Als Josef Pamperl (23.2.1848 – 15.11.1930) 1891 das Schloss Krumpendorf ersteigerte, war Krumpendorf gerade im Begriff, als Sommerfrischeort aufzublühen. Seine nachfolgenden Erinnerungen spiegeln die touristische Entwicklung des Ortes wider, den Ausbau des Schlosses zum Etablissement „Gut Krumpendorf“, den Bau der Seerestauration, die Anlage der Pamperlallee und der Berthastraße, benannt nach seiner Frau. Von 1898-1918 war Pamperl Bürgermeister von Krumpendorf. Er starb kurz nach der Niederschrift dieser Erinnerungen im 82. Lebensjahr. Der Text ist so wiedergegeben, wie Pamperl ihn verfasst hat, lediglich offensichtliche Tippfehler wurden korrigiert.
Skizze zu einer Geschichte von Krumpendorf
von Josef Pamperl
Wohllöbliche Gemeinde-Vorstehung Krumpendorf!
Meine Tochter, Frau Martha Giaja, ersuchte mich im Namen der jetzigen Besitzerin der Schlossgruppe, Frau Schuler, für diese eine „Geschichte von Krumpendorf“ zu schreiben.
Als ich endlich dazu kam, dieser Bitte zu willfahren, schrieb ich halt aus meinen Erinnerungen heraus, und schrieb vielleicht schon bis zur Hälfte, da teilte mir Martha mit, Frau Schuler interessiere sich eigentlich nur für alles das Schloss betreffende, und fast gleichzeitig teilte mir mein Sohn Hermann mit, auch die Gemeinde Krumpendorf wünsche, dass jemand für sie eine Geschichte von Krumpendorf schreibe.
So arbeitete ich also weiter in meinem Sinne, aber nicht bloß die Schlossgruppe, sondern auch alles Übrige, Krumpendorf betreffende und so brachte ich vielerlei Ereignisse, deren ich mich erinnere, zu Papier, und erlaube ich mir nun, der geehrten Gemeindevorstehung, meine Skizze zu einer Geschichte von Krumpendorf zu unterbreiten; vielleicht genügt Ihnen diese Arbeit.
Mein Sohn Hermann sagte mir auch, in der Gemeindekanzlei seien zwei Schreibmaschinen. Wie wäre es, wenn Sie meine Arbeit 2 oder 3 Mal abtypen lassen, einmal für Sie, einmal für Frau Schuler und einmal für mich, sonst könnten Sie mir einfach diese schriftliche Arbeit zurückgeben, da ich auch ein Exemplar aufbewahren möchte.
Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass meine Schrift viele Fehler enthält, namentlich betreff der chronologischen Reihenfolge der Ereignisse, die in meinem Gedächtnis gewiss lückenhaft ist, auch sonstige Mängel wird mein Schreiben enthalten, auch wird das gleiche Ereignis von mehreren Personen verschiedener Erziehung, verschiedenen Glaubens, polit. Bekenntnisses, gemachte Studien, überhaupt verschiedener Anschauungsweise punkto Sport, Kunst etc. verschieden werden.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Josef PAMPERL
Krumpendorf, am 11. Jänner 1929
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Alter des Schlosses, Schlossgarten, Meiereihaus (Villa Nr. 2) und Gutsstall.
- Beschreibung des Schlossgartens, kleines Brauhaus, Kesselbier.
- Vorstellung des Besitzers Lanner und Familie, Anführung seiner verschiedenen Betriebe.
- Besuch des Kaisers Franz, wieso kam er zum Besuche?
- Lanner ist schlechter Lohnzahler, sein Tod, Wieninger kommt.
- Wieninger’s Person; sein Plan eine neue Brauerei zu errichten.
- Schlechtes Bier, Brauerei bleibt stehn, Wieninger baut Schwimmschule und Landungsbrücke.
- Wieningers Weinschank Klagenfurt, Milchverkauf in der Stadt, Zerwürfnis mit seiner Frau.
- Wieningers Zerwürfnis, lehnt Errichtung eines Postamtes ab, sein Plan ein Offizierserholungsheim zu gründen.
- Wieninger geht in Wien in Feuerwehr-Parade-Uniform ins Theater; seine Anzeigen wegen Stempel, Wieningers Tod, Dr. Abuja als Curator, Aufstellung eines Verwalters und Wirtschafterin
- Wahliss und ich bei Versteigerung, Dr. Hibler mein Vertreter, 1. Nachricht durch Baratom, Engagement Sontags.
- Wir bleiben noch in Klagenfurt, Anfangs nichts geändert, dann beginnen Verbesserung durch Ponta, Mauernreparaturen.
- Errichtung der 3 eisernen Tore, woher erhielt ich das antike Tor? Neue Remise.
- Schweinstalleinrichtung, Frontispiz-Malerei.
- Beginn der Herstellungen im Schloss, Kauf des Marmorkamins und Anwendung desselben.
- Verschiedene Reparaturen im Schloss, Kauf der Marmorsachen bei Jacomini.
- 2 Springbrunnen (bei Sontag und Schlossgarten), Zerstörung der Landungsbrücke und Bad durch Eis.
- Restbericht wegen Eisgefahr, Glück malt und dichtet für Banklehnen.
- Herstellungen im Dichterhain, Großer Saal bei Sontag für Vergnügungsabende.
- Vergnügungs-Komitee gibt Vorstellungen, dann wegräumen und tanzen.
- Vom Herrn v. Schindler veranstaltete Seefeste, Milchwirtschaftsbetrieb.
- Bezug von Emmenthaler-Rinder, Rektor Bayer findet bei einer Kuh Perlsucht.
- Milchwirtschaft, Verkauf an cirka 50 Milchabnehmer, Gärtner Grohar wünscht ein kleines Glashaus für Rosenveredlung und mehr Frühbeete.
- Gärtner Grohar wird Konkurrent, Vermessung und Vermarkung.
- Vermessung und Vermarkung durch einen Geometer.
- Überschwemmung wegen Dammbruch beim Prescherteich.
- Überschwemmung, Kommission und Anordnung was ich zu tun habe.
- Großes Glashaus zwei Mal abgebrannt, Mühlenbrand.
- Verurteilung des Brandlegers der Mühle, Herstellung der Linden-Ahorn-Alleen.
- Errichtung von noch anderen Alleen und Promenaden, Arrondierungen, Seerestaurationsbau.
- Die hiesigen Wirte sehen zuerst die neue Seerestauration mit scheelen Augen an.
- Meine Reklame im Interesse der Fremdenindustrie, Wohnungslisten, Panoramen.
- Panoramen, die Zahl der Fremden nimmt zu, Anerkennung für meine Bemühungen durch Ernennungen, Fackelzüge.
- Schindler-Eiche, Zerstörungen an Bänken und Lehnen durch böse Buben. Verkauf der Bahnrestauration an Brabetz.
- Großartiger Gästeverkehr bei Brabetz, Extrazüge. Brabetz verkauft.
- Abteilung des Eisenbahn-Telegrafenregiments erbaut die Treppe bei Bahnhofhotel. Frau Vellat verpachtet an Herrn Heckl, Orchester.
- Orchester.
- Aktiengesellschaft.
- Eisgeschäft mit Ungarn, Jergitsch Erfindung.
- Verkauf an Herrn Brosch, Kriegsbeginn, Lebensmittelausteilung, Kartoffelverkauf am Bahnhof, Gebirgsschützen-Musik.
- Feldmessen – Arena.
- Verkauf an Herrn Brosch nochmals erwähnt, Russische Gefangene. Südslaven kommen nach Kärnten und auch hierher.
- Wasserleitung.
- Um Krumpendorf verdiente Personen.
- Illustre Gäste hier.
- Herrn Herm. Rossbachers Schöpfungen, Terrassenhotel, Promenade, Bad.
Einleitung
Es sind vielleicht schon 6 Wochen verstrichen, seitdem mir unsere Tochter, Frau Martha Giaja, Ihren Wunsch mitteilte, ich sollte Ihnen eine Art „Geschichte von Krumpendorf“ schreiben, welchem Ersuchen ich noch vor einigen Jahren nicht so schwer hätte entsprechen können, wie heute. Damals, genauer 4./4. 1925, als ich mit meiner geschätzten Frau Bertha im engsten Familienkreise unsere goldene Hochzeit feierte, zu welcher von nah und fern, von Verwandten und Bekannten mündlich, schriftlich und telegrafisch Glückwünsche kamen, damals war ich allerdings nur 3 ½ Jahre jünger als heute, aber bei dem Alter in dem ich jetzt stehe (über 80 Jahre) geben die körperlichen und seelischen Kräfte von Jahr zu Jahr um vieles schneller nach, als in jüngeren Jahren. Damals also cirka 77 Jahre alt, machte ich mich noch frisch daran eine Autobiographie, dann Geschichte meiner Familie und Geschichte meines Geschäftes, nämlich die 1896 an Herrn Paul Hatheyer sen. in Klagenfurt verkaufte Seifen-, Kerzen- und Kristallsodafabrik zu schreiben, welche Arbeit circa 430 Quartseiten vollgeschrieben ich meinem älteren Sohne (chirurg. Dozenten Dr. Robert Pamperl, damals noch in Prag) zur Aufbewahrung übergab.
Seit jener Zeit, also über 3 ½ Jahre, kommt mir aber eine ähnliche Aufgabe, wenn auch viel kleiner, doch schon recht mühselig vor; ich mache gnädige Frau im Voraus darauf aufmerksam, denn ich weiß im Voraus, dass diese Schrift, die ich auf Ihren Wunsch zu erledigen mich unterfange, lhren Erwartungen wohl kaum entsprechen wird. –
Alter des Schlosses – Schlossgarten – Meiereihaus (Villa Nr. 2) und Gutsstall
Eine alte „Geschichte von Krumpendorf“ gibt’s wohl eigentlich nicht, denn dass vor undenklichen Zeiten eine Römerstraße aus Italien über Krumpendorf, Gurlitsch, Hallegg und dort weiter nach Norden zog, wobei die Römerstadt Virunum am Zollfelde wohl eine Haltestation gewesen sein wird, kann man wohl eigentlich nicht als Beginn der Geschichte Krumpendorf annehmen.
Dass tatsächlich Römer hier nach dem Norden durchzogen, das zeigen noch einige nächst dem großen Glashause des Schlossgartens eingemauerte Römersteine; ich glaube, die interessantesten kamen wohl von hier in das historische Museum in Klagenfurt.
Ich muss also einen Geschichtsanfang suchen und finde ihn wohl an den wahrscheinlich ältesten hiesigen Häusern und sonstigen Bauten.
Da sehen Sie gleich am Glockentürmchen an der Ostseite des Schlossdaches die wohl schon arg verschwommene Jahreszahl 1826. Ober dem mittleren eisernen Eingangstor in den Schlossgarten ist die Jahreszahl 1828 eingegossen, also wohl ein Zeichen, dass der einstige Besitzer zuerst das Schloss und wahrscheinlich den 97 Meter langen Stall baute und dann an die Errichtung des Gartens ging.
Dass der Stallbau aus jener Zeit stammen wird, kann ich danach beurteilen, dass der bedeutende Stadtbaumeister Valentin Ponta in Klagenfurt mir einst erzählte, (dieser führte nämlich, nachdem ich das Gut Krumpendorf gekauft habe, die verschiedenen nötigen Reparaturen und Änderungen durch) er wisse von seinem verstorbenen Onkel Angelo Ponta, von dem er vor Jahren das Baugeschäft in Klagenfurt übernahm, und welchen Onkel ich in meinen Jugendjahren noch sehr gut kannte, dass die 28 Paar Steinsäulen toscan. Ordnung, welche im großartigen Stall des Gutes Krumpendorf die Gewölbe tragen, über den Loibl her aus Krain gekommen waren, somit dürfte jener Ponta-Onkel Angelo bei den Bauten in Krumpendorf tätig gewesen sein.
In diesem riesigen Stall soll der damalige Besitzer resp. Gründer des Gutes 100 Ochsen zur Mast stehen gehabt haben. Das alte Haus im Gutshofe, zu dessen 1. Stock vom Hofe aus 2 Treppen empor führen, dürfte auch aus der alten Zeit um cirka 1825 stammen und wahrscheinlich als Personalhaus gedient haben.
Beschreibung des Schlossgartens – kleines Brauhaus – Kesselbier
Im Garten das große Glashaus und das Gärtnerhaus, werden auch so alte Gebäude sein, vermutlich auch der reizende Pavillon in Mitte der nördlichen Gartenmauer, vielleicht auch das kleine Kapellchen am östlichen Ende dieser Mauer.
Da muss ich schon gleich eine kurze Beschreibung des Gartens beifügen, welcher einst schon sehr schön gewesen sein muss, da nördlich vom Glashause von der östlichen Gartenmauer weg bis zur westlichen eine schöne, dichte Steinbuchenallee führte, eine schattige Laube, und in der östlichen und westlichen Gartenmitte je eine Weinlaube auf hölzernen Treiblagen, so je ein Weinlaubengang von Nord nach Süd weisend. Als ich das Gut übernahm, waren die Treiblagen fast ganz vermorscht und erneuerte ich sie nicht, weil die wenigen noch vorhandenen Trauben alle sauer waren und in Kärnten Wein in der Regel an Mauertreiblagen gedeiht.
