Gut sichtbar prangte die Jahreszahl 1828 über dem Eisentor zum Garten des ehemaligen Schlosses Krumpendorf (Hauptstraße 150), den Thaddäus von Lanner anlegen ließ.

Die Anlage war eine Folge der Ausbaupläne Lanners, der Zeit seines Lebens des Bauens nicht müde war. Der Garten diente zur Selbstversorgung, befand er sich doch direkt gegenüber dem Schlossgebäude. Was an Ertrag übrig blieb, wurde verkauft. Auf einem Foto um 1891 ist zu sehen, dass der Garten zur Hauptstraße hin mit gemauerten Säulenelementen eingefasst war.

Als Pamperl das Schloss 1891 erwarb, erfuhr auch der Schlossgarten eine Aufwertung.

Er baute das Schloss Krumpendorf zum Etablissement „Gut Krumpendorf“ aus. Es entstanden 25 Gästezimmer. Ein Teil des Schlossgartens wurde zum Ziergarten. Er sollte fortan nicht nur dem Anbau von Gemüse, Kräutern und Zierpflanzen dienen, sondern auch die Gäste zum Verweilen einladen.


Zur Gestaltung des Schlossgartens mit einem Springbrunnen schrieb Pamperl in seinen Erinnerungen:
Dann war bei Jakomini [in Villach] eine größere Anzahl Marmorpilaster von 8-eckiger Form, die ich im Schlossgarten gut brauchen konnte, teils um einen großen Springbrunnen mit runder Einfassung – dieser ebenfalls vom Jakomini-Garten, teils an verschiedenen Stellen des Schlossgartens und anderwärts in Aufstellung zu bringen.
Außer diesen großen sehr schönen Springbrunnen, war da noch ein kleiner mit runder Einfassung, der als gute Zierde des Restaurationsgartens [Bahnhofsrestauration] vor der Eingangstür aufgestellt wurde. In der nordwestlichen Schlossgartenecke war ein erhöhter Platz, der konnte sehr gut mit eisernem Gitter, marmornen Pilaster und marmorner Treppe ausgestattet werden.
Josef Pamperl, Erinnerungen, 1929


Zeitgleich ließ der Gutsherr auf der Stirnseite des Gärtnerhauses die römische Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Pomona vom Zimmermaler Biedermann aus Klagenfurt malen.

Pamperl beschäftigte für den Garten den Gärtner Anton Grohar. Auch ihm widmete er in seinen Erinnerungen einen Abschnitt.

Mein Gärtner Anton Grohar wünschte die Erbauung eines kleinen Glashauses, welches dazu bestimmt war, dass er darin 500 bis 1000 wilde Rosen, die ich cirka Anfangs November jährlich von Slawonien [historische Region im Osten Kroatiens] bezog – die Adresse gab mir unser Gärtner selbst – im Laufe des Winters eintopfte, veredelte und bei geeigneter Temperatur zum Wachsen aufstellte. Meist konnte man dann schon im März schöne Marechal-Niel und andere Rosen bewundern.
Südlich von diesem kleinen Glashause wurden viele Frühbeete angelegt, alle Jahre noch einige dazu, so dass schließlich eine weite Fläche von Frühbeetfenstern erglänzte, unter denen aus eingestreuten Samen viele Tausende Pflanzen von allen Gemüsesorten zum Auspflanzen ins freie Beet, teils für unