Parkvilla

Die Villa hatte viele Namen, die meist auf ihre Besitzer hinwiesen. Scherrl als Erbauer nannte sie Villa Emilie nach seiner Frau. Im Ort nannte man sie Villa Scherrl. Sie wurde auch als Villa Gorup, Villa Stood und Parkvilla bezeichnet.

Kapitän Johann Heinrich Scherrl Bootsbauer Krumpendorf 1896
Kapitän Johann Heinrich Scherrl
Bootsbauer in Krumpendorf 1896

Die am Wörtherseeufer gelegenen Grundparzellen im Gesamtausmaß von 1,16 Hektar, die Elisabeth Wedenig (verw. Koch) vlg. Wipponig 1885 an den Schiffskapitän Johann Heinrich Scherrl verkaufte, waren damals landwirtschaftlich gesehen wertlos. Das Grundstück war sumpfig, teilweise bewaldet und an der nördlichen Grenze von Fels durchzogen. Wenn es ausgiebig geregnet hatte, stand das Wasser auf der Wiese. Scherrl erkannte jedoch die besondere Lage und erbaute darauf die dort heute noch stehende Villa am Parkweg 1. Ebenfalls entstanden damals eine Badeanlage mit Kabinen sowie die „Erste Yacht- und Bootsbauwerfte in Kärnten“, aus der die „schmucksten Kielboote“ kamen. Bevor er sich in Krumpendorf niederließ, befuhr er fast 30 Jahre die Weltmeere.

Aquarell der Scherrl-Villa um 1890
Aquarell der Scherrl-Villa um 1890

Scherrl bewohnte die Villa mit seiner Frau und sechs Kindern. Bereits im Sommer 1897 musste Scherrl aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit seine Werft schließen und sich von allen Geschäften zurückziehen. Es kam zu einem Ausverkauf der noch vorhandenen Kielboote. Am 1. März 1898 starb er. Er wurde verbrannt und auf dem Friedhof St. Ruprecht in Klagenfurt beigesetzt. Die Scherrl-Allee in der Nähe der ehemaligen Familienvilla erinnert an ihn.

Scherrl in seiner Boostbauwerft ca. 1890
Scherrl in seiner Boostbauwerft ca. 1890

Noch zu Scherrls Lebzeiten wurde am 11. März 1897 der erste Gendarmerieposten Krumpendorf im Haus Nr. 23 mit einem Stand von drei Mann errichtet. Bis zum 29.2.1908 befand sich der Posten in der Villa.

Josef Gorup (1834 – 1912) der Rothschild Sloweniens

In der Zeit als Kaiser Franz Josef über sein Reich herrschte, entwickelte sich dieses von einer feudal-agrarischen zu einer bürgerlich-industriellen Gesellschaft. Auf 52 Millionen Einwohner war zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Reich angewachsen, ein Schmelztiegel der Nationen. Die industrielle Entwicklung war enorm, und so konnten einzelne Personen und Familien einen ungeheuren Reichtum erwirtschaften. Eine dieser Personen war Josef Gorup.

Er wurde im Dorf Slavina südlich von Adelsberg (Postojna) in einfachen Verhältnissen geboren. Sein beruflicher Werdegang begann bei seinem Onkel im Großhandel in Triest. Nach dessen Tod übernahm er die Leitung des Unternehmens. Das Millionenvermögen, das er von seinem Onkel geerbt hatte, wusste er auf kluge Weise zu vermehren und wurde zu einem der führenden Wirtschaftsmagnaten der Habsburger Monarchie. Er übersiedelte nach Rijeka (Fiume), wo er sein eigenes Unternehmen im Bank- und Versicherungswesen gründete. Er wurde zum Hauptaktionär der Dampfschifffahrtsgesellschaften der Monarchie. Im Zentrum von Rijeka errichtete er große Wohngebäude, das monumentale Grand Hotel Europa, die Familienvilla und die Familiengruft.

Josef Gorup zu seinem 70. Geburtstag 1904
Josef Gorup zu seinem 70. Geburtstag 1904

Er war in erster Ehe mit der Klagenfurterin Anna Pergkofer verheiratet. Aus der Ehe stammten acht Kinder. Es war wohl diese Verbindung nach Klagenfurt, die zum Kauf der Seevilla in Krumpendorf 1896 führte. In der zweiten Ehe mit Klaudija Keesbacher aus Laibach (Ljubljana) hatte er nochmal sechs Kinder. Er war eng mit Laibach verbunden, wo er nach den heftigen Erdbeben zwischen 1896 und 1898 vier große Wohnblöcke für das Laibacher Beamtentum erbaute. Er unterstützte slowenische Wohltätigkeits-, Kultur- und Wirtschaftsvereine und erwarb sich den Ruf eines nationalen Wohltäters und Mäzens. Von Kaiser Franz Josef wurde er mit dem Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens ausgezeichnet und 1903 in den Adelsstand erhoben. Er wählte den Namen seines Geburtsortes als Attribut, nannte sich Josip Gorup von Slavina (Slavinjski) und war aufgrund seines finanziellen Geschicks und seines Vermögens zu einem der reichsten Slowenen geworden. Sein Vermögen betrug unglaubliche 40 Millionen Kronen.