An alten Bäumen stammten aus der ersten Zeit an der östlichen, nördlichen, und westlichen Gartenmauer verteilte mächtige Platanen und an der östl. Gartenseite zwei sehr hohe entsprechend dicke Fichten. Auch im Schlosshofe waren eine Anzahl alte Platanen, aber man sah sehr deutlich, dass solche Bäume sich für unser kaltes Klima nicht eignen, denn kaum haben sie im Frühjahr ihre Blätter, so beginnt gleich auch der Blattabfall, so, dass man im Hofe wie in den Gartenwegen fortwährend Platanenblätter beseitigen musste.
Im Hofe stand noch ein kleines Brauhaus, in welchem der erste Gutsbesitzer das erste in Kärnten damals schon nach der neuen Methode gebraute Bier, nämlich Kesselbier, erzeugte, während vorher in Kärnten nur das sogenannte „Steinbier“, das den Namen daher hat, dass die zu brauende Flüssigkeit durch in Holzkörben in dieselbe gesenkte glühende Steine gekocht wurde. Solches Steinbier bekommt man hie und da heute noch in Kärnten z.B. im nahen Waidmannsdorf bei Klagenfurt, aber viele Liebhaber hat dieses Getränk wohl nicht.
Dass hier auch aus Kartoffeln Branntwein im Großen hergestellt wurde und der Krumpendorfer Gutsbesitzer den Brennstoff für alle seine Betriebe aus einem Braunkohlenbruche in Keutschach südlich vom Wörthersee herholte, darauf wurde ich aber erst durch den Artikel “Krumpendorf“ im Wagner „Album für Kärnten“ aufmerksam.
Vorstellung des Besitzers Lanner und Familie – Anführung seiner verschiedenen Betriebe
Nun wäre es, glaube ich, wohl an der Zeit, dass ich den damaligen Besitzer von all dem Beschriebenen vorstelle. Er hieß Thaddäus Lanner, hatte eine Anzahl Töchter, aber meines Wissens keinen Sohn; die meisten Töchter verheirateten sich, nur eine blieb ledig; Fanny, welche groß, kräftig und bei der Arbeit zugreifend war, sie war auch als die resche, tüchtige Lanner Fannei stadtbekannt, auch ich kannte sie in meinen Jugendjahren noch.
Dem Thaddäus Lanner gehörte außer dem Gute Krumpendorf auch das Schloss und beiläufig gleich groß wie Krumpendorf, Gut Drasing am Berge oben, das aber zur Zeit als Krumpendorf verkauft wurde, schon verkauft war.
Lanner betrieb außer Landwirtschaft, Brauerei und Brennerei noch Seidenzucht, zu welchem Behufe er aus Italien cirka 6000 Stück Maulbeerbäume kommen ließ, von denen noch einzelne Reste noch hie und da hier zu sehen sind, z.B. am Wege der neben der Düngerstätte östlich von Stall gegen die Bahnübersetzung führt.
Besuch des Kaisers Franz – Wieso kam er zum Besuche?
Außer dem Allen begann er mit Zuckerfabrikation aus Zuckerrüben, welches Fach Fanny speziell in die Hand nahm und betrieb. Aber Seidenraupenzucht, Zucker und Bier scheint sich nicht auf die Länge rentiert zu haben; erstere passte schon in unser Klima nicht. Dafür, dass Thaddäus Lanner hier eine solche Musterwirtschaft einrichtete und betrieb, war er weitum bekannt und sogar mit kaiserlichem Besuche ausgezeichnet.
So finde ich im Album für Kärnten von Josef Wagner 1845, Seite 84 die Zeilen:
“Die landwirtschaftlichen Anstalten zu Krumpendorf geruhten auch Se. Majestät Kaiser Franz I. höchstseligen Andenkens, höchstwelcher sie am 31. Mai 1830 mit Ihrer Majestät der Kaiserin Karoline besahen, zu würdigen und Worte des huldreichen Wohlgefallens darüber auszusprechen. nicht minder beifällig äußerten sich aber dieselben, bei höchstdero Besuchen zu verschiedenen Zeiten Ihre kaiserlichen Hoheiten die durchlauchtigsten Erzherzoge Johann und Rainer.”
Da ist es jetzt Zeit, dass ich eine Tradition einschalte, deren Kenntnis ich unserem greisen Pfarrer Valentin Kapun verdanke. Er wusste zu erzählen, dass als Kaiser Franz in Klagenfurt bei der Tafel saß, an der auch viele illustre Herrschaften teilnahmen, der damalige Statthalter von Kärnten dem Kaiser über die Indolenz, Faulheit etc. der Kärntner vorschimpfte, worauf ein anwesender Graf Egger über diese Reden des Statthalters geärgert, den Kaiser bat mit ihm – Grafen Egger – ein paar Ausflüge zu machen, die ihn vielleicht eines Besseren belehren würden. Der Kaiser sagte zu und so fuhr Graf Egger mit dem Kaiser nach Ferlach, wo er ihm die großen Fortschritte der Ferlacher Gewehr-Industrie vorführte und nach Krumpendorf, wo der Kaiser die Lanner’schen Anstalten besichtigte. Bei diesem Anlass soll Kaiser Franz den Lanner geadelt haben, indem er ihm. beim Verlassen des Stalles sagte: „Ich danke Ihnen Herr von Lanner“.
Lanner ist schlechter Lohnzahler – sein Tod – Wieninger kommt
Ich darf aber nicht bloß von der Lichtseite den großen Lanner zeigen, sondern muss, um der Wahrheit die Ehre zu geben, auch sagen, dass Lanner sehr geringe Löhne an seine Leute zahlte. Eine alte Bäuerin erzählte uns, ihr Mann sei in jungen Jahren Knecht bei Lanner gewesen. Lohn bei anstrengender, fleißiger Arbeit 18 Gulden pro Jahr; wenn einer sehr brav war, bekam er bis 4 Gulden Aufbesserung pro Jahr! Und doch bekam er genug junge, starke Leute; denn, wenn einer nicht gut tat, winkte ihm das Militär, weil Lanner die Macht hatte, solche Leute unter die Soldaten zu stecken.
Nach Lanners Tode betrieb das ganze seine Tochter Fanny und nach deren Ableben: – ja da ist in meinem Wissen eine Lücke, denn der nächste Besitzer war, wenn nicht etwa eine zeitlang ein Schwiegersohn Lanners, namens Kurzl, gewesener Offizier, einsprang.
Wieninger’s Person – sein Plan eine neue Brauerei zu errichten
Anton Wieninger, Sohn eines Brauereibesitzers aus Mattighofen, Oberösterreich, der an eine Seifensiederstochter aus Böhmen verheiratet war und aus Mattighofen einen Wirtschafter mitbrachte, namens Josef Propst , welcher hier erst am 27.12.1926 hochbetagt, bei 92 Jahre alt, starb.
Dieser Wirtschafter, ohne Zweifel ein sehr tüchtiger und fleißiger Leiter des Ganzen, muss wohl von Wieninger einen sehr guten Lohn bezogen haben, denn er besaß hier zwei kleine Villen, in der einen er mit seiner Frau wohnte, die übrigen Zimmer an Sommerfrischler vermietete, den großen Acker resp. Garten hinter seiner Villa bearbeitete Propst mit seiner Frau eifrig selbst. Die zweite Villa war immer gut voll vermietet. Dann hatte Propst noch ein Häuschen nebst Grundstücken, hoch oben gelegen, die er verpachtete; endlich soll er ziemlich viel Wertpapiere besessen haben.
Anton Wieninger, sehr groß und dick, laut vorgefundenen Waagzetteln aus Wiener Bädern wog er dort 141 bis 143 kg, hatte eine gute Vorbildung genossen, denn er besuchte eine Brauer-Akademie und ich glaube auch eine Ackerbauschule.
So sowohl durch Vermögen wie durch erworbene Kenntnisse entsprechend ausgerüstet, scheint er anfangs mit Lust und Liebe an den Betrieb des Besitzes herangetreten zu sein, denn er baute im Gutshofe eine neue ganz modern mit den neuesten Maschinen eingerichtete Brauerei. Finanzer, die ja alle Brauereien und Brennereien besuchen und kontrollieren müssen, erklärten mir, dass die Wieningersche neue Brauerei weitaus die vorzüglichst eingerichtete sei, die sie kennen.
Als Gärkeller diente das westlichste Drittel oder Viertel des Stallgebäudes, als Lagerkeller sollte der sehr alte 600 m2 große Keller vis-à-vis vom Bahnhofe dienen. Westlich von diesem, vielleicht nur 100 m entfernt, erbaute Wieninger cirka 1876 die Villa, in der wir jetzt wohnen. Der 1. Stock sollte an Sommerfrischler vermietet werden, während das Parterre dieser Villa cirka 200 m2 groß, als Stall zum Aufstellen von Mastochsen eingerichtet wurde. Vor dem Eingange zum riesigen Lagerkeller stand eine kleine Parterre-Restauration, ich vermute fast, dass diese noch zu Lanners Zeiten errichtet wurde.
Schlechtes Bier – Brauerei bleibt stehn – Wieninger baut Schwimmschule und Landungsbrücke
Die neue Brauerei wurde nur kurze Zeit betrieben; dass sie eine Zeitlang vorzügliches Bier erzeugte, las ich aus verschiedenen Briefen und Karten von Bierverkäufern, z.B. Tarvis und anderen Orten, welche Korrespondenzen ich seinerzeit bei Übernahme des Gutes (29.10.1891) vorfand. Aber dann hatte einmal der Brauer Malheur, es missglückte ihm ein Sud, und statt dieses schlechte Bier einfach in den Bach zu schütten, ließ Wieninger, aus übel angebrachter Sparsamkeit, das verdorbene Bier nach und nach den nächsten guten Suden beimengen und in die Verkaufsfasseln füllen und versenden, so dass Wieninger dann nur Reklamationen und Rücksendungen davon erntete. Dann erst soll der Rest des verdorbenen Bieres in den Bach geschüttet worden sein, der weithin davon aufschäumte. Diese Sache disgustierte Wieninger derart, dass er die kostspielig erbaute und eingerichtete Brauerei stehen ließ.
An sonstigen Schaffungen Wieningers sei erwähnt, dass er vom Schwimmschulhügel, wie bei uns anfangs getauft wurde, in den See hinaus eine Landungsbrücke baute, damit die damals zur Sommerzeit allein verkehrenden kleinen Dampfschiffe (Loretto vom Lendhafen in Klagenfurt aus, Carinthia von der Militär-Schwimmschule herauf, hier anlegen konnten.
Dann erbaute Wieninger durch Einschlagen einer großen Zahl Piloten in den See eine Badeanstalt bestehend aus einem Damen- und einem Herren-Abteil, je einen Bassin zum Schwimmen und je eine Anzahl Auskleidekabinen. Im Ganzen waren 35 Kabinen. Diese Badeanstalt und die Restauration vis-à-vis vom Bahnhof verpachtete Wieninger zusammen um 300 Gulden per Saison an einen Herrn Berlek, der zugleich auch der Schwimmmeister seiner Badeanstalt war.
Eine weitere Tat Wieningers war die Herstellung einer Akazienallee vom Schwimmschulhügel hinauf bis zur Eisenbahnübersetzung, also vom Süden gegen Norden. Zwischen dem Hügel und der Bahn waren damals die Grundstücke noch arg sumpfig, Wieninger musste also, um die Akazienallee herstellen zu können , dafür vor allem einen Damm aufführen lassen. Wieninger ließ überdies in diesen Sumpfgründen lange Kanäle kreuz und quer anlegen, was dem Übel wohl bedeutend abhalf.
Wieninger pflanzte noch an der Nordostecke des Schlossgartens gegen Osten hin durch seine Ackergründe eine schöne einseitige Nussbaum-Allee, wozu gleichfalls Anschüttungen nötig waren. Diese Allee wurde Kaiser-Allee getauft.
Wieningers Weinschank Klagenfurt – Milchverkauf in der Stadt – Zerwürfnis mit seiner Frau
Schließlich eröffnete Wieninger in der Wienergasse in Klagenfurt ein Weingeschäft, das aber nicht von langer Dauer war.
Nachdem hier damals kein großer Fremdenverkehr war, so schickte er die von seinen Kühen gespendete Milch zum größten Teil täglich frühmorgens mit einem Pferd und Wagen in die Stadt, wo der Milchmann, ein alter treuer Mann namens “Valte“ schon Abnehmer für seine Kannen Milch zu finden wusste, worauf er für das Gut die Einkäufe besorgte und meist gegen Abend heim kam, meistens mit einem Schwips.
Wieningers Zerwürfnis – lehnt Errichtung eines Postamtes ab – sein Plan ein Offizierserholungsheim zu gründen
Mit seiner Frau harmonierte Wieninger nicht gar lange; die größte Schuld daran dürfte wohl ihn getroffen haben. Er machte nämlich häufige Reisen, bald nach Wien, bald nach München, das bezeugten mir viele Depeschen an seine Frau von selten der meist von ihm besuchten Hotels aus Wien und München. Es waren stets Antwort-Depeschen, wenn seine Frau ihn wegen irgend welcher Vorkommnisse hier dringend gebraucht hätte, und ihn in diesen Hotels suchte, da hieß es meistens: “Wieninger nicht mehr hier, vorgestern abgereist, wohin unbekannt”, oder so ähnlich.
