Am östlichen Ortseingang von Krumpendorf gab es eine Gruppe kleinerer bäuerlicher Anwesen, die alle zur Grundherrschaft Drasing gehörten. Dazu zählten Hammerl (Hauptstraße), Kuchling (Hauptstraße), Mesier (Römerweg 5), Schneider (Römerweg, später Villa Oblasser), Pentschnig oder Amtmannskeusche (Römerweg). Von den Anwesen war der Mesier-Hof der größte. Der Name Mesier geht gem. dem ältesten Taufbuch der Pfarre St. Ulrich zu Pirk vermutlich auf Simon Mosier zurück, dessen Tochter Ursula 1636 vom Pirker Pfarrer getauft wurde.
Martin Wakonig, der die Hube zuletzt bewirtschaftete, war so hoch verschuldet, dass es 1866 zur Versteigerung kam. Der Hof wechselte in den folgenden Jahren mehrmals den Besitzer, bis am 21. Oktober 1883 Ernestine Schindler von Kunewald den Besitz mit der Adresse Srallach 9 erwarb. Noch unter dem Vorbesitzer Steinhart war das bäuerliche Gebäude 1878 zur Villa ausgebaut worden.
Zehn Jahre später kaufte Ernestine Schindler eine Seeparzelle dazu, auf der sie eine Boots- und Badehütte errichten ließ.
Obiges Bild zeigt die Familie Schindler mit Verwandten und Freunden beim Kegelspiel im Garten der Villa. Die 5. Person von links sitzend ist Ernestine Schindler (Besitzerin), in der Mitte am Boden sitzend ihr Enkel Max Schindler jun. und ganz rechts stehend Anna Schindler, die Mutter des jungen Max. In der Mitte beim Kegeln ist vermutlich August Adametz zu sehen, während Max Schindler sen. die Kamera bedient.
Nach ihrem Tod am 27. September 1905 ging das Anwesen samt dem Wörthersee-Grundstück an ihren Sohn Max.
Sie wurde bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges als Sommerdomizil ausgiebig genutzt. Max Schindler organisierte die ersten Unterhaltungsabende in Krumpendorf, die in der Bahnhofrestauration bzw. später im Bahnhofhotel stattfanden. Er brauchte nur die Treppe hinunter zu gehen, die beiden Grundstücke lagen nebeneinander. Man verbrachte wunderbare Sommer hier, pflegte das gesellschaftliche Leben mit den anderen, meist Wiener Sommergästen. Zum Essen traf man sich in der Bahnhofrestauration beim Sontag. (siehe auch Max Schindler von Kunewald).
Max Schindler übersiedelte während des Ersten Weltkriegs mit seiner Frau ganz nach Krumpendorf. Er war bereits in Pension. Die Villa musste adaptiert werden, um sie auch im Winter bewohnen zu können. Die Kriegsjahre und die Jahre danach waren für die Familie besonders hart. Die Aktien der Troppauer Zuckerfabrik (Troppau: Stadt in Mährisch-Schlesien, Tschechien), die das Vermögen der Familie ausmachten, hatten ihren Wert verloren. Jetzt waren Essen und Heizmaterial zentrales Thema. Man sammelte Holz, pflanzte zwar Gemüse und Kartoffeln an, aber es reichte nicht. Es war eine Zeit großer Entbehrungen. Da Max Schindler als freier Architekt keine Pension bekam, musste sein Sohn Max, der in der Bezirkshauptmannschaft in Scheibbs (NÖ) arbeitete, die Eltern und seine eigene Familie mit den Töchtern Magda und Judithmarie erhalten.
1929 erbte Max Schindler jun. den Besitz. Er vergrößerte das Anwesen, indem er 1936 von Frau Rosa Velat aus Triest, der damaligen Besitzerin des Bahnhofhotels (heute Kärntnerhof), angrenzende Grundstücke erwarb.
Er ließ auch eine Treppe zur Villa errichten, über die man von der Hauptstraße direkt zur Villa gelangen konnte. Ebenfalls in die 1930er Jahre fiel der Bau eines Bienenhauses.
Nach Ende des 2. Weltkrieges waren in der Villa britische Soldaten untergebracht. Die Gruppe, die 1945 einzog, bestand aus drei Soldaten, die zum Britischen Postdienst gehörten. Ihre Aufgabe war es, die Postsendungen, die mit der Bahn kamen, entgegen zu nehmen und zur Verteilung zu transportieren. Dass man von der Villa den Bahnhof direkt sehen konnte, war ein großer Vorteil. Harry Hunter, der ranghöchste Soldat der Gruppe, der einen Teil seines Wehrdienstes von November 1945 bis April 1946 hier ableistete und von dem die Fotos stammen, war von der Schönheit des Wörthersees und der Freundlichkeit der Leute beeindruckt.
Bei dem damals schneereichen Winter ließen es sich die Soldaten nicht nehmen das Schlitten Fahren mit den Kindern auszuprobieren, was sie von zu Hause nicht kannten. Eine bleibende Erinnerung.
Auf obigem Foto sind Emil Schindler und seine Frau Ernestine zu sehen sowie ein Ölbild von Schloss Kunewald (heute Kunín / Tschechien).
Das Gemälde zeigt Ernestine Schindler als Braut im sog. Grünen Zimmer des Schlosses Kunewald. Das Gebäude im Hintergrund ist die Orangerie im Schlosspark. Das Bild war wahrscheinlich ein Hochzeitsgeschenk von Friedrich Emil Schindler an seine Frau. Alle auf den zwei Fotos abgebildeten Gemälde befinden sich wieder im Schloss Kunewald.
Letzte Besitzerin war Dr. Judithmarie Schindler-Kunewald. Sie hatte ein naturwissenschaftliches Studium (Biologie) absolviert, entschied sich danach aber für den Beruf als Religionslehrerin. Sie war ihren Eltern ihr Leben lang dankbar dafür, dass sie der zweiten Ausbildung zugestimmt hatten. Es war damals keineswegs selbstverständlich nach einem absolvierten Studium einen gänzlich neuen Berufsweg einzuschlagen. Von jungen Jahren an bis ins hohe Alter war sie begeisterte Imkerin.
Die Räumlichkeiten der Villa dienten schon zu Zeiten von Ernestine Schindler als Urlaubsunterkunft für Verwandte und Freunde. Auch die letzte Besitzerin, Judithmarie Schindler, vermietete die Räume. Sie starb am 25.6.2014 mit 94 Jahren. 131 Jahre befand sich die Villa im Besitz der Familie. Judithmarie Schindler vermachte das Anwesen der Kirche. Diese wiederum veräußerte die Villa zwei Jahre später. Sie befindet sich jetzt in Privatbesitz.
Quellen:
- Gespräche mit Dr. Judithmarie Schindler-Kunewald von Jänner bis Mai 2014
- Geschichte des Mesier-Gutes zu Krumpendorf von Dr. Karl Dinklage, 1947
- Cur-Zeitungen vom Wörthersee 1897 und 1898
- Jarolav Zezulcik – Schloss Kunewald / Kunín