Elisabeth Guttenberg-Sterneck

Lediglich eine Gedenkausstellung 1986 in der „Galerie am Lendhafen“ erinnerte an die Künstlerin, die in den 1920er und 1930er Jahren eine bedeutende Rolle in Kärntens Kunstszene inne hatte. 2012 holte die Krumpendorfer Künstlerin Hella Buchner-Kopper, die in Augsburg/Deutschland lebt, in ihrer Ausstellung  – ON TOUR. Frauen bewegen Kärnten – in der Galerie de La Tour in Klagenfurt Elisabeth Guttenberg-Sterneck wieder aus der Vergessenheit.

Collage von Hella Buchner-Kopper
Collage von Hella Buchner-Kopper
Elisabeth Guttenberg-Sterneck

Der glücklichen Ehe von Walter Sterneck und Ida Walterskirchen entstammten zwei Kinder. Am 9. Jänner 1903 wurde Elisabeth als zweites Kind auf Schloss Hornstein geboren.

Bereits in jungen Jahren zeigte sich Elisabeth Sterneck äußerst talentiert. Sie wurde zunächst von Hauslehrern unterrichtet, bis sie 1917 nach Pressbaum in das Sacre Coeur kam. Sie besuchte danach die Kunstgewerbeschule in Wien und setzte ihre künstlerische Ausbildung 1922 in München fort. Zurück in Klagenfurt lernte sie den jungen Alexander Lernet-Holenia (1897-1976) kennen, in den sie sich anscheinend verliebte. Leider fehlen zu dieser Beziehung jegliche Hinweise, nur in den Memoiren ihrer Mutter, Ida Sterneck, ist diskret vermerkt: „Nur die Verehrer von Elly beglückten mich nicht und ich hatte deswegen manchen Strauß mit ihr auszufechten.“ Elisabeth heiratete am 24. April 1924 in Graz den um vieles älteren Arthur Ritter und Edlen von Guttenberg (1881-1966), der seine Laufbahn als wirkl. Hofrat und Bezirkshauptmann von Klagenfurt beendete. Lernet-Holenia begann damals sich als Schriftsteller gerade einen Namen zu machen. Mit ihm kam es zum Bruch, da er in seinem Stück „Österreichische Komödie“, die 1927 in Wien erstaufgeführt wurde, die Klagenfurter Gesellschaft und die Familie Sterneck in boshafter Weise darstellte.

Elisabeth Guttenberg-Sterneck Selbstbildnis
Elisabeth Guttenberg-Sterneck
(Foto: Dr. Christian Steeb)

Als Künstlerin wurden ihre Werke in den jährlichen Ausstellungen des Kunstvereins im Künstlerhaus in Klagenfurt mehrmals präsentiert. Der Maler Arnold Clementschitsch beeinflusste ihre künstlerische Entwicklung maßgeblich und war mit ihr zeitlebens befreundet. Vermutlich war er schon mit ihrer Mutter, Ida Baronin Sterneck, geb. Gräfin Walterskirchen (1867- 1944), gut bekannt. Sie war 1890 aus Niederösterreich nach München gegangen, um sich an der dortigen Akademie der Bildenden Künste als Malerin ausbilden zu lassen. Elisabeth hatte das künstlerische Talent der Mutter geerbt. Ihre Themen waren Portraits, Landschaftsdarstellungen und Stillleben.

Elisabeth Guttenberg-Sterneck Selbstbildnis
Elisabeth Guttenberg-Sterneck Selbstbildnis – Privatbesitz

Andere Freunde waren der Dichter Michael Guttenbrunner (1909-2004), der sie zu eigener sensibler Lyrik inspirierte, der Maler Alfons Purtscher (1885-1962) und dessen Frau Nora Purtscher-Wydenbruck (1894-1959) sowie Edith von Kleinmeyer, die in Klagenfurt die erste private Galerie führte.

