Die Anfänge des staatlichen Schulwesens gehen zurück auf die Schulreform von 1774 unter Kaiserin Maria Theresia. Die Reform schrieb bereits eine 6-jährige Schulpflicht fest. Im Reichsvolksschulgesetz von 1869 wurde die Schulpflicht von 6 auf 8 Jahre erweitert. Maximal 80 Schüler durften in einer Klasse sein und die Bildungsaufsicht ging von der Kirche auf den Staat über.
Kinder besuchten zu jener Zeit sehr unregelmäßig die Schule. Sie mussten in der wärmeren Jahreszeit schon von klein an auf den Anwesen der Eltern mitarbeiten, dem Schulbesuch blieb vor allem die Zeit vom Spätherbst bis zum Frühling vorbehalten.
Gegründet wurde die Schule in Krumpendorf als Schule der Pfarre Pirk, vermutlich 1817. Der Standort war am Straußhof (heute Römerweg 74). In der „Klagenfurter Zeitung“ vom 7.5.1817 erschien die Ausschreibung, in der noch ein „provisorisches Schulhaus in Leinstorf“ erwähnt wird:
Ein Schullehrer wird gesucht.
Zur Besetzung des Lehramtes bei der für die Pfarr Pirk bewilligten Trivialschule wird der Konkurs hiermit ausgeschrieben. Dem Lehrer sind, mit der freyen Wohnung in dem provisorischen Schulhause zu Leinstorf nächst Krumpendorf nebst einem Holzdeputat zur Beheizung, zweyhundert fünfzig Gulden, jedoch ohne Genuß eines Schulgeldes, als Gehalt angewiesen.
Die Kompetenten haben ihre eigenhändig geschriebenen und mit den erforderlichen Zeugnissen belegten Bittschriften, an Sr. Hochfürstl. Gnaden, den Herrn Fürst Bischof von Lavant und Probsten zu Maria Saal, als Patronatsherrn gerichtet, bei der unten genannten Bezirksschulen-Aufsicht binnen 4 Wochen abzugeben. Bei gleichen Eigenschaften hat der der windischen Sprache Kundige den Vorzug.
Tultschnigg am 4ten May 1817.
Die ausgeschriebene Stelle erhielt Josef David Gängl von Ehrenwerth.
Josef David Gängl von Ehrenwerth (geb. 4.9.1794) erwarb sich in seiner langjährigen Tätigkeit als Lehrer große Verdienste um die Schuljugend Krumpendorfs. Bis zu seinem Tod im Alter von 75 Jahren war er unermüdlich tätig, unter Bedingungen, die man sich heute nicht mehr vorstellen kann.
Zur Person dieses Lehrers ist eine Anekdote mündlich überliefert: Man weiß, dass Kinder mitunter sehr hart sein können und so spotteten sie über den engagierten Pädagogen: „Der David Gängl von Ehrenwerth – der ist keinen Schuss Pulver wert!“ An diesen Spruch konnte sich lt. Dr. Dinklage die damalige Besitzerin der Schlösser Krumpendorf und Drasing, Emma Kurzel, noch erinnern. Gängl von Ehrenwerth trug vermutlich auch selbst durch sein Auftreten zu diesem Spottreim bei: biedermeierlich gekleidet, mit blauen Kniehosen, Strümpfen, Schnallenschuhen, einem langen Schoßrock über den schmalen Schultern und ein blaues Tuchkappel auf dem Kopf – wie der Lehrer Lämpel bei Max und Moritz, noch bevor Wilhelm Busch die Figur überhaupt erfunden hatte.
Anlässlich seines Todes erschienen Nachrufe in mehreren Zeitungen. Obwohl er mit diesen Nachrufen eine Art späte Würdigung erhielt, zeigten die Zeitungsnotizen doch auch die damals noch vorherrschende mangelnde Anerkennung für den Berufsstand des Lehrers, der lediglich ein bescheidenes – ja armseliges – Leben führen konnte.
Ein armer Landschullehrer starb […] Anfangs dieses Monats in Krumpendorf – er hieß David Lange Edler v. Ehrenwerth. Durch volle 52 Jahre fungirte er als Lehrer in der Pfarrschule Pirk zu Krumpendorf, durch 44 Jahr mit 40 fl. [Gulden] Gehalt, ohne Kost und Quartier und erst vom Jahre 1862 an, auf Verwendung des damaligen Bürgermeisters Thaddäus von Lanner mit 100 fl., von welchem die ganze Familie lebte. Als der Sohn Bahnwächter ward, wohnte der 75jährige Greis bis zu seinem Tode als activer Lehrer im Bahnwächterhäuschen.
