Eingemeindung 1938

Die Gemeinden im heutigen Sinne gibt es seit dem provisorischen Gemeindegesetz von 1849. Damals grenzte  Krumpendorf im Osten an St. Martin, umfasste das Ostufer des Wörthersee bis zum Lendkanal. So lagen das Café-Restaurant Schrottenburg, der Friedelsteg, das Strandcafé, das Hotel Wörthersee, die Militärschwimmschule, der Plattenwirt, das Schloss Freyenthurn, der Falkenberg, die Zillhöhe, der heutige Europapark, der damals noch Sumpfgelände war und auch das Strandbad Klagenfurt auf Krumpendorfer Gemeindegebiet. Dies sollte sich 1938 ändern.

Krumpendorf vor 1938
Krumpendorf vor 1938

Gemeindegebiet von Krumpendorf vor 1938. Die Flächen I und II waren die Katastralgemeinde Gurlitsch. Diese wurde geteilt. Der rote Bereich I kam zu Klagenfurt, der grüne Bereich II blieb bei Krumpendorf. (Quelle: Land Kärnten – KAGIS)

Unter Friedrich von Franz, der 1938 zum Oberbürgermeister von Klagenfurt ernannt wurde, wurden zahlreiche Nachbarorte eingemeindet. Der Titel Oberbürgermeister rührte daher, dass mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten die Deutsche Gemeindeordnung von 1935 eingeführt wurde.

Um Groß-Klagenfurt zu werden, hätte Klagenfurt eine Einwohnerzahl von mindestens 100.000 erreichen müssen. Davon war Klagenfurt in den 1930er Jahren weit entfernt.

Gleich nach dem Anschluss im März 1938 begann man ein Groß-Klagenfurt zu planen, wozu  Eingemeindungen erforderlich waren. Bei der Planung wurden mehrere Varianten in Erwägung gezogen. Eine Karte der Katastralgemeinden (KG) von Klagenfurt und Umgebung aus dem Jahre 1920 diente dem Stadtbauamt Klagenfurt als Grundlage, in dem drei Varianten eingezeichnet wurden (siehe Abbildung unten). Realisiert wurde auf Krumpendorf bezogen Variante II, d.h. die KG Gurlitsch wurde geteilt und der größere östliche Teil kam zu Klagenfurt. Ein Groß-Klagenfurt hat man jedoch kriegsbedingt nicht erreicht.

Geplante Eingemeindungen Klagenfurt 1938

Planung der Eingemeindung des Stadtbauamtes Klagenfurt 1938
(Quelle: KLA Karten und Pläne N 181_4)

Von der Eingemeindung am 15.10.1938 betroffen waren St. Ruprecht, St. Peter, Annabichl und St. Martin sowie Teile der Gemeinden Maria Wörth, Viktring, Lendorf, Hörtendorf und Krumpendorf.  Das Stadtgebiet von Klagenfurt vergrößerte sich durch die Eingemeindung von 618 auf 5.613 ha, die Bevölkerung stieg von 29.671(Volkszählung 1934) auf 56.701 (Volkszählung 1939) Einwohner. Erst seit jenem Oktober 1938 reicht das Stadtgebiet von Klagenfurt bis an den Wörthersee. Es war also im wesentlichen das Gebiet von Krumpendorf, das Klagenfurt einen Seezugang verschaffte. Sieht man sich die möglichen Varianten auf obigem Plan genauer an, fällt auf, dass, wäre die Variante III – Groß-Klagenfurt (rot) zum Tragen gekommen, Krumpendorf heute wahrscheinlich ein Stadtteil von Klagenfurt wäre und als eigenständige Gemeinde nicht mehr existieren würde.

Eingemeindungen Klagenfurt
Eingemeindungen Klagenfurt

Erweiterungen des Stadtgebietes von Klagenfurt
rot: Stadtgebiet 1850
grün: Stadterweiterung 1893
weiß: Eingemeindungen 1938
orange: Eingemeindungen 1973
(Quelle: Statistisches Jahrbuch von Klagenfurt a. W. 2012)

Später im Jahre 1973 gab es eine weitere Gemeindereform, in derem Zuge vier große Nachbargemeinden (Viktring, Hörtendorf, Wölfnitz und St. Peter am Bichl) sowie Gebiete von Ebenthal, Maria Wörth, Poggersdorf und Liebenfels das Gemeindegebiet von Klagenfurt nochmals erheblich erweiterten.

Nochmal flammte 2001 das Thema auf. Der damalige Klagenfurter Bürgermeister Harald Scheucher wollte die Zusammenlegung von Klagenfurt und Krumpendorf. Versprochen wurden etwa 10 Millionen Schilling (ca. 727.000 €) pro Jahr und Krumpendorf könne  ein eigenständiger Stadtteil Klagenfurts werden. Geködert konnten die Krumpendorfer nicht werden. Helmut Pirker bekräftigte die eigenständige Position: „Freiwillig werden wir kein Stadteil Klagenfurts. Da müssen die Klagenfurter schon bei uns einmarschieren.“

2015 meldete sich der Dauerbrenner ein letztes Mal. Ein Jahr später überschritt die Stadtbevölkerung auf natürliche Weise die 100.000 Einwohnergrenze.

Quellen:

  • Wikipedia: Friedrich von Franz, St. Martin, Klagenfurt
  • Kärntner Landesarchiv (KLA), Karten und Pläne, N 181.4
  • Statistisches Jahrbuch der Stadt Klagenfurt am Wörthersee 2012, 2013/14
  • Kleine Zeitung 20./21.4.2001, 7.2.2015, 24.2.2016

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