Bad Kropfitsch

Das zu Ende gehende 19. Jahrhundert war für Krumpendorf wie für andere Orte am See eine Gründerzeit. So entstand damals auch das Bad Kropfitsch durch unternehmerische Weitsicht und der Bereitschaft Risiken einzugehen. In diesem Fall war es Anna Nagele, die den Grundstein legte und das Bad zu einem touristischen Anziehungspunkt in Krumpendorf machte.

Bad Kropfitsch 1907
Bad Kropfitsch 1907

Im Alter von knapp 60 Jahren erlag 1883 Johann Huainigg, der Besitzer der Kropfitsch-Hube einer Lungenlähmung wie man es damals ausdrückte. Seine Tochter Anna übernahm den Besitz und zahlte ihre Schwester Ursula aus. Um die finanziellen Mittel dafür aufbringen zu können, verkaufte sie mehrere Grundstücke u.a. an Joachim Schöller, Fabriksbesitzer in Wien, und an seine Frau Therese. Das Ehepaar Schöller erbaute darauf eine repräsentative Villa an der Hauptstraße 78, von der mehrere Ansichtskarten angefertigt wurden (siehe Bildergalerie vor 1910).  Die Eisenbahn, die seit 1864 das Nordufer des Wörthersees leicht erreichbar machte, ließ die Grundstückspreise steigen.

Anna Huainigg heiratete 1884 Albert Nagele aus Görtschach.

Albert und Anna Nagele
Albert und Anna Nagele

Die steigende Zahl an Gästen während der Sommermonate war wohl der Grund, das gut gelegene Seegrundstück mit Fischereirecht den Badewilligen als Ort der Erholung und Ertüchtigung zur Verfügung zu stellen und eine Badeanstalt zu errichten. Um die Mittel dafür aufzubringen, wurden immer wieder Grundstücke veräußert. 1892 entstand ein Baderestaurant. Es war das Haus Nr. 11 in der Ortschaft Gurlitsch. Eine alte Fischerhütte musste dafür weichen.

Bad Kropfistch 1923
Familienbad und Restauration Kropfistch 1923

Anna Nagele verstand es, das Bad dem Bedarf der Zeit anzupassen. So erhielt sie 1912 von der BH (Bezirkshauptmannschaft) Klagenfurt die Bewilligung zum Bau einer Boots- und Badehütte samt Zugangssteg. Es wurden auch erhebliche Erneuerungsarbeiten durchgeführt.

1924 bekam sie die Bewilligung zum Bau von Badekabinen, eines Bassins mit Lattenrost, eines Trampolins und einer Bootshütte. 1925 gelang es ihr die Bewilligung für den Bau einer öffentlichen Landungsbrücke zu erwirken. Sie hatte das Bad zu einer beliebten Erholungsstätte gemacht, selbst die Dampfer der Wörtherseeschifffahrt konnten jetzt anlegen.

Bad Kropfistch nach Umbau 1925
Bad Kropfistch nach Umbau 1925

All diese baulichen Maßnahmen verschlangen erhebliche Mittel, die durch Hypotheken mit damals sehr hoher Verzinsung von bis zu 20% aufgebracht wurden. Geldgeber waren die Kärntnerische Landes-Hypothekenanstalt und Privatpersonen. Das Unternehmen war in einer wirtschaftlich extrem unsicheren Zeit mit großen Risiken verbunden. Die Inflation der deutschösterreichischen Krone war so hoch, dass sich die Kredithöhen im zweistelligen Millionenbereich bewegten. Die Währungsreform 1924/25 löste die Kronenwährung aus der österreichisch-ungarischen Monarchie ab. Die Krone hatte extrem an Wert verloren. Mit  Wirksamkeit vom 1. März 1925 wurde der Schilling eingeführt. das Umtauschverhältnis war 10.000 Kronen für 1 Schilling.

Das Strandbad 1927
Das Strandbad Kropfitsch 1927

Nach 44-jähriger Wirtschaftsführung übergab Anna Nagele 1927 die Kropfitsch-Hube samt der dazugehörigen Badeanstalt an ihren Sohn Alois Nagele, der das Anwesen durch die politisch und wirtschaftlich turbulente Zeit der Dreißiger Jahre brachte.

Alois Nagele
Alois Nagele
Bad Kropfitsch Detail aus Ansichtskarte 1940
Bad Kropfitsch Detail aus Ansichtskarte 1940
Bad Kropfitsch 1941
Strandbad und Restauration Kropfitsch 1941

Während des Zweiten Weltkriegs war normaler Badebetrieb und die Liegenschaft auch Seebad für die Soldaten der Lendorfer Kaserne. Im letzten Kriegsjahr war im Bad eine Zahnklinik untergebracht. Nach Kriegsende wurde es von den Engländern requiriert und als Erholungsbad für die eigenen Truppen genutzt.

Bad Kropfitsch 1940er Jahre, auf der anderen Seeseite zu sehe der „Weiße Turm am schwarzen Felsen“

„Der weiße Turm am schwarzen Felsen“ wurde 1928 von Dr. Viktor Ohmacht erbaut. Mit seiner Sternwarte war er Krönung der „Erholungsstätte Maiernigg“, die zu einer „Lebensschule“ zur Erholung für Körper, Geist und Seele, mit Sport, Vorträgen, Lebens- und Eheberatung ausgebaut werden sollte. Die damalige Wirtschaftskrise machte diese Pläne zunichte. Der Turm verfiel. 1960 brannte er ab.

