Fischerei in Krumpendorf

Das Recht, ein Gewässer zu verwerten, war ein Herrschaftsrecht. Sei es, dass das Gefälle des Wassers für Sägen, Mühlen usw. ausgenutzt wurde, sei es das Recht, Fische und Krebse aus stehendem oder fließendem Wasser zu entnehmen. Die Bedeutung des Fischfangs für den Ort spiegelt sich in seinem Wappen wider.

Der Bedarf an Fischen war groß, denn die Fasttage wurden früher genau eingehalten, und für die wohlhabenderen Kreise waren Fische und Krebse ein beliebtes Fastenessen. Im Allgemeinen strebten die Grundherrn danach, ihren Besitz und ihre Rechte zu Geld zu machen. Da diese oft auch die Gerichtsbarkeit besaßen, wurden Personen, welche die Rechte übertraten, von diesen streng bestraft. So versuchten im Winter manche Bauern, am zugefrorenen See einige Fische zu ergattern, was natürlich streng verboten war.

Franz Bürger mit Fischfang 1942
Franz Bürger mit Fischfang 1942, rechts von ihm Sohn Franz

Das Fischrecht, wie man heute sagt, nannte man einst „Fischwaid“. Bei größeren Seen waren mehrere Herrschaften berechtigt, unter denen es aber immer wieder zu Streitigkeiten kam. Das von den Herrschaften an die Untertanen vergebene Fischrecht – die „Seeg“ – lag aber auf den Bauernhuben und nicht auf den Personen. Eine „Seeg“ war ein großes Zugnetz, das aus zwei starken Wänden und einem Sack in der Mitte bestand. Im Krumpendorfer Bereich wurde eine solche „Seeg“ meist von mehreren Bauern bedient. Im übertragenden Sinn bedeutete „Seeg“ das Recht, mit einem solchen Gerät zu fischen.

Die Familie Huainig vulgo Schurian in Leinsdorf übt die vielhundertjährige Tradition des Fischfangs im Wörthersee aus, vererbt von Generation zu Generation. Der Schurianhof in Leinsdorf ist das älteste Fischerhaus am Wörthersee. In der Gegend von Krumpendorf, Gurlitsch, Sallach und Maria Wörth hatten sich schon sehr früh Fischer niedergelassen. Sie waren Untertanen der Bistümer Salzburg und Freising und des Stiftes Viktring, die hier ihre Fischwasser besaßen. Der Wörthersee wurde in jener Zeit auch intensiv befischt, war doch die Fischerei für die Berechtigten ein Teil der Lebensgrundlage.

Alte Fischerhütte vom Schurianhof
Alte Fischerhütte vom Schurianhof

Obiges Bild (Künstler unbekannt) zeigt die Fischerhütte Huainig vulgo Schurian, die einige Jahrhunderte (bis ungefähr 1840) existierte und von mehreren Personen bewohnt war (Bild in Privatbesitz).

Laut den Aufzeichnungen des Stiftsregisters der Herrschaften Taggenbrunn und Maria Saal mussten die Schurian und Grauscher (beide bereits 1317 in Leinsdorf genannt) neben allen Abgaben, Steuern und Zinsen, die nicht gering waren, jährlich auch noch 700 Reinanken und 25 Hechte nach Maria Saal liefern. Dies zeigt auch, wie stark der Wörthersee damals mit Fischen besetzt war.

Erweiterte Fischerhütte vom Schurianhof
Erweiterte Fischerhütte vom Schurianhof ca. 1840 – 2000

Das obige Bild ( Künstler unbekannt) zeigt die Fischerhütte, wie noch alte Krumpendorfer sie gekannt haben (Bild in Privatbesitz).

Die Abgaben wurden von den Herrschaften meistens recht willkürlich festgelegt, man war da sehr einfallsreich. Jeder Fischer hatte Abgaben an die Herrschaften zu leisten. Zusätzlich gab es z.B. den „Kirchtag Visch“, den „Quatember Visch“, den „Siedlungs Visch“ und ähnliches mehr.

Nicht erlaubt war es auch, Fische einfach so an „Vischkheuffl“ (Fischkäufer) zu verkaufen. Wenn so ein Fischkäufer erwischt wurde, nahm man ihm an Ort und Stelle alles ab, was er gerade bei sich hatte: Wagen, Pferd, Geld, Fische usw. Der Fischkäufer wurde arretiert und zum Schloss der Herrschaft gebracht. Mit Erlaubnis der Herrschaft konnten aber die Fischkäufer ihrem Gewerbe nachgehen. Diese Erlaubnis war jährlich einzuholen und kostete natürlich wieder entsprechende Abgaben.

Ein weiteres Fischereirecht durfte der Inhaber der Miklautschitsch-Hube in Leinsdorf ausüben. Durch die Übergabe der Hube an den Ferlitz-Bauern 1911 ging dieses Recht auch an den neuen Besitzer über.

Fischerhütte Ferlitz
Fischerhütte Ferlitz

Aus alten Berichten kann man ersehen, dass Hecht und Barsch sehr häufig auf den Markt gelangten. Zusätzlich wurden auch Fische angeboten, die heute auf keiner Speisekarte mehr zu sehen sind: Rotaugen, Rotfedern, Aitel, Brachsen, Lauben. Dr. Hartmann berichtet, dass man Lauben „als Zuthat zu Kartoffeln, Sterz, Polenta usw. für den Winter aufbewahrt. Man kocht sie zu diesem Zwecke ungeputzt und ungeöffnet im Salzwasser, trocknet sie auf Sieben und füllt mit den luftgetrockneten Fischen Fässer und Kisten.“

Franz Bürger mit Fischfang 1964
Franz Bürger mit Fischfang 1964

Karpfen und Forellen waren in jener Zeit nicht sehr oft auf den Märkten zu finden. Regenbogenforellen kamen erst Ende des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika in unsere Seen, was auch für den Zander gilt. Auch der Forellenbarsch kam in jener Zeit nach Europa, entwickelte sich aber hier nicht zu jener Größe wie in Amerika. Eine große Rolle spielte im Wörthersee schon von Beginn der Fischerei an die Reinanke, die heutzutage jährlich nachbesetzt wird und wohl der beliebteste Speisefisch ist.

Über den Aal berichtet Dr. Hartmann:

In Kärnten hat Herr Baron v. Walterskirchen in den bei Krumpendorf gelegenen, etwa 5 bis 6 m tiefen, sogenannten Kleinen See vom Jahre 1887 angefangen wiederholt an 130.000 Jungfische (Aalmontée), welche theils von Hüningen, leider in der Mehrzahl todt, theils von Schleswig, Grado und Triest bezogen wurden, einsetzen lassen, von denen einige gegenwärtig die Länge von 1 m und ein Gewicht bis zu 1 kg erreicht haben.


Der Versuch, den Flussaal in Kärnten einzubürgern, scheiterte allerdings aufgrund des Verhaltens der Tiere während der Laichperiode, das eine Wanderung der Aale über Flüsse zu den ursprünglichen Laichgründen im Meer zur Fortpflanzung voraussetzt. Die im Wörthersee noch verbliebenen Aale wandern bei uns wegen der nicht vorhandenen Lockströmung nicht ab. Jedoch werden Aale zunehmend durch Krankheiten (v. a. bakterieller Natur) oder auch Altersschwäche dezimiert. Aale können bis über 80 Jahre alt werden (Wolfgang Honsig-Erlenburg und Norbert Schulz).

Zu wahren Wunder-Größen entwickelt sich (oftmals auch in den Gesprächen und Erzählungen immer größer werdend) der Wels oder Waller. 1990 entdeckte der Arzt und Tauchlehrer Dr. Gerold Arnold im fahlen Licht seiner Handlampe in fünf Meter Tiefe einen wahren Riesenwels und Methusalem. Sein Alter schätzte man auf 50 Jahre. Es wurde von den Fischereiberechtigten ein Fangverbot für den Fisch ausgesprochen. Eine Gefahr für den Menschen stellt so ein Fisch nicht dar. Er ernährt sich von kleineren Fischen und Fröschen, die bei seinem Maul vorbei schwimmen. Sollte ihn aber mal der Hunger plagen, dann schnappt er sich auch Enten oder Haubentaucher.

Im 20. Jahrhundert setzte man zur Bekämpfung von Algen bzw. Unterwasserpflanzen (vor allem im Lendkanal) Amurkarpfen und Silberkarpfen aus. Dies bewährte sich nicht, da diese Fische lieber den Nachwuchs anderer Fische fraßen als Pflanzen.

