Brauchtum ist in Kärnten historisch gewachsen, es unterliegt den Gesetzen der Entwicklung und ändert sich mit der Zeit. Bräuche entstehen, verlieren an Bedeutung oder verschwinden überhaupt. Elemente des Brauchtums in Kärnten stammen oft von mehreren Völkern, Kulturen und Religionen. Manches im Brauchtum in unserem Land stammt aus dem Altertum, oft von den Germanen, Kelten und Römern. Viele Ursprünge liegen auch im Christentum und in heidnischer Überlieferung.
Krumpendorf hat durch starke Zuwanderung den ursprünglichen Charakter der Dorfgemeinschaft fast zur Gänze verloren. Die meisten der Zugezogenen wollen in Krumpendorf vor allem wohnen, sehen sich aber nicht als Teil einer Dorfgemeinschaft. Das dadurch schwindende Interesse an örtlichen Brauchtumsgruppen, wie Gesangsvereinen, Volkstanzgruppen, etc. beklagen auch andere wichtige dörfliche Einrichtungen, abseits des Brauchtums, wie Feuerwehr, Wasserrettung und Sportvereine.
Durch den Tourismus ist vieles vom Brauchtum zu „Folklore“ geworden.
In Krumpendorf kann man bis zum Ende des 19. Jhdt. von Brauchtum vorwiegend bei kirchlichen Festen und Feiertagen sprechen. Ostern, Weihnachten, Hochzeiten etc. beinhalteten diverse Handlungen und Rituale, die sich über lange Zeit erhalten hatten. Das in bestimmten Kreisen durchgeführte morgendliche „Herausschießen“ von Geburtstagskindern hat lt. Kärntner Landesarchiv und Landsmannschaft mit Brauchtum nichts zu tun, da es nur für einige wenige Personen praktiziert wird.
Nach dem 1. Weltkrieg und dem Kärntner Abwehrkampf war das nationale Bewusstsein in Kärnten stark gewachsen, es bildeten sich immer mehr Brauchtumsgruppen. In Krumpendorf entstand so Anfang der 1920er Jahre eine „Jugendgruppe des Landbundes“. Die Tätigkeit dieser Gruppe beschränkte sich nicht nur auf den Volkstanz, auch das Theaterspiel freute die Mitglieder des Vereines.
Bäuerliche Schwänke standen meist auf dem Programm, u.a. musste das Volksstück „’s Nullerl“ von Karl Morré mehrfach aufgeführt werden, auch die „Rose vom Wörthersee“ fand großen Anklang. Die Theateraufführungen fanden im Saal des Krumpendorferhofes statt.
Eine sehr aktive Volkstanzgruppe gab es auch Anfang der 1930er Jahre, die sehr bald in die Teilorganisationen der NSDAP überging. Mitglieder damals waren u.a. August Mayrobnig, Johann Sendlhofer mit Gattin (Trafikanten), Hans Jäger, Philip Primitz, Josef Spick, Hans Schmidt, Franz Aschan, Mitzi Stich, Lotti Widmann, Toni Regitschnig, Hans Karpf, Josef Spick II., Rudolf Spick und andere mehr.
Auch eine große Zahl an Krumpendorfer Mädchen war gerne bei der Brauchtumsgruppe. Zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Krumpendorf im Jahr 1930 stellten sich die Damen zu einem Gruppenfoto mit August Mayrobnig am Koch-Areal auf.
Personen auf obigem Foto der Ehrendamen:
Stehend v.l.: Grohar Gusti, Singer Maria, Mozelt Christl, Bacher Gretl, Mayer Flora, Egger Maria, Mayrobnig August, Eichholzer Hedwig, Koban Leni, Krainer Poldi, Koch Steffi, Skuk Sofie
Vorne v.l.: Spick Steffi, Schaller Pepi, Hedenig Hanni, Schabus Irmi, Spick Martha, Kollmitzer Maria, Jäger Fini, Stangl Helene
Auch bei diversen Veranstaltungen außerhalb des Ortes – Aufmärsche zum 10. Oktober usw. – waren die Krumpendorfer später sehr aktiv.