Solche Telegramme und viele andere interessanten Papiere und Dokumente usw. fand ich unter einem Wust von Papieren, die ich in einer großen Wanne und in Kisten vorfand.
Kein Wunder, wenn die Harmonie in die Brüche ging, wenn die Frau zu Hause sich in dringenden Fragen nicht zu helfen wusste, aber nicht nur die Harmonie unter den Ehegatten, sondern der ganze Betrieb hier ging so in die Brüche.
Wie gering zu Wieningers Zeiten der Fremdenverkehr hier war, das sieht man unter anderem aus folgendem:
Verschiedene Personen wünschten hier, dass hier ein Postamt errichtet werden solle, dagegen aber wehrte sich der einflussreiche Bürgermeister Wieninger mit dem Bemerken, “das sei hier wohl noch nicht notwendig, die wenigen Postsachen, die hier vorkommen, kann ja mein Milchführer Valte täglich mit zur Post nach Klagenfurt nehmen und die für Krumpendorf dortselbst liegenden von dort heraus bringen”.
Es drang aber doch das Verlangen nach einem Postamt hier durch und wurde Wieninger veranlasst im Hofparterre-Hause, das an die alte Brauerei stieß, das nordwestl. Eckzimmer für die Post einzuräumen, so bekam Krumpendorf endlich ein Postamt.
Wieninger geht in Wien in Feuerwehr-Parade-Uniform ins Theater – seine Anzeigen wegen Stempel – Wieningers Tod – Dr. Abuja als Curator – Aufstellung eines Verwalters und Wirtschafterin – Auction
Schade dass die Hoffnungen, die man ursprünglich in Herrn Wieninger zu setzen berechtigt zu sein glaubte, sobald verflattern mussten! In ihm waren Ideen, die wenn ausgeführt, für Krumpendorf sehr günstig sein mussten, denn wie ich hörte, hatte er zum Beispiel sich in den Kopf gesetzt, hier ein Kurhaus vom weißen Kreuz, nämlich ein Erholungsheim für Offiziere, ähnlich wie in Meran, zu gründen und dürfte Wieninger deshalb in Wien verschiedene Aufwartungen bei prominenten Persönlichkeiten in der glänzenden Paradeuniform als Hauptmann der Krumpendorf Feuerwehr gemacht haben, in solcher auch in Logen erschienen sein!
Als sein Familienleben und seine Unternehmungen in die Brüche gingen, wird er auch sein Offiziers-Kurhaus-Projekt haben fallen lassen.
Ganz entgegengesetzt diesem, für Krumpendorf wahrscheinlich sehr günstigen Plane, hatte Wieninger eine Marotte, welche für unseren Ort weiter nicht vorteilhaft war. Bürgermeister Wieninger zeigte nämlich der Finanzbehörde alle jene an, welche eine Zuschrift oder Anfrage an die Gemeinde richteten, welche gar nicht oder ungenügend gestempelt war. Ich fand daher unter der Masse von Makul. Papier aus seinem Nachlasse eine große Zahl – ganze Bündelchen – von Postanweisungsabschnitten, welche jeder eine Strafzahlung an die Gemeinde bedeuteten, welche er für Arme überwies.
Lächerlich und unbeliebt machte sich Wieninger besonders dadurch, dass er sogar ungestempelte Wohnungsanfragen strafen ließ.
Nach Wieningers Tode ging hier sein ganzer Besitz zu Grunde.
Ein paar Jahre waren ein von Kurator Dr. Abuja in Klagenfurt eingesetzter Verwalter und eine Wirtschafterin die das Ganze zu leiten hatten.
Wahliss und ich bei Versteigerung – Dr. Hibler mein Vertreter – erste Nachricht durch Baratom – Engagement Sontags
Dann aber ließ das Gericht am 29. Oktober 1891 den ganzen Wieninger-Besitz von Krumpendorf versteigern. – Ich war einer der Reflektanten, ging aber nicht selbst zu Auktion, sondern bat den bewährten und erfahrenen Rechtsanwalt Dr. Josef von Hibler, dem ich meine Vollmacht ausstellte, mein Interesse bei der Versteigerung zu wahren. Es waren verschiedene Liebhaber für das schöne Gut da, welche aber nach und nach alle zurücktraten, als die Angebote der Lizitationskonkurrenten immer höher stiegen. Schließlich blieben Wahliss von Pörtschach und Pamperl aus Klagenfurt (Letzterer durch Dr. Hiber vertreten) allein als die steigernden Reflektanten. Da hatte Dr. Hibler den guten Einfall, dem Herrn Walliss meine Vollmacht zu zeigen, woraus Walliss ersah, wie hoch Hibler für mich steigern dürfe. Da trat auch Walliss zurück und Hibler blieb für mich Sieger!
Meine Frau und ich warteten in unserem Comptoir der Seifenfabrik in Klagenfurt mit Spannung auf das Resultat. Endlich stürzte zur Türe herein, rot, schwitzend, der Restaurateur “Baratom” in der Priesterhausgasse, rufend: “Gratuliere, Krumpendorf gehört Ihnen”.
Zugleich bat er auch, ich solle ihm die Bahnrestauration in Krumpendorf verpachten. Das wollten wir aber doch nicht den bisherigen Pächter Berlek ohne Ursache beseitigen und so blieb vorläufig dieser noch ein Jahr. Wir erfuhren während dieser Zeit, dass ein sehr tüchtiger Restaurateur, namens Sontag, der wegen seiner tüchtigen Führung, Reinlichkeit usw. renommiert war und dermalen in der Restauration Auenhof bei Velden als Pächter fungierte, der richtige Mann für uns wäre.
Wir fuhren mit dem Dampfschiff gleich dahin und schlossen mit Sontag ab, vorläufig auf ein Jahr um 300 Gulden ohne Badeanstalt, welche wir in eigener Regie führen wollten.
Wir bleiben noch in Klagenfurt – Anfangs nichts geändert – dann beginnen Verbesserung durch Ponta – Mauernreparaturen – 3 eiserne Tore – Kauf des antiken Eisentores
Wir blieben vorläufig noch in Klagenfurt bis im Frühjahr 1896 Herr Paul Hathayer d. Ä. meine Seifen-, Kerzen- und Kristallsodafabrik am Heuplatze samt meinem Lagerhause in der Lastenstraße kaufte. Dann siedelten wir ganz nach Krumpendorf über und wohnten im Schloss.
Eine Weile nach der Erstehung des Gutes beließen wir noch den von Herrn Dr. Abuja angestellten Verwalter und auch die Beschließerin; dann nahm meine Frau die ganze Wirtschaft selbst in die Hand.
Wenn meine Frau nicht auf einen großen Gutsbesitze südlich von Klagenfurt geboren und auferzogen worden wäre – die gute Schulbildung genoss sie bei den Ursulinen in Klagenfurt – so hätte ich es wohl nie wagen dürfen, den Gutsbesitz Krumpendorf zu übernehmen, denn ich war von Jugend auf nur für kommerzielle Leitung ausersehen gewesen.
Gemäß dem alten Sprichworte “Neue Besen kehren gut“, haben auch meine Frau und ich uns gleich nach der Selbstübernahme daran gemacht und Hebel angesetzt, um allerlei uns nicht Gefallendes zu ändern und zu verbessern.
Vor allem musste Baumeister Ponta aus Klagenfurt her, mit dem wir die Baulichkeiten begingen und besprachen.
Die lange Mauer, welche den Gutshof von der Straße scheidet, war an verschiedenen Stellen nach aus- oder einwärts gesunken; die musste senkrecht aufgerichtet werden.
Errichtung der drei eisernen Tore – Woher erhielt ich das antike Tor? Neue Remise
In dieser Mauer waren 3 Eingangstüren, je hölzerne schadhafte Plankentüren, die bei dieser Gelegenheit durch drei eiserne ersetzt wurden. Das östlich und westlich sehr breite eiserne Doppeltor wurde von einem Klagenfurter Schlosser hergestellt. Es war nun notwendig, um die Last der offenen schweren Torflügel zu tragen, auch entsprechend massive hohe Torpfeiler aufzumauern und je mit einer schweren gemeißelten Steinplatte zu bedecken.
Für die mittlere, der Gartentür von 1828 gegenüber befindliche, schmälere Tür, war ich aber vom Glück begünstigt, in der Lage, etwas ganz Exquisites zu finden, nämlich ein massiv, sehr künstlerisch geschmiedetes eisernes schweres Doppeltor – vermutlich vom 16. Jahrhundert – von dessen Vorhandensein in Silberegg ich in Klagenfurt erfuhr. Natürlich wird gleich dahin gesaust und kam – sah – kaufte – kann man da nicht sagen, sondern wir besichtigten mit Entzücken dieses herrliche Kunstwerk und erfuhren wem es gehört. Ihrer Exzellenz Frau Baronin von Sterneck, Witwe nach Admiral Sterneck, welcher ich natürlich auch sofort schrieb; Antwort: Ja, Sie können das eiserne Tor in Silberegg haben, wo es ja zwecklos herumsteht, um 400 Gulden. Natürlich bezahlte ich gern und gleich den Kaufpreis und lies mir das Tor vorläufig nach Klagenfurt bringen, weil ein geschickter Schlosser eine kleine Reparatur am Oberteil vorzunehmen hatte. In unserem Hofe in Klagenfurt sah ein Grazer Antiquitätenhändler das Prachtwerk stehen und wollte es mir gleich abschachern, aber natürlich gab ich es nicht her, weil es eine Zierde des Gutshofes zu werden bestimmt war.
Schweinstalleinrichtung – Frontispiz-Malerei
2 Springbrunnen (bei Sontag und Schlossgarten); Zerstörung der Landungsbrücke und Bad durch Eis. Die den Gutshof gegen Osten abschließende Mauer wurde bedeutend erhöht und als Hauptwand einer neuen langen Remise mit Ziegeldach benützt, in welcher landwirtschaftliche Geräte, Wägen unterzubringen waren, welche bisher in ein paar baufälligen Schupfen im Hofe untergebracht waren. Als Abschluss der neugebauten Remise wurde südlich eine Küche für das Schweinefutter und ein Dienstbotenzimmer gebaut und endlich von da eine Gleisanlage durch die Stallmitte bis zur westlichen Abschlussmauer angelegt, um Futter von der Küche hinein, Dünger heraus auf leicht zu schiebenden Wägelchen zu führen. Im großen Stallgebäude wurden die Betonträger für die Rinder vermehrt. Die östliche Abteilung für Schweine bestimmt, erhielt rechts und links (südlich – nördlich) eine Anzahl cirka 1 ½ Meter hohe Betonabteilungen eingebaut; die einzelnen Kober bekamen parallel mit den Schienen eiserne Gitter, je mit einem schmalen Türe und je mit einer aufschlagbaren Klappe; diese bestellte ich nach meiner Zeichnung aus Ferlach. Unter den aufschlagbaren eisernen Gitterklappen war je ein glasierter Trog aus steinhartem Material. Bevor wir diese Schweingitter und Tröge bestellten, besaß ich schon ausgeführte fremde Musterstallungen.
Damit waren wir im Stallinnern fertig; außen war hoch ober dem Stall-Mitteltor ein Frontispiz, einfach hell gefärbelt. Da kam mir die Idee, dahinein den pflügenden Kaiser Josef II., der damit, man könnte sagen, die Wichtigkeit der landwirtschaftlichen Arbeit bezeugt, malen zu lassen.
Beginn der Herstellungen im Schloss – Kauf des Marmorkamins und Anwendung desselben
In meiner großen Holzschnitte-Sammlung fand ich ein passendes Bild; der damals hier anwesende gefällige Künstler, stud. techn. (später Professor an der techn. Hochschule in Graz) Leopold Cerny, zeichnete diesen Holzschnitt in der für das Frontispiz passenden Größe, welches Bild dann der Zimmermaler Biedermann in Klagenfurt in Farben auf der Mauer ausführte. Bei der Gelegenheit ließ ich den Biedermann auch gleich ein entsprechendes Bild in der bisher leeren Frontispiz des Gärtnerhauses malen.
Verschiedene Reparaturen im Schloss – Kauf der Marmorsachen bei Jacomini
Nun die Baumeisterarbeiten im Schloss:
Die Küche war bisher vis-à-vis vom Haustor direkt hinein, sie war ganz schwarz vom Glanzruß. Wir verlegten die Küche ins nordwestl. Ecklokal und bauten darin einen großen Doppelherd; dann ließen wir die rußigen Wände der bisherigen Küche abklopfen (abpecken nennt es der Kärntner) neu verputzen und malen; ein neuer Boden war auch notwendig, dann kam ein Podium in Fensternähe für Klavier und Harmonium; eine schmale Tür in das nordöstl. Zimmer ward ausgebrochen und Ofen in dieses sowie ins Musikzimmer gesetzt.
Im Hausflur des Schlosses war ein Kugelsteinpflaster gröbster Sorte, das wurde durch stahlharte Klinkerplatten ersetzt.
