Wasserschisport

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der Wasserschisport am Wörthersee sehr rasch. Federführend dabei waren Vereine in den Gemeinden Velden und Pörtschach. Eine der erfolgreichsten Damen Anfang der 1960iger Jahre war Renate Hansluvka aus Wien, die im Parkbad Krumpendorf eine Wasserschischule betrieb.

Renate Hansluvka
Renate Hansluvka

Hansluvka konnte bei den Weltmeisterschaften 1961 in Long Beach/USA und 1963 in Vichy/Frankreich jeweils den ersten Rang im Springen erreichen. Bei den Europameisterschaften von 1959 bis 1966 erkämpfte sich Renate Hansluvka 20 Medaillen, davon 5x Gold im Springen, 2x Gold im Slalom und 3x Gold in der Kombination. Für diese grandiose Leistung wurde sie 1999 in die „Hall of Fame der Int. Water Ski Federation“ aufgenommen.

Kärnten dankte der erfolgreichen Sportlerin mit der Ernennung zur ersten „Sportlerin des Jahres“ 1965.
Renate Hansluvka sah im Wasserschisport für das 1956 in Krumpendorf an der Pamperlallee errichtete Gemeindebad eine Chance, diesen Sport auch der Krumpendorfer Jugend näher zu bringen. Rasch fand sich eine engagierte Gruppe zusammen und begann mit dem Training. Der bislang in Pörtschach und Velden aktive Krumpendorfer Hans Hopfgartner schloss sich mit großem Engagement dem Team um Renate Hansluvka an und 1968 wurde der „Krumpendorfer Wasserschiclub KWSC“ als Verein ins Leben gerufen. Hans Hopfgartner fungierte als Obmann, sein Stellvertreter war Fritz Kaschitz, Kassier Bürgermeister Helmut Neidhart, Sportwart Renate Hansluvka und Schriftführer der Gemeindesekretär Horst Jaklitsch.

Renate Hansluvka mit Gast im Parkbad Krumpendorf 1969
Renate Hansluvka mit Gast im Parkbad Krumpendorf 1969

Hans Hopfgartner war ein sportliches Allround-Talent, was er speziell im Bereich des Alpinen Schilaufs unter Beweis stellte. In den 1950iger Jahren war er im österreichischen B-Kader und fuhr in vielen Ländern erfolgreiche Schirennen. Internationale Stars wie Gerhard Nenning, Heidi Biebl, Guy Perillat usw. gehörten damals zu seinen Gegnern auf den Schipisten. Aber auch im Wasserschisport erreichte er bei österreichischen und Kärntner Meisterschaften Spitzenplätze.

Hans Hopfgartner beim Schanzenspringen in Pörtschach
Hans Hopfgartner beim Schanzenspringen in Pörtschach 1960er

Anfang der 1960iger Jahre konnte Renate Hansluvka anlässlich eines Aufenthalts in den USA in Cypress Gardens eine Wasserschi-Show besuchen und war von den Vorführungen so angetan, dass sie auch in Krumpendorf so etwas auf die Beine stellen wollte. Nach einigen Trainingsmonaten fanden dann die ersten Wasserschishows statt, meist in Verbindung mit Sommerfesten örtlicher Vereine am Strand.

Kathi Knes und Hans Hopfgartner nach Show
Kathi Knes und Hans Hopfgartner nach einer Show

Vom damaligen Bootsführer Emil Megerle mit seinem Boot „Antje“ ließen sich Renate Hansluvka, Hans Hopfgartner, Britta Kutternig, Elvira Lientscher, Fritz Kaschitz, und einige andere über die Wellen des Wörthersees ziehen und zeigten ein beeindruckendes Programm. Bei den Shows halfen manchmal auch die Freunde aus Velden und Pörtschach Max Kenda, Friedl und Lizzy Engstler, Micky Müller, Dieter Schatzmayr, Werner Schicher, Rudi Kreuzhuber usw. aus. Der Veranstaltungsort am Terrassenstrand war für die Shows bestens geeignet, gab es doch für oftmals über 1000 Zuschauer genügend Platz. Diese Veranstaltungen wurden auch manchmal von der damals sehr bekannten „Burda-Flieger-Staffel“ begleitet, auch Fallschirmspringer kamen zum Einsatz.

v.l. Gerti Perisutti, Christa Knes, Anni Knes, Renate Hansluvka
v.l. Gerti Perisutti, Christa Knes, Anni Knes, Renate Hansluvka

Bald waren die Aushilfen aus den benachbarten Gemeinden nicht mehr notwendig, fanden sich doch immer mehr Krumpendorfer und Krumpendorferinnen zum Wasserschisport zusammen. So waren vor allem die Knes-Schwestern Anni und Christa und Gerti Perisutti engagierte Läuferinnen und konnten den Shows weitere Programmpunkte geben. Das Motorboot stellte damals Renate Hansluvka zur Verfügung, die ja die Wasserschischule im Gemeindebad betrieb.

Renate Hansluvka neben Bgm. Neidhardt 1966
Lhstv. Dr. Kerstnig gratuliert Renate Hansluvka zur Eröffnung der neuen Wasserschischule, in der Mitte Bgm. Dir. Neidhardt
Parkbaderweiterung 1966

Die Shows begannen meist mit einer Flaggenparade, gefolgt von diversen Vorführungen wie Slalom, Damenballett, Pyramide, Schanzenspringen, Flugdrachen, Barfußlauf, Clownerie, Raketenrucksack etc.

Der nachfolgende Schmalfilm von Walter Lebitsch zeigt eine Wasserschishow in den 1960er Jahren an der Uferpromenade neben der Schiffsanlegestelle.

