Die Geschichte der Wörthersee-Halbinsel Walterskirchen

Am westlichen Ende von Krumpendorf befindet sich das am See gelegene Anwesen Walterskirchen, ein begehrter Flecken Erde mit viel Natur und langem Seeufer. Seine malerische Lage und sein Wert machten es immer wieder zum Objekt von Begehrlichkeiten. Der Name des Areals geht auf Robert Wilhelm Freiherrn von Walterskirchen zurück. Nach Fertigstellung der Bahnlinie Wien – Villach kaufte dieser Grundstücke auf und verlegte seinen Wohnsitz nach Krumpendorf.

Walterskirchen Gesamtansicht mit Kleinem See ca. 1996
Walterskirchen Gesamtansicht mit Kleinem See ca. 1996 (Foto: Wilfried Franz)

Robert Wilhelm Freiherr von Walterskirchen

Das Adelsgeschlecht derer von Walterskirchen ist bis in das 13. Jahrhundert nachweisbar. Bis heute gibt es den Ort Walterskirchen im Weinviertel. Im 15. Jahrhundert kam die Familie durch Heirat nach Wolfsthal in die Nähe Pressburgs. 1841 erwarb der Vater Schloss Oberthal, 1862 Schloss Plankenwart westlich von Graz.

Robert Wilhelm Freiherr von Walterskirchen wurde am 20. Februar 1839 in Pressburg als erstes von drei Kindern geboren.

Er diente von 1856 – 1858 bei den Ficquelmont-Dragonern sowie als Leutnant beim 14. Ulanen-Regiment und nahm 1866 am Feldzug in Böhmen teil (Schlacht bei Königsgrätz). 1873 begann seine politische Laufbahn. Er wurde im Stadtwahlbezirk Judenburg in das Abgeordnetenhaus Wien gewählt, wo er sich Abgeordneter des Wiener Reichsrates und Mitglied der Fortschrittspartei für Rechtsgleichheit der nichtdeutschen Nationalitäten in der Habsburgermonarchie einsetzte. Aufgrund einer innerparteilichen Agitation gegen ihn, versuchte er eine neue Partei zu gründen, scheiterte aber. Daraufhin zog er sich ganz aus der Öffentlichkeit zurück.

Robert Freiherr von Walterskirchen
Reichsraths-Abgeordneter (Steiermark)
(Foto: StLA, PS Robert Fh. von W.)
Robert Freiherr von Walterskirchen

Robert Freiherr von Walterskirchen als
Reichsraths-Abgeordneter (Steiermark)
(Foto: StLA, PS Robert Fh. von W.)

Übersiedelung nach Krumpendorf

Am 1. Mai 1882 kaufte er die Nakonighube zu Pritschitz und verlegte seinen Wohnsitz von Graz, Körblergasse 5, nach Krumpendorf. Er adaptierte die bestehenden Gebäude und  errichtete eine Seeterrasse über dem Keller des alten Bauernhauses. Er ließ 1884/85 ein Bootshaus am westlichen Wörtherseeufer errichten. Mit ihm kamen seine ledige Tochter Cajetana (1867-1952), deren Mutter Wirtschäfterin bei Robert von Walterskirchen war und sein Verwalter Stefan Stangl auf den neu erworbenen Besitz. Im Jahre 1883 wurde das Fischereirecht erworben.

Walterskirchen Seeterrasse ca. 1930
Walterskirchen Seeterrasse ca. 1930 (Foto: Siegbert Schneidinger)

Bis 1904 vergrößerte der Baron durch Ankäufe angrenzender Grundstücke das Gut. Auf seinen Antrag hin wurde am 16. April 1904 eine Gemeindegrenzänderung durchgeführt. Alle seine Grundstücke in Pörtschach wurden nach Krumpendorf übertragen. Schließlich ließ er eine Mauer an der östlichen und südöstlichen Grenze seines Anwesens bauen.

