Die Krumpendorfer Gäste waren es gewohnt, bei ihrem Wiederkommen nach Neuerungen Ausschau zu halten. Und tatsächlich hatte der Ort jedes Jahr etwas zu bieten. Neue Promenaden wurden erschlossen, Alleen angelegt und neue Villen errichtet.
Im Jahre 1902 war das Hotel Schützenauer (heute Krumpendorferhof) auf 33 Fremdenzimmer und um einem Salon erweitert worden. Die größte Neuerung jedoch erbaute Josef Pamperl, Besitzer des Etablissement Krumpendorf (Schloss Krumpendorf), am Schwimmschulhügel direkt neben der Schiffsanlegestelle. An einem der schönsten Plätze am See war eine Seerestauration mit elegantem Speisesaal und großen Veranden entstanden.
Der Höhepunkt des Sommers war das Sommerfest. Das See- und Strandfest rund um den Schwimmschulhügel in unmittelbarer Nähe zur neueröffneten Seerestauration erfreute sich einer regen Beteiligung. Auf den Fotos kann man sehen, mit welcher Sorgfalt und welchem Engagement das Fest vorbereitet war. Es waren die Sommergäste selbst, die Plakate malten, Lampions bauten, Girlanden aufzogen, die Stände dekorierten und betrieben und sie präsentierten sich in ihren besten Kleidern.
Besonderen Zuspruch fanden die zahlreichen Darbietungen, die Leckerbissen der Erfrischungsstände, die in der Regel von den Damen offeriert wurden. Diverse Zerstreuungen wie die Lohengrin-Persiflage „Miniatur-Überbrettl“ zogen das Publikum an. Ob auch in jenem Jahr das Bijou- oder das Barnum-Theater, der Glückshafen, das Preistanzen oder die Schönheitskonkurrenz stattfanden, ist nicht überliefert. Es ist aber davon auszugehen, dass das Fest mit einem Feuerwerk, einem Bootskorso und einem Tanzkränzchen in der herrlich gelegenen Seerestauration zu Ende ging. Für die musikalische Präsenz sorgte die Kapelle eines k.u.k. Infanterieregiments.
Das alles wäre ohne Max Schindler von Kunewald, der selbst Sommergast war und dem Vergügungskomitee vorstand, nicht zustande gekommen.
Josef Pamperl schreibt in seinen Erinnerungen darüber:
Herr von Schindler und sein Stab veranstalteten auch jeden Sommer ein Fest im Dichterhain, das sich meist auf der großen Wiesenfläche zwischen den Hügeln, Wieningerallee und Seeufer abspielte. Das Vergnügungscomitee stellte eine Anzahl Buden auf, alle geschmückt mit Fichtengirlanden, Blumen und Fähnchen, in denen schöne Damen unter der Patronanz gesetzterer Damen ihre Schätze verkauften, feine Würstchen, Mocca, Champagner und andere Delikatessen; andere Buden luden die Besucher des Festes zum Eintritte ein, wo ihnen dann die verschiedensten scherzhaftesten Überraschungen zu teil
wurden. Den Schluss jedes Seefestes in Krumpendorf bildete jedesmal ein schönes Feuerwerk, welches sowohl vom Ufer, als auch von See aus [zu bestaunen war], auf dem [mit] Lampions, Blumen und Bändern geschmückte Boote schaukelten. Wandernde Besitzer von 15 Schießbuden, Blitzfotografen usw. fanden sich auch zu jedem Seefest ein, auch Ringelspiele und Riesenschaukeln fehlten nicht.
Anmerkung zum Dichterhain: Der Schwimmschulhügel, die felsige Erhebung entlang der Uferpromenade bei der Schiffsanlegestelle, war von Spazierwegen und Ruheplätzen durchzogen. Auf weiß gestrichenen Ruhebänken waren „launige Verslein“ aufgemalt. So bekam der Schwimmschulhügel den Beinamen „Dichterhain“.