Kaiser Franz Joseph I. in Krumpendorf 1882

Im September 1882 befand sich Kaiser Franz Joseph I. in Kärnten. Seine Reise ging nach Triest zu den Feierlichkeiten anlässlich der 500jährigen Habsburgerherrschaft über die Stadt. Doch bevor er dort ankam, beehrte „Allerhöchstseine Majestät” Krumpendorf mit einem Besuch.

Triest war zur damaligen Zeit ein antiösterreichischer Konfliktherd. Den angekündigten Besuch des Kaisers wollten zwei Männer nutzen, um auf ihn ein Attentat zu verüben. Es handelte sich um Guglielmo Oberdan, einem Studenten der Ingenieurswissenschaften und dem Apotheker Donato Ragosa. Oberdan hatte 1878 den Kriegsdienst in der österreichischen Armee verweigert und war nach Rom desertiert. Sein Ziel war es, seine Heimatstadt Triest von Österreich-Ungarn loszulösen und dem italienischen Staat anzuschließen.

Oberdans Vorhaben wurde von zwei seiner Bekannten der österreichischen Polizei weitergetragen, worauf diese Oberdan verhaftete und zwei Bomben bei ihm fand. Das zweite Attentat von Ragosa jedoch gelang und es fanden dabei zwei Menschen den Tod, der Kaiser aber blieb unverletzt. Ragosa konnte sich einer Verhaftung entziehen, indem er auf italienisches Staatsgebiet floh. Oberdan wurde der Prozess gemacht. Er wurde von der österreichischen Justiz für den Mordversuch zum Tode durch den Strang verurteilt und am 20. Dezember 1882 hingerichtet.

Doch bevor all dies geschah machte Kaiser Franz Joseph einen kurzen Halt in Krumpendorf, der nur acht Minuten dauern sollte.

Schulchronik 1882

Die nachfolgenden Schilderung ist der Schulchronik entnommen.

„Der 11. September war ein großer und schöner Festtag, nicht allein für die Gemeinde, sondern auch für die Schule Krumpendorf. – Sne Majestät, der Kaiser Franz Joseph, hatte die Huld, während seiner Anwesenheit in Klagenfurt bei der Fahrt nach Pörtschach und Velden auch am Bahnhofe von Krumpendorf die Huldigung der Gemeinde entgegen zu nehmen. – Schon lange vor 4 Uhr nachmittags versammelten sich am Bahnhofe die Gemeindevertretung mit dem Bürgermeister Simon Pregel, der Ortsschulrath unter Führung des Obmannes, Herrn August R. v. Rainer, der Pfarrer von Pirk, Valentin Kapun, der Pfarrer von Tultschnig, J. Sket, die freiwillige Feuerwehr unter Führung ihres Hauptmannes, Herrn Anton Wieninger, die Schuljugend von Krumpendorf, geführt von Herrn Schulleiter Al. Bernot und der Lehrerin Frl. Marie Madrý, und die Schuljugend von Tultschnig, geführt vom Schulleiter, Herrn Korpnik, und dem Lehrer, Herrn Otto Steyrer. Außerdem war eine große Zahl von den Gemeindeinsassen und den Sommergästen am Bahnhofe erschienen. Bei der Ankunft wurde Sne Majestät mit brausendem „Hoch“ begrüßt. Die Feuerwehrmusik spielte die Volkshymne. Herr v. Rainer hielt eine kurze Ansprache. Die Schülerin der II. K. II. Abt. Elisabeth Mairobnig überreichte dem Kaiser ein prachtvolles Bouquet, welches die Frau Josefine Oblasser der Schule zu diesem Zwecke spendete, mit folgender Ansprache: „Geruhen Eure Majestät dieses Zeichen der Liebe der Krumpendorfer Schüler huldvollst entgegen zu nehmen.“ Auch von den Schülern Tultschnig wurde ein kleines Bouquet überreicht, welche beide der Kaiser entgegen nahm. H. v. Rainer [stellte] nun folgende Personen vor, welche alle vom Kaiser mit seiner Ansprache ausgezeichnet wurden: Den Pfarrer Kapun, den Pfarrer Sket, den Bürgermeister Pregel, den Lehrer Bernot u. den Lehrer Korpnig. Der Feuerwehrhauptmann Wieninger wurde ebenfalls mit einer Anrede ausgezeichnet. Dem Kaiser schienen die festlich Gekleideten mit Sträußen auf der Brust frisch und gesund aussehenden Schulkinder ausnehmend gut zu gefallen, denn er schritt die ganze Reihe ab und betrachtete sie noch von dem Coupefenster aus mit sichtlichem Wohlgefallen. – Der Freigebigkeit und Schulfreundlichkeit der Frau Oblasser verdankte die Schuljugend von Krumpendorf eine gute Jause, welche beim Simonwirt verabreicht wurde. Es erhielt jedes Kind ein Glas Bier, eine Semmel und eine Wurst. – Abends wurde das Schulhaus und alle Häuser, die eine Aussicht auf den See haben, festlich beleuchtet. Auf dem See fand ein prachtvolles Feuerwerk statt und auf den Höfen um den ganzen See herum brannten Freudenfeuer. Es war ein prächtiges Bild, welches einen unvergeßlichen Eindruck auf jeden machte.”

