Albert Peter-Pirkham

(*22.4.1873, +25.12.1950)

Seine Verdienste um die Kärntner Volksabstimmung 1920

Die Familie Peter väterlicherseits stammte aus der Gegend von Königgrätz, wo die Vorfahren als Landwirte und Handwerker tätig waren. Der Großvater zog 1830 nach Wien. Er besuchte das Mariahilfer Communal- Real- und Obergymnasium, das er 1982 mit der Matura abschloß. Nach der Matura trat er in die k.u.k. österreichisch-ungarische Kriegsmarine ein, aus der er mit Kriegsende im November 1918 ausschied.

Albert Peter-Pirkham Portrait
Albert Peter-Pirkham Portrait

Am 5.1.1901 heirateten in Pola / Kroatien Albert Peter und Henriette Henriquez. Ihre Eltern waren der k.u.k. Fregattenkapitän Guido Ritter von Henriquez und Angiolina Bottaro aus Genua. Die Familie Henriquez führte ihre Abstammung in geschlossener männlicher Stammfolge auf König Alfons XI von Kastillien und León (1311-1351) zurück. Die Ehe hält bis 1928. Sie wird einvernehmlich geschieden.

Im Februar 1918 kurz vor dem Ende der Monarchie wurde er Erster Chef des Stabes des Kreuzerflotillenkommandos, auch „Kreuzerdivision” genannt. Dieser Kampfverband war die stärkste operative Einheit der Kriegsmarine. Im Mai 1918 erhielt er als Kommandant der S.M.S. Dukla in Anerkennung tapferen und erfolgreichen Verhaltens vor dem Feind den Österreichisch-Kaiserlichen Orden der Eisernen Krone dritter Klasse mit der Kriegsdekoration mit Schwertern verliehen.

Verleihungsurkunde des Ordens der eisernen Krone für Albert Peter 5. Mai 1918
Verleihungsurkunde des Ordens der eisernen Krone für Albert Peter 5. Mai 1918

Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Monarchie hatte er die Schiffe seines Verbandes den Alliierten übergeben und einen Schiffstransport von 4000 Offizieren und Matrosen nach Rijeka organisiert. Von dort aus trat er mit der Bahn seine Reise zurück nach Krumpendorf an, wo er an einem nebligen Vormittag Mitte November 1918 eintraf. Zwei Jahre zuvor hatte seine Frau Henriette den Straußhof am Lannerweg in Krumpendorf erworben. Er sollte bis 1929 Sitz der Familie sein.

Albert Peter-Pirkham
Albert Peter-Pirkham

Sofort nach seiner Rückkehr bot er dem damaligen Landesverweser (heute Landeshauptmann) Dr. Arthur Lemisch seine Dienste an. Es galt damals, sich diplomatisch und politisch gegen die Ansprüche des neuen südslawischen SHS-Staates auf Kärntner Gebiet zur Wehr zu setzen. Unterstützung in der Sache konnte man  von den Italienern und den Amerikanern erwarten. Die Amerikaner waren in ihrer Haltung zum Kärntner Konflikt neutral und die Italiener sahen einen SHS-Staat nördlich der Karawanken kritisch. Die anderen beiden Entente-Mächte Frankreich und England hatten eine proserbische Haltung und daher wenig Verständnis für den Konflikt.

Während der Waffenstillstandsverhandlungen mit Jugoslawien in Graz am 17. Jänner 1919 gelang es Peter-Pirkham den amerikanischen Oberstleutnant Sherman Miles in einem Gespräch unter vier Augen die dramatische Situation in Kärnten zu schildern. Er bezog sich dabei besonders auf das „14 Punkte-Programm” des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson. Darin umriss der amerikanische Präsident im Januar 1918 in einer Rede vor dem US-Kongress die Grundzüge einer Friedensordnung  für Europa nach dem Ersten Weltkrieg. Bezogen auf die österreichisch-ungarische Monarchie heißt es in Punkt 10: „Den Völkern Österreich-Ungarns, deren Platz unter den Nationen wir geschützt und gesichert zu sehen wünschen, sollte die freieste Gelegenheit zu autonomer Entwicklung zugestanden werden.”