Wappen der Familie Gorup von Slavinjski 1903
Wappen der Familie Gorup von Slavinjski 1903

Dass die Villa in Krumpendorf mehr war, als nur ein weiteres Objekt im riesigen Familienbesitz, lässt sich daraus ersehen, dass laut dem „Genealogischen Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs“ die Trauungen dreier Töchter Gorups – Anna (Anza), Zora und Josefine (Joza) – in Krumpendorf stattfanden. Belegt durch das Trauungsbuch der Pfarre Krumpendorf ist allerdings nur die Eheschließung von Josefine von Gorup mit Sigismund Kopaititsch.

Villa Gorup 1937
Villa Gorup 1937

1909 übergab Josef Gorup die Villa in Krumpendorf an seinen Sohn Alexander Ritter Gorup von Slavinjski aus zweiter Ehe. Als dieser 1949 starb, erbten 14 Personen einen Anteil an der Villa.

Eine Enkelin von Josef Gorup, Ksenja (Xenia) Hribar, Pilotin, Liebhaberin von Papageien, Alligatoren und Pferden hatte es durch ihr schillerndes Wesen und ihr exzentrisches Auftreten zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. 1944 wurde sie zusammen mit ihrem Mann Rado von Partisanen aus ihrer Burg Strmol in Slowenien verschleppt und ermordert. Der Schriftsteller Drago Jančar schildert in seinem Buch „Die Nacht, als ich sie sah“ ihr Leben basierend auf den Erinnerungen von fünf Personen.

Der in Wuppertal-Elberfeld geborene Friedrich Thimel hatte in der NSDAP Karriere gemacht. Im April 1942 wurde er zum stellvertretenden Gauleiter des Gaues Kärnten ernannt. Er wohnte während des Krieges mit seiner Frau und den Kindern in der Villa.

Die Gemeinde erwirbt das Objekt

1954 erwarb Dipl.-Ing. Werner Stood das Anwesen. Er verkaufte es 1965 an die Gemeinde, was die Erweiterung des Parkbades und die Anlage eines Kurparks möglich machte.

Luftbild Parkvilla und Seehotel Koch ca. 1960
Luftbild Parkvilla und Seehotel Koch ca. 1960

Die Villa wurde von der Gemeinde 1966 an die Familie Oswald verpachtet und somit der touristischen Nutzung zugeführt. Die Einrichtung wurde vom Vorbesitzer Stood übernommen, die Räumlichkeiten zu Gästezimmern umgebaut. Im Parterre entstand ein großer Frühstücksraum. Zur Villa gehörte ein schmaler Weg zum See, womit für die Gäste des „neuen“ Parkhotels“ eine Bademöglichkeit zur Verfügung stand. Der Rest des Seegrundes wurde Kurpark.

Parkvilla von Fam. Oswald geführt 1970er
Parkvilla von Fam. Oswald geführt ca. 1966
Frühschoppen in der Parkvilla 1971
„Die fidelen Rosentaler“ auf der Terrasse der Parkvilla Krumpendorf 1971 (Foto: Oswald)
Cinny and the B mit Franz Oswald beim Auftritt 1971
„Cinny and the B“ mit Franz Oswald auf der Terrasse der Parkvilla Krumpendorf 1971 (Foto: Oswald)

1966 wurde das Café Espresso eröffnet, das 1971 eine Terrasse erhielt. Ab dieser Zeit gab es regelmäßig Frühschoppen. Das war der Renner. Der Andrang war so groß, dass sogar im angrenzenden Park aus Platzmangel getanzt wurde. Es gab auch Dämmerschoppen sowie Live-Musikkapellen. Es traten auf: Cinny and the B, die Fidelen Rosentaler unter Leitung von Hans Ogris und das Alpenklangecho Graz. 1976 pachtete Leopold Tischler die Parkvilla bis  Mitte der 1980er Jahre.

Ein Frühschoppen in der Parkvilla Krumpendorf 1971

Kinderwunschordination

Die Parkvilla stand leer. Sie war in einem stark renovierungsbedürftigen Zustand. Eine weitere Verpachtung wäre ohne kostenaufwendige Modernisierung nicht möglich gewesen. Also entschloss man sich zum Verkauf des Objektes.

