Am nordöstlichen Ufer des Wörthersee zwischen Krumpendorf und Klagenfurt ragt weithin sichtbar ein altes Industriedenkmal in den Himmel, der Schrotturm, der in den Jahren 1818 – 1824 von Johann Ritter von Rainer zu Harbach erbaut wurde.
Bevor Rainer den Schrotturm errichten ließ, entstand am Seeufer in Gurlitsch eine Bleiwarenfabrik, in der Glätte (ein gelbes Bleioxid) erzeugt wurde. Damals fehlten inländische Fabriken, welche im Stande gewesen wären, das im Lande gewonnene Blei zu verarbeiten.
Der Turm mit einer Höhe von 67m diente zur Erzeugung von Schrotkugeln. Flüssiges Blei wurde von ganz oben durch ein Sieb gegossen. Die Tropfen nahmen beim Fall Kugelform an und fielen dann in ein kaltes Wasserbad, wodurch sie aushärteten. Mehrere Jahrzehnte wurde so Schrot erzeugt, bevor der Turm 1898 an die Bleiberger Bergwerksunion verkauft wurde. Bald darauf wurde die Produktion eingestellt.
Im Jahre 1927 erwarb Adolf Wolf, der Gründer der „Kärntner Wasserkraft AG”, den Turm. Wolf beließ das ursprünglichen Aussehen und errichtete am Fuße ein Terrassen-Kaffeerestaurant, welches „Schrottenburg” genannt wurde, eine Bezeichnung, die heute noch Verwendung findet. Den Turm selbst adaptierte Wolf als Aussichtsturm. Ausgeführt wurde der Bau von der Klagenfurter Firma Baumeister Miklin. 1928 wurde die Bundesstraße von Klagenfurt nach Villach asphaltiert, was weitgehendst staubfreies Fahren möglich machte.
Von den Terrassen hatte man „einen großartig schönen Anblick über das untere Seebecken und die Karawankenkette“. Im Buch „Die Städte Deutschösterreichs – Klagenfurt” aus dem Jahre 1929 heißt es: „Die Terrassen sind von einer Pergola mit Kunststeinsäulen und solchen Geländern umgeben, welche lebhaft an ähnliche Bauten an der Riviera erinnern. Das Terrassen-Kaffeerestaurant Schrottenburg ist nach übereinstimmendem Urteil der Besucher unstreitig der schönste Punkt am ganzen Wörthersee. Wenn des Abends die Sonne am Horizont in ein goldenes Wolkenmeer untertaucht, spiegelt sich die glatte Seefläche in tausend Farben, ein Bild von dem jeder Besucher entzückt ist. Auch in schönen Nächten, wenn der Mond mit seinem silbernen Schein den See und seine Ufer überflutet, entstehen märchenhaft schöne Bilder.”
Bis in das Jahr 1970 wurde das Café-Restaurant betrieben. Seither verfällt und vermüllt es. 2005 zerstörte ein Brand das denkmalgeschützte Objekt. Auch vorher ist es immer wieder zu Bränden gekommen. Die Gebäude wurden gerne von Obdachlosen als Quartier genutzt.
Die Hoteliersfamilie Unzeitig hatte den denkmalgeschützten Bau 2007 an die Immobilienfirma Riedergarten verkauft. Die Option für den Verkauf war, das Areal wieder gastronomisch zu nutzen und der Öffentlichkeit zugängig zu machen.
Mit Juli 2012 steht das 6500 m² große Liegenschaft mit dem 67m hohen Schrotturm für 1,2 Millionen Euro wieder zum Verkauf. Riedergarten Immobilien hatte 4 Jahre eine Option auf das Grundstück. Geplant waren Gastronomie und Büros. Es wird ein neuer Käufer gesucht.
Die Bildergalerie Schrottenburg liefert einen Blick ins Innere des Objektes.
Quellen:
- Die Städte Deutschösterreichs – Band IV Klagenfurt, Herausgeber: Erwin Stein, Deutscher Kommunal-Verlag GmbH, Berlin-Friedenau, 1929
- Schaden beim Brand im Schrotturm, ORF Kärnten, 24.3.2005
- Kärnten heute, ORF Kärnten, 16.7.2007
- Schrotturm wieder im Gespräch, Kleine Zeitung 8.2.2010
- Schrotturm, www.klagenfurt.at
- Rarität Schrotturm zu verkaufen, Kleine Zeitung 11.7.2012
- Schulchronik Krumpendorf, Biografie Ritter Johann von Rainer zu Harbach