Grazer Volksblatt, 25. Mai 1869
In Krumpendorf ist unlängst eine der denkwürdigsten Persönlichkeiten Kärntens, nämlich der 75 Jahre alte Lehrer David Gangl Edler v. Ehrenwerth gestorben. Selber war 52 Jahre an einer und derselben Pfarrschule zu Pirk, und nur edlen Menschenherzen hatte er es zu verdanken, daß er ein anständiges Begräbnis erhielt. Das ist aber bei Weitem nicht das Denkwürdigste an diesem Manne, sondern das Wundervolle in seinem Leben besteht darin, daß er von 1817 bis 1861 mit 40 fl. Gehalt jährlich ohne alle Kost und Quartier sammt seiner Familie lebte. Das soll ihm ein Anderer nachmachen, und erst seit 1861 bezog er jährlich 100 fl. Gehalt. Angesichts solcher Thatsachen darf es wahrlich nicht wundern, wenn es mit der Volksbildung in Kärnten so schlecht bestellt ist, denn für 40 fl. jährlich ohne Kost und Quartier bekommt man ja nicht einmal einen Stiefelputzer. Da muss denn doch gründliche Ordnung hergestellt werden.
Süddeutsche Post, 27. Mai 1869
Die staatliche Organisation des Schulwesens erfolgte am 1.11.1823, allerdings mussten laut Bericht vom 7.6.1833 die Pfarrangehörigen viele Jahre lang für das Ein- und Auskommen der Lehrer Sorge tragen. In der ersten Zeit war die Qualität des Lehrpersonals auch nicht unbedingt die beste, wobei in Krumpendorf der Lehrer Gängl von Ehrenwerth sicher eine positive Ausnahme darstellte.
Die Schule war von Beginn an am Straußhof (später Krommer, Römerweg 74) untergebracht, wo auch der Lehrer mit seiner Frau Ursula und ihren gemeinsamen Kindern, Anna und Eduard, wohnten. Der damalige Straußhofbauer – die Familie Wedenig (auch Benedikt) – saß von 1790 bis 1873 auf dem Hof. Daher muss die Enge im Haus beträchtlich gewesen sein, da um 1833 nach einer Statistik 83 Kinder unterrichtet wurden, wobei eigentlich 100 schulfähig gewesen wären. Das damalige Schulzimmer existierte 2022 noch immer als privat genutzter Raum der Familie Krommer. Es ist fast unvorstellbar, wie in diesem kleinen Raum so viele Kinder Platz gehabt haben sollen. Die Familie Gängl von Ehrenwerth wohnte später in der Messierkeusche (Villa Schindler-Kunewald, Römerweg 5). Die Gattin des engagierten Lehrers unterhielt laut einem Bericht vom 7.6.1833 seit dem Ende der 1820er Jahre eine Arbeitsschule für Mädchen, wo diese die notwendigen Handarbeiten lernen konnten.
Der Straußhofbauer Andreas Wedenig war immer wieder sehr einfallsreich bei der Erhöhung der Miete. Um diese ständigen Erhöhungen der Miete zu vermeiden, erklärte sich die Bezirksobrigkeit dann bereit, einen Mietvertrag für 10 Jahre abzuschließen. Dies hatte den Vorteil, dass man sich seitens der Behörde mit der Suche nach einem Grundstück für eine neue Schule länger Zeit lassen konnte, gleichzeitig verpflichtete sich Wedenig, die Fenster zu erneuern und gestattete dem Lehrer auch die Benützung einer Küche.
Durch diese Platznot begann man bereits 1858 mit der Planung für ein neues Schulhaus. Dafür war ein zum Ferlitzhof gehörendes Grundstück an der Moosburgerstraße vorgesehen. Zu einer Realisierung dieses Bauvorhabens kam es zu dieser Zeit allerdings nicht. Außerdem beschäftigten sich die Verantwortlichen lange Zeit damit, wieder ein Schulzimmer anzumieten, was aber nicht glückte. Das Schulwesen stand zu jener Zeit unter Einfluss und Leitung der Geistlichkeit, die Gemeindebürger hatten kein Recht auf Mitsprache, mussten für ihre Kinder aber Schulgeld bezahlen.
In manchen Teilen Kärntens wurde nach den Ereignissen des Jahres 1848 neben dem deutschen Volksschulunterricht auch der Unterricht in slowenischer Sprache eingeführt. In Krumpendorf scheiterte dies vorerst einmal, da Josef David Gängl von Ehrenwert nur deutsch sprach und ein großer Teil der Bevölkerung auch keinen Anlass sah, dass die Kinder Slowenisch lernen sollten. Erst die Pfarrer in den folgenden Jahrzehnten waren bestrebt, die slowenische Sprache zu fördern, predigten auch in dieser Sprache, was immer wieder zu Aufregungen in der Bevölkerung führte.
