Mit der Eröffnung der Bahnlinie Klagenfurt – Villach 1864 kamen die ersten Gäste. Gebadet wurde damals noch wild, wo man eben ans Wasser kam. Es sollte aber noch etwas dauern, bis die erste Badeanstalt Krumpendorf von Anton Wieninger, Sohn eines Brauereibesitzers aus Mattighofen (Oberösterreich), 1877 eröffnet wurde. Auf das Bad folgte 1885 die Schiffsanlegestelle. Damit war Krumpendorf in den Schiffsverkehr eingebunden. Nach Wienigers Tod 1891 erwarb der Klagenfurter Seifenfabrikant Josef Pamperl das Schloss Krumpendorf mit der Badeanstalt.
Krumpendorf war Ende des 19. Jahrhunderts zu einem „rasch aufblühenden Curort” geworden. Es entstanden neue Villen und ebenso nahm die Zahl der mietbaren Unterkünfte zu. Es wurden „fast jährlich neue Promenaden erschlossen oder schöne Alleen angelegt”. Bauliche Zierden waren 1902 die in Fertigstellung begriffenen Villen des General Jahn aus Pressburg (Lannerweg 25) und des Architekten Haybäck aus Wien. Die Villa Haybäck mit der Adresse Am Hang 6 trägt den Namen des Architekten und damaligen Besitzers bis heute, der die Villa für sich und seine Frau vom Baumeister Karl Madile errichten ließ.
Es war an der Zeit, den Gästen und auch den Einheimischen etwas Exklusives zu bieten, was den Aufenthalt in Krumpendorf attraktiver machen sollte. Josef Pamperl, der eines der schönsten Seegrundstücke am Schwimmschulhügel neben der Dampfer-Landungsbrücke (heute Seeterrasse) besaß, ließ 1902 einen großartigen Holzbau nach dem Vorbild des Alsterpavillons an der Binnenalster in Hamburg errichten. Der Alsterpavillon war weit über die Grenzen Hamburgs bekannt und ein Anziehungspunkt auf der Flaniermeile Jungfernstieg.
Der Klagenfurter Architekt Horčička setzte diese Idee um und schuf „ein modernes, mit elegantem Saal und großen Veranden versehenes Café-Restaurant”. Der Holzbau wurde auf über 100 Piloten in den See hinaus gebaut und hatte 400 bis 600 Sitzplätze. Die Bauzeit war kurz. Die ersten Piloten wurden im März in den See gerammt. Die Eröffnung der neuen Seerestauration Krumpendorf fand am Samstag, den 21. Juni 1902 mit einem Konzert der Klagenfurter Stadtkapelle unter Leitung von Kapellmeister Wolf statt. Für den Betrieb konnte Pamperl J. Kothbauer als Pächter gewinnen, der sich bereits in Velden, Millstatt und Ischl einen Namen gemacht hatte. Die Seerestauration gehörte zum Gut Krumpendorf (Schloss Krumpendorf), das Pamperl zu einem komfortablen Hotel mit 25 Zimmern ausgebaut hatte.
Von jetzt an hatte Krumpendorf ein Baujuwel, das schon von weitem sichtbar war und Gäste anzog. Man konnte hier mit dem Schiff anlegen und auch vom Bahnhof war es nur ein kurzer Spaziergang. Die Seerestauration war zu einer der ersten Adressen am aufblühenden Wörthersee geworden. Es ist wohl mit Abstand das am meisten abgelichtete Gebäude Krumpendorfs zur damaligen Zeit.
Bis zur Umsetzung der Idee, die Restauration mit einem exklusiven Hotel nebenan zu kombinieren, sollten noch 26 Jahre vergehen. Im November 1913 erwarb der k. u. k. Fregattenkapitän Rudolf Brosch mit seiner Frau Helene vom Besitzer der Seerestauration, Josef Pamperl, das Hotel Gut Krumpendorf samt Schwimmschulhügel. Im August 1918 übernahm der älteste Sohn Rudolf Brosch den Besitz, der ihn ein Jahr später an Hermann Roßbacher verkaufte. Roßbacher veräußerte den Schlossbesitz 1927 an Wilhelm Schuler, behielt aber das Seegrundstück am Schwimmschulhügel für sich. Er erbaute auf dem Gelände 1928 das erste Seehotel (Terrassenhotel) in Krumpendorf mit einer sehr schönen Promenade zur dazugehörigen Badeanstalt. Hotel und Seerestauration waren durch einen offenen Säulengang verbunden, so dass die Gäste auch bei Regen trocken in den Speisesaal gelangen konnten. Die Planung stammte vom Kärntner Architekten Sigmund Mathias Schiffler, der Bau erfolgte durch den Klagenfurter Baumeister Madile.
Jetzt hatte Krumpendorf ein exquisites Hotel, die erste Adresse am Ort für Gäste aus dem In- und Ausland. „Terrassenhotel” wurde im Laufe der Jahre zum Synonym für das See Areal auf dem es stand inkl. der Promenade. Bis heute hält sich unter den Einheimischen diese Bezeichnung, obwohl das Hotel schon lange nicht mehr existiert.
Hermann Roßbacher betrieb die Seerestauration und das Terrassenhotel mit eigener Badeanstalt vier Jahre und verkaufte diese 1932 an die Eheleute Wilhelm und Maria Orlamünder aus Karlsbad, die durch die Herstellung von Karlsbader Oblaten zu beträchtlichem Vermögen gekommen waren. Es war wahrscheinlich die beeindruckende Ansicht der Seerestauration mit dem imposanten Hotel dahinter, die Wilhelm Orlamünder bei der Fahrt mit dem Schiff veranlasste, sich für diesen Ort zu entscheiden. Er wollte sich am Wörthersee niederlassen und seine Wahl fiel auf Krumpendorf.
Am Samstag, den 18. Juni 1932 eröffnete er mit seiner Frau, die zur Hälfte Besitzerin war, das Terrassenhotel für die neue Saison. Eine Woche später fand abends eine Sonnwendfeier statt. Die Fremdenverkehrs-Kommission stellte ein Holzfloß zur Verfügung, von dem Raketen abgefeuert wurden, die Sensation des Abends.
Die 1930er Jahre waren wirtschaftlich und politisch schwierig. Am 27. Mai 1933 verhängte die Deutsche Reichsregierung gegen Österreich die Tausend-Mark-Sperre. Jeder Deutsche musste, wenn er oder sie nach Österreich wollte, eine Gebühr von 1.000 Reichsmark bezahlen, was den Strom der deutschen Urlauber massiv reduzierte. Mit Ausbruch des Krieges 1939 blieben auch die internationalen Gäste weg. Möglicherweise war der Rückgang an Gästen seit Kriegsbeginn der Grund dafür, warum das Hotel im April 1941 an das Deutsche Reich – Reichsfiskus (Heer) verkauft wurde. Daraufhin wurde das Terrassenhotel wie ähnliche Hotels am See in ein Heereserholungsheim umgewandelt. Es diente fortan verwundeten Soldaten auf dem Weg ihrer Genesung.
Während des Krieges waren die Deutschen Jungmädels sozial sehr aktiv. Sie führten öfters selbst einstudierte Theaterstücke für die verwundeten Soldaten auf, spielten lustige Sketche, sangen oder verteilten auch selbst gekochtes Kompott. Soldaten, die nicht gehfähig waren, verfolgten das Geschehen vom Bett aus. Alle waren sehr dankbar für die Abwechslung und die lustigen Aufführungen.
Zum Schutz der Krumpendorfer Bevölkerung vor Luftangriffen war in den bewaldeten Hügel und hinter dem Heereserholungsheim je ein Stollen in den Fels getrieben worden. Der eine Stollen hinter dem Gebäude war wohl den Verwundeten und der Belegschaft vorbehalten, der andere stand allen Krumpendorfern offen. Hierher begaben sich die Leute, wenn Fliegeralarm war, und den gab es zum Ende des Krieges hin immer öfter. Meist überflogen Bomberverbände Kärnten nur, aber am 16. Jänner 1944 fielen die ersten Bomben auf Klagenfurt. Weitere sollten folgen. Bei einem der Angriffe löste ein zurückfliegender Pilot einen Bombennotabwurf in den Wörthersee in unmittelbarer Nähe des Terrassenhotels aus. Die Wasserfontänen waren weithin sichtbar. Eine Bombe beschädigte das Hotel. Menschen kamen aber nicht zu Schaden. In der Nachkriegszeit waren die Stollen für Kinder beliebter Abenteuerspielplatz, bis sie aus Sicherheitsgründen verschlossen wurden.
Nach dem Krieg wurde das ehemalige Hotel von den Engländern genutzt und fungierte auch als Unterkunft für Flüchtlinge und Wohnungssuchende, da enormer Mangel an Wohnraum herrschte. Die Familie Orlamünder stellte 1949 einen Antrag auf Rückstellung. Im Juli 1952 wurden die Eigentumsrechte dann aufgrund des Vergleiches der Rückstellungskommission je zur Hälfte den Eheleuten Orlamünder wieder zugesprochen. Damit begann erneut die touristische Nutzung. Der Fremdenverkehr kam wieder in Schwung und mit dem Wirtschaftswunder und dem neu gewonnenem Wohlstand nahm die Zahl der Gäste stark zu. Es gab Konzerte, Operettenabende, Tanzveranstaltungen, Gesangsdarbietungen, Sommerfeste und Feuerwerke, alles um dem Gast etwas zu bieten.
Im November 1961 nach dem Tod von Wilhelm Orlamünder erfolgte die Übergabe des Hotels an die Tochter Gertrude, die inzwischen geheiratet hatte und Aichenrainer hieß. Sie und ihr Ehemann betrieben das Hotel noch mehrere Jahre.
