Pfarrchronik 1922 – 1926

1922

Am 7. Jänner sind endlich die neuen Glocken angekommen. Sie wurden von Klagenfurt mit 4 Wagen abgeholt. Bei Pfarreingang, beim Kreuz beim Gasthof „Alte Post“, wurden sie bekränzt, vom Pfarrer begrüßt; weißgekleidete Mädchen trugen Gedichte vor. Der Glockenausschuß, Gemeindevertretung und die Schulkinder, geführt vom Lehrkörper, und viele Gemeindeinsassen begleiten dann die Glocken bis zur Kirche, wo sie warten auf die feierliche Weihe. Da die Glocken bedeutend größer, muß der ganze Glockenstuhl verändert werden. Das Turmfenster muß weit ausgebrochen werden. Alles freut sich auf den Tag der Glockenweihe und aufs erste Läuten.

Die Georgskirche in Krumpendorf bekommt eine neue Glocke, 1922. Foto: Dr. Judithmarie Schindler-Kunewald
Die Georgskirche in Krumpendorf bekommt eine neue Glocke, 1922
(Foto: Schindler-Kunewald)

Am 23. April fand in Krumpendorf die Glockenweihe statt. Domherr Joh. Unterluggauer nahm unter Assistenz des Religionslehrers Kienberger und des Gefertigten die Weihe vor. Sanegger aber fehlte. Domherr Unterluggauer hielt eine feierliche Ansprache über die Bedeutung der Glocken. Kirchenchor u. Gesangsverein trugen mehrere Chöre vor. Die Kinder Jäger Fini u. Gustl, Ultschnig Ina u. Franzl und Filla Hubert brachten Glockengedichte recht gut zum Vortrag. Feuerwehr bildete Spalier. Die Glockenpatinnen Frau Agnes Orasch, Sägewerksbesitzersgattin, Frau Anna Koch, Bürgermeistersgattin, und Frau Margaretha Rossbacher, Gutsbesitzersgattin, wurden mit Musik zur Kirche geleitet. Kirche und Glocken waren herrlich geschmückt. Den Aufzug leitete wieder wie in Pirk Herr Peter Orasch. Beim Te Deum Nachmittag hörten wir das erste Geläute. Alles ist zufrieden und hat ein so schönes Geläute nicht erhofft. Die Glocken wurden auf folgende Namen getauft: Große Glocke: „St. Georg. Agnes“, Mittlere: „Schutzengel. Anna“, Kleine Metallglocke: „Ulrich. Margaretha“.

Vidi + Adam 10.5.22.

Während des für Kurgäste schönen Sommers sehr viel Fremde – leider schlichen sich auch schon die +++ Juden ein.

Mission. Die Ältesten der Pfarre können sich an eine Mission in Pirk nicht erinnern. Einmal muß der Anfang gemacht werden. Als ich das erstemal auf der Kanzel und dann im Verkehr über eine bevorstehende Mission sprach, da ging die guten Pirker und Krumpendorfer s’Grausen: „A Mission will er a no holt’n.“ etc. etc. Noch am 9. XII. wurde von mir der Herr Missionär P. Baudenbacher S.J. in Radweg abgeholt. Nachmittag war schon in Krumpendorf Kinderbeichte (freiwillige), an der sich fast alle Kinder (3 ausgenommen) beteiligten. Abends (ein Samstag) erste allgemeine Predigt, Sonntag früh die zweite. Abends die Predigt für die Frauen – die Predigten zogen. Die Kirche ward übervoll dann die ganze Woche. Bei den Standespredigten beteiligten sich in erster Linie die Burschen vollzählig. Das freute mich am meisten. Zur Beichte und Kommunion ging wohl fast die ganze Pfarre. Überaus schön war auch die Lichterprozession am Donnerstag Abends um 9 Uhr. Ein schier endloser Zug war es. Vorne die Schulkinder mit Kerzen und Lampions, die Männer mit Kerzen, die Feuerwehr mit Fackeln, das Allerheiligste, getragen vom Missionär, der mit lauter Stimme Heilig heil etc. betete, begleitet von den H. Pfarrern vom Moosburg, Tigring u. Tultschnig u. Domherr Unterluggauer, weiß-gekleidete Mädchen beim Baldachin mit Lampions, der Frauen- u. Mütterverein. Der Zug ging nicht so wie gewöhnlich zu Fronl. oder Kirchweih. (…) Böller krachten, Raketen stiegen – und als das Allerheiligste zur Ecke des Messnerhauses kam, wo der Segen gegeben wurde – da bengalische Beleuchtung (besorgt von Greschonig Hans). (…) Eine solche Prozession zu Ehren der allh. Eucharistie hat hier wohl noch niemand gesehen. Am Montag schied der Herr Pater Baudenbacher wieder von uns. Ein großes, rührendes Abschiednehmen gab es bei der Kirche und im Pfarrhof. „Vergelts Gott“. Diejenigen, die früher so a Graus’n vor a Mission hatten, sagten: „Herr Pfarrer, s’müßte [nächstes] Jahr wieder sein.“ Ich bin mit dem Erfolg zufrieden. Solche Beteiligung bei den Predigten und beim Sakramentsempfang hab ich nicht erwartet. Um 2 Uhr früh war der Missionär schon in der Kirche und um 3 und 4 Uhr (ja einige gar schon früher) kamen sie zur Beichte. Möge der Eifer und das Versprechen andauern bezw. sich erfüllen.