Vis-à-vis vom Haustor als Eingang ins Musikzimmer wird wohl jedermann das schöne Marmorportal auffallen, woher hab ich das? Ich fuhr um jene Zeit einmal durch den großen Puntschart’schen Besitz im Limmersach – heute Fischl – Mühlen – und ich glaube Mälzerei, und sah zufällig neben einer Stadelauffahrt im Gestrüppe schöne Marmortrümmer liegen. Ich ging in das Wohnhaus, traf daselbst zum Glück einen der Eigentümer, Pepi Puntschart und fragte ihn, woher die Trümmer stammen und ob er sie mir verkaufen möchte? Oh, das war im Hause hier ein Kamin, den wir beseitigen und durch einen Ofen ersetzten. Wenn du den Kamin haben willst, er kostet 40 Gulden, das zahlte ich gerne dafür, der natürlich viel mehr gekostet haben musste.
Da die Seiten pilaster für unseren Zweck zu niedrig waren, ließen wir sie durch darunter angebrachte vom Steinmetz Fantoni hergestellte Stücke ergänzen, leider hatte der Steinmetz nicht so weißen Marmor, wie der Kamin.
Im Hausflur waren außer der breiten niedrigen Kellertür rechts und links je ganz verschiedene Türen, in Höhe und Breite sowohl wie in der Ausführung. Wir rückten 4 neue gleiche Türen je 2 und 3 vis-à-vis, so dass die frühere Unsymmetrie aufhörte.
Im Haustor waren alle Füllungen von Holz, der Hausflur daher sehr dunkel. Wir halfen diesem Übelstände dadurch ab, dass zwei Füllungen im Tor durch vergitterte Fenster ersetzt wurden.
Im südwestlichen Eckzimmer, das wir zum Schreibzimmer bestimmten, war es notwendig, das südl. Fenster wesentlich zu verbreitern, um mehr Licht in das Lokal zu bekommen. Bei diesen Anlasse stellten wir rechts und links vom Fenster je eine Mauerbank für eine Person mit Holzsitzen her. Ein neuer Ofen musste auch aufgestellt werden. Am Dache geschahen die notwendigen Reparaturen und die Schlossgruppe ist fertig.
Restaurateur Sontag brauchte eine viel größere Küche mit entsprechendem Herd und größerer Speis, was demzufolge hergestellt wurde.
2 Springbrunnen (bei Sontag und Schlossgarten) – Zerstörung der Landungsbrücke und Bad durch Eis
Gerade um die rechte Zeit erfuhr ich, dass beim ehemaligen Gewerken Jakomini in Villach Verschiedenes verkauft wird, was ich hier gut verwenden könnte; vor allem viele quadratische Marmorpilaster, zu denen ein einfaches Eisengitter gehörte; dies war alles wie eigens gemacht, um es bei der Straßenfront bei der Restauration Sontag aufzustellen, und zugleich daselbst und noch weiter nach Westen soweit mein Besitz reichte, das alte, niedrige, sehr schadhafte Trockenmauerwerk zu reparieren und zu regulieren.
Dann war bei Jakomini eine größere Anzahl Marmorpilaster von 8-eckiger Form, die ich im Schlossgarten gut brauchen konnte, teils um einen großen Springbrunnen mit runder Einfassung – dieser ebenfalls vom Jakomini-Garten, teils an verschiedenen Stellen des Schlossgartens und anderwärts in Aufstellung zu bringen.
Außer diesen großen sehr schönen Springbrunnen, war da noch ein kleiner mit runder Einfassung, der als gute Zierde des Restaurationsgartens vor der Eingangstür aufgestellt wurde. In der nordwestlichen Schlossgartenecke war ein erhöhter Platz, der konnte sehr gut mit eisernem Gitter, marmornen Pilaster und marmorner Treppe ausgestattet werden.
Nun zu Anderem:
Schon wenige Jahre nach Kauf des Gutes hatten wir das Malheur, dass in einer Märznacht während des Aufgehen der See-Eisdecke ein mächtiger Sturm durch treibender Eisschollen, solche die Landungsbrücke Wieningers ganz und von meiner Badeanstalt einen großen Teil zerstörten.
Erstere rückte ich nach Einvernahme mit den betreffenen Kreisen weit nach Westen, cirka in gleiche Linie wie die Wieningerallee, die Badeanstalt wurde gründlich renoviert und bei dieser Gelegenheit vergrößert. Es wurden nun 50, in späteren Jahren noch 25 und nach weiteren Jahren auf 150 Kabinen erhöht, zugleich Sonnenliegplätze für die Herren hergestellt.
Restbericht wegen Eisgefahr – Glück malt und dichtet für Banklehnen
Solche Katastrophen erlebten wir leider im Laufe der Jahre öfters, dagegen konnte man sich in keiner Weise schützen; jedesmal verursachten uns die Reparaturen und Neuherstellungen ungeheure Kosten. Wohl aber konnte man die See-Einbauten während des Winters, während der Zunahme der Dicke des Eises durch Aushacken des Eises ringsum um die See-Einbauten verlässlich vor Zerstörungen durch Eisdruck schützen und sah man deshalb ringsum des See Hausmeister oder andere Männer die gleich Anfangs geschaffenen Kanäle im Eise freihalten.
Wie Eingangs dieses Kapitels erwähnt, trat die große Eisgefahr, gegen die der Mensch jedoch machtlos ist, erst um die Zeit des Aufgehens des Eises meist so Mitte März bis cirka 25. März ein.
Im Frühjahr nach der Übernahme des Gutes legte ich am und auf dem Schwimmschulhügel, viele neue Spaziergänge an, an denen dann auch Ruhebänke (cirka 50) angebracht wurden; früher waren im ganzen nur fünf Stück Bänke zu finden. Die Lehnen ließ ich durch Schrauben anbringen, so dass man sie im Herbste nach Schluss der Saison leicht abnehmen konnte, ohne dieselben zu beschädigen. Das ließ ich deshalb so einrichten, weil bei mir im Fabriks-Comptoire in Klagenfurt ein in verschiedenen Richtungen sehr talentierter Herr angestellt war, dem wurde auf dem Gutsbesitze ein Zimmer eingeräumt, von wo er jedem Morgen mit der Bahn in die Stadt und abends nach Geschäftsschluss heraus fahren konnte.
Dieser Herr nun, Anton Glück ist sein Name, war so gefällig und so geschickt, auf den Banklehnen nach deren weißem Anstriche, je eine andere Aufschrift zu malen, z.B. “Körner-Eiche”, “Hellert-Birke” usw. Aber nicht genug an dem, erdachte der geniale Herr viele launige Verslein, die er an Banklehnen schön kalligrafisch aufmalte.
Größere Gedichte kamen an breiten Lehnen, an wichtigere Stellen, z.B. gleich nach Verlassen der Wieninger-Allee beim Eintritt in den Schwimmschulhügel, diese Lehne, apostrophierte gleich den Schwimmschulhügel als “Dichter-Hain”, welcher Name von jedem Besucher desselben gerne akzeptiert wurde und den hübschen Hügel mit seinem vielen Spazierwegen und Ruheplätzchen durch viele Jahre verblieb.
Herstellungen im Dichterhain – Großer Saal bei Sontag für Vergnügungsabende
Der südöstliche Felsenvorsprung mit seiner schönen Aussicht auf das ganze östliche Seebecken wurde festeingefriedet und bekam auf der Banklehne den Namen “Loreleifels”, wie viele der fremden Spaziergängerinnen sah man besonders nette Gedichtchen in ihr Notizbuch einschreiben. Selbst in einzelnen Broschüren und Wörthersee-Führern wurde diese Gedichte-Sammlung am Dichterhain in Krumpendorf lobend vermerkt.
Vergnügungs-Komitee gibt Vorstellungen – dann wegräumen und tanzen
Um jene Zeit, etwas um 1895 herum, war ober der Vorderfront des großmächtigen Kellers der Bahnrestauration im 1. Stock ein großer leerer Saal, in dem in neuerer Zeit mehrere große Zimmer und ein Korridor davor hergestellt wurde.
In diesem großen Saal fanden jeden Samstag-Abend während der Fremdensaison mit Bewilligung des Restaurateurs Sontag Unterhaltungen statt, zu denen alle hiesigen Villenbesitzer und Sommerfrischler eingeladen wurden.
Es bildete sich ein Vergnügungs-Comitee dessen Gründer und Obmann der Wiener Architekt Herr Max Schindler von Kunewald war, der bald einen Stab von Helfern um sich versammelte, meist jüngere Herren, Studiosi, etc., z. B. Söhne des Persischen General-Konsul Visin aus Triest, Söhne des Regierungsrates Dr. R. von Eminger, zwei Herren Cerny von Klagenfurt und manch andere, die ihre Dienste und Talente gern dem Obmann von Schindler anboten. Diese bauten am schmalen Westende des Saales ein Podium, darauf eine Bühne, ein paar Künstler unter ihnen, allen voran wieder Max von Schindler und Polly Cerny, damals Techniker, nachmals Professor an der Technik in Graz malten prächtige Kulissen und Hintergründe und dergleichen, und so erfreute sich am Samstag Abend die ganze Kolonie Krumpendorf der verschiedenen Darbietungen, z.B. ein Lustspiel, ein Schnellzeichner, Schattenspiel (Kino gabs damals noch keines) und verschiedene andere Produktionen, für welche das erschienene Publikum ausnahmslos sehr dankbar war.
Im Saale waren Tische und Stühle aufgestellt und die Gäste konnten daselbst soupieren, wenngleich für Herrn Sontag und sein Personal das Heraufschleppen von Speisen und Getränken wohl eine schwere Aufgabe war.
Später wurden alle Tische und Stühle aus der Mitte weggeräumt und so Platz gemacht zu einem gemütlichen Kränzchen; auf dem in Saale vorhandenen Klavier zum Tanze aufzuspielen, waren verschiedene Herren und Damen abwechselnd gern bereit.
Damals waren ja in Krumpendorf noch wenige Fremde; als ich das Gut Krumpendorf kaufte pro Saison 550-600, und die waren bald miteinander bekannt, es war beinahe, wie wenn alle eine große Familie bildeten; als sich die Fremdenzahl hob, auch nicht mehr wie früher, nur Christen herkamen, da hörte die Gemütlichkeit auf und ich hört in späteren Jahren wohl öfters von alten Stammgästen “wie schade, dass es jetzt nicht mehr so schön und gemütlich ist, wie einst.”
Vom Herrn v. Schindler veranstaltete Seefeste – Milchwirtschaftsbetrieb
Herr von Schindler und sein Stab veranstalteten auch jeden Sommer ein Fest im Dichterhain, das sich meist auf der großen Wiesenfläche zwischen den Hügeln, Wieningerallee und Seeufer abspielte. Das Vergnügungscomitee stellte eine Anzahl Buden auf, alle geschmückt mit Fichtengirlanden, Blumen und Fähnchen, in denen schöne Damen unter der Patronanz gesetzterer Damen ihre Schätze verkauften, feine Würstchen, Mocca, Champagner und andere Delikatessen; andere Buden luden die Besucher des Festes zum Eintritte ein, wo ihnen dann die verschiedensten scherzhaftesten Überraschungen zu teil wurden. Den Schluss jedes Seefestes in Krumpendorf bildete jedesmal ein schönes Feuerwerk, welches sowohl vom Ufer, als auch von See aus [zu bestaunen war], auf dem [mit] Lampions, Blumen und Bändern geschmückte Boote schaukelten. Wandernde Besitzer von 15 Schießbuden, Blitzfotografen usw. fanden sich auch zu jedem Seefest ein, auch Ringelspiele und Riesenschaukeln fehlten nicht.
Bezug von Emmenthaler-Rinder – Rektor Bayer findet bei einer Kuh Perlsucht
Unser landwirtschaftlicher Betrieb hier:
Einige Zeit behielten wir, die bei der Versteigerung des Gutes übenommenen Kühe, Pferde und Schweine, sahen uns aber dann veranlasst, mehr Kühe anzuschaffen, um in der Saisonzeit den bedeutenden Milchbedarf der Sommerfrischler decken zu können. Zuerst kauften wir stets Mölltaler Kühe und wenn unter diesen auch die besten Melkerinnen ausgesucht wurden, erzielten wir doch zu wenig Milch für den Bedarf.
Damals empfahl man uns wärmstens Emmenthaler Kühe einzustellen, das non plus ultra an Milchergibigkeit, sie sollten weit mehr Milch geben als unsere Landkühe.
Ich sandte nun einen bekannt tüchtigen Kuhkenner mit einem größeren Betrag ins Emmenthal in der Schweiz; der brachte uns von dort wirklich einen Waggon mit 6 prächtigen, großen, hellfleckigen vielversprechenden Milchkühe und einen Stier. Die Tiere waren so schön und mächtig, dass sie beim Triebe vom Bahnhof nach dem Stalle allgemeines Aufsehen erregten.
