Hotel Wörthersee

Das Hotel in der Ostbucht des Wörthersees gelegen, hat nicht nur eine interessante Geschichte, sondern ist auch heute noch, obwohl schon lange keine Gäste mehr dort nächtigen, ein imposanter Bau der Wörthersee-Architektur und ein Blickfang. Dabei hat alles ganz bescheiden angefangen …

Hotel Wörthersee und Militärschwimmschule 1902
Hotel Wörthersee und Militärschwimmschule 1902

Dort, wo heute das Hotel Wörthersee steht, befand sich einst die Krantschnig-Keusche. Das bäuerliche Anwesen gehörte mit elf weiteren Huben dem um 1530 errichteten Schloss Freyenturm. Der Bauer musste also Abgaben an die Herren von Freyenturm leisten. Ein Eintrag im Grundbuch von 1850 belegt, dass die Wirtschaft gerade genug Ertrag hatte, um eine Kuh und zwei Schweine durch den Winter zu bringen.

Mit dem Bau der Eisenbahn und der Errichtung einer Haltestelle in unmittelbarer Nähe waren die Weichen für die touristische Nutzung gestellt. Die Sommerfrische am See begann zu erblühen. Der Wiener Apotheker Moritz Chmel erwarb 1883 die Krantschnig-Keusche zum Zwecke einer gastgewerblichen Nutzung. 1890 kauften sechs Mitglieder der Grafen Thurn-Valsassina den Besitz. Die Bauherrn, Graf Douglas von Thurn-Valsassina und Graf Georg von Thurn-Valsassina (Landeshaupmann von Kärnten 1861), beauftragten den Klagenfurter Architekten Wilhelm Heß (1847-1916), der u. a. das Schloss Velden und das Parkhotel in Pörtschach (Bauherr: Ernst Wahliß) errichtet hat, mit dem Hotelbau, der 1891 begann. 1897 wurde die Anlage fertig gestellt.

Hotel Wörthersee 1928
Hotel Wörthersee 1928

Das Hotel umfasste im 1. und 2. Stock sowie in der Mansarde 50 Zimmer mit 130 Betten, 3 Speisesäle, 10 Aborte, 24 Balkone und 4 Veranden. Es gab elektrisches Licht und einen herrlichen Ausblick auf See und Gebirge. Die Preise um 1910 betrugen für ein Zimmer 2 Kronen per Tag, 60 per Monat und 120 per Saison.

Eine weitere Attraktivität, die das Hotel bieten konnte, war die unmittelbar südlich gelegene Militärschwimmschule, die jeweils einen getrennten Männer- und Frauentrakt besaß. Damit konnte man das tun, was für den Sommerfrischler beste Erhohlung und körperliche Aktivität bedeutete: das Schwimmen im See. Und wer nicht schwimmen konnte, der konnte es in der Militärschwimmschule lernen.

Militärschwimmschule mit Hotel Wörthersee 1915
Militärschwimmschule mit Hotel Wörthersee 1915

Der erste Weltkrieg ließ den Fremdenverkehr am See stark stagnieren. Viele Gäste, die aus den Kronländern wie Böhmen (Prag), Mähren (Brünn), Ungarn (Budapest), Galizien (Lemberg), Wien, Steiermark und dem adriatischen Küstenland kamen, blieben weg. Ein Schicksal das damals viele Urlaubsgebiete im geschrumpften Österreich traf. In den 1920er Jahren erholte sich der Fremdenverkehr zwar, sackte aber in den 1930er Jahren aufgrund der Wirtschaftskrise und der Tausend-Mark-Sperre wieder stark ab.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 1950er Jahren erblühte auch der Sommertourismus wieder, der in den 1980er Jahren seinen Höhepunkt erreicht hatte.

Hotel Wörthersee 2012
Hotel Wörthersee 2012

1980 erwarben Armin und Hildtraud Strohschein das Hotel und führten es mit Restaurant erfolgreich bis sie es 2010 aus gesundheitlichen Gründen an ein Wiener Unternehmen verkauften. Das denkmalgeschützte Wörthersee-Juwel hätte unter dem neuen Besitzer nur dann eine Renovierung erfahren, wenn die Stadt Klagenfurt den zehn Meter langen Uferstreifen zwischen Werft und Albatros mitverpachtet hätte. Dieser Deal scheiterte. Darufhin prangte ein riesiges Plakat mit der Aufschrift „ZU VERKAUFEN“ auf der Fassade.

Die Bildergalerie des Hotels Wörthersee aus dem Jahre 2016 zeigt den damaligen Zustand des Objektes.

Die Wiener Seilerstätten Immobilien AG war der nächste Eigentümer. Weiterhin passierte wenig, der Verfall schritt voran. Es kam zu einem Ortsaugenschein, Ersatzvornahmen durch die Behörden drohten. Dann kaufte 2016 der international tätige polnische Unternehmer Marcin Wolski das Objekt mit der Absicht Fassade und Dach in Absprache mit dem Denkmalschutz zu sanieren und es als Hotelbetrieb wiederzubeleben. Seither sind fünf Jahre vergangen, der Verfall ist fortschritten. Jetzt geht es noch darum, einen Einsturz zu verhindern.

Da das Hotel Wörthersee weiter zerfällt, aktuelle Drohnenaufnahmen des ORF vom Dezember 2022 zeigen u.a. eine größere Öffnung am Dach, durch die Regen und Schnee eindringt, ist es fünf vor zwölf für den ehemaligen Prachtbau. Aus diesem Anlass haben Sabine Biedermann (Fotografin) und Barbara Hofer (Malermeisterin) den Verein „Ein Ziegel trägt Geschichte“ gegründet und zur Demonstration am 11. Dezember 2022 geladen. Der Verein setzt sich für den Erhalt des Hotels ein. Als prominenter Unterstützer konnte der Schriftsteller Egyd Gstättner gewonnen werden, der aus seinem neu erschienenen Buch „Ich bin Kaiser“ aus dem Kapitel „Freud am See“ las, dessen Protagonist das Hotel Wörthersee ist. Es ist wieder Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Der jetzige Eigentümer, Marcin Wolski, hat sich wieder zu Wort gemeldet und einen Grundtausch vorgeschlagen.


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