Aussichtsturm Walterskirchen ca. 1930
Aussichtsturm Walterskirchen ca. 1930 (Foto: S. Schneidinger)

1895 richtete er einen Wildpark mit japanischen Sikahirschen ein, der bis Mitte der 1950er Jahre bestand. Im Wildgehege, das mit einem Weidezaun bzw. im Osten und Südosten mit einer Mauer umgeben war, gab es auch Rehwild und Hasen. Der Baron galt als leidenschaftlicher Jäger, was die vielen Jagdtrophäen am und im Wirtschaftsgebäude und nachstehendes Foto bezeugen.

Baron Walterskirchen nach der Jagd ca. 1900
Baron Walterskirchen nach der Jagd ca. 1900
(Foto: S. Schneidinger)

Am 23. und 24. Juli 1910 öffnete er sein Anwesen anlässlich einer Geweihausstellung und präsentierte seine umfangreiche Sammlung von Hirschgeweihen, Gamsrücken und Rehkronen, die er fast alle in seinem Jagdrevier im Salzburger Lungau auf der Pirsch geschossen hatte. Der Erlös kam dem Armenhaus und dem Kirchenrenovierungsfonds zugute.

Auch wurde am südlichsten Punkt ein Aussichtsturm errichtet. 1890 war Baron Walterskirchen Mitbegründer des Eislaufvereins Wörthersee.

Im Jahr 1910 errichtete Stefan Stangl das kleine Hausmeisterhaus neben der Toreinfahrt zum Gut Walterskirchen. Die Baumaterialien stellte ihm der Baron zur Verfügung.

Heirat der Tochter

Cajetana Hasenbichler, geb. Hatzenbichler
Cajetana Hasenbichler, geb. Hatzenbichler, Tochter von Baron von Walterskirchen 1904 (Foto: S. Schneidinger)

Der Salzburger Aufsichtsjäger Christian Hasenbichler lernte anlässlich einer Jagdgesellschaft die um acht Jahre ältere Tochter des Barons kennen. Die beiden heirateten. Hasenbichler hatte bereits zwei ledige Söhne. Er wurde Wirtschafter auf Gut Walterskirchen. Da die Ehe mit Cajetana kinderlos blieb, wurde 1919 der jüngste Sohn seiner verstorbenen Schwester, Christian Schneidinger, mit Erlaubnis des Barons als Ziehsohn im Alter von acht Jahren aufgenommen.

Soziales Engagement

Baron Robert Wilhelm von Walterskirchen ca. 1905
Baron Robert Wilhelm von Walterskirchen ca. 1905 (Foto: S. Schneidinger)

Das soziale Engagement des Barons in der Gemeinde Krumpendorf war groß. So kaufte er eine Landwirtschaft in Brenndorf und schenkte sie den Armen, damit diese ein Dach über den Kopf und zu essen hatten. Der Bauernhof existiert heute nicht mehr. Auf dem Areal wurde später die Eigentumswohnanlage Brenndorf errichtet. Walterskirchen unterstützte die Gemeinde auch maßgeblich bei der Baufinanzierung des Gemeindeamtes an der Hauptstraße (heute Kindergarten). Als Freund der Gemeinde veranstaltete er auch ein Sommerfest und eine Jagdausstellung auf seinem Gut.

Altes Gemeindeamt Krumpendorf an der Hauptstraße ca. 1910
Altes Gemeindeamt Krumpendorf an der Hauptstraße ca. 1910

Tod des Barons

Baron Robert von Walterskirchen ca. 1910-20
Baron Robert von Walterskirchen ca. 1910-20 (Foto: S. Schneidinger)

In den Jahren 1919/20 verlief bedingt durch den Grenzkonflikt mit dem Staate der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS-Staat) die Demarkationslinie mitten durch den Wörthersee (Kärntner Volksabstimmung). SHS-Truppen setzten von Reifnitz aus über den zugefrorenen Wörthersee, um die Villa Walterskirchen zu plündern. Der schon  81 Jahre alte Baron soll sich ihnen entgegengestellt haben. Er wurde dabei misshandelt und starb, nachdem sich seine Verseltzungen verschlimmert hatten, einige Monate später am 12. Juni 1920 im Sanatorium Maria Hilf in Klagenfurt. Am 14. Juni 1920 wurde er von Klagenfurt nach Pirk/Krumpendorf überführt und am 15. Juni  am Friedhof in Pirk beigesetzt.