Miles erklärte sich mit einer sofortigen Reise nach Kärnten und einer Rundfahrt durch das vom SHS-Staat beanspruchte Gebiet bereit. Dem stimmte auch der Leiter der amerikanischen Mission in Wien, Professor Archibald Coolidge, zu. Die Fahrt nach Kärnten im Auto ging durch das steirische Marburg. Am 29. Jänner 1919 begann die Rundfahrt. Sie dauerte zehn Tage. Es war ein kalter Winter. Die Fahrt wurde in einem offenen Auto oder auf einer offenen Draisine gemacht. Manche Strecken konnten nur zu Fuß zurückgelegt werden. Die amerikanische Delegation informierte sich in jedem Ort über die Meinung und die Haltung der Bevölkerung.

Sherman Miles
Lt. Col. Sherman Miles

Die Rundfahrt war ein voller Erfolg. Im Schlussbericht an die Friedenskonferenz sprach sich Miles klar für einen Verbleib der strittigen Gebiete bei Österreich aus. Einerseits wäre das Klagenfurter Becken eine Einheit, andererseits hätte sich die Mehrheit der Bevölkerung für einen Verbleib bei Österreich ausgesprochen. Dies war im Vergleich zur Haltung der Amerikaner vor der Reise eine völlige Umkehr zur Grenzziehung entlang der Drau und dem Südufer des Wörthersees. Die Amerikaner sahen jetzt die Karawanken als zukünftige Grenze.

Es war Peter-Pirkhams Vorschlag einer Volksbefragung, die bei der Miles-Kommission auf fruchtbaren Boden gefallen war. Die Bevölkerung der betroffenen Gebiete sollte selbst entscheiden. Diese Volksabstimmung entsprach in höchstem Maße der demokratischen Auffassung der Amerikaner auf Selbstbestimmung. So wurde die Volksabstimmung fester Bestandteil der endgültigen Fassung des Friedensvertrages, der der österreichischen Friedensdelegation am 2. Juni 1919 überreicht wurde.

Als am 6. Juni 1919  SHS-Truppen in Klagenfurt einmarschierten, konnte Peter-Pirkham den Chef der interalliierten Militärmission in Wien, den italienischen General Segré dazu bewegen, mit seinem Stab nach Klagenfurt zu kommen. Die Anwesenheit eines hohen alliierten Offiziers sollte Übergriffe auf die Bevölkerung verhindern. Ein italienisches Armeekorps sicherte wenig später die Eisenbahnlinie Villach – Feldkirchen – St. Veit gegen einen eventuellen weiteren Vorstoß der SHS-Truppen. Die Landesregierung hatte Ihren Sitz nach Spittal an der Drau und dann nach St. Veit an der Glan verlegt.

Auch Krumpendorf war von den jugoslawischen Truppen besetzt worden. Der Hof der Familie Peter-Pirkhams wurde durchsucht und auf einer Anhöhe oberhalb des Hofes ein Maschinengewehrposten aufgestellt. Die Truppen zogen im Juli 1919 von Krumpendorf wieder ab.

Peter-Pirkham Villenpartie mit SHS-Briefmarke 1919
Villenpartie in Krumpendorf mit SHS-Briefmarke 1919
Stempel: VOJASKI POSTNI URAD CELOVEC 28.7.1919

Seinen Reisen nach Rom und seinem diplomatischen Geschick war es verdanken, dass die Schutzbesetzung Kärntens durch die Italiener bis zur Durchführung der Volksabstimmung aufrecht erhalten wurde.

Die interalliierte Abstimmungskommission begann ihre Tätigkeit in Klagenfurt am 21. Juni 1920. Peter-Pirkham, der zum Legationsrat (Amtsbezeichnung im Auswärtigen Dienst der Ersten Republik) ernannt worden war,  wurde im Mai 1920 von Staatskanzler Dr. Renner zum österreichischen Mitglied der Abstimmungskommission berufen. Die Kommission umfasste weiters Vertreter Englands, Italiens und Frankreichs. Die Aufgabe der Kommission war die Sicherung der Einleitung, Durchführung und Beendigung der Volksabstimmung.  Peter-Pirkhams Beherrschung der drei Sprachen und die Kenntnis der Eigenheiten der drei Nationen erleichterte vieles.