Doch die Zeit war an dem einst so noblen Haus nicht spurlos vorüber gegangen. Das eher einfach gebaute Gebäude war abgewohnt und ohne zentrale Heizung. Als Hotel konnte es so nicht mehr weitergeführt werden. An seiner Stelle sollte „Domino”, ein sechsstöckiges Appartementhotel mit rund 100 Appartements im Ganzjahresbetrieb entstehen. Die Gemeinde hatte die Baubewilligung erteilt und im Frühjahr 1972 wurde mit dem Abriss der alten Anlage begonnen.
Dann geschah etwas, was vorher in Kärnten noch nicht passiert war: Die Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt als übergeordnete Behörde hob die Baubewilligung für das geplante Appartementprojekt auf. Die Entscheidung, hinter der auch Landeshauptmann Sima stand, wandte sich vor allem „gegen die massive Verbauung der Erholungslandschaft und gegen die Instinktlosigkeit, mit der mancherorts die Landschaft verschandelt wird”. Es sollte der Allgemeinheit der freie und ungehinderte Zugang zum See erhalten bleiben. Das Projekt war gestorben.
Im Juli 1973 erwarb die Gemeinde das Areal und das Hotel wurde abgerissen.
Heute 2021 befindet sich an dem Ort, an dem einst das Terrassenhotel stand, das see.gast.haus. Das Gebäude wurde von der Gemeinde 1998 erbaut und verpachtet. Es ist der alten Seerestauration nachempfunden.
Der Architekt des Terrassenhotels Sigmund Mathias Schiffler
(*13.10.1889, +19.11.1944)
Schiffler stammte aus Wien. Er wurde am 13.10.1889 als einziger Sohn von vier Geschwistern geboren. 1914 kam er zum Militär und wurde im Russlandfeldzug durch einen Lungendurchschuss schwer verletzt, was ihn ins Lazarett und in russische Kriegsgefangenschaft brachte. Noch vor Kriegsende konnte er sich nach Wladiwostok absetzen. Mit Hilfe eines amerikanischen Botschafters konnte er in Sadgorod bei Wladiwostok als freier Architekt arbeiten. Seine Planungen in Russland umfassten herrschaftliche Bürgerhäuser, Wochenendhäuser und Gestaltung großer Landschaftsgärten.
1921 kehrt Schiffler über Japan nach Wien zurück. Mit dem Architekten A. Eigner ging er in Wien eine Partnerschaft ein. Schiffler, eine Künstlernatur, kümmerte sich nicht ums Geld, was sich sein Teilhaber zu Nutzen machte. Das gemeinsame Büro war 1927 trotz guter Auftragslage so verschuldet, dass es aufgelöst werden musste.
Bei der Realisierung des Terrassenhotels mit dem Baumeister Madile lernten diese sich kennen. Madile, Stadtbaumeister und Großunternehmer, bot Schiffler an, in seiner Firma als Bauarchitekt zu arbeiten. Ein wahrlich gutes Angebot, denn damit war es Schiffler möglich, Großbauvorhaben zu planen.
1929 heiratete Schiffler Marianne Preis, Tochter eines wohlhabenden Klagenfurter Geschäftsmannes. Er eröffnete sein eigenes Architekturbüro in der Bahnhofstraße in Klagenfurt. 1931 wurde seine Tochter Iris-Elisabeth geboren.
Mit dem Anschluss an Hitler-Deutschland trat für die Familie eine permanente religiöse und politische Verfolgung ein. Trotz nachweislicher Arisierung der Schwiegereltern wurden diese deportiert. Seine Frau Marianne war längst zum Katholizismus konvertiert. Dennoch brachte ihm sein Einsatz für die Familie Preis zwei Inhaftierungen ein. Schwer traf ihn die Aberkennung seiner Befugnis, da er 1939 nicht der Aufforderung nachkam, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Er arbeitete zunächst als Buchhalter bei einer Klagenfurter Elektrofirma, konnte dann aber nur durch Adressen schreiben und ähnliche Hilfsarbeiten seine Familie ernähren.
1944 wurde er plötzlich erkrankt ins Landeskrankenhaus Klagenfurt eingeliefert, wo er am 19. November 1944 im Beisein seiner Frau und seiner Tochter während eines Bombenangriffs auf die Stadt verstarb. Seine Krankengeschichte wurde vernichtet.
Quellen:
- Der Wörthersee – Aus vergangenen Tagen, Günther Karner, Mario Weiss, 1984
- Cur-Zeitung vom Wörthersee, 1902
- Grundbuch der KG Krumpendorf und Landtafel Kärnten
- 3000 Jahre Krumpendorf, Carinthia Verlag Klagenfurt, 1991
- Peter H. Schurz, „Sigmund Mathias Schiffler – Katalog zur Ausstellung in der Kärntner Landesgalerie Klagenfurt”, 10.9.-5.10.1986