Kurz vorher, am 3. Mai 1920, hatte Robert Walterskirchen mittels Schenkung auf den Todesfall das Anwesen seiner Tochter Cajetana und seinem Schwiegersohn Christian Hasenbichler je zur Hälfte übertragen.

Das Grab derer von Walterskirchen auf dem alten Friedhof in Pirk existiert nicht mehr, der Grabstein wurde abgeschliffen. Später haben die Erben die Grabstelle der Familie Grochar weitergegeben. Bis vor einigen Jahren war auf dem Grabstein noch eine Kupfertafel befestigt, die auf den Namen Walterskirchen hinwies.

Haferernte auf Gut Walterskirchen ca. 1926 (Foto S. Schneidinger)
Haferernte auf Gut Walterskirchen ca. 1926 (Foto S. Schneidinger)

Haferernte auf Gut Walterskirchen ca. 1926 (Foto S. Schneidinger)
3. v. l. Theresia Stangl, 1. v. r. Christian Schneidinger,
2. v. r. Maria Schneidinger

Nach dem Tod des Barons entließ Christian Hasenbichler wegen Meinungsverschiedenheiten den Verwalter Stefan Stangl. Er musste aus dem Hausmeisterhaus, das er selbst erbaut hatte, ausziehen. Schriftliche Vereinbarungen mit dem Baron gab es nicht. Stangl verlor auch einen Prozess. Er und seine Frau Theresia mussten, da sie vollkommen mittellos waren, die Prozesskosten auf dem Gut Walterskirchen abarbeiten.

Arbeitsunfall von Christian Schneidinger

Um 1920 kam zur Unterstützung Cajetanas die um zehn Jahre ältere Schwester von Christian Schneidinger, Maria Schneidinger, auf das Gut Walterskirchen. 1925 musste Christian Schneidinger auf Verlangen seines Ziehvaters (Christian Hasenbichler) seine Schulausbildung an der Bürgerschule Klagenfurt beenden, um in der Land- und Forstwirtschaft auf Walterskirchen mitzuarbeiten. Als Abgeltung für seine Arbeit soll ihm ein Erbe in Aussicht gestellt worden sein. Im Alter von 14 Jahren wurden ihm von seinem Ziehvater die gesamte Ackerbestellung sowie die Holzschlägerungs- und Rodungsarbeiten übertragen.

Maria und ihr Bruder Christian Schneidinger ca. 1935-37
Maria und ihr Bruder Christian Schneidinger ca. 1935-37 (Foto: S. Schneidinger)

Da Christian Hasenbichler seinen ledigen und später adoptierten Söhnen ein Erbe auszuzahlen hatte, wurden Seegrundstücke zum Verkauf hergerichtet. Bei den Rodungsarbeiten verletzte sich Christian Schneidinger schwer. Der behandelnde Arzt Dr. Palla verbot dem Verunglückten jede weitere schwere Arbeit. Dennoch arbeitete Christian Schneidinger mit Unterbrechungen bis 1935 unentgeltlich und ohne soziale Absicherung für seinen Ziehvater. Er verließ danach Kärnten und fand eine Saisonarbeit bei der Österreichischen Casino AG in Salzburg. Dort traf er das erste Mal seinen um fünf Jahre älteren Bruder Josef, der mit seiner Familie in sehr ärmlichen Verhältnissen lebte.

Maria Schneidinger mit zahmen Sikahirsch Hansl im Gehege
Maria Schneidinger mit zahmen Sikahirsch Hansl im Gehege auf
Gut Walterskirchen 1935 (Foto: S. Schneidinger)

Josef Schneidinger

Am 26. November 1940 starb Christian Hasenbichler. Er vermachte seinen Anteil, die Hälfte von Gut Walterskirchen seiner Nichte und Adoptivtochter Maria. Josef Schneidinger, der damals bei der Gestapo in der Stadt Salzburg tätig war, erreichte unter Androhung, das Gut würde der Organisation „Kraft durch Freude” eingegliedert werden, dass Cajetana Hasenbichler ihren Anteil, den sie ihrem Ziehsohn Christian vererben wollte, an Maria übertrug.