Immer wieder musste Peter-Pirkham in den Jahren 1918 – 1920 den Vertretern der alliierten Mächte vermitteln, dass es bei der Volksabstimmung nur um eine Entscheidung über den Verbleib der strittigen Gebiete bei Österreich gehe und nicht um Anschlussbestrebungen Deutsch-Österreichs, wie Österreich damals hieß, an das Deutsche Reich.

Abstimmungszonen 1920
Abstimmungszonen 1920

Am Mittwoch, den 13. Oktober 1920 verkündete Peter-Pirkham vor dem Denkmal von Maria Theresia am Neuen Platz in Klagenfurt das Ergebnis der Volksabstimmung vom 10. Oktober. 59,04% aller Stimmen der Zone I gingen an Österreich. Als Vertreter Österreichs in der Abstimmungskommission trägt das historische Protokoll über das Abstimmungsergebnis auch seine Unterschrift.

Interalliierte Abstimmungskommission 1920
Interalliierte Abstimmungskommission 1920 (Foto: Hans Wanderer)

Auf dem obigen Foto der interalliierten Abstimmungskommission sind folgende Personen abgebildet (von links):

Sitzend: Jovan M. Jovanovitsch, Comte Charles de Chambrun,
Colonel S. Capel Peck, Prinz Livio Borghese, Albert Peter-Pirkham
Stehend: F. Skaberne, L. Stare, Marcel Hoden, Roland S´E. Bryce,
T. Ninian Mac Donald, Alessandro Faletti, Viktor Kometter.

Interalliierte Abstimmungskommission 1920 Unterschriften
Unterschriften der Mitglieder der interalliierten Abstimmungskommission 1920
(Foto: Hans Wanderer)

Hätte sich die Mehrheit damals nicht für Österreich entschieden, würde die Staatsgrenze möglicherweise heute mitten durch den Wörthersee verlaufen, wie damals im Winter 1919/1920 als kleine Nadelbäumchen, die ins Eis des zugefrorenen Wörthersees gesteckt wurden, die Grenze markierten.

Aufgrund der bedeutenden im Krieg erworbenen Verdienste wurde das Verfahren zur Erhebung Albert Georg Peters in den erblichen österreichischen Adelsstand mit dem Adelsprädikat „Edler von Pirkham“ eingeleitet. Wegen des Zusammenbruchs der österreichisch-ungarischen Monarchie konnte das Nobilitierungsverfahren nicht abgeschlossen und ein Adelsdiplom nicht mehr ausgefertigt werden. Die Wahl des Adelsprädikats stand in Beziehung zu einer der ältesten Pfarreien Kärntens, Pirk, wo die Familie ein landwirtschaftliches Anwesen besaß. Er selber erklärte den Namene so: „Bin in Pirk daham“.

Er stelle an die Landesregierung in Kärnten einen Antrag auf Änderung des Familiennamens Peter in Peter-Pirkham durch Hinzufügen des Adelsprädikats Pirkham. Mit Verfügung vom 13. April 1920 wurde die Namensänderung bewilligt.

Peter-Pirkham lebte in den Jahren danach bescheiden und zurückgezogen. Er vermied es, seine Leistungen zur Schau zu stellen und war auch nicht politisch aktiv. Einmal in den schwierigen Jahren der Ersten Republik, war er sogar gefragt worden, ob er sich für das Amt des Bundespräsidenten zur Verfügung stellen würde. Seine Zurückhaltung in Bezug auf seine Leistungen  in der Zeit von 1918 -1920 ging sogar so weit, dass er verfügte, dass seine Aufzeichnungen über seine Tätigkeit in jenen Jahren erst 10 Jahre nach seinem Tod der Öffentlichkeit zugänglich sein sollten.

