In den 1920er Jahren erlebt der Fremdenverkehr oder die „Sommerfrische”, wie damals die Aufenthalte genannt wurden, einen erheblichen Aufschwung. Dies belegen die Gästezahlen aus dem Prospekt Seebad Krumpendorf am Wörthersee aus dem Jahre 1929. Darin heißt es: „1922 = 1488 Sommergäste, 1924 = 2411 Sommergäste, 1926 = 3165 Sommergäste, 1927 = 3521 Sommergäste, 1928 = 3866 Sommergäste.”
Beworben wurde der Ort, der Ende der 1920er Jahre ca. 1.500 Betten hatte, als „der idealste Erholungsort für all jene, welche Sonne, Wasser, Luft und Berge lieben. Berühmt der regenlose Sommer, unvergleichlich schön das herrliche Frühjahr und der Herbst. Die See- Sonnen- und Luftbäder fördern im Verein mit der ozonreichen Luft den Stoffwechsel und vermehren die Zahl der roten Blutkörperchen. Erholungsbedürftige stärken und kräftigen ihren Organismus und wappnen ihn für den Winter. Sehr geeignet als Nachkur nach Badgastein und Hofgastein.”
Eine Kurtaxe — damals „Verschönerungsbeitrag” genannt — wurde für jede das Seebad besuchende Person erhoben. Das Ortsgebiet war in drei Kurgebiete aufgeteilt und der Beitrag richtete sich nach dem Gebiet, in dem man logierte. Die Kurtaxe betrug für Erwachsene in der Vor- und Nachsaison im engeren Seegebiet 15g (Groschen) täglich, im mittleren Kurgebiet 10g täglich und im äußeren Kurgebiet 5g täglich. In der Hauptsaison (1. Juli bis 31. August) im e.S. 30g, im m.K 20g und im ä.K. 10g täglich.
Auch die Verkehrsanbindung mit der Bahn scheint sehr gut gewesen zu sein. Nur die Fahrzeiten waren verglichen mit heute etwas länger. Es gab eine Schnellzugsstation Krumpendorf an der Hauptlinie Wien – Klagenfurt – Villach, München – Villach – Klagenfurt. Die Fahrzeiten betrugen z.B. von Villach nach Köln 21 Stunden, von Villach nach Berlin 22 Stunden, von Villach nach München 8 Stunden, von Klagenfurt nach Graz 4 Stunden, nach Wien 7 Stunden, nach Prag 14 Stunden.
Der folgende Text ist dem Prospekt „Seebad Krumpendorf am Wörthersee” entnommen. Hier wurden die Vorzüge und Schönheiten hervorgehoben, die einen Aufenthalt wertvoll machten.
„Das der Hauptstadt Kärntens nächst gelegene Seebad mit 1354 Einwohnern, Post, Telegraph, Telephon, elektrisch beleuchtet, Hochquellenwasserleitung, Sitz eines Gemeindeamtes, Gendarmeriepostens, einer Fremdenverkehrskommission, ist ein beliebter Fremdenort, der in den letzten Jahren, den gesteigerten Anforderungen des Fremdenverkehrs Rechnung tragend, sich rasch entwickelt hat und trotz Ländlichkeit doch des nötigen Komforts nicht entbehrt.”
Im Jahre 1928 wurde die neue Hochquellenwasserleitung vollendet, welche den Ort mit erstklassigem Trinkwasser versorgt. Die Wasserleitung gab Anlaß zur Erbauung von neuen Pensionen, Villen usw., welche die Häuser mit fließendem Wasser ausgestattet haben. Die neu erbaute Strandpromenade wurde der Öffentlichkeit übergeben.
Nach Norden vorgelagerte sanfte Höhenzüge verwehren kalten Winden den Zutritt, während anderseits die vom See herstreichenden Brisen allzu drückende Hitze nicht aufkommen lassen.
Durch die genannten durchwegs geschlossen bewaldeten Höhenzüge führen markierte Wege beinahe ohne Steigung an prachtvollen Aussichtspunkten und den beiden alten Schlössern Hornstein und Drasing vorüber und bieten herrliche Blicke auf den See und Karawanken. Der Ort liegt langgestreckt an den Fuß dieser Höhen hingebettet.
Zwischen dem Fuß der Höhen und dem See breiten sich durchwegs ebene Wiesenstrecken, unterbrochen von Feldgehölzen, Parkanlagen und Alleen aus. Von den Hotels und den meisten Villen ist das Seeufer in 5 Minuten erreichbar.
Am Seeufer befinden sich zahlreiche Villen mit eigenen Bädern (60 Badehütten) und Tennisplätzen. Bootsvermietungen für Ruder- und Segelsport. Alljährlich Motorboot-, Segel- und Ruderregatten, Seefeste, Wassersport und Feuerwerk.
Badegelegenheit vom Mai bis Ende September. Wassertemperatur bis 28° Celsius. Gelegenheit zur Fischerei gegeben. Im Winter herrliche Eisbahnen, Segelschlitten und Skigelände. Mietautos vorhanden. Autobuslinien nach Klagenfurt und Pörtschach. An Sehenswürdigkeiten seien noch genannt: Schloß Krumpendorf mit schönen Gittertoren (16. Jahrhundert) in Renovierung begriffen.
Ärzte und Apotheke im Orte.
Wie man lesen kann war es vor 100 Jahren gar nicht so anders als heute, es war beschaulicher und langsamer, alles dauerte länger und an Komfort, Unterhaltung und Lebensqualität für die „Sommerfrischler” mangelte es nicht.