Wohn- und Wirtschaftsgebäude Gut Walterskirchen 1937
Wohn- und Wirtschaftsgebäude Gut Walterskirchen 1937

Trotz des grundbücherlich eingetragenen „Belastungs- und Veräußerungsverbots” zugunsten von Cajetana verschenkt Maria 1943 zwei große an den See grenzende Parzellen ihrem Bruder Josef. Dieser ließ sich von Salzburg  an die Gestapo-Dienststelle Klagenfurt versetzen, wo er das Referat  „Arbeitsvertragsbrüchige – Ausländer und polnische Landarbeiter” leitete.

Nach Kriegsende und dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft versteckte sich Josef Schneidinger in der Futterhütte auf Gut Walterskirchen. Er blieb vorerst unentdeckt, obwohl die Briten auf Walterskirchen am 10. Mai 1945 ihr Stabsquartier errichteten.

Christian Schneidinger wurde währenddessen in Baden bei Wien von den Sowjettruppen verhaftet, weil man in der Gestapo-Hauptdienststelle in Wien den Namen Schneidinger gefunden hatte. Er wurde über mehrere Wochen verhört und beinahe täglich einem Erschießungskommando vorgeführt, wo neben ihm Mitgefangene exekutiert wurden. Nachdem er schließlich nachweisen konnte, dass er nicht der gesuchte „Josef” Schneidinger war, wurde er aus der Haft entlassen.

Josef Schneidinger wurde schließlich auf Walterskirchen von den Briten verhaftet und ins alliierte Internierungslager nach Wolfsberg gebracht. Bereits am 14. Mai 1946 erreichte er seine Freilassung. Ein Grund dafür war wohl, dass ein Großteil der belastenden Akten vernichtet worden war.

Cajetana Hasenbichler wurde von Josef, dessen Frau und Maria immer mehr abgeschirmt. Auch Verwandte gelangten nicht mehr zu ihr. 1948 wurde das Belastungs- und Veräußerungsverbot aufgehoben. Jetzt konnten die an Josef geschenkten Seegrundstücke verkauft werden. Josef und seine Frau Rosa erwarben in Pörtschach direkt am See die Villa Seefried.  Cajetana erhielt im Jahr 1951 lt. der Steuererklärung von Maria einen Betrag von 200 Schilling als Auszug. Sie verstarb 1952 ,kurz nachdem der Ehemann  von Adoptivtochter Maria, Bartholomäus Mayer (Sägewerksbesitzer aus der Steiermark), den Maria 1943 geheiratet hatte, verstorben war.

Christian Schneidinger kehrt zurück

1953 wurde die Halbinsel Walterskirchen zum Naturschutzgebiet erklärt. Maria und ihr Bruder Josef bekämpften die Entscheidung ohne Erfolg bis zum Verwaltungsgerichtshof. Maria ließ das Wirtschaftsgebäude zu Gästezimmern umbauen. Am 15 Juni 1955 zogen die Briten von Walterskirchen ab. Im selben Jahr kehrte Christian Schneidinger, der die russische Besatzungszone jetzt verlassen konnte, völlig mittellos nach Krumpendorf zurück. Er versuchte von seiner Schwester eine Abgeltung für die 10 Jahre unentgeltlicher Arbeit auf Walterskirchen zu bekommen, erhielt aber nur das Versprechen auf ein Erbe nach Marias Tod. Die Ehe Marias war kinderlos.

Wirtschaftsgebäude Gut Walterskirchen 1966
Wirtschaftsgebäude Gut Walterskirchen 1966 (Foto: S. Schneidinger)

Ein Testament verschwindet

Maria erkrankte 1964 und wurde von Christian und seiner Frau über mehrere Monate gepflegt. Sie zeigte ihnen ihr Testament und erklärte, wer noch alles was zu bekommen hätte. Im November 1974 begab sich Maria zu einer medizinischen Behandlung nach Salzburg. Drei Tage nach ihrer Abreise am 10. November 1974 wurde in Salzburg ohne Notar und ohne Zeugen ein neues Testament verfasst, in welchem ihr Bruder Josef zum Universalerben eingesetzt wurde.