Lange Zeit hielt sich auch der Spruch, dass der Schurian jedes Jahr ein paar Ochsen aus dem See ziehen würde – was dem heutigen Gegenwert von ungefähr 1000 Kilo Fisch entsprechen würde.

Im Bereich Gurlitsch/Erlach war auf mehreren Huben das Fischereirecht verankert. Diese Berechtigten übten das Recht in zwei Gruppen mit je einem großen Zugnetz – der „Seeg“ – aus. Die eine Gruppe bildeten der Jerolitsch-Bauer, der Kropfitsch-Bauer und der Inhaber der Kucher-Realität. In der zweiten Gruppe arbeiteten der Pongraz, der Zepmau und der Karpf. Untereinander ging das meist friedlich vonstatten, die Grundherren mischten sich aber oftmals unheilvoll ein.

Von einer solchen Auseinandersetzung im Bereich der Ortschaft Gurlitsch berichtet die Chronik des Schurianhofes. Danach hatte der Abt von Viktring, dem der größte Teil der Fischgründe in diesem Gebiet gehörte, dem Alexander Schurian im Jahr 1567 ein großes Zugnetz („Seeg“), samt dem Schwimmer, an dem es aufgehängt war, pfänden lassen. Erst der Vertreter des Salzburger Bischofs, der Vizthum zu Friesach, Jörg Schafmann, verschaffte dem Fischer sein Netz wieder, da sich der Abt im Unrecht befand.

Bei einem Lokalaugenschein vor dem Landesverweser August Paradeiser führte Alexander Schurian den Fischzug mit der „Seeg“ vor und bewies, dass der Abt das Netz unrechtmäßig gepfändet hatte. Der Abt musste das Netz zurückgeben, das in der Zwischenzeit aber schon teilweise verfault war.

Zwei Jahre später wiederholte sich der Vorfall, der Abt ließ diesmal das Netz mit Gewalt den Fischern wegnehmen. Es dauerte mehr als ein Jahr, bis die Netze wieder zurückgegeben wurden.

Auch weiterhin gab es ständig Streit um die Fischereirechte. Im Jahr 1640 musste es sich Abt Georg von Viktring zu Gurlitsch gefallen lassen, dass sieben Bewaffnete des Freiherrn Andreas Ludwig von Windischgrätz ihm kurzerhand vier Satznetze wegnahmen und pfandweise nach Hallegg brachten. Auch dieser Streit endete mit einem Vergleich und der Rückgabe der Netze. Unter den Zeugen, die den rechtmäßigen Standpunkt des Abtes bestätigten, befand sich auch Dionys Schurian.

Solche Streitigkeiten gibt es heute nicht mehr. Am Wörthersee gibt es nur mehr wenig offizielle Berufsfischer, auch wenn die Fische aus dem See bei den Gourmets sehr gefragt sind. Jährlich werden daher auch Jungfische, vor allem Reinanken, ausgesetzt (ca. 5 Millionen im Gegenwert von 10.000 Euro im Jahr 2021), um die Nachfrage zu befriedigen.

Sehr viele Hobby-Angler sind am Wörthersee unterwegs und gehen bei jeder Witterung ihrer Passion nach, natürlich ausgestattet mit der entsprechenden Fischereikarte, die von den Fischereiberechtigten ausgestellt werden kann. Aufsichtsfischer kontrollieren auch mit wachsamem Auge, dass es zu keinen Schwarzfischern kommt und dass die Regeln eingehalten werden.

Quellen

  • Ortsgeschichte von Krumpendorf und Hofgeschichten nach Dr. Karl Dinklage
  • Heimatkundliche Beiträge zur Geschichte Kärntens von Walter Fresacher
  • Bilder der Familie Huainig, fotografiert von Heinz Kernjak
  • Dr. Vinc. Hartmann (1898): Jahrbuch des nat.-hist. Museums XXV., I. Fische Kärntens, Klagenfurt
  • Wolfgang Honsig-Erlenburg und Norbert Schulz (1989): Die Fische Kärntens in Carinthia II, 179./99. Jahrgang, S. 141-224, Klagenfurt
  • Hans Sampl (1976): Aus der Tierwelt Kärntens. Die Fische – Die Natur Kärntens, Bd. 2, hrsg. v. F. Kahler, Klagenfurt: J. Heyn: S. 101-112
  • Riesenwels ist nur ein „müder“ Jäger, Kleine Zeitung 14. Juni 1990

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