Pfarrchronik 1935 – 1938

1935

Das Jahr 1935 hat in politischer Hinsicht kaum Veränderungen gebracht. Der Dollfußkurs hat sich zwar mehr gestärkt, aber die Beunruhigung, der Unfriede und die Zersetzungen im Volke halten an. Einer traut dem andern nicht. So manche Krumpendorfer, Anhänger der NSDAP, mußten Bekanntschaft machen mit dem Konzentrationslager in Wöllersdorf. Daß vor allem die Kirche darunter leiden muß, ist klar. Ja, man schiebt alle Mißstände der Kirche zu, der Papst in Rom habe das Regierungsprogramm für Österreich zusammengestellt, der Kanzler Dr. Schuschnigg und der Erzbischof von Wien, Kardinal Dr. Innitzer, seien nur die Handlanger des Papstes. Daher wird es und kann es in Österreich nicht besser werden! So auf den Flugzetteln der NSDAP. Eine Abfallsbewegung aus unserer hl. kathol. Kirche nimmt immer größere, beängstigende Formen an. Protestantische Pastoren aus St. Veit a. d. Gl. und Klagenfurt fischen sehr eifrig im Trüben und suchen vor allem die „Wöllersdorfer“ und „Karlauer“ (politische Sträflinge und Häftlinge von Wöllersdorf u. Karlau) für sich zu gewinnen und leider Gott – so manchen jungen Burschen haben sie zum Glaubensübertritt gebracht.

1936

Im Jahre 1936 weiß der Schreiber nichts Besonderes zu berichten. Taufen waren in der Pfarre 4, in der Gebäranstalt Klagenfurt 14 aus dieser Pfarre, im ganzen 18; Trauungen fanden 4 statt, Todesfälle 8 (3 männl. u. 5 weibl.), mit Ausnahme eines kleinen Kindes war das Durchschnittsalter der 7 Verstorbenen 75 Jahre.

Vidi in visit. 12.V.37 Marklet, Dechant

1937

Ulrichskirche in Pirk mit neuem Friedhof 1937 (Foto:  Schindler-Kunewald)
Ulrichskirche in Pirk mit neuem Friedhof 1937
(Foto: Schindler-Kunewald)

Im April 1937 wurde die Kirche in Krumpendorf renoviert. Der hiesige Maler H. Brodgesell setzte sein ganzes Können ein – und wirklich – das Kirchlein ist zum Schmuckkästchen geworden. Alle sind voll des Lobes. Die Malerei kostete 300 S.

Auch erhielt die Orgel ein neues Register. Schließlich wurde in die Filialkirche das elektrische Licht eingeleitet. Das Hauptverdienst an der ganzen Renovierung trägt der Kirchenkämmerer H. Andreas Eichholzer, der mit seltener Ausdauer zu Werke ging und Gemeinde u. Kurkommission für diesen schönen Zweck gewann!

Vidi in vis. 19.VI.1938 I.V. Malgaj, DrRat

1938

Das Jahr 1938 (13. März) hat eine große Veränderung über Österreich gebracht. Österreich hat aufgehört, ein selbständiger, unabhängiger Staat zu sein, wurde am 13. März dem großen Deutschen Reich an- u. eingegliedert. Der Großteil des Volkes hat es so gewollt! Viel Jubel und Freude (auch gemachte) herrschte allenthalben – so, als ob den Österreichern vom Alt-Reich die gebratenen Tauben in den Mund fliegen würden. Man sagt: Wo viel Freud, da auch viel Leid! Nun, die Zukunft wird es ja zeigen! Auf jeden Fall wird die Kirche zu leiden haben, wie es bei jeder Revolution der Fall ist.

In hiesiger Pfarre sind bis Ende 1938 nicht weniger als 54 aus der katholischen Kirche ausgetreten, um der neuen Irrlehre anzuhängen. In manch anderen Pfarren soll’s noch trauriger ausschauen. Einen sehr schweren Stand hat wohl unser Ordinarius, dem man das Knaben- u. Priesterseminar genommen hat – letztens wohl seine Lebensschöpfung. So mancher Seelsorger wünscht sich weit, weit fort in die Heidenmission!

Georgskirche im Winter 1938 (Foto: Schindler-Kunewald)
Georgskirche im Winter 1938 (Foto: Schindler-Kunewald)

Was soll ich sonst noch in dieses Gedenkbuch schreiben über das Jahr 1938? Da fällt mir das Kapitel 4 ein vom deutschen Dichter F. W. Weber „Dreizehnlinden“. XVII „Des Priors Lehrsprüche“, 4. Kap.

„Sohn, ich las im Runenbuche
Manches Blatt, ein Zeichendeuter;
Viel zur Trauer, viel zum Troste,
Wenn ich weiter las und weiter.

Was sie Weltgeschichte nennen,
Ist ein wüstverworrner Knäuel:
List und Lug, Gewalt und Schwäche,
Feigheit, Dummheit, Wahn und Greuel.

Weise Tugend schweigt und trauert:
Will sie reden, will sie klagen,
Wandert sie in Kerkergrüfte
Oder wird ans Kreuz geschlagen!

Starke, die sich Treiber dünken,
Werden doch nur selbst getrieben,
Heergeräthe eines Stärkern,
Die, gebraucht, verbraucht, zerstieben.

Stärkre stößt der Fuß des Stärksten,
Und die Stärksten sind Geschirre
Eines, der, ob Allen waltend,
Überschaut das Weltgewirre;

Eines, der in ehrnen Händen
Hält die Wage, Recht zu wägen,
Der die Szepter knickt wie Ruthen,
Und wie Stroh und Schwert der Degen.

All die Riesen sind nur Zwerge,
all die Herrn nur arme Knechte;
Ob sie gleich den Frevel wollen,
Fördern müssen sie das Rechte;

Dienen müssen sie der Ordnung,
Ob sie gleich das Wüste treiben,
Denn unsterblich ist das Gute,
Und der Sieg muß Gottes bleiben!“

Vidi in vis. can. 28.XI. I. V. Malgaj D.R.

Kommentare sind geschlossen.