Der Pirker Pfarrer Johann Koller brachte nach 1866 im Gemeinderat den Antrag ein, den Schulunterricht in deutscher und gleichberechtigt in windischer Sprache zu führen. Dieses Ansuchen brachte in einer stürmischen Sitzung, vor allem durch das Eintreten des damaligen Bürgermeisters Bartholomäus Kropfitsch aus Görtschach [damals war Vinzenz Kurzel Bürgermeister von Krumpendorf] und dem Gastwirt Josef Koch vlg. Wiponig, eine Ablehnung. Bis 1866 waren ja auch die Volksschulen der geistlichen Leitung unterstellt, und in Kärnten war der „geistliche“ Bereich sehr stark slowenisch unterwandert. Die Unterstellung des Schulwesens unter die Fittiche der Gemeinde war zwar eine Belastung für die Gemeinden, aber sicher für die Schüler von Vorteil.
Die Frage nach einem neuen Schulhaus wurde dann immer dringender, vor allem als am 20.6.1872 Andreas Wedenig das Anwesen an den Klagenfurter Bauunternehmer Ing. Johann Messiner verkaufte. Da konnte der Schulunterricht am Straußhof nicht mehr stattfinden, es wurde der Mietvertrag laut den „Beiträgen zur Geschichte der Schule“ 1873 von Messiner gekündigt.
Man hatte allerdings schon vorgesorgt und entsprechende Baugründe für den Neubau einer Volksschule erworben. Es blieb bei der von Thaddäus von Lanner schon lange vorher vorgeschlagenen Stelle an der Moosburgerstraße, wo man 1872 mit dem Bau des neuen Schulhauses begann.
Das Grundstück befand sich im Besitz der Ferlitz-Bäuerin Anna Kuchling, die dafür einen Betrag von Fl 450 (Gulden) verlangte. Die Schulgemeinde konnte eine Anzahlung in Höhe von Fl 100 leisten, für den Rest von Fl 350 akzeptierte Frau Kuchling einen Schuldbrief, verzinst mit 6%. Im Jahr 1882 verlangte Anna Kuchling dann die Rückzahlung des gesamten offenen Betrages, was die Schulgemeinde aber nicht leisten konnte. Da trat August Rainer von Harbach als Gönner auf und bezahlte die Restschuld aus seiner Tasche.
Der Unterricht konnte dort dann im Jahr 1874 beginnen. In der Zwischenzeit erfolgte der Unterricht auf Grund großen Entgegenkommens von Ortsschulratsobmann Vinzenz Kurzel in der Korperhube [später Villa Hübl, Moosburger Straße 1, Abriss 1970], die ihm gehörte.
In großer Gemeinschaft schufen die Gemeinde und viele Spender (Material, Geld, freiwillige Arbeit) dieses neue Schulhaus, das heute noch an derselben Stelle steht – natürlich der neuen Zeit angepasst. Einem der größten Gönner des Schulwesens in Krumpendorf – Josef Koch vlg. Wipponig – wurde von Oberlehrer Josef Fließ am 20.2.1877 eine Gedenktafel errichtet.
Die Finanzierung des neuen Schulhauses war nicht sehr einfach, mussten doch die Kosten von der Gemeinde getragen werden. Vonseiten des Landesausschusses gab es ein Darlehen, das dann in Jahresraten über 10 Jahre zurückgezahlt werden musste. Die Bürger der Gemeinde waren aber sehr spendenfreudig. Die wohlhabenderen Bürger brachten finanzielle Mittel ein, die Grundstücksbesitzer und Bauern leisteten je nach Größe Zug- oder Handrobot [Arbeitsleistung mit oder ohne Gespann]. Selbst das Bauholz wurde gespendet.
Nach dem Ableben von Josef David Gängl von Ehrenwert übernahm vorübergehend der Ortspfarrer Johann Koller den Unterricht, ihm folgten der Lehrer Dominikus und danach Albert Müller, unter dem das neue Schulhaus bezogen werden konnte. In dem neuen Haus wurde nun zweiklassig unterrichtet. Die Lehrer wohnten ebenfalls im neuen Schulhaus. Ab 1876 gab es auch eine Lehrerin für die Mädchenarbeitsschule.