Am 21. Dezember 1974 starb Maria in Salzburg. Noch vor Abschluss der Verlassenschaftsverhandlung vermachte Josef sein gesamtes Vermögen seiner Frau Rosa. Am 5. Mai 1975 wurde Gut Walterskirchen mit 1.096.099 Schilling in das alleinige Eigentum von Josef Schneidinger einverleibt. Christian Schneidinger, aufgrund seiner Jugendverletzung zu 100% Zivilinvalide, versuchte das Testament anzufechten. Da jedoch das ursprüngliche Testament nicht mehr auffindbar war, schien eine Klage erfolglos. 1980 starb Christian Schneidinger verhärmt und mittellos.

Während des Sommers wurden Zimmer an Sommergäste vermietet. Der Andrang zu jener Zeit war groß und Walterskirchen hatte eine hervorragende Lage. Das Bootshaus mit dem spitzen Dach (siehe Foto untern) konnte ein Segelschiff aufnehmen, ohne das der Mast abgebaut werden musste. Es soll nur drei solcher Bootshäuser am Wörthersee gegeben haben. Ca. 1976 wurde das Bootshaus abgerissen.

Seeansicht mit Wohn- und Wirtschaftsgebäude und Bootshaus 1975
Seeansicht mit Wohn- und Wirtschaftsgebäude und Bootshaus 1975
(Foto: S. Schneidinger)
Wohnhaus mit Sommergästen am Seeufer 1975
Wohnhaus mit Sommergästen am Seeufer 1975 (Foto: S. Schneidinger)

Im Sommer 1981 starb Josef Schneidinger auf Gut Walterskirchen. Seine Frau Rosa  übernahm sein beträchtliches Vermögen  fast zur Gänze so u. a. das Hotel Mozart in der Salzburger Innenstadt, eine Villa in Parsch, die Seepension Seefried in Pörtschach und Gut Walterskirchen.

Verkauf von Gut Walterskirchen

Wohnhaus Gut Walterskirchen 1999
Wohnhaus Gut Walterskirchen 1999 (Foto: Gerfried Leute)

Während das Gut brach lag traten immer wieder Interessenten auf den Plan und wollten Walterskirchen erwerben. So zeigte Bundeskanzler Vranitzky Interesse, der am Nachbargrundstück urlaubte. 1995 wurde das Gut in die Rosa-Schneidinger-Privatstiftung eingebracht. Mit einem Teil des Erlöses aus Vermietung und Verpachtung, etc. sollte „armen und kranken Kindern” geholfen werden. Auch Frank Stronach wollte auf der Halbinsel eine Hotel- und Freizeitanlage errichten.

Wenige Wochen nach Erklärung zum Natura 2000 Schutzgebiet (Mai 2000) wurde die Liegenschaft durch den Stiftungsvorstand erneut zum Verkauf ausgeschrieben und kurz darauf an einen Unternehmer für eine kolportierte Summe von 86 Millionen Schilling verkauft. Der Wirbel um diesen Verkauf war enorm. Es wurde eine Freikaufaktion ins Leben gerufen. Das Areal sollte zurückgekauft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Jeder konnte  mit 1000 Schilling einen Quadratmeter erwerben. Die Aktion scheiterte.

Aussichtsturm 2009
Aussichtsturm 2009 (Foto: Gerfried Leute)

Weitere Unruhe in der Sache sollte folgen. Die Sachwalterin von Rosa Schneidinger prozessierte, da sie der Meinung war, Rosa Schneidinger wäre bei der Übergabe des Gutes an die Stiftung nicht mehr geschäftsfähig gewesen. Wäre Rosa Schneidinger die Geschäftsfähigkeit abgesprochen worden, wäre auch die Rechtmäßigkeit des nachfolgenden Verkaufs durch die Stiftung nicht mehr gegeben gewesen. Das erstinstanzliche Urteil bestätigte jedoch die Geschäftsfähigkeit und damit die Rechtmäßigkeit des Verkaufs. Die Sachwalterin ging in Berufung. Im Juni 2002 besiegelte der OGH als dritte Instanz den Verkauf von Walterskirchen. Von all dem bekam Rosa Schneidinger, die in einem Salzburger Pflegeheim untergebracht war, nichts mehr mit. Sie war bereits ein Pflegefall. Sie verstarb am 6. Juni 2005.  Ihre Urne wurde auf dem Friedhof in Pirk/Krumpendorf beigesetzt.