Leider erfreuten wir uns der schönen und wirklich guten Emmenthaler Melkkühe nicht allzulange, denn einzelne wurden krank, trotz bestmöglichen Futters und sorgfältigster Pflege, eine starb und eben als diese geöffnet wurde, um die Ursache des Todes zu erforschen, war zufällig der hier mit seiner Gemahlin auf Sommerfrische weilende Rektor der tierärztlichen Hochschule, Dr. Josef Bayer in unserem Hofe, bemerkte die offene Kuh und nach kurzem Blick auf die Lunge sagte er uns: “Ja die Kuh war unrettbar, sie starb an Perlsucht, sehen Sie, da und da, alles voll davon. Das Fleisch davon zu genießen ist unschädlich, aber die Eingeweide müssen vernichtet werden, was wir natürlich befolgten. Der Herr Rektor sagte bei der Gelegenheit: “Hierher für Kärnten, passt diese Rasse nicht, sie hat hier weder das Klima wie in Emmenthal, noch auch das feine Futter von edlen Kräutern. Ich rate Ihnen, wieder Ihre Mölltaler Kühe einzustellen, wenn diese auch weniger Milch liefern.” Das befolgten denn auch und hatten mit der Zeit bis 30 Kühe und 3 Stiere, nebst Extra-Gitte voll Kälber verschiedenen Alters, also eine kleine Herde.
Milchwirtschaft – Verkauf an cirka 50 Milchabnehmer – Gärtner Grohar wünscht ein kleines Glashaus für Rosenveredlung und mehr Frühbeete
Nun hatten wir in der Sommerzeit freilich hinreichend Milch für cirka 50 Abnehmer, die mit Kannen und Häfen schon in aller Frühe sich im Vorraum aufstellten, bis meine Frau in der Milchkammer zwischen Kühe und Hausflur alle Wünsche befriedigen konnte. Das zwang leider meine gute Frau, in aller Hergottsfrühe das gute Bett zu verlassen, um die aus dem Stall kommenden Eimer frischgemolkener Milch zu übernehmen und ihre Milchkundinnen zu befriedigen.
Gärtner Grohar wird Konkurrent – Vermessung und Vermarkung
Ich will nun aber weniger ausführlich als bisher, da ich sehe wie viel zu viel ich schon geschrieben habe, Verschiedenes erzählen, das doch des Erwähnens wert ist; Anderes, das für mich auch einst oft wichtig und aufregend war, jedoch für meine Besitznachfolger keinerlei Interesse hat, lasse ich aus. Also:
Mein Gärtner Anton Grohar wünschte die Erbauung eines kleinen Glashauses, welches dazu bestimmt war, dass er darin 500 bis 1000 wilde Rosen, die ich cirka Anfangs November jährlich von Slawonien bezog – die Adresse gab mir unser Gärtner selbst – im Laufe des Winters eintopfte, veredelte und bei geeigneter Temperatur zum Wachsen aufstellte. Meist konnte man dann schon im März schöne Marechal-Niel und andere Rosen bewundern.
Südlich von diesem kleinen Glashause wurden viele Frühbeete angelegt, alle Jahre noch einige dazu, so dass schließlich eine weite Fläche von Frühbeetfenstern erglänzte, unter denen aus eingestreuten Samen viele Tausende Pflanzen von allen Gemüsesorten zum Auspflanzen ins freie Beet, teils für unseren Hausbedarf, teils zum Verkauf heranwuchsen.
Leider kam auch eine Zeit, wo mir dann unser Gärtner, der viele Jahr bei uns war (ebenso seine Frau als tüchtige Köchin) selber zum Konkurrenten wurde, indem er neben meinem Obstgarten südl. der Chaussee, fast vis-à-vis von meinem Schlossgarten ein großes Stück Grund vom Nachbar Koch kaufte und darin ein Glashaus, kleine Wohnung, Frühbeete etc. anlegte und sich dort nach und nach sehr entwickelte.
Vermessung und Vermarkung durch einen Geometer
Gleich in den ersten Jahren nach Kauf des Gutes, zeigte es sich dringend notwenig, meine Grundstücke vermarken und vermessen zu lassen; ich wandte mich an den beeideten Geometer Nitschmann in Klagenfurt, der mit mir vereinbarte, er werde die Grenzen gegen Nachbar-Grundstücke vermessen und mit Grenzsteinen besetzen, die inneren Grenzen meiner Parzellen, die nur wieder an meine eigenen Grundparzellen stoßen, aber nicht – der Geometer sagte mir, sonst käme die Vermessung und Vermarkung zu teuer, abgesehen von der dann noch viel größeren Zahl zu kaufender Grenzsteine. Ich brauchte ohnehin 200 Stück, die ich vom Steinmetz Della Schiava in St. Veit bestellte; ich erhielt von diesem große, starke Steine, die tief eingegraben werden mussten (dem Gebrauche gemäß kam unter jeden Stein ein Häufchen Glasscherben und Kohlen, was ganz praktisch ist, weil man am Fehlen dieser, gleich sieht, ob die Steine etwas in betrügerischer Absicht verrückt wurden) um nicht so leicht beim Ackern umgestoßen oder herausgeworfen zu werden. Darüber ärgerte sich der Geometer weidlich, da er bei tief einzugrabenden Steinen ein paar Minuten pro Stein länger beim Eingraben stehen bleiben musste.
Für diese 200 Steine hatte ich dem Steinmetz meines Erinnerns à 70 Kreuzer (140 Gulden) zu zahlen. Das Vermessen und Vermarken kosteten an Gasometer-Honorar nach meiner Erinnerung 460 Gulden. Wie froh war ich als diese große zeitraubende manchmal aufregende Arbeit vorbei war, die mir viel Mühe und Galle verursachte, denn 3 oder 4 Bauern wollten das Vermessen und Vermarken laut behördlicher Mappe, wenn auch durch einen behördlich autorisierten Geometer nicht anerkennen. Jeder behauptete, er wisse genau und könne beeiden, dass zum Beispiel eine Wiese beim Mähen schon über 30 Jahre nach jenem Baum als Ziel gemäht wurde, was eine Abweichung von der Mappe beispielsweise um 25 lauf. Meter ausmachte. Nitschmann riet mir aber, es lieber auf keinen Prozess ankommen zu lassen und den betreffenden Stein nicht an die von ihm (des Geometers) als richtig befundene Stelle, sondern so wie der Bauer verlangte, setzen zu lassen.
Ich brachte also wiederholt das Opfer, wobei ich in Wald über 200 Fläche Einbuße erlitt, wärhend ein anderer Bauer die Mappengrenze akzeptierte, wenn ich ihm für die kleine Differenz 35 Gulden zahlte. Man macht bei so einer Arbeit allerhand Erfahrungen.
Bei dieser Gelegenheit muss ich schon gleich andere Ereignisse anschließen, die mir gleichfalls teils viel Ärger, teils große Geldopfer verursachten.
Überschwemmung wegen Dammbruch beim Prescherteich
Anno dazumal – die Jahreszahl ist mir im Gedächtnis nicht gegenwärtig, wurden meine Frau und ich früh Morgens alarmierend geweckt: “Überschwemmung” ! Überschwemmung, ja wieso, woher? Also schnell in die Kleider gefahren und auf die Suche nach der Überschwemmung. Wir brauchten nicht weit zu gehen! Schon beim Gasthofe Kollmann (nun Krumpendorferhof) sah man Wasser über die Straße in Koch’s Hof und Stall rinnen, nachdem es bei Kollmanns Hausflur durch den Flur herauskam, in welchem schon vorher, als die Überschwemmung auf ihren Höhepunkt war, Möbel herumschifften. Wir hörten nun bald von Begegnenden, der 10 Joch große Prescherteich habe seinen Abschluss-Damm durchbrochen, sei auf meinen tiefer gelegenen 3 Joch großen Teich gestoßen, der zum Glück noch mit Eis bedeckt war, und nach Überlaufen über meinen Damm habe er in diesen in der Nähe der Mühle zum Glück nur an der Damm-Außenseite ein Stück herausgerissen, doch nicht meinen Damm durchrissen; wenn das geschehen wäre, wäre von der mächtigen Wassermenge meines tiefen Teiches das Unglück noch weit größer gewesen. Unter meinem Teiche war noch ein kleiner Teich im Park der Villa Zier (heute Streicher), dessen Damm ganz zerstört und dessen Inhalt mitgenommen wurde. Unten im Dorfe Krumpendorf machte das Wasser, als die Hauptmasse herunterkam, noch nicht halt, sondern lief noch über Wiesen und Felder weiter bis zum Bahndamm, der endlich halt gebot.
Das alles erzählten uns die Leute die schon von oben zurück kamen und uns begegneten. Oben angelangt konnten wir nun selbst die Bescherung sehen. Der Dammriss des großen Prescherteiches hatte für den Müller Prescher keine Folgen, weil er den Damm nicht mehr herzustellen brauchte, sondern die Fläche von 10 Joch künftig als Wiese ausnützen wollte, aber ich musste das Malheur, an dem ich doch ganz unschuldig war, voll und gründlich auskosten!
Überschwemmung – Kommission und Anordnung was ich zu tun habe
Es kam eine große Kommission aus Klagenfurt, ich glaube der Herr Bezirkshauptmann selbst stieg auch den Berg hinauf, in seiner Begleitung ein ganzer Schwarm von Herren, die alle zuerst die Schäden besichtigten und dann ein langmächtiges Protokoll schrieben, zu dem verschiedene Herren ihr Gutachten und Forderungen hinein setzten oder diktierten.
Da waren gar Südbahn-Ingenieure dabei, die ihre Meinung bekannt gaben, was geschehen hätte können, wenn mein Teich auch mit herab gekommen wäre, und wahrscheinlich dann gar den Bahndamm durchrissen hätte, eine Minute vor dem Durchsausen des Warschau-Cannes-Express-Luxus-Zuges voll Milliardäre! Kurz und gut – oder eigentlich für mich nicht gut – sondern traurig, es wurde mir befohlen: Meinen Damm um 80 cm zu erhöhen, den äußeren Herausbruch aus meinem Damme so und so neu auszufüllen und die zwei Abflussstellen bei der Mühle und jenseits des Dammes in bestimmter vorgeschriebener Weise neu zu zimmern, und endlich zwischen der Mühle und dem nahen Abfluss eichenen Kreuzpfahl tief einzugraben, damit eine künftige Revision immer nachmessen kann, ob meine Teichkrone nicht etwas mit der Zeit um 5 cm oder mehr niedriger geworden ist. Das alles auf meine Kosten natürlich! Damals kann mein erstes graues Haar gewachsen sein!
Großes Glashaus zwei Mal abgebrannt – Mühlenbrand
Da ich jetzt schon den für mich großen Unglücksfall erzählte, so will ich daran gleich drei andere Unglücksfälle anschließen, um dann nicht mehr an so Trauriges denken zu müssen! Ich will’s möglich kurz fassen!
Das große Glashaus im Schlossgarten brannte im Laufe der Jahre zweimal ab; ich war allerdings versichert, aber, na wie es bei Brandschätzungen meist sein dürfte, man schätzte den Schaden sehr niedrig, aber ich kämpfte mit der Assekuranz-Gesellschaft resp. mit deren Vertreter wie ein Löwe, damals war ich ja noch jung, gesund und stark.
Und dann brannte gar meine Mühle beim Teich (3 Gänge und Stämpfe) gänzlich ab. Sie war jahrelang verpachtet. Der letzte Pächter war ein abgefeimter Kerl. Nicht allein, dass er die vereinbarte Pachtsumme stets zu spät zahlte, erfüllte er auch die eingegangenen Verpflichtungen betreffs Ablieferung von so und so viel % Mehl, so und soviel Kleie von dem ihn zum Mahlen anvertrauten Getreide keineswegs.
Verurteilung des Brandlegers der Mühle – Herstellung der Linden-Ahorn-Alleen
Dass kein anderer Mensch als der Müller das Feuer gelegt haben konnte, ward gleich von allen angenommen, man kannte ihn ja schon zur Genüge und wusste überdem, dass er sein Inventarium vor kurzem gegen Brand versicherte, aber die Leute der Nachbarschaft, welche in aller Frühe Morgens den Brand bemerkten, sahen auch wie der Müller und seine Familie das Meiste seiner Habe aus der Mühle schon gerettet hatte. Trotzdem das Gericht nach den gepflogenen Erhebungen den Müller gleich in Untersuchungshaft nahm, leugnete der Müller fort und fort, den Brand gelegt zu haben, ja noch mehr, was tat der Ruchlose, er schob die Brandlegung auf meine Frau, von welcher er sowohl wisse, dass sie ihn nicht leiden könne. Der Untersuchungsrichter musste wohl oder übel auch auf meine Frau seinen Verdacht ausdehnen, wovon sie keine Ahnung hatte; endlich in der letzten Nacht vor der Verhandlung gestand der Müller, er selbst habe den Brand gelegt, was mir ein Landesgerichtsrat während der Fahrt in die Stadt zur Verhandlung erzählte. Nun der bekam 6 oder 7 Jahre hinaufgebrummt, etwas mehr als er sonst gekriegt hätte, weil er so lange die Schuld auf jemand Unschuldigen schob!
