1936
Wir sind in banger u. auch neugieriger Erwartung des Fliegeralarms. Kommenden Montag, Dienstag oder Mittwoch soll er stattfinden. Es ist tief bedauerlich, daß wir für die Abwehr eines vorgetäuschten Angriffes so viel Zeit, Mühe, Kosten, aufwenden u. wir denken mit Schrecken daran, wie viel Elend, Verzweiflung, erst ein wirklicher Angriff im Gefolge haben mag. Seipel sprach oft von Seelensanierung. Ohne die werden wir die Luftwaffe nicht aus der Welt schaffen u. so lange sie besteht, sind wir bar jeden Seelenadels. 12.5.36 Um ½ 12 heulte die Sirene. Die Fenster wurden geschlossen. Die Schüler aller Klassen versammelten sich im gewölbten Vorhause. Das Haustor schlossen die Schüler, aber sperrten es nicht ab. Mit den bereitgestellten Tüchern und Säcken, die schon vor Unterrichtsbeginn eingeweicht worden waren, wurden die Spalten des Haustores ebenfalls wieder von den Schülern abgedichtet. Und nun harrten wir der Dinge, die kommen sollten. Unsere Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. 2 ½ Stunden mußten wir in einem völlig unzureichenden Raum mit stickiger, heißer Luft stehen. Erst gegen ¾ 2 Uhr strichen die unheimlichen Vögel übers Schulhaus hin gegen die Villa Hübl u. erst etwa 10 Min. später drang das von uns sehnlichst erwartete Glockengeläute an unser Ohr. Die widerwärtigste Menschenklasse waren die Autler. Alles fügte sich mit mehr oder weniger Humor ins Unvermeidliche, aber die Insassen der von der Gendarmerie aufgehaltenen Autos konnten sich nicht genug tun in ihren bekannten ordinären Ausdrücken. Die Studenten aus der Stadt kamen auf Schleichwegen heim u. waren herzlich froh, endlich bei vollen Schüsseln zu sitzen. So ist nun der große Tag vorbei u. wir schließen ihn mit dem Wunsche, es möge für immer bei diesem vorgetäuschten Fliegeralarm bleiben.
(1936)
Von einer Christbaumfeier wurde heuer Abstand genommen, um alles verfügbare Geld zum Ankauf von Schuhen für arme Schulkinder verwenden zu können. Von den Mitgliedern des Ortsschulrates u. denen des Winterhilfsausschusses wurden 32 arme Schulkinder namhaft gemacht, die Klassenlehrer nehmen ihnen das Maß ab u. Bürgermeister Nagele wird die Schuhe bei Neuner kaufen. In der letzten Sitzung vor Weihnachten wird das Winterhilfskomite die Schuhe im Gemeindeamte zur Verteilung bringen. (…)
21. XII. Heute war in der Gemeindekanzlei die Verteilung von Schuhen an 32 arme Schulkinder, wozu noch ein von Frau Brosch geschenktes Paar Schieschuhe kamen.
1937
1. IV. (1937)
Die ländl. Bevölkerung, die noch sehr viel auf Lostage hält, scheint heuer recht zu behalten. Den 40-Märtyrertag hatte es verregnet u. nun haben wir Regenwetter fast ohne Unterbrechung u. über Ostern schneite es durch drei Tage. Dies Wetter läßt den Landwirt auch nicht an den Pflug treten. Er fürchtet zwar bei seinen Arbeiten den Regen nicht, aber schwere, patzige Erde läßt keine Bearbeitung zu. Dafür werden sich die Arbeiten auf wenige Tage im April zusammendrängen und das wird für diese Tage einen schlechten Schulbesuch geben.
16.9.
Der Unterricht begann leider wieder nur mit 2 Lehrpersonen für drei Klassen. Erst am 4. Schultage, den 20. September, hatte auch die verwaiste I. Klasse ihre Lehrerin in Frl. Fr. Kunze aus Mauthen erhalten. Die Besetzung der weibl. Lehrstelle durch eine definit. Lehrerin war nicht erfolgt.
1938
Österreich wurde am 13. März 1938 ein Land des Deutschen Reiches!
Deutsche Soldaten in den Anschlusstagen März 1938 mit Gulaschkanone
in Krumpendorf. Vermutl. Sonthofener Jäger aus Bayern.
Nachdem vor Schluß des Schuljahres 1937/38 Herr Direktor Hans Leitsberger einen Krankenurlaub angetreten hatte und der auch um Krumpendorf verdiente, gute, herzensgute Mann nach Weidmannsdorf verzogen war, übernahm die Schulleitung hier der Lehrer Hans Fellner.
Am 26.9. (1938) erklärte der Führer endgültig, zu marschieren, wenn die Lage, die für die Deutschen in der Tschechei unhaltbar wurde, nicht hergestellt werden würde. Nun wurde bestimmt, die deutschen Gebiete in der Tschechei sollten frei werden u. zu Deutschland kommen und werden vom 1.-10.10.38 befolgt. Sudentendeutschland ist heute frei und deutsch.
3.10.1938. Am 3. Okt. 1938 8h war unter der Fahne auf dem Schulplatze die Schulfeier zum Beginn des Schuljahres 1938/39. Dieser Schulbeginn stand im Zeichen einer ernsten, bewegten, aber großen Zeit; die Sudetendeutschen in der Tschechoslowakei sind 20 Jahre lang brutalst geknechtet worden.
1.-10.10.38 Sudentendeutschland ist heute frei und deutsch. Darum wurde auch die Abstimmungsfeier am 10. Oktober vor der Schule unter der Fahne sinnig mit der Sudetensiegesfeier verbunden.
Die Weihnachtsferien dauerten vom 24.12. bis 2.1. Am 3.1.39 begann der Unterricht im Jahre 1939.
1939
26.8.39 Einberufungen. Von Krumpendorf 36 Mann. 1.9.39 Der Führer beschließt gegen Polen den Krieg.
Nachdem das Schuljahr 1938/39 am 8.7.39 geendet hatte und beschlossen war, daß die wichtigsten Ausbesserungsarbeiten in der Schule getan werden sollten und in Angriff genommen worden waren, verzögerte sie sich durch die Geschehnisse derart, daß das Schuljahr 1939/40, das ursprünglich am 11.9.39 beginnen sollte, erst am 18.9.39 begann, bei uns aber erst am 25.9.39 anfangen konnte.
10.10.39 Der Tag wird gefeiert. Vorher wurde in der Schule in angemessener Form des Tages vor 19 Jahren gedacht.
Wegen des Krieges (Urlauber) begannen die Weihnachtsferien am 20.12.39 und endeten am 3.1.40.