Am 18. Dezember starb auf Schloß Hornstein der Schwiegervater des Baron Sterneck, Richard Graf von Walterskirchen, Besitzer der Villa „Morgensonne“ in Krumpendorf, im hohen Alter von 87 Jahren (der zweitälteste) nach mehrmaligem Empfang der Sterbesakramente. Er wurde in Pirk an der Seite seines vor 2 Jahren verstorbenen Vetters, des Baron Robert Walterskirchen, begraben. Der Arme mußte ungemein viel leiden. Er hatte wie sein Vater auch Nieren- u. Gallensteine. Graf Richard war Homoeopath und tüchtiger Arzt. Vielen, vielen hat er in der Stille geholfen, insbesonders Armen. Sein Zimmer in der Villa Morgensonne, in dem er sich tagsüber aufhielt, war eine gewaltige Apotheke. In früheren Jahren besaß und bewirtschaftete er ein sehr großes Gut in Ungarn. Sein Hauptsport war die edle Jägerei. Auf dem Platze, wo ich dies schreibe, erzählte er mir, als er, obschon er kaum steigen konnte vor Schmerzen, die so lang kranke Neureither-Tochter besuchte, um ihr zu helfen, wie er jeden Apfel, jeden Stein, den er selbst in die Luft werfe, auch sofort herunterschieße. Beim Greschonig sind die Zeugen davon. Richard Graf Walterskirchen war Fähnrich a. D. der alten österr.-ungar. Marine. Er ist auch das letzte überlebende Mitglied der „Novara“-Weltumseglung. Seine Frau Flora Gräfin von Walterskirchen liegt auch schwer danieder. Eine Tochter Ida ist die Baronin von Sterneck auf Schloß Hornstein, die zweite, Gertrude, ist Herzogl.-Savoyensche Stiftsdame. – Er ruhe in Frieden.

1923

Am Sonntag, 3. Juni, feierte der Krumpendorfer Männergesangsverein „Seerösl“ sein 25jähriges Gründungsfest u. zwar in recht würdiger Weise. Feldmesse mit Ansprache des Pfarrers, Gesangsverein sang die Schubertmesse, begleitet vom Krumpendorfer Orchester unter der Leitung des berühmten Musikers und Komponisten Hofrates Dr. Kromauer, eines Freundes des unsterblichen Kärntner Komponisten Koschat. Unsern Gesangsverein „Seerösl“ leitete der Messner und Organist Josef Jäger. Sehr viele Gesangsvereine aus nah und fern waren erschienen. Die Festrede hielt der Obmann Oberlehrer Filla. Sehr edel war’s auch, daß der Gesangsverein bei diesem Anlasse auch seiner gefallenen Sangesbrüder gedachte. Am Vorabend beteiligte sich der Jubelverein vollzählig beim hl. Segen in Pirk ½ 7 h Abends.