Am 25.12.1950 während der Weihnachtsfeiertage starb nach kurzem schweren Leiden Albert Peter-Pirkham im 78. Lebensjahr. Auf dem Totenschein, den Dr. Gerhard Heyn ausstellte, war als Todesursache arteriosclerosis universalis, Myocardinfakt, allg. Arterienverkalkung, Herzschlag vermerkt.

Albert Peter-Pirkham Totenbeschauschein 25.12.1950
Albert Peter-Pirkham Totenbeschauschein 25.12.1950

Peter-Pirkham wurde am Freitag, den 29.12.1950 am Friedhof in Pirk/Krumpendorf neben seiner 1945 verstorbenen Frau Henriette bestattet.

Ehrengrab der Gemeinde Krumpendorf für Albert Peter-Pirkham
Ehrengrab der Gemeinde Krumpendorf für Albert Peter-Pirkham

Seine Wohnorte in Krumpendorf

Von 1916-1929 lebt die Familie am Straußhof, Römerweg 74. Danch zog Peter-Pirkham mit der Familie der ältesten Tochter Elfriede Mravlag und seinen Kindern Hedwig und Heinrich in die Villa Cerny (Hauptstraße 128). 1935 übersiedelte die Familie in die Villa Frieda (Feinkost Kutternig, Hauptstraße 121). Ab 1945: Der letzte Wohnsitz war die Villa Jonker, Heinzelweg 18 (heute PRO-GE Krumpendorf).

Die Gemeinde Krumpendorf ehrte den großen Diplomaten Kärntens mit einem Ehrengrab und einer Gedenktafel, die am 9.10.1960 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 10. Oktober von Bürgermeister Karl Kutternig im Kurpark enthüllt wurde.

Peter-Pirkhham Gedenktafelenthüllung 1960
Peter-Pirkhham Gedenktafelenthüllung 1960 durch Bgm. Karl Kutternig
Peter-Pirkhham Gedenktafelenthüllung 1960
Peter-Pirkhham Gedenktafelenthüllung 1960
Peter-Pirkham Gedenktafel im Kurpark nach Enthüllung 1960
Peter-Pirkham Gedenktafel im Kurpark nach Enthüllung 1960

Zehn Jahre später fasste der Gemeinderat den Beschluss, die neu geschaffene Grünfläche neben der evangelischen Kirche am Südbahnweg Albert-Peter-Pirkham-Park zu nennen. Die Abendfeier zum Gedenken an die Volksabstimmung fand im Kursaal statt und bot ein künstlerisch ausgewogenes Programm. Der Feier war eine Kranzniederlegung am Gedenkstein, der seinen Platz im neuen Park gefunden hatte, voraus gegangen. Jährlich zum 10. Oktober wird am Ehrendenkmal mit einer Kranzniederlegung des großen Krumpendorfers gedacht.

Peter-Pirkham Ehrendenkmal
Peter-Pirkham Ehrendenkmal am Südbahnweg

Ehrendenkmal im Albert-Peter-Pirkham-Park in Krumpendorf; Inschrift:
Dem Andenken an Legationsrat Albert Peter-Pirkham als erfolgreichen
Vertreter Österreichs in der interalliierten Abstimmungskommission
für Kärntens Volksabstimmung 1920.

Quellen:

  • Carinthia I, 1960, 150. Jahrgang , Seite 582 ff
  • Carinthia I, 1995, 185. Jahrgang, Seite 461 ff
  • Deutsches Historisches Museum online: 14 Punkte Programm von US-Präsident Woodrow Wilson
  • Die Neue Zeit, 28. Dezember 1950
  • Geschichte des Strauß-Hofes zu Krumpendorf von Dr. Karl Dinklage, 1948
  • Abschrift der Heiratsurkundevon Albert Peter und Henriette Henriquez vom 5.1.1901
  • Abschrift des Taufscheins von Albert Peter
  • Verleihungsurkunde des Ordens der Eisernen Krone dritter Klasse mit der Kriegsdekoration, mit Schwertern, 11. Mai 1918
  • Abschriftder Scheidungsurkunde vom 7.1.1928
  • Totenbeschauschein von Albert Peter-Pirkham vom 25.12.1950

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