Errichtung von noch anderen Alleen und Promenaden – Arrondierungen – Seerestaurationsbau
Nun komme ich zu etwas Angenehmeren:
Dass wir den Schwimmschulhügel in ein Dichterhain umschufen, erzählte ich schon, aber meine Frau und ich – ja ja meine Frau mit mir, denn sie verfolgte alle Neuherstellungen mit engstem Interesse und half mit, wo sie konnte, – legten vom Jahre 1902 an, eine Menge Alleen und neue Wege an; vor allem die lange Linden-Ahorn-Allee, welche vom sogenannten “Praterstern” den Zusammenstoß mehrerer Alleen von verschiedenen Seiten her nach Westen bis zum kleinen Teiche nördlich des vom Gorup’schen Besitzes führte; ab dort ein neuer Weg nach Westen in gleicher Richtung ohne Allee. Meine Frau half mir fleißig beim Messen. Bei der Linden-Ahorn-Allee bot mir einige Schwierigkeit, dass die fremden Gärten, an deren Nordgrenze hin meine Linden-Ahorn-Allee führen sollte, nicht hin und hin eine schnurgerade Linie bildeten, sondern im leichten Zickzack von Osten nach Westen dahin liefen. Ich musste also um unsere Allee schön gerade anlegen zu können, von manchen Nachbarn einen schmalen Streif abkaufen, anderen hingegen ein Stück von meinem Grund verkaufen. Durch die vielen von mir angelegten Wege und Alleen, zu denen ich natürlich viel Grund von meinen Wiesen und Äckern opferte, war für viele Villen die bisher nur große Umwege als Zugang hatten, Gelegenheit gegeben, ihren Besitz durch viel bequemere, kürzere Wege und schattige Alleen zu erreichen als bisher.
Außer den vielen Allen nördlich und nordwestlich der Linden-Ahorn-Allee, die wir pflanzten, eröffnete ich zwei reizende neue, bisher unbekannte Promenaden, nämlich eine östlich und eine westlich von Wieningers Schwimmschulallee weg durch alte Gruppen von schönen Eichen und Eschen.
Da in meinem Grundbesitz verschiedene fremde Parzellen eingesprengt waren, so kaufte ich solche dazu, wo es möglich war, oder tauschte mit meineigen Parzellen gegen Parzellen mit Bauern, dadurch für beide den Besitz praktisch abrundend. Kurz, Arbeit und Denken gab’s in Hülle und Fülle.
1902 baute ich die Seerestauration auf Piloten in den See hinein. Mich verlockte zu Anlage in dieser Weise das schöne Café-Restaurant im Bassin der Binnen-Alster in Hamburg, die mir außerordentlich gefiel. Als Architekt und Baumeister fungierte Herr Georg Horcicka aus Klagenfurt, der das Meisterstück zu Wege brachte, über 100 Piloten tief in den See einzurammen, alle in gleicher Höhe unterm Seespiegel abzuschneiden, auf die Pilotenstumpen Betonblöcke aufzulegen, darauf den Holzrost und darüber den Bau zu stellen. Angefangen wurde der Bau, das heißt die ersten Grabungen und Piloten-Schlagen im März und im Juni konnte ich die schön ausgefallene fix und fertige Restauration schon eröffnen!
Die hiesigen Wirte sehen zuerst die neue Seerestauration mit scheelen Augen an
Die hiesigen Hoteliers und Wirte sahen anfangs wohl mit scheelen Blicken zu, dass ich ihnen am Schwimmschulhügel eine Konkurrenz hinstellte, aber sie konnten sich deshalb beruhigen, als sie sahen, dass weitaus die Mehrzahl der Gäste der Seerestauration mittels Dampfschiff oder Booten von den anderen Stationen am See und auch von Klagenfurt herkamen, denen Alleen die schöne neue Restauration am See an dem günstigen Punkte so gut gefiel, dass die Restauration oft ganz gefüllt war.
Meine Reklame im Interesse der Fremdenindustrie – Wohnungslisten – Panoramen
Um der Sommerfrische Krumpendorf möglichst rasch und viele Gäste, nämlich Wohnungsmieter zuzuführen, scheute ich nicht in Zeitungen und Broschüren fleißig Reklame zu machen, was zwar sehr viel Geld kostete, aber auch nicht ohne Wirkung blieb. Denn es liefen infolge der Annoncen immer mehr Anfragen wegen Wohnungen und Zimmern ein, aus Wien, Graz, Budapest und so fort, die ich selbst fleißig und ausführlich beantwortete. Ich führte auch gedruckte Wohnungslisten ein, aus denen jedermann genau ersah, wer eine passende Wohnung zu vermieten hatte, was sie kostete usw. Diese Listen wurden wohl auf Gemeindekosten gedruckt.
Panoramen – die Zahl der Fremden nimmt zu – Anerkennung für meine Bemühungen durch Ernennungen – Fackelzüge
Überdies veranlasste ich die Gemeinde, Panoramen anfertigen zu lassen, aus denen die Fremden, die noch nie hier waren, die Schönheit unserer Gegend, die Lage der einzelnen Villen usw. ersehen konnten.
Das erste derartige Panorama zeichnete mein damaliger Comptoiriat unserer Seifenfabrik, Herr Anton Glück, geschickter Maler, der sich später als Berufsmaler in Karlsruhe im Großherzogtum Baden niederließ, wo, er noch lebt und der gleichzeitig, als er noch hier wohnte, der Verfasser und Caligraf der vielen reizenden Gedichten auf den Banklehnen des Dichterhain war. Eine spätere Aufnahme eines Panorama von Krumpendorf machte der berühmte Relief-Künstler Oberlercher, der gleichfalls, so wie früher Glück, von der Friedlhöhe aus, als geeignetsten Standpunkt für die Aufnahme wählte.
Die anfragenden Wohnungssucher, denen ich je eine, bis auf den letzten Tag richtig gestellte Wohnungsliste und ein Panorama mit meiner Antwort sandte, waren über die Einführung hocherfreut und erkannten dieselben dankend an.
So hob sich die Zahl der Sommerfrischler doch von Jahr zu Jahr; als ich 1897 herkam, sah ich in einem Fremdenverzeichnis, dass im Jahr cirka 580 Fremde herkamen, diese Zahl hob sich nach und nach auf cirka 2000, wie viele jetzt kommen weiß ich nicht.
Die hiesige Bevölkerung, sowie die Villenbesitzer, äußerten ihre Dankbarkeit wiederholt, sowohl als ich 1897 zum Bürgermeister erwählt wurde, dann nach meiner Ernennung zum Ehrenmitglied des hiesigen Verschönerungsvereines, endlich als ich zum Ehrenbürger von Krumpendorf ernannt wurde. Jedesmal kam abends in den Schlosshof ein Fackelzug, an dem sich Jung und Alt, Einheimische und Fremde beteiligten, wo große Reden geschwungen wurden, gesungen ward, kurz, wo ich keines Wortes mächtig, mich nur kurz herzlich bedanken konnte.
Bei jedem solchen Anlasse widmete man mir ein schönes Diplom, oder gar eine künstlerisch kalligraphierte Mappe mit Fotografien von Gemeinde-Ausschussmitgliedern.
Schindler-Eiche – Zerstörungen an Bänken und Lehnen durch böse Buben – Verkauf der Bahnrestauration an Brabetz
Auch Herr Max Schindler von Kunewald, der sich um die Vergnügungen an Samstag-Abenden im Sontag-Saale so bemühte, ward einmal durch so ein Fest geehrt, indem ihn eine Tafel gewidmet wurde, die mit “Max Schindler von Kunewald-Eiche” geschrieben und auf die riesige Eiche an der Promenade, die ich von der Wieningerallee weg gegen Osten eröffnet hatte, angebracht wurde. Ringsum die Eiche wurde eine Sitzbank und weiterhin eine Reihe Bänke errichtet. Der ganze Raum herum war festlich dekoriert, eine festlich geschmückte Menge hörte passenden Anreden an Herrn von Schindler zu usw.
Wo ist heute die Tafel, die Bänke, sowohl hier wie im Dichterhain? “Die schlimmen Buben”, aber die nicht die vom lieben Nestroy, zerstörten im Laufe der Jahre, meist im Winter, sowohl diese hübsche Anlage, wie allmählich fast alle Bänke und Tische im Dichterhain. Lehnen und Stützen wurden gewissenlos weggerissen und zum Verbrennen heimgeschleppt; mir verging mit der Zeit die Lust immer und immer wieder zu erneuern, denn das kostet nicht wenig.
Im Mai 1901 verkaufte ich die Bahnrestauration an Isidor Brabetz, der früher Restaurateur in den Innsbrucker Stadtsälen war; Brabetz erbaute durch den hiesigen Baumeister Venturini den 1. Stock auf die Bahnrestauration, errichtete vor dem Zimmern eine große breite Terrasse, dann Parterre den unter der Terrasse entstehenden großen Salon und lud dann Gäste aus Nah und Fern zum Besuche ein.
Großartiger Gästeverkehr bei Brabetz – Extrazüge – Brabetz verkauft
Diese blieben auch nicht aus, namentlich aus Klagenfurt kamen an Sonn- und Feiertagen solche Massen (anders kann ich es nicht nennen) von Gästen, dass die Bahn sich veranlasst sah, eigens kurze außerordentliche Züge von Klagenfurt anher und zurück einzulegen, die abends zur Zeit der Rückfahrt gesteckt voll Menschen waren. Das reizte Pörtschach; man verlangte von der Bahn die Führung dieser Extrazüge bis Pörtschach, was auch geschah, aber ich glaube nur einmal, denn die wenigen Gäste die abends von Pörtschach nach Klagenfurt heimfuhren, hatten in Pörtschach leicht in den 10 Minuten später fahrenden gewöhnlichen Personenzug Platz. Schade, dass diese Extrazüge Klagenfurt-Krumpendorf und retour nicht durch eine Extrafarbe ausgezeichnet waren, dass man sie von weitem erkannt hätte, sowie z.B. die Extra Express-Züge Warschau-Cannes, die man von Weitem an der schönen blauen Farbe erkennt.
Aber der Rattenfänger von Hameln, anders konnte man damals den Herrn Brabetz nicht nennen, der so auffällig die Massen von Gästen aus der Stadt heraus lockte, muss sein wirksames Lockmittel verdorben haben, dass es nicht mehr wirkte, oder ließ er bald mit der Güte des Gebotenen nach, kurz, die meisten Gäste blieben wieder aus und die Übrigen hatten zur Heimfahrt im gewöhnlichen Personenzug Platz genug, die Extrazüge wurden eingestellt.
Brabetz sah sich veranlasst, dass zum Bahnhotel avancierte Gasthaus zu verkaufen und fand einen Käufer im Klagenfurter reichen Wagnermeister Teppan, der jedoch kein Wirt war und das Hotel verpachtete. Der Pächter kam auch nicht vorwärts und so verkaufte Teppan den Besitz an Herrn Vellat.
Abteilung des Eisenbahn-Telegrafenregiments erbaut die Treppe bei Bahnhofhotel – Frau Vellat verpachtet an Herrn Heckl
Während noch Teppan Besitzer war, war hier in Krumpendorf eine Abteilung des k.u.k. Eisenbahn-Telegrafenregimentes im Bahnhofhotel einquartiert; Dieses erbaute als Übung oder gegen Bezahlung eine Freitreppe nächst der Küche der Bahnrestauration als Aufgang sowohl zur ersten Etage des Bahnhotels, als auch zum Eingang in die Reihe Zimmer und den großen Korridor, die durch Einbau von Wänden in den einstigen großen Saal wo die schönen Vergnügungsabende seel. Andenkens stattgefunden hatten.
Da einer der Herren Vellat am Betriebe des Bahnhofhotels hier keine Freude hatte, der andere ausgezeichnet geeignete es vorzog, nach wie vor als Chefkoch mit großen Dampfschiffen nach Bombay und wer weiß wohin, zu fahren, so verpachtete die hier allein mit ihren erwachsenen Kindern gebliebene Frau Vellat ihr Hotel an Herrn Heckl, der es nun schon seit einigen Jahren betreibt.
Eine sehr große Anziehungskraft, allerdings nur in den wärmeren Monaten, bildeten die Parterre-Lokalitäten des Bahnhof-Hotels die Konzerte eines Orchester-Vereines, den meines Wissens Herr Dr. Edwin Komauer, Hofrat der Finanzdirektion Klagenfurt i.R., seinerzeit viele Jahre Chormeister des Männergesangsvereines in Klagenfurt, gründete.
Orchester
In diesem großen Parterresaal besetzten die Künstler mit ihren Instrumenten ein großes Podium, da sind einmal:
ein Klavier, gespielt von Dr. Komauer, zugleich Dirigent
- Harmonium: Herr Hauptm. Blumfeld
- Harmonium: Excell. Admiral Drexel
- Geige: Frl. Dora Streicher
Dr. Adolf Klauer
Herr Walter Filla
Herr Walter Lebitsch
2. Geige: Oberlehrer Hubert Filla
Herr Artur Drexel
Herr Lajos Drexel
Herr Dr. K. Pacher.
Viola: Herr Oberst Alfred von Morawetz
Herr Insp. Franz Raunegger
Violoncello: Baron Longo, Bürgermeister
Contrabass: Kreiner Bartl.
Trompete: Ettinger Josef
Schlagwerk: Frl. Lisl Torkar
Herr Tulio Vellat
Aufgeführt wurde klassische Musik, Opern etc., Walzer, Märsche, moderne Musik. Auch Kompositionen von Hofrat Dr. Komauer. Jede einzelne Piece wurde vom zahlreich erschienenen Publikum, davon viele aus Klagenfurt, welches den Saal und die Nebenlokalitäten vollständig füllt, und selbst die Fenster von außen besetzte, mit schallendem Applaus belohnt. Mitunter aber leider selten, sah und hörte man in den Zwischenpausen andere seltene Künstler, einmal ein Herr der zur Laute sang, dann, ach Gott war das entzückend, stand der sehr große, aber noch sehr junge Sohne des Componisten-Villabesitzer Theodor Streicher, rechts und links flankiert von seinen reizenden Schwestern, welche alle zusammen verschiedene Lieder sangen, begleitet von den passenden entsprechenden Gesten, es war höchst erfreulich, diese junge Künstlergruppe zu hören und zu sehen, deren Produktionen auch gebührend von den Hunderten Zuhörern durch Zurufe und lautem Beifall bedankt wurden.