Nachdem Vinzenz Kurzel, Schwiegersohn von Thaddäus von Lanner, verstorben war, hinterließ er eine Stiftung („Vinzenz Kurzel’sche Stiftung zur Anschaffung von Schuhen für die Schule in Krumpendorf“) in Silber-Obligationen in Höhe von 200 Gulden. Die Zinsen aus der Stiftung dienten der Anschaffung von Schuhen für arme Kinder. Die Verteilung der Schuhe erfolgte im Jänner jeden Jahres durch den Obmann des Ortsschulrates unter Beisein des Bürgermeisters.
In den 1920er Jahren gab es für die 50 ärmsten Kinder eine warme Suppe zu Mittag, wobei sich vor allem der spätere Bürgermeister Kutternig und Schulleiter Zippusch um die Sammlung der Lebensmittel verdient machten.
Bereits 1912 regte sich in einigen Kreisen der Wunsch, die bisherigen Herbstferien auf den Sommer zu verlegen. Die Bauern waren dagegen, drohten sogar mit Schulstreik – denn Herbstzeit ist Erntezeit, „da müssen die Kinder aufs Feld!“, hieß es. Schuldirektor Filla unternahm 1926 eine Abstimmung (vermutlich unter den Eltern): 70 für Sommerferien, 49 für Herbstferien. Erst 1928 erfolgte dann die vorerst provisorische Umstellung der Hauptferien auf den Sommer.
Das neue Schulgebäude in Krumpendorf wurde 1874 eingeweiht und blieb so bis 1952, obwohl die Bevölkerung im Ort immer mehr zunahm. Ab 1929 wurden die 136 Schüler in drei Klassen unterrichtet, 1951 gab es in fünf Klassen 176 Schüler. Zu der Zeit musste der Unterricht in zwei Turnussen durchgeführt werden, ein Teil am Vormittag, ein Teil am Nachmittag. Eine Initiative vor allem von Bürgermeister Karl Kutternig und Oberlehrer Helmut König ermöglichte es, am 1.12.1952 das neu renovierte und wesentlich vergrößerte Schulhaus seiner Bestimmung zu übergeben.
In den letzten Wochen des zweiten Weltkrieges fand der Unterricht für einige Klassen in der Villa Waldesruhe in Leinsdorf statt. Dies geschah aus Sicherheitsgründen, da Klagenfurt mehrfach bombardiert wurde und man die Krumpendorfer Schulkinder schützen wollte (Zeitzeuge Josef Huainig).
Die zunehmende Bevölkerungszahl machten 1980 eine Erweiterung des Gebäudes erforderlich, der Turnsaal war dabei die wohl wichtigste Ergänzung. Bis dahin beschränkte sich der Turnunterricht auf den freien Platz neben der Schule, der natürlich im Winter nicht nutzbar war.
Der neu errichtete Turnsaal konnte jetzt auch von vielen Vereinen und Organisationen in den Nachmittags- und Abendstunden für sportliche Zwecke genutzt werden.
Eine nächste Erweiterung fand in den Jahren 1993/94 statt. Für die Nachmittagsbetreuung der Kinder wurden Räume geschaffen, zusätzlich fand zeitweise der Kindergarten eine Heimstätte in der Schule. Im Jahr 2009 erfolgte eine notwendig gewordene Generalsanierung.
In den Jahren 2016/17 wurde die Schule barrierefrei umgestaltet und der Dachboden für schulische Zwecke umgebaut. Der Dachboden der Volksschule diente zuvor als Wohnung für den jeweiligen Schulwart. Besonders in Erinnerung geblieben ist Generationen von Schulkindern Frau Cilli Pupitz als Schulwartin, die ein strenges Regiment führte, im Innersten aber eine herzensgute Seele war. Ebenfalls als Schulwartin tätig war Maria Steinberger, die als „Mary von der Schule“ im ganzen Ort bekannt war – teilweise auch gefürchtet.
Klassenfotos sind wertvolle Erinnerungen: In der Krumpendorfchronik gibt es ein Fotoalbum mit allen Klassenfotos der Volksschule Krumpendorf, die uns vorliegen. Sollten Sie ein Klassenfoto besitzen, das in der Fotogalerie fehlt, schicken Sie uns doch eine Nachricht und wir ergänzen das Album gerne.
Quellen:
Josef Huainig als Zeitzeuge, Gespräche mit Heinz Kernjak 2023
Schulchronik, Pfarrchronik, Krumpendorf-Chronik
Grazer Volksblatt 25. Mai 1869
Klagenfurter Zeitung 7.5.1817
Stiftungsurkunde Vinzenz Kurzel 11.9.1886 Originalschriften zur Gründung der Stiftung im Landesarchiv unter AT KLA 189-C-4.79.13 AK Sch 79
Kärntner Landesarchiv (KLA-22-C-3613 AK)