Filmaufnahme einer Wasserschishow von Walter Lebitsch aus den 1960er Jahren

Die Hauptproponenten zu der Zeit waren Anni und Christa Knes, Elvira Lientscher, Gerti Perisutti, Hans Hopfgartner, Dr. Georg Grimm, Fritz Kaschitz, Kurt Motschnig und natürlich Renate Hansluvka. Nach dem Abschied von Renate Hansluvka – sie hatte nach Wien geheiratet – übernahm Kurt Motschnig die Wasserschischule im Gemeindebad.

Die Wasserschishows am Terrassenstrand kamen beim Publikum sehr gut an und so entstand die Idee, im Sommer alle 14 Tage auch eine Nachtwasserschishow durchzuführen.

Aber nicht nur die Wasserschi-Shows bestritten die Krumpendorfer Wasserschi-Sportler. Dank der Popularität von Renate Hansluvka und Hans Hopfgartner konnte man 1964 auch die Österreichischen Staatsmeisterschaften im Wasserschispringen nach Krumpendorf bringen.

Zeitungsartikel Österreichische Staatsmeisterschaften im Wasserschispringen 1964
Zeitungsartikel zur Österreichischen Staatsmeisterschaft im Wasserschispringen 1964

Die später folgenden Nachtwasserschishows waren nicht immer ungefährlich. Dies betraf vor allem das Schanzenspringen, Drachenfliegen und auch der Raketenrucksack hatte manche Tücke. Einmal riss ein Riemen des Rucksacks bei Hans Hopfgartner und die Raketen sausten erst ins Wasser und dann in die Höhe – das Publikum war begeistert, denn es glaubte, dass dies so vorgesehen war. Auch Fritz Kaschitz‘ Haare fingen mehrfach Feuer, wenn der Rucksack nicht ordentlich festsaß.
Bei stärkerem Wind war auch das Fliegen mit dem Drachen gefährlich, es kam sogar zu Abstürzen und damit verbundenen Verletzungen.

Hans Hopfgartner mit eingegipsten Bein
Hans Hopfgartner mit eingegipstem Bein nach einem Seiten- und
Kreuzbandriss beim Parkbad 1960
Hebefigur; oben v.l. Christa und Anni Knes, unten v.l. Kreuzhuber Rudi und Kaschitz Fritz
Hebefigur, oben v.l. Christa und Anni Knes,
unten v.l. Rudi Kreuzhuber und Fritz Kaschitz

Besonders begeistert von den Zuschauern wurde Fritz „Barfuß-Lauf“ (Umstieg von den Wasserschiern auf die bloßen Füße während rasanter Bootsfahrt) aufgenommen.

Kaschitz Fritz beim Barfuß-Lauf
Fritz Kaschitz beim Barfuß-Lauf

Manchmal war das Wetter nicht sehr freundlich zu den Wassersportlern und sie mussten sich vor und nach den Shows warm anziehen.

Nach der Show im Bademantel
Nach der Show im Bademantel, v.l. Christa Knes, Anni Knes, Albrecht Zauner, Renate Hansluvka, Hans Hopfgartner

Und wie die Zeit so spielt: die Damen heirateten und verließen den Ort, ebenso der Bootsführer Kurti Motschnig, die verbliebenen Männer versanken in Traurigkeit – einzig die Sprungschanze träumte noch einige Jahre still vor sich hin …

Wasserschischanze im Eis 1976
Wasserschischanze im Eis 1976

Doch Hans Hopfgartner gab nicht auf und konnte Mitte der 1980er Jahre wieder einige junge Krumpendorfer zum Wasserschisport bringen: Harald Hedenig, Bernd Stuppacher, Marion Sames, Gert Urmann, Gerhard Probst usw. Als Bootsführer fungierte zu der Zeit „Charly“ Lex, der auch die Wasserschischule im Gemeindebad betrieb.

Einer der Höhepunkte dieser Truppe war sicher die Fahrt mit dem Kinderwagen: ein Kinderwagen mit „Inhalt“ und „Mama“ wurde zum Gaudium des Publikums über das Wasser gezogen. Unvergessen ein Abend, an dem Harald Hedenig aus dem Kinderwagen fiel, ans Ufer schwamm und direkt ins nahegelegene Stammlokal Paulitsch spazierte – Wasserrettung und andere Boote suchten ihn am See, bis die Meldung über seinen Aufenthalt alle beruhigte.

Aber auch diese engagierte Truppe wurde älter, Familien wurden gegründet und der „Krumpendorfer Wasserschiklub“ mit Bescheid vom 9.3.1989 aufgelöst, da schon seit Jahren keine Vereinstätigkeit mehr festzustellen war (Bescheid AT-KLA-658-C-9866-AK Sch 305, Landesarchiv).

Als einige Zeit später Christian Bradach die Wasserschischule im Parkbad übernahm, kam es 1990 zu einer Vereinsgründung unter „Wasserschiklub Krumpendorf“. Leider hatte aber auch dieser Verein kein langes Leben, es wurde zwar trainiert, aber über Wasserschishows ist nichts bekannt. Der Verein beendete seine Tätigkeit ebenfalls per Bescheid am 30.8.2000 (AT KLA-658-C-3124 AK Sch 77, Landesarchiv).


Quellen:

  • Heinz Kernjak nach Gesprächen 2023 mit Anni und Hans Goritschnig, Harald Hedenig, Marion Sames und Hans Hopfgartner
  • Fotos: Anni Goritschnig, Hans Hopfgartner, Heinz Kernjak, Fritz Kaschitz, Gemeindearchiv
  • Kärntner Landesarchiv

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