Einmal, aber leider auch nur einmal, überraschte uns das freundliche und nette Töchterchen des Dirigenten Dr. Komauer namens “Bertl Komauer” Professorin für rhythmischen Tanz an der Kunstakademie in Wien, welche im Verein mit einer Freundin aus der derselben Kunstschule, einige Tänze in verschiedenen Kostümen zum Besten gab, welche überraschend großartige Kunstproduktionen von den Anwesenden stürmisch applaudiert wurden. Während des ganzen Abends war im Saale den Gästen discret serviert worden. Nach Schluss des Konzertes, das bis kurz vor Abgang des Abend-Personenzuges nach Klagenfurt dauerte, so dass die zahlreich erschienenen Klagenfurter bequem noch heimfahren konnten, wurde in der Mitte des Saales Platz geschafft und dann dem Tanze gehuldigt, bis schließlich selbst die Säumigsten heim mussten. Beim Servieren half auch noch da und dort der alte schon privatisierende Restaurateur Sontag aus; wie er so dort und da bei einem Tisch ein Glas Wein oder ein Programm brachte, erinnerte er stark an den alten schon weißhaarigen weltbekannten Hotelier Bauer (Bauer-Grünwald – Venedig), der auch vor so 50 bis 60 Jahren einem Vorzugsgaste ein Glas Bier hereinbrachte, der mit seinem goldgestickten Samtkäppchen eine auffallende Erscheinung war. Auch er trippelte so vorsichtig herein und wenn er zu einem Tisch hintrat, so schaute alles neugierig hin, ob der so Begünstigte vileleicht der Prinz Ypsilant oder gar Fürst Bomsti war?
Nach Beendigung des Konzertes wandte Herr Sontag seine Aufmerksamkeit dem Orchester zu. Er sammelte zusammen und ordnete die Noten, versorgte allerlei Instrumente, hüllte das Violoncell sorgsam in dessen schönen Schneidermantel ein, es bis zum letzten Knopf oben einknöpfend, damit es beim Heimtragen in der abendlichen Kühle nicht heiser wird.
Aktiengesellschaft
Vor vielen Jahren verhandelte ich mit einigen Wiener Herren, jeder in seinem Fach eine prominente Kraft, um meinen Gutsbesitz mit allem Drum und Dran in eine Aktien-Gesellschaft zu verwandeln, welche die modern eingerichtete Brauerei wieder in Betrieb setzen, ein Hotel am See bauen, die Milchwirtschaft groß ausgestalten sollten.
Mehrere der Wiener Herren kamen wiederholt zur eingehenden Besichtigung anher, machten Pläne für jeden Zweig der Wirtschaft und förderten endlich das ganze so weit, dass Prospekt und Statuten gedruckt und beim Ministerium eingereicht wurden. Ich bekam auch Exemplare dieser Drucksachen zur Begutachtung und Äußerung und eventuellen Änderung.
Nun lag diese wichtige Angelegenheit beim Ministerium!
Das schrieb vor, es müsse ein bestimmter Herr aus Klagenfurt die Sache begutachten und den Wert des gesamten Gutsbesitzes schätzen! Wer war nun jener Herr, der von Wien aus mit dieser wichtigen Aufgabe betraut wurde? Wir erfuhren ihn! Ein Klagenfurter Bankier, dessen für Wertschätzungen bestimmte Gehirnpartie so zusammengeschrumpft war, dass er zur Antwort gab: “Nachdem Pamperl, seit er Besitzer des Gutes Krumpendorf ist, für dasselbe sehr viel an Verbesserungen und Neuherstellungen ausgab, kann man den Besitz jetzt wohl auf 60 bis 70.000 Gulden schätzen! Das erfuhren wir natürlich wiederum aus Wien, und damit fielen alle Hoffnungen, aus Krumpendorf eine Aktiengesellschaft machen zu können ins Wasser. Alle bisher aufgewendeten Kosten und Mühen waren umsonst.
Diese niedere Schätzung wundert mich freilich nicht, denn dieser Schätzmann hat mir seinerzeit einige Tage, nachdem ich das Gut bei der Auktion erstand, wozu mir in Klagenfurt von Begegnenden, Bekannten und Unbekannten, allseitig gratuliert wurde, in Klagenfurt begegnet und mir folgendes gesagt, was ich beeiden kann: “Also Sie, Herr Pamperl haben das Gut Krumpendorf gekauft; ich habe auch darauf reflektiert, bin aber gar nicht zur Lizitation gegangen, da das Gut viel zu hoch geschätzt war! Ich habe zu Hause genau gerechnet und kalkuliert, und nur einen Wert von 31, 32, höchstens 33.000 Gulden herausgefunden”. Und solche Leute werden mit einer wichtigen Schätzung betraut!
Eisgeschäft mit Ungarn – Jergitsch Erfindung
Nach jeder Seite hoffe ich, aufhören zu können, aber immer sind noch so viele notierte Schlagworte zu erledigen, dass ich noch weiterschreiben muss!
Anno dazumal, es war, als unser Wörthersee gut zugefroren war, in Ungarn dagegen so warm, dass Seen und Teiche offenblieben, wandten sich viele ungarische Eisverbraucher, hauptsächlich große Spitäler und wahrscheinlich auch Hotels hierher, um hier Eis vom See zu bekommen.
Da gingen eine paar hiesige intelligente und arbeitslustige Leute daran, nahmen Leute auf, soviel sie nur auftreiben konnten und verbanden sich mit Bauern, die mit Pferd oder Ochsen bespannte Schlitten beistellten; am See wurde nun das Eis mit Sägen in Quadratblöcke von zirka 60 cm Seitenfläche geschnitten, dieses herausgebrochen, herausgefischt und verladen und zur Bahn geführt, wo schon viele leere Waggons zur Empfangnahme bereit standen. Da entwickelte sich binnen kurzer Zeit ein so reges Leben, das sich zwischen See und Bahn abspielte, dass es eine Freude war. Es ist unfasslich, welche Quantums Eis aus Ungarn bestellt wurden. – Da kam einem einer entgegen, der freudig mit einer Depesche winkte – wie etwas nach großem politischen Ereignissen Extrablätter in den Städten mit Begeisterung durch die Straßen kolportiert werden: “Groß-Kanicza 450 Waggon, oder Czakathurn 300 usw” Ebenso ging es in Pörtschach zu.
In einem späteren Winter, der milder war und unser See auch nicht zufrieren wollte, kamen auch wieder Bestellungen aus Ungarn, die aber nur zum kleinen Teile und zwar aus den Teichen der Umgebung befriedigt werden konnten. Aus Klagenfurt kam sogar zu mir ein Agent namens Anton Morre, und schloss den Eisbezug aus meinem Pirkerteiche mit mir ab, wenn gleich die Ablieferung von dort sehr schwierig war, nämlich vom Teiche weg durch einen steilen Hohlweg bis zur Straße hinauf, dann allerdings fortwährend abwärts bis zum Bahnhofe. Solche Eisexpeditionen werden wohl wir kaum mehr erleben, denn seitdem erfand die Firma Jergitsch in Klagenfurt ein Gestell aus Röhren und Stangen, das man von einer Wasserleitung aus überbraust. Dieses über das Gestell gebrauste Wasser friert sehr schnell (natürlich Frostwetter vorausgesetzt). Es bilden sich immer dickere und stärkere Klumpen Eis an den Stangen, die man abschlägt und dann weiter bebraust.
Da Jergitsch diese Erfindung durch Reklame bekannt machte, wahrscheinlich auch in Ungarn solche Apparate verkaufte, so werden die Magyaren kaum mehr Eisbestellungen aufgeben.
Verkauf an Herrn Brosch – Kriegsbeginn – Lebensmittelausteilung – Kartoffelverkauf am Bahnhof – Gebirgsschützen-Musik
November 1913 verkaufte ich meinen Schlossbesitz samt Schwimmschulhügel an Herrn k.u.k. Fregattenkapitän Rudolf Brosch.
Aus der Zeit seines Besitzes habe ich wohl als Wichtigstes den Beginn des unseligen Krieges, und die dadurch für die ganze Bevölkerung Österreichs, reich wie arm, eintretende Schwierigkeit der Ernährung mitzuteilen. Diese bürdete hier hauptsächlich dem Herrn Gemeindesekretär Kollmann (jetzt Gemeindeverwalter) eine enorme Arbeitslast auf. Er spannte freilich eine seiner braven und geschickten Töchter zur Hilfe ein, denn die Lebensmittelfrage, das Austeilen und Verbuchen der Karten für das geringe, pro Person bewilligte Quantum Brot, Mehl, Zucker, Kaffee usw. nahm sehr viel Zeit in Anspruch, denn Alles und Jedes musste haarklein in den Registern eingeschrieben werden. Ich selber konnte mich an diesen Arbeiten am geringsten betätigen, aber das merke ich mir, was das für eine Plage war, als ich einmal mehrere Waggons Kartoffeln in großer Kälte im Bahnmagazin an die Bezugsberechtigten austeilte; das Quantum für jeden wurde auf der Bahnwaage abgewogen, wobei Gemeinderat Höllerl assistierte, mir die Zahl in Kilogramms abgab, diese von mir berechnet und der Betrag vom Abholenden einkassiert wurde. Tagelang dauerte diese Plage, wobei mich wohl ein paarmal meine Frau ablöste, um meine starren Finger derweil erwärmen zu können. Zugleich brachte mir die Frau von zu Hause heißen Tee, mit dem die Tochter vom Sekretär Kollmann und ich wieder die Geister beleben konnten.
Während der Kriegszeit waren hier eine Zeitlang das Ersatzbataillon des k. k. Gebirgsschützen-Regiments Nr. 1, bei dieser Truppe war ein Orchester, Blechmusik, als Dirigent ein junger Unteroffizier, der seine Musiker tüchtig in der Hand hatte. Dieses Blechorchester produzierte sich wiederholt vor der Seerestauration zur Freude aller Besucher derselben. Sonntags aber ward der ganzen Bevölkerung, bäuerliche, wie herrschaftliche, ein großer Genuss geboten.
Feldmessen – Arena
Auf einer großen Wiesenfläche südlich der Bahnlinie und nördlich der Villa Gorup, inmitten von verschiedenen Alleen, war Sonntags ein Altar errichtet, mit Reisig, Blumen und Fähnchen geschmückt, und hier hielt ein Pfarrer eine Feldmesse ab, an den geeigneten Stellen begleitet von der Militärmusik. Vis-à-vis vom Altar waren mehrere Reihen Stühle aufgestellt, und Damen und alte Leute zum Sitzen eingeladen. Hinter den Stuhlreihen waren eine Anzahl Offiziere und hinter diesen die Mannschaft aufgestellt. Diese schönen Feldmessen bei blauem Himmel waren überwältigend schön und alle Zuhörer und Beter begeistert! Es war im Jahre, sagen wir z.B. 1921, da taten sich hier und vielleicht auch in Klagenfurt, einige Sportbegeisterte zusammen und beschlossen, am Ostende des Sees, anstoßend an die große Strandbadanlage der Stadtgemeinde Klagenfurt, eine Arena zu errichten, mit Tribünen, mit all dem nötigen Drum und Dran auszugestalten, um dann in dieser Arena Pferderennen, Motorradrennen und dergl. abzuhalten, welche sowohl die Schaulust der Klagenfurter, wie auch jene der vielen Sommerfrischler an allen Seestationen befriedigen soll. Es ward also eine riesige Ellipse abgezirkelt, deren Längsachse von Nord nach Süd weisen soll. Als das nötige, nicht geringe Kapital durch die Interessenten schon aufgebracht war und man schon die Einfriedung herzustellen begann, zeigten sich am nördlichen Ende der Ellipse einige Felsen im Wege, welche weggesprengt werden mussten. Während dieser Arbeit kam man zur größten Überraschung der beaufsichtigenden Ingenieure auf eine kleine Gruppe von drei sogenannten Riesentöpfen, nämlich Gletschertöpfe von solcher Größe und Vollkommenheit, wie man wohl selten irgendwo schönere finden kann; ich z.B. sah die berühmten Töpfe im sogenannten Gletschergarten in Luzern, und auch die bei den Trollhättan-Fällen in Schweden, aber höchstens Erstere könnten ca. ein Mann tiefen, etwa ¾ Meter Durchmesser haltenden, innen wie mit gutem Zement auf die Töpferdrehscheibe gerundet und geglätteten Töpfe an die Seite gestellt werden. Es ist also eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges, nicht allein für Krumpendorf sondern für ganz Kärnten, ja ganz Österreich!