Rilkes Duineser Elegien veranlassten die Künstlerin zu ihrem symbolischen Gemälde „Stillleben mit Büste, Büchern und Blumen“.

Stillleben mit Büste, Büchern und Blumen
Stillleben mit Büste, Büchern und Blumen
(Foto: Ausstellungskatalog Galerie am Lendhafen)
Pirk ob Krumpendorf
Pirk ob Krumpendorf (Foto: Ausstellungskatalog Galerie am Lendhafen)

Der Zweite Weltkrieg verschlechterte die soziale und finanzielle Situation des Ehepaares. Der erhoffte Erfolg blieb ihr verwehrt. Die inspirierende Freundschaft mit Michael Guttenbrunner veranlasst die Rilke-Anhängerin selbst sensible, bildreiche Lyrik zu schreiben. Der reiche Briefwechsel mit Guttenbrunner zeigt aber nicht nur die dichterische Entfaltung, sondern auch die zunehmende seelische Belastung der Künstlerin durch Isolation und Krankheit.

Probleme zwingen sie, in eine kleine Wohnung in Schloss Drasing umzuziehen. Das schwermütige Gedicht in französischer Sprache „Départ de Hornstein“ (Abschied von Hornstein) entsteht 1951. Schwer von Aussichtslosigkeit und Verzweiflung gezeichnet scheint es nicht nur ein Abschied von Hornstein, sondern auch ein Abschied vom Leben gewesen zu sein.

Gedicht Depart de Hornstein 1951
Gedicht Départ de Hornstein 1951
(Ausstellungskatalog Galerie am Lendhafen)
Départ de HornsteinAbschied von Hornstein
Adieu prés fleuris
à mon coeur si chers.
Je pars pour la Sibérie
ou pour la mort amère.

 

On m’a laissé tout [?]
des durs coups frappées
Personne ne m’a rendu
le bonheur échappé.

Je suis sans mère ni père.
Sans amis ni enfants.
Et même mon bon frère
a péri dans la guerre.

Je vous demande plus rien
pour moi, je m’enfuis
seulement pour mon pauvre chien:
soyez donc bon pour lui.

Adieu die blühenden Wiesen
die ich so liebe.
Ich mache mich auf den Weg nach Sibirien
oder in den bitteren Tod.

 

[Nichts?] ist mir geblieben,
nur die schweren Schläge.
Niemand gab mir zurück
das Glück, das mir entging.

Ich habe weder Mutter noch Vater.
Weder Freunde noch Kinder.
Und selbst mein guter Bruder
hat sein Leben im Krieg verloren.

Ich bitte euch um nichts mehr,
für mich, denn ich fliehe.
Aber für meinen armen Hund:
Seid bitte gut zu ihm.

Elisabeth Sterneck
1951
Elisabeth Sterneck
1951

Ihr letztes Domizil wird die Villa Schindler (Römerweg 5) in Krumpendorf, wo sie sich in Folge schwerer Depressionen am 3. Juli 1960 das Leben nimmt.

Fotogalerie zu Werken von Elisabeth Guttenberg-Sterneck


Quellen:

  • Christine Walder: Tragische Isolation und späte Anerkennung. Heute vor 50 Jahren starb die Kärntner Malerin und Lyrikerin Elisabeth Guttenberg-Sterneck (1903-1960). In Kleine Zeitung vom 2. Juli 2010, S. 71.
  • Christian Steeb/Tomáš Sterneck: Die Daublebsky Freiherren von Sterneck zu Ehrenstein. Zur Geschichte und Genealogie der seit fast zweihundert Jahren in Kärnten beheimateten Linie einer böhmischen Adelsfamilie (= Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie Bd. 104), hrsg. vom Geschichtsverein für Kärnten. Klagenfurt am Wörthersee 2011.
  • Ausstellungskatalog „Elisabeth von Guttenberg-Sterneck“, 1986, Galerie am Lendhafen, Villacher Straße 17, 9020 Klagenfurt.

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