Infotext an der Turmruine
Bad Kropfitsch 1954/55
Bad Kropfitsch 1954/55

Nach Abzug der Engländer 1955 ging das Bad an die Besitzer zurück. Der Badebetrieb wurde wieder aufgenommen.

Sitzgarten Restaurant Café im Bad Kropfitsch ca. 1963
Sitzgarten Restaurant Café im Bad Kropfitsch ca. 1963

Alois Nagele, der von 1933 bis 1945 Bürgermeister von Krumpendorf war, führte den elterlichen Hof und die Badeanstalt bis zu seinem Tod 1969. Von ihm übernahm das Anwesen sein Sohn Arnulf.

Das Bad wurde ständig erweitert. 1970 wurde ein Hotelgebäude mit ca. 50 Betten errichtet. Der Hotelbetrieb wurde zwischenzeitlich eingestellt, die Zimmer zu Apartments umfunktioniert.

Bad Kropfitsch Hotelgebäude ca. 1970
Bad Kropfitsch Hotelgebäude ca. 1970 errichtet
Bad Kropfitsch 1982
Bad Kropfitsch 1982
Elefanten des Zirkus Louis Knie baden im Bad Kropfitsch im Wörthersee
(Foto: G. Eggenberger)

Das Elefantenbad fand in den 1990er Jahren statt. Der Zirkus hatte von den Behörden die Erlaubnis erhalten, mit den Elefanten im Wörthersee baden zu gehen. Das Ereignis wurde in der Presse angekündigt. Als die Elefanten mit den ihnen vertrauten Transportern zum Bad gebracht wurden, säumten bereits mehrere hundert Zuschauer das Ufer des Bades. Die Tiere wurden zum Wasser geführt. Sie hatten ein bis zwei Stunden Zeit, sich im Wasser zu vergnügen, was sie auch taten. Sie sind untergetaucht, haben sich mit dem Wasser bespritzt und gespielt. Sie konnten so machen wie sie wollten. Wenn es die Umgebung zuließ, wurden die Elefanten auch in einen Wald geführt, wo sie sich in der Natur frei bewegen konnten. Es war sehr schön für die Tiere, aber auch aufwändig. Mit 1. Jänner 2005 wurden Wildtiere im Zirkus in Österreich gesetzlich verboten.

Bad Kropfitsch Zirkus Knie Elefanten
Zirkus Louis Knie mit Elefanten im Bad Kropfitsch, vorne Clown Lubino
(Foto: Gerd Eggenberger)

Bis 1993 wurde das Bad als Familienbetrieb geführt. Danach waren die FPÖ und die Gemeinde Krumpendorf Pächter. 1997 wurde im Gemeinderat beschlossen, das Pachtverhältnis zu beenden, doch wurde dieses unter Bürgermeister Helmut Pirker aufgrund einer mündlichen Absprache fortgesetzt. Nach einem Gerichtsverfahren wegen Provisionszahlung beim Verkauf der Sadounig-Liegenschaft legte Ing. Pirker sein Amt als Bürgermeister aus persönlichen Gründen mit 31. März 2002 nieder. Dr. Albin Ure folgte als geschäftsführender Bürgermeister. Er startete im Mai 2002 die Unterschriftenaktion „Rettet unser Kropfitschbad!“. Für die Allgemeinheit sollte das Bad auf jeden Fall weiter bestehen bleiben. Mit der Verpachtung 2002 an die Familie Wieser beruhigte sich die Angelegenheit. Das Bad blieb öffentlich, es entstanden ein Gourmet-Restaurant und Ganzjahres-Apartments. Der Pachtvertrag läuft noch bis 2022.

Nach dem Tod des Eigentümers, Ing. Arnulf Nagele, verkaufte die Erbin, Rosemarie Jeuschenak, das Bad mit dem nördlich der Hauptstraße liegenden Hang im Dezember 2016 für 10 Millionen Euro an den Immobilienentwickler Elvis Nake. Da die Kaufsumme mehrfach nicht fristgerecht auf ein Treuhandkonto überwiesen wurde, trat die Eigentümerin vom Kauf zurück. Dagegen hat Nake viermal geklagt. Der OGH hat Ende Mai 2023 zugunsten der Klägerin entschieden und die Revision zurückgewiesen. Damit endete ein jahrelanger Rechtsstreit. Das Bad mit seinen 15.500 m² wurde an Thomas Seitlinger, Gründer der TOMAS Group und seinen Schwager, Dr. Knud Klingler im Juni 2023 verkauft. Die neuen Eigentümer wollen lt. eigenem Statement mit der Neuausrichtung des Bades, dass die prachtvolle Anlage weiterhin ein Juwel des Wörthersees darstellt.

Quellen:

  • Die Kropfitsch-Hube zu Erlach von Dr. Karl Dinklage, 1949
  • Gespräche mit Ing. Arnulf Nagele 2011
  • Kleine Zeitung, 24.8.2018, Seite 24/25
  • Unser Krumpendorf, November 2001
  • Kleine Zeitung, 12.3.2021
  • Kleine Zeitung , 22.6.2023
  • Statement der TOMAS Group, 10.8.2023
  • Telefonat mit Louis Knie sen. am 4.9.2023

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