesenfeste im Kurort.
Mit dem Schritt in die siebziger Jahre näherte sich für den Krumpendorfer Männergesangverein „Seerösl“ der 75. Geburtstag. Die Singgemeinschaft darf ihr Jubelfest erfreulicherweise bei guter Gesundheit feiern. Sie kann Rückschau halten und mit Zuversicht in die Zukunft blicken, denn Kärnten und Singen sind zwei Begriffe, die zusammengehören. Es wird auch in den nächsten 75 Jahren Männer geben, denen der gemeinsame Gesang ein Herzensbedürfnis sein wird. Und es wird sich auch weiterhin Publikum einfinden, das sich mit den Darbietungen verwöhnen lassen wird. Also: Viel Glück für die Zukunft!