Eine 1910 gegründete „Südmark-Gruppe“ beschränkte ihre Tätigkeit vorwiegend auf markige Reden bei Sonnwendfeiern und existierte nicht lange.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich auch in Krumpendorf rasch wieder das kulturelle Leben. Gesangsvereine nahmen ihre Tätigkeit wieder auf, und auch der Bereich des Volkstanzes konnte bei vielen das Interesse wecken. Auch diesmal rekrutierten sich die Mitglieder der neuen Volkstanzgruppe aus dem Bereich der Großfamilie Mayrobnig mit Freunden. Auf dem Areal des „Joschap-Hofes“ (Josefshöhe in Drasing) errichteten die Volkstänzer sogar ein eigenes Klubhaus, das auch von der nachfolgenden Jugendbrauchtumsgruppe genutzt werden durfte.
Der Fremdenverkehr nahm stark zu und die „Sommerfrischler“ fanden großen Gefallen an den Aufführungen der Brauchtumsvereine: Sommerfeste, Kärntnerabende, Erntedankfeste, Maibaumaufstellen u.a. machten allen Beteiligten großes Vergnügen.
Sogar in der „Tenne“, einer der ersten Diskotheken am Wörthersee, trat die damalige Volkstanzgruppe auf, sogar die Kindervolkstanzgruppe war in dem Lokal aktiv.
Osterbräuche
Zu Ostern gab es auch über Jahrzehnte intensives Brauchtum in Krumpendorf. Neben Feuerweihe und Fleischweihe war die Kirche auch zu den kirchlichen Feiern bestens besucht. An der Auferstehungsfeier beteiligten sich enorm viele Gläubige, auch am Ostersonntag und -montag war der Besuch der Kirche Tradition und dem Glauben verpflichtend.
Nach der Auferstehungsfeier, die viele Jahrzehnte am Karsamstag stattfand, wurden die Osterfeuer entzündet und das Böllerschießen begann. In den 1950er und 1960er Jahren waren ganze Batterien von Milchkannen am Höhenweg positioniert und das Böllern dauerte die ganze Nacht durch. Die Nachbarn versorgten oftmals die Schützen mit Jause und vor allem mit Getränken. Namentlich bekannt waren Martin Widmann (der Wagner), Josef Kernjak, Max Spick vlg. Toffe, Georg Orasch und noch viele andere.
Jahre später errichteten die Mayrobnig auf der Josefhöhe ein hohes Kreuz, das anfangs mit Öldosen versehen war, später verwendete man schon elektrische Lichterketten.
Ebenfalls auf der Josefshöhe veranstaltete die Familie Mayrobnig vlg. Joschap viele Jahre ein Osterschießen der anderen Art: Die große Mayrobnigfamilie traf sich am Ostermontag zu einem familiären Treffen, bei dem ein Schießwettbewerb stattfand, bei dem Alt und Jung teilnehmen konnte. Höhepunkt war dann immer die Siegerehrung, bei der Fritz Mayrobnig jedem Teilnehmer einen Preis mit launigen Worten überreichte. Da diese Runde dann immer größer wurde, Familienfremde immer mehr wurden, konnte aus Gründen der Verantwortung dieser schöne Brauch nicht mehr weitergeführt werden.
Einige Jahre übernahm Erich Nadrag am Wirtnigteig dieses Osterschießen, das dann aber bald einschlief.
In den 1980er Jahren wurde von einer Freundesgruppe auf der Brenndorfer Leitn geböllert, auch ein kleines Osterfeuer gab es ebenso wie auf der anderen Talseite in Pirk, wo die ARGE Pirk ein Feuer entzündete und vor allem auch die ganze Nacht durch Böller schoss. Ein paar Mal fand das Osterfeuer mit Böllerschießen noch oberhalb der Kastnerleitn statt. Der Kraschonig zündete auch jedes Jahr ein großes Osterfeuer an. Durch die zunehmende Verbauung war es im Ort dann immer weniger möglich, diesen Brauch fortzuführen – viele Neukrumpendorfer hatten wenig Verständnis dafür, die Auflagen wurden strenger und so hörte das Schießen allmählich auf.
Walter Lebitsch hat mit seiner Schmalfilmkamera Osterbräuche in Krumpendorf in den Jahren 1960 und 1970 auf Film festgehalten.
Eine Zeitlang errichtete der Vespa-Klub neben der Kirche einen großen Osterhaufen, bei dem jedermann seinen Baumschnitt ablagern konnte. Dies wurde dann schamlos ausgenützt, alles Mögliche wurde dort deponiert, damit es verbrannt werden konnte. Zusätzlich wurde aus der Veranstaltung ein „Event“ und hatte mit Brauchtum nicht mehr viel zu tun. Das Abbrennen des Osterfeuers war auch schon lange Zeit bei der Gemeinde anzumelden, da oftmals nicht nur Baumschnitt verheizt wurde.