Die Bank hatte Dr. Stephan Szalay aufmerksam gemacht, dass in Krumpendorf eine repräsentative Villa am See zum Verkauf stünde. Die Villa war ideal für die Kinderwunschordination im Ganzjahresbetrieb mit angeschlossenem Wohnbereich. Es gab durchaus weitere Bewerber für das Objekt mit unterschiedlichen Nutzungskonzepten, die aber nicht überzeugten.

Parkvilla Nordansicht vor Renovierung 1987
Parkvilla Nordansicht vor Renovierung 1987 (Foto: Szalay)

Im Juli 1987 war es dann soweit. Der Kaufvertrag zwischen Dr. Szalay und der Gemeinde Krumpendorf vertreten durch Bürgermeister Ing. Helmut Pirker wurde geschlossen. Dass die Wahl auf Krumpendorf fiel, war nicht von ungefähr. Dr. Szalay ist in Klagenfurt aufgewachsen, hat hier das Gymnasium absolviert. Studium und anschließende Berufsjahre führten ihn nach Wien, bis er 1984 als Primarius der Gynäkologie an das Klinikum Klagenfurt berufen wurde und in der Krassnigstraße seine Kinderwunschordination eröffnete. Der Longoweg in Krumpendorf war seine Wohnadresse.

Renovierungsarbeiten Parkvilla 1987
Renovierungsarbeiten Parkvilla 1987 (Foto: Szalay)

Gleich nach dem Kauf begannen die Renovierungsarbeiten. Der Sichtbeton am Eingang wurde entfernt und durch ein Eingangsportal ersetzt. Auf der Nordseite wurde der entfernte Balkon im Erdgeschoss originalgetreu wieder errichtet und somit die Symmetrie hergestellt. Das Terrassendach an der Südseite wurde abgetragen, die Terrassenfläche auf die Hälfte reduziert und mit Marmor ausgelegt. Aus zwei Türen auf die Terrasse wurde eine Doppeltür. Durch die Entfernung des Vordaches gewannen die Räume ungemein an Helligkeit. Im Stiegenhaus wurde eine Trennwand entfernt und durch ein Säulenelement als Stütze ersetzt, sowie ein zweites Fenster eingebaut, um die Lichtverhältnisse im Inneren zu verbessern. Das Dach wurde neu gedeckt, eine zusätzliche Gaube eingebaut.

Das Eingangsportal ist ferig 1987
Das Eingangsportal ist fertig 1987 (Foto: Szalay)
Die Terrasse wird abgetragen 1987
Die alte Terrasse wird abgetragen 1987 (Foto: Szalay)

Architekt der Umbauten war der Dipl.-Ing. Andreas Krainer, der mit sehr viel Feingefühl die Renovierung begleitete.

Parkvilla Rondeau mit Springbrunnen 1987
Parkvilla Rondeau mit Springbrunnen 1987 (Foto: Szalay)
Parkvilla nach der Renovierung 1988
Die Parkvilla nach der Renovierung 1988 (Foto: Szalay)

Der Verkauf der Villa war nicht unumstritten, ging es doch um ein Prunkstück der Wörtherseearchitektur mit einem beachtlichen Zugang zum See. Betrachtet man das Ergebnis der Renovierung und des Umbaus von der heutigen Warte aus, muss man von einem Glücksfall für die Gemeinde und das Ortsbild sprechen. Ein architektonisches Schmuckstück ist erhalten worden. Keine Selbstverständlichkeit in unserer Zeit!

Die Parkvilla 2016
Die Parkvilla heute

Über 30 Jahre betrieb Dr. Szalay erfolgreich seine Ordination, die er 2019 an seine langjährigen Mitarbeiter, Dr. Peter Lengyel und Dr. Christoph Herbst, übergeben hat.


Quellen:

  • Geschichte des Gasthofes Koch vulgo Wipponig zu Krumpendorf, Dr. Karl Dinklage
  • Gespräche mit Dipl.-Ing. Kurt Ebner, Krumpendorf, 2015 und 2017
  • I Kronica, Vesna Bučić : Josip Gorup PL. Slavinjski – Med Gospodarstvom, Umetnostjo in Družino, 75-92
  • Lebensgeschichte des Kapitäns Johann Heinrich Scherrl
  • Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs 1907/08
  • Kleine Zeitung 23.7.1987
  • Gespräch mit Dr. Stephan Szalay im Mai 2021
  • Kurzbiographien ausgewählter HJ-Führer und BDM-Führerinnen

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