Walterskirchen ist bis heute nicht zur Ruhe gekommen. Die Errichtung einer Villa am Seeufer sorgt weiterhin für Turbulenzen.

Naturschutzgebiet

Seit 10. Dezember 1953 (LGBl. Nr. 37/1953) ist Walterskirchen ein Naturschutzgebiet. Im Jahre 1992 hatten Dr. Wilfried Robert Franz und Dr. Gerfried Leute vom Botanikzentrum Klagenfurt mit der Sondererlaubnis von Rosa Schneidinger erste Untersuchungen im bisher für Wissenschaftler nicht zugängigen Naturschutzgebiet vorgenommen. Die Ergebnisse dieser ersten Untersuchungen wurden in einer Publikation der „Kärntner Landsmannschaft” (1998, Heft 4) veröffentlicht.

Schon damals war klar, dass im Verhältnis zu seiner bescheidenden Größe dort eine besonders hohe Arten- und Lebensraum-Biodiversität vorlag. In den Jahren 1998/99 konnte im Auftrag der Kärntner Landesregierung eine detaillierte Dokumentation des Gebietes vorgenommen werden. Es wurden 573 Sippen von Farn- und Blütenpflanzen nachgewiesen, darunter 93 als neu und 43 Arten der Roten Listen Österreichs, die alle in Kärnten gesetzlichen Schutz genießen. Die große Artenvielfalt des Naturschutzgebietes „Gut Walterskirchen” konnte u.a. auch Dr. Thomas Fries mit dem Nachweis von 14 Libellenarten (darunter vier Rote Listen Arten) und 85 z.T. österreichweit seltenen Wanzen (mit zwei für Kärnten neuen Arten und einem Erstnachweis für Österreich) bestätigen(Carinthia II, 2000).

Man kann davon ausgehen, dass vor 100 Jahren am Wörthersee verbreitet ähnliche Uferbereiche mit Flachwasserzonen als Lebensraum für Pflanzen und wildlebende Tiere zu finden waren.

Moorlandschaft auf Gut Walterskirchen
Moorlandschaft auf Gut Walterskirchen (Foto: Wilfried Franz)

Im Mai 2000 wurde das Naturschutzgebiet Walterskirchen zur Gänze als „Natura 2000 Schutzgebiet” an die Europäische Union nach Brüssel gemeldet und zwar als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie.

Eigentümer von Gut Walterskirchen von 1882 – 2000:

Baron Robert von Walterskirchen1882 – 1920
Cajetana und Christian Hasenbichler1920 – 1940
Maria Mayer-Hasenbichler geb. Schneider1940 – 1974
Josef Schneidinger1974 – 1981
Rosa Schneidinger geb. Gumpold1981 – 1995
Rosa Schneidinger Privatstiftung1995 – 2000

Quellen:

  • Siegbert Schneidinger: „Die Geschichte der Wörthersee-Halbinsel Walterskirchen“, Carinthia I, 2001, 653-668
  • Fanz, W. R. & G. H. Leute (1998): Zur Flora und Vegetation des Naturschutzgebietes „Gut Walterskirchen“ in Krumpendorf am Wörthersee in Kärnten.
  • Die Kärntner Landsmannschaft, Heft 4: 4-8. Klagenfurt
  • Friess, T. (2000): Libellen (Odonata) und Wanzen (Heteroptera) aus dem Naturschutzgebiet „Gut Walterskirchen“ am Wörthersee. – Carinthia II/2, 190./110.: 517-530
  • Sterberegister Pfarre Krumpendorf Tom V / Seite 26 / 11
  • Kur-Zeitung vom Wörthersee, Nr. 6, 23. Juli 1910
  • „Robert Walterskirchen”, Klagenfurter Zeitung vom 24. Juni 1920
  • Kleine Zeitung, 1. November 1997
  • Kleine Zeitung, 31. Oktober 1999
  • Kleine Zeitung, 4. Mai 2001
  • Kleine Zeitung, 15. Juni 2002

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