1924

Pfarrchronik Krumpendorf 1924 Seite 107
Pfarrchronik Krumpendorf 1924 Seite 107

Seelsorger-Wechsel. Nachdem der Ortspfarrer H. Johann Hofstätter infolge Kriegsleiden (Schußverletzungen im Fuße u. Hinterhaupt sowie zweimalige Gasvergiftung – er war Feldkurat an der französ. Westfront) immer mehr dem Siechtume verfiel u. dazu noch andere schwierige Verhältnisse privater Natur kamen, mußte derselbe im Frühjahr 1924 auf seine Pfarre resignieren. Zur Pastorierung wurde provisorisch Hochw. Herr Kasimir Thomann, ein gebürtiger Salzburger, berufen. Der pensionierte Pfarrer Johann Hofstätter war Besitzer des Ritterkreuzes des Franz-Josefs-Ordens mit den Schwertern, des geistlichen Verdienstkreuzes II. Kl. am weißroten Band mit den Schwertern, des silbernen Signum laudis und den Schwertern, des bronzernen signum l. mit den Schwertern, des deutschen Eisernen Kreuzes II. Kl., des Ritterkreuzes der deutschen Ehrenlegion, der Verwundeten-Medaille (…); er ist geboren am 24. Novbr. 1884 zu Stanz in Steiermark; Priester seit 14. Juli u. Seelsorger seit 20.8.1910. Als Domizil bezog er zunächst Schloß Drasing u. übersiedelte nach Genesung aus schwerer Krankheit i. J. 1927 nach Bad Gleichenberg, wo es sich die Villa Tannenheim als Eigentum erwarb. – Die Provisur dieser Pfarre durch den seelen- u. diensteifrigen Prov. Thomann dauerte bis Spätherbst 1924.

Neuer Pfarrer. Mit 30. November 1924 trat der hochwürdige Herr Johann Koch, bisher Pfarrer in Zweikirchen im Glantale, die ihm vom Fürstbischof verliehene Pfarre Pirk an. Der Herr über Leben u. Tod hat ihm für diese schöne Pfarre nur eine verhältnismäßig kurze Wirksamkeit beschieden, nämlich bis 17. Juni 1927, an welchem Tage Pfarrer Koch anläßlich eines kurzen Seebades zu Krumpendorf vom Gehirnschlage ereilt wurde, erst 52 Jahre alt. – Da ab 1924 bis jetzt (25. Juli 1927) ins Pfarrgedenkbuch von den betreffenden Seelsorgern keine Eintragungen geschahen, können die Nachtragungen leider auch nur mangel- bzw. lückenhaft sein.

Vidi Anton Kohlmaier, Pfarrer v. Tultschnig, seit 18.6.1927 Mitprovisor von Pirk.

1925

Kirchliches. Pfarrer Johann Koch war ein in Amtskreisen allgemein anerkanntes Baugenie, er war aber auch ein Mann praktischer Seelsorge. Darum hielt er auch an der Intention des Bischofs, die Seelsorge mehr nach Krumpendorf zu verlegen, fest. Er führte sofort doppelten Sonntagsgottesdienst ein, wozu er die Binations-Erlaubnis sich erwirkte. In Pirk wurde Sonntags um 7 h, in Krumpendorf um 9 Uhr Gottesdienst gehalten (Sommerzeit), keine kleine Mühe für den Einzelseelsorger.

1926

Kauf der Villa „Mohrenschild“ in Krumpendorf. Schon lange trug sich Pfarrer Koch mit dem Gedanken, den Amtsitz von Pirk, wo ja kaum 10 Prozent der Pfarrbevölkerung sich befindet, in das immer mehr aufblühende Krumpendorf zu verlegen. Hiebei wußte er sich eins mit der Intention des F. B. Ordinariates. Freilich wäre dies eine Sache gewesen, die sich erst in Jahren hätte ausreifen können; denn mit ihr zusammen hängen doch Kirchenbau u. Pfarrhoferwerbung in Krumpendorf.

Indessen betrieb Pfr. Koch aus allen Kräften den Verkauf der Pfarrpfründe Pirk u. hat diesbezüglich schon Schritte in Wien unternommen. Er hoffte, aus dem Erlös die gekaufte Villa zu bezahlen und dieselbe als Pfarrhof endgültig zu belassen. Durch diese an u. für sich wohlgemeinten Aktionen zog er sich den heftigsten Unwillen eines Teiles der Pfarrbevölkerung zu, eben jenes, die Pirk u. nähere Umgebung bewohnte. Er hatte viel unter Schmähungen u. Verfolgungen zu leiden. Es kam für ihn das Schicksalsjahr 1927, in welchem ihn am 17. Juni unerwartet der plötzliche Tod abberief u. somit wohl all’ seinen Plänen ein Ende bereitete.

Tief zu bedauern ist hiebei die langjährige Wirtschafterin des verstorbenen Pfarrers, eine Verwandte, die mit diesem Zusammenbruch auch ihr eigenes Hab u. Gut dahinschwinden sieht! Dieser Fall zeigt wieder einmal deutlich, in welches Elend eine Pfarrhof-Hausgehilfin kommen kann, wenn für ihre alten Tage nicht vorgesorgt ist.

Vidi Pfr. Anton Kohlmaier, Mitprovisor, 25.7.1927

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