Maibaum Aufstellen
Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete sich das Gemeinschaftsleben im Dorf schön langsam wieder. Vereine und Organisationen wurden wieder ins Leben gerufen, die Lebensfreude kam zurück. Die neu gegründete Volkstanzgruppe unter Obmann Franz Bürger war nicht nur eifrig am Tanzen, es wurde auch erstmals 1958 ein Maibaum im Dorf aufgestellt. Krumpendorf erfreute sich an einem lebendigen Dorfleben. Als geeigneten Platz hatte man den sogenannten „Dorfplatz“ auserkoren, das war der Platz zwischen Kaufhaus Krainer und der Schloßallee. Der Platz war zwar etwas abschüssig, das tat aber der Begeisterung keinen Abbruch. Erstmals stellte man dort den Maibaum auf, es wurde um den Baum getanzt und man hatte viel Spaß dabei.
Nach einigen Jahren schlief dieser Brauch wieder ein und wurde erst in den 1980er Jahren von der Jugendbrauchtumsgruppe unter Susanne Haimburger wiederbelebt. Damals spendete jedes Jahr ein anderer Waldbesitzer den Maibaum, das Aufstellen nahm unter geschulter Einweisung Heinz Spick von der ARGE Pirk vor. Das Aufstellen des Maibaumes erfolgte dann an unterschiedlichen Orten, u.a. beim Traminerhof, einige Male beim Bad Stich.
Das Fällen des Maibaumes war nicht ungefährlich, zum Glück verlief immer alles ohne gröbere Unfälle. Ein Brauch war es auch, dass der Maibaum gestohlen werden konnte. Daher musste der Baum vor dem Aufstellen streng bewacht werden, was auch meist durchgeführt wurde. Manchmal klappte es aber doch nicht, und so musste dann ein „Maibaum-Gericht“ abgehalten werden – was für Betroffene und Zuschauer ein großer Spaß war.
In dieser Zeit wurde der Maibaum nach der Feiertagsmesse am 1. Mai von der Kirche abgeholt und in feierlichem Umzug zum Festplatz gebracht. Dort gab es dann das Aufstellen des Baumes und man feierte fröhlich den ganzen Tag. Zu der Zeit war dann schon die Vereinsgemeinschaft für das Maifest zuständig. Die meisten Vereine beteiligten sich aktiv am Fest und der Reinertrag kam in die gemeinsame Kasse, aus der dann auf Beschluss diverse Aufwendungen der Vereine finanziert wurden.
Der Brauch wurde dann meist jährlich durchgeführt, es kam nur manchmal aufgrund schlechten Wetters zu Unterbrechungen. In den 2000er Jahren fand man, dass der Platz am Bachweg im Bereich des Fußballplatzes besser geeignet sei und stellte den Maibaum dort auf. Immer wieder war auch zu der Zeit Heinz Spick für das richtige Aufstellen des Baumes zuständig, „eingemessen“ wurde mit einem vollen Maßkrug Bier.
Es ist zu hoffen, dass dieser Brauch bestehen bleibt, auch wenn nicht alle Bürger ihre Freude damit haben.
Erntedank
Nachweislich können wir davon ausgehen, dass Erntedankfeste in Krumpendorf erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 stattfanden. Aber dafür ging es dann richtig los: In einem Gendarmerieprotokoll war nachzulesen, dass beim Erntedankfest 1956 49 Festwägen teilnahmen und rund 10.000 Besucher aus ganz Kärnten sich in Krumpendorf einfanden!
Der Festzug verlief in dieser Zeit meist auf der Hauptstraße zwischen Leinsdorf und Bahnhof, der Festplatz war in den ersten Jahren auf der sogenannten Schulwiese, das war die Wiese zwischen Schule und Gendarmeriekaserne.
Auch in den Folgejahren war man mit Begeisterung dabei, das Erntedankfest schön und umfangreich zu gestalten. Der Vorteil damals war natürlich, dass es noch viele Bauern in Krumpendorf gab und daher auch eine entsprechend große Anzahl an Festwägen gestellt werden konnten.