Klagenfurter Zeitung

Die nachfolgende Schilderung dieses Ereignisses ist der Klagenfurter Zeitung vom 15.9.1882 entnommen.

„Auf der Fahrt nach Pörtschach geruhten Se. Majestät der Kaiser auch unseren Ort durch Allerhöchstseinen Aufenthalt auszuzeichnen. Am mit Teppichen belegten Perron des festlich geschmückten Bahnhofes waren bei der Einfahrt des Hofzuges zum Empfange Sr. Majestät bereit die Bürgermeister und Gemeindeausschüsse der zwei Gemeinden Krumpendorf und Lehndorf, die freiw. Feuerwehr von Krumpendorf mit ihrer Musikcapelle, die zwei Pfarrer der genannten Gemeinden und die Schuljugend von Krumpendorf und Tultschnig mit ihren Lehrern. Unter den Klängen der Volkshymne und freudigen Hochs fuhr der Hofzug in die Station ein. Se. Majestät verließen denselben und gingen sofort auf den  Lehrer von Tultschnig zu, um sich huldvoll zu erkundigen, von wo diese Schule sei und welche Schülerzahl dieselbe habe. Hierauf trat ein weißgekleidetes Mädchen vor und überreichte Sr. Majestät ein Blumenbouquet mit der Bitte, es anzunehmen. der Kaiser nahm es mit den Worten: „Ich danke mein Kind“, in Empfang.

Hierauf stellte der hiesige Gemeinderath Herr August Ritter von Rainer Sr. Majestät die beiden Bürgermeister und Gemeindeausschüsse vor und begrüßte Se. Majestät mit den Worten, daß die Bevölkerung dieser beiden Gemeinden mit größter Freude die Ankunft Sr. Majestät erwartete. Der Kaiser erwiderte hierauf: „Es freut mich, von einer so großen Anzahl hier in diesem kleinen Orte empfangen zu werden.“ Se. Majestät begab sich dann zur Krumpendorfer Schuljugend, nahm von einer kleinen Schülerin derselben ein Sträußchen freundlich dankend in Empfang und erkundigte sich beim Lehrer um die Anzahl seiner Schüler.

Hierauf wandte sich Se. Majestät zur Krumpendorfer Feuerwehr, welche Höchstdemselben vom Hauptmanne Herrn Wieninger vorgestellt wurde, fragten, wie stark die Feuerwehr sei und drückten höchstseine Freude über das Bestehen derselben aus. Der Kaiser sprach dann noch mit den zwei Herrn Pfarrern und bestieg dann nach beiläufig acht Minuten langem Aufenthalte auf unserem Bahnhofe wieder den Hofzug. So wie bei der Einfahrt desselben begleiteten auch die Abfahrt hundertstimmige Hochs und die Volkshymne. Alle Häuser Krumpendorfs waren beflaggt und decorirt und wurden am Abende festlich beleuchtet.“

Quellen:

  • Klagenfurter Zeitung vom 15.9.1882
  • Wikipedia
  • Schul- und Ortschronik der Volksschule Krumpendorf 1882

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