Und diese große Natur- und Merkwürdigkeit musste weichen, musste weg, weil es der nördlichen Rundung der Arena im Wege war. Bedeutende Persönlichkeiten, welche gegen den geplanten Vandalismus der Beseitigung der Gletschertöpfe ihre Stimme erhoben, mussten schweigen, denn die Arena anders drehen oder mehr nach Süden zu verlegen, um den Gletschertöpfen auszuweichen, würde um ca. 40 Millionen mehr kosten, hieß es, und das würde die Gesellschaft, welche die Arena bauen will, unmöglich aufbringen. Und so geschah das Unglück, die Gletschertöpfe mussten verschwinden und die Arena bekam die geplante Rundung!
Diese Pferderenn-/Motorwagen-Saus- etc. Schaustellung lebte aber nicht lange, ich weiß nicht was da für Gründe waren, aber die mit großen Kosten hergestellte Arena und Amphitheater bestand nur kurze Zeit, das Unternehmen rentierte sich nicht und die Geldgeber hatten das Nachsehen.
Verkauf an Herrn Brosch nochmals erwähnt – Russische Gefangene – Südslawen kommen nach Kärnten und auch hierher
Im November 1913 verkaufte ich meinen Gutsbesitz, mit Ausschluss einer Villa und verschiedener bestimmter Grundstücke an Herrn k.u.k. Fregattenkapitän i.R. Rudolf Brosch, welcher aber den Besitz bald an seinen ältesten Sohn Herrn Rudolf Brosch jun. abtrat, der aber auch lieber seine Interessen in Klagenfurt verfolgte, und deshalb wieder an Herrn Hermann Rossbacher, Sohn des Hotel Europa – Rossbacher in Fiume weiterverkaufte. Bevor ich zeigen kann, was wir diesem Herrn in Krumpendorf verdanken, muss ich ein paar Ereignisse streifen, welche beide wohl noch Ära Brosch spielten, aber es ist mir sehr schwer bei der Menge der zu behandelnden Themen stets die richtige chronologische Ordnung einzuhalten.
Das sind einmal die russischen Gefangenen, welche in Österreich bleiben mussten und von denen jedem Kronlande nach Bedarf eine Anzahl überwiesen wurde. Diese russischen Gefangenen kamen nun meist aufs Land hinaus zu Bauern und Gutsbesitze, wo sie in Ermangelung heimischer Arbeitskräfte, welche auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen kämpften und leider, wie viele, verbluten mussten – arbeiten sollten. Auch hier in Krumpendorf wurden eine Partie Russen aufgeteilt; wenn man ihnen zusah, arbeiteten sie auf der Wiese oder dem Acker recht fleißig, aber wie man wieder gehen musste, drehten auch die Russen von den Werkzeugen ab, zogen Zigaretten heraus, und stellten sich zu größeren Gruppen schmauchend zusammen. Wenn ich russischer Gefangener gewesen wäre, und Zigaretten rauchen würde, hätte ich mich wahrscheinlich auch dazu gesellt!
Es kamen, so um 1919, aber auch andere Leute herein nach Kärnten, nicht, um hier als Gefangene zu arbeiten, sondern um wenn möglich, hier zu bleiben! Nämlich südslawische Soldaten, hauptsächlich Serben. Da hatte es Kärnten der großen Aufopferung verschiedener prominenter Persönlichkeiten zu verdanken, welche ihr Leben und ihre Gesundheit und die Schanze schlagend, durch heldenmütige Kämpfe an die Spitze von Österreichischen Militär, die hereingebrochenen Südslawen, die in Unterkärnten schon ganze Städte und Dörfer besetzt hatten, wieder aus Kärnten mit größter Mühe und Gefahr wieder hinaus drängten. Auch hier waren schon Serben! Ewigen Dank schuldet Kärnten sowohl den edlen Führern, allen voran: Landesbefehlshaber Oberst Hülgerth, dem damaligen Landesverweser Dr. Arthur Lemisch, Bezirkshauptmann von Klagenfurt Hofrat Ritter von Rainer, und verschiedene andere, sowie den gesamten Freiwilligen und Militärpersonen.
Wasserleitung
Jetzt muss ich der Gemeinde Krumpendorf, Herrn Baron Longo als Bürgermeister an der Spitze gratulieren, dass es ihn endlich glückte, eine Gemeindewasserleitung zu realisieren.
Schon vielleicht zwei Jahr vor dem Kriege, die genaue Zeit ist mir nicht gegenwärtig, bemühte sich unsere Gemeinde zur Errichtung einer Gemeinde-Wasserleitung. Wünschelrutengänger Ing. Soukoup, ein berühmter und gesuchter Mann, der schon nach Nizza und sogar nach Odessa berufen wurde, um Quellen zu suchen, fand in Krumpendorf als sehr geeigneten Punkt für eine sehr ausgiebige Quelle, an der Stelle der einstigen Ziegelei in Brenndorf. Wir unterhandelten auch schon mit ein paar Unternehmern, 1 in Graz, 1 in Hermagor. Da kam der unglückselige Krieg und machte uns einen dicken Strich durch die Rechnung.
Wie ich höre, ließ der Herr Bürgermeister das Wasser von der jetzt gefundenen höher gelegenen Quelle, auch mikroskopisch und bakteriologisch untersuchen, und man fand ein ausgezeichnetes Resultat. So gescheit war ich damals nicht!
Um Krumpendorf verdiente Personen
Nun möchte ich in der Geschichte von Krumpendorf verschiedene Persönlichkeiten anführen, welche sich um die Gemeinde besonders verdient machten.
Herr August Ritter v. Rainer, seinerzeit Mitbesitzer des Schlosses Freienthurn, dann der Miniumfabrik nahe dem Schrotturm, Schrotfabrikation, und Bleiweissfabrik in Klagenfurt. Dieser Herr war ein großer Gönner der Schule in Krumpendorf, welche ihm viel verdankt; ich glaube er war auch der Gründer und Förderer der Wasserleitung für die Schule.
Herr Robert Freiherr v. Walterskirchen, Besitzer eines reizenden, ringsumschlossenen Villenobjektes, mächtiger Jäger auf Hirschen, Gemsen, seinerzeit berühmter Parlamentredner, welcher ich noch als Bürgermeister im Ausschusse war, die ganze Ressmann-Realität in Brenndorf kaufte und der Gemeinde schenkte, damit diese in die Lage komme, das Wohnhaus dortselbst in ein Armenhaus zu gestalten.
Herr Oberlehrer Alois Bernot, der akademisch gebildet und daher zu höherem befähigt, die hiesige Schule durch ein Menschenalter in vorbildlicher Weise leitete, und, wenn “Not am Mann” auch im Gemeindeamte, namentlich während einer längeren Krankheit des Sekretärs Kollmann, in selbstlosester, aufopfernder Weise aushalf.
Herr Pfarrer Valentin Kapun, der eine Ernennung zum Dechant an einer anderen Kirche ausschlug, es vorzog, über dreißig Jahre in leutseliger Weise die Pfarre in Pirk und die Kirche in Krumpendorf zu betreuen, die Schwierigkeiten wegen der zwei Sprachen Deutsch und Slowenisch in Gottesdienste möglichst in gerechter Weise schlichtend.
Herr Max Schindler v. Kunewald, der als Urheber des Vergnügungskomitees von Krumpendorf für die Hebung der Unterhaltungen, Veranstalter von Festen usw. außerordentliches leiste.
Da darf billiger Weise der Name des Gemeindesekretärs (nunmehriger Gemeindeverwalter) Joh. Kollmann, der auch schon über 30 Jahre bei seiner ausgezeichneten Gesetzeskenntnis mit großem Fleiße und Geschicklichkeit die Arbeiten des Gemeindeamtes durchführte, und selbst während der Kriegszeit, während welcher die Ernährungsfrage große Anforderungen an die Gemeinde stellte, seinen Mann stellte. Es freute mich daher, gehört zu haben, dass Herr Kollmann zum Gemeindeverwalter ernannt wurde.
Endlich führe ich noch Herrn Joh. Messiner, sen. gew. Eisenbahn-Ingenieur an, der schon vor meinem Hieherkommen hier war, der eine große Grundfläche spekulationsweise erwarb, und nun an einem von ihm gebauten, mit einer Eichen-Allee bepflanzten Wege, der in der Nähe des Postamtes vor der Chaussee weg gegen Norden führt, eine größere Anzahl größerer und kleinerer Villen aufbaute. Die größte und schönste dieser Villen war für Herrn Persischen General-Consul Hugo Visin aus Triest erbaut, eine kleinere Villa des Messiner kaufte der berühmte Universitätsprofessor Dr. Ernst Finger in Wien, aber auch alle anderen Messiner-Villen, die hier eine Arte kleine Cottage bilden, verkaufte er an verschiedene Personen, welche sich hier ansiedelten. Dadurch trug Messina wesentlich zur Hebung Krumpendorfs bei, und wenn er das auch nicht aus purem Altruismus, sondern aus Gewinnsucht tat, so schuldet ihm dafür Krumpendorf Dank!
Illustre Gäste hier
Nun führe ich noch eine Reihe von illustren und prominenten Persönlichkeiten an, welche Krumpendorf, manche nur ein paar Male, die meistern aber sehr oft als Sommerfrische Krumpendorf wählten. Ich kannte fast alle diese Herrschaften persönlich.
Lassen wir wie gebührend den Damen den Vortritt:
Berta Baronin Suttner, brauche ich erst hinzufügen? Die Verfasserin des weltbekannten Romans und des Dramas “Die Waffen nieder!”
Ebner-Eschenbach, berühmte Schriftstellerin
Gräfin Pötting
Gräfin Pötting, Malerin
Dr. Irene Wischin, derzeit in einer Villa in Stockholm.
Diese Dame Dr. Philosoph., war durch eine Reihe von Jahren treuer Sommerfrische – Stammgast hier, als ihr Gatte, Ingenieur bei den großen Petroleumwerken in Baku am Caspischen See angestellt war, und sie wohl dringend jährlich längere Erholung brauchte nach dem Aufenthalte in fortwährend mit Petroleum und Kohlenrauch geschwärzter Luft. Noch jetzt schreibt sie von Zeit zu Zeit, und erzählt von ihren jährlichen langen Reisen, auch einer Weltreise, die sie von ihrer Villa bei Stockholm aus machte, meist ein hübsches Gedicht beifügend.
Dann die Herren:
Univ. Professor Dr. Al. Birnbacher, Augenarzt, Graz
Univ. Professor Dr. Ernst Finger, Gynäkologe, Wien
Univ. Professor Dr. Paltauf, Med. Wien
Univ. Professor Dr. L. Rethy, Ohren, Nasen, Kehlkopfarzt, Wien
Univ. Professor Dr. Hofrat Eppinger, Anatom, Wien
Univ. Professor Dr. Hermann Egger, Vorst. der Kunstabteil., Graz
General Stabsarzt Dr. Baron Uriel
Rector der Tierärztlichen Hochschule Wien, Dr. Bayer
General-Consul aus Persien, Hugo Visin, Triest
Marschall Konrad v. Hötzendorf mit seiner Mama 2 mal
General Auditor Dr. Falk
Viele Feldzeugmeister, Feldmarschall-Leutnants, Generäle, Oberste, etc.
Rudolf Brosch, sen. Fregatten Capitän
Graf Richard Walterkirchen, Corvetten-Kapitän
Exc. Artur Drexel, Admiral
Baron Basso von Gödel-Lammoy, Schiffs-Leutnant, Teilnehmer an der österr. Nordpolexpedition v. Weyprecht und Bayer; dieser Herr baute vor Jahren hier am Seeufer die prachtvolle Villa Vogelberg, welche den Anblick Krumpendorf vom See aus wesentlich verschönert.
Herrn Herm. Rossbachers Schöpfungen – Terrassenhotel – Promenade – Bad
Den Schluss meiner Geschichts-Skizze möchte ich gerne angenehm ausklingen lassen, indem ich erzähle, dass Herr Hermann Rossbacher, Sohn des Europa-Hoteliers Rossbacher in Fiume, seine Kenntnisse in diesem Fache für Krumpendorf dadurch ausnützte, dass er 1928 am Schwimmschulhügel, der er bei der Teilung des vor einigen Jahren von Herrn Rudolf Brosch, jun. erkauften Gutsbesitzes in zwei Gruppen, deren landwirtschaftlichen Teil er an Herrn Schuler, Brauereidirektor in Ravensburg in Deutschland übertrug, für sich behielt, oberhalb der Seerestauration, mit dieser durch gedeckte Korridore verbunden, ein großes modern ausgestattetes Terrassenhotel erbaute.
Von diesem Weg stellte Herr Rossbacher eine breite, schöne durch bequeme Bänke zu Sitzen einladende Promenade her, die bis zu seinem Strandbade reicht, das mit allen Bequemlichkeiten eines solchen ausgestattet ist. –
Wie Herr Rossbacher sein Strandbad titulieren wird, weiß ich nicht, aber da er kein Plagiat gegen das Wiener Gänse-Häufchen [richtig: Gänsehäufel, Anm.] begehen wird wollen, so wird das hiesige vielleicht Entchen, oder Mövenhäufchen taufen. Darüber nachzudenken überlasse ich wohl Herrn Rossbacher.
Auf alle Fälle bin ich überzeugt, dass alle diese drei Schöpfungen des Herrn Rossbacher zusammen einen starken Magnet bilden werden, der uns wieder viele neue Sommerfrischler herbringen wird.
Josef Pamperl m.p.
Krumpendorf, 9.1.1929
diese Reinschrift begonnen 25.12.1928