Diese Tradition setzte sich bis in die heutige Zeit fort: Nach einer heiligen Messe marschiert der Festzug zum jeweiligen Festplatz, wo man es sich dann den ganzen Tag gut gehen lässt. Viele Jahre bemühte sich die Jugendbrauchtumsgruppe um die Organisation dieser Brauchtumsveranstaltung, bis es leider dazu kam, dass auf Grund fehlender landwirtschaftlicher Betriebe keine Festwägen mehr bereitgestellt werden konnten und daher nur mehr „Fußtruppen“ am Festzug teilnahmen.
Kirchliche Bräuche
Im Ort verlief der Umzug meist über die Kaiserallee (Andacht beim Bildstock Ecke Lorbersteig), Lorbersteig und über die Hauptstraße zur Moosburgerstraße und zurück zur Pfarrkirche.
Die Trachtenfrauen
Bereits in den 1950er Jahren nahmen einige Krumpendorferinnen in verschiedenen Trachten an den Erntedankfesten teil, die damals auf der Schulwiese stattfanden. Mit großer Begeisterung suchte jede Frau die Tracht aus, die ihr am besten gefiel und trug diese dann voll Stolz. Diese Gruppe bestand aber nicht lange, die jungen Damen wandten sich meist der Volkstanzgruppe zu.
Erst in den 1980er Jahren scharte die umtriebige Frieda Obmann wieder eine Gruppe Frauen um sich, die sich der Kärntner Tracht widmeten. Erneut konnte jede Frau sich jene Tracht aussuchen, die ihr am besten gefiel. Ein eigener Verein wurde nicht gegründet, es galt einfach, in offener Runde in Tracht an diversen Veranstaltungen in Krumpendorf und Umgebung teilzunehmen. Selbstverständlich finanzierten sich die Damen die Tracht selbst, es gab von keiner Seite Zuschüsse.
Personen auf obigem Foto der Trachtengruppe:
Von links Bauer Hans, Bauer Wilma, Frau Schrott, Rydlo Trude, Schamscha Maria, Obmann Frieda, Skof Balbina, Skof Hans, Pippan Viktoria, Pippan Artur, Winter Erna, Rudhart Rosl
Gerne waren die Frauen auch bereit, für das in Krumpendorf stattfindende Erntedankfest der Brauchtumsgruppe Erntesträußchen zu binden – auch das auf eigene Kosten! Diese Ansteck-Sträußchen verkaufte man dann beim Fest, der Reinertrag kam der Brauchtumsgruppe zugute.
Personen auf obigem Foto der Trachtenfrauen:
Von links Kaschitz Susi, Frau Schrott, Kaschitz Fritz sen., Frau Feucht, Suttnig Waltraud, Obernosterer Gerlinde, Obmann Frieda, Kernjak Elisabeth, Frl. Obernosterer, Obmann Franz, Pipan Viktoria, Pipan Arthur, Bauer Wilma, Skof Elfriede, Skof Balbina, Stuppacher Sieglinde, Hedenig Gretl, Hofmeister Waltraud, Winter Erna.
Vorne Frau Svoboda links, ganz rechts Frau Köfler, Namen der Kinder nicht bekannt.
Auch für das Maifest der Vereine bastelten die fleißigen Hände der Trachtenfrauen Ansteckbüschel, wobei der Reinertrag der gemeinsamen Kasse der Krumpendorfer Vereine zufiel. Den Trachtenfrauen war ganz einfach der Spaß an der Freude wichtig, das gemeinsame Binden der Sträuße und die vielen Stunden in Gemeinschaft.
Manchmal wurde auch ein kleiner Flohmarkt veranstaltet, um die Kosten für die Festabzeichen wenigstens ein bisschen hereinzubekommen.
Die Auftritte der Damen waren hauptsächlich auf die Krumpendorfer Feste beschränkt, nur selten war man auch auswärts aktiv. Dies war vor allem bei den Landesfeiern zum 10. Oktober in Klagenfurt der Fall. Bei vielen Auftritten gesellten sich auch manche Männer in Tracht oder Kärntneranzug dazu.
Aus Altersgründen reduzierte sich der Stamm der Trachtenfrauen nach 2015 immer mehr, und als dann 2018 nur mehr Gerlinde Obernosterer und Elisabeth Kernjak verblieben, beendete man leider die Tätigkeit der Krumpendorfer Trachtenfrauen – schade!
Quellen:
Fotos: Gerlinde Obernosterer, Peter Eichholzer, Sammlung Heinz Kernjak
Gespräche Heinz Kernjak mit Gerlinde Obernosterer, Elisabeth Kernjak, Elfriede Skof
Autor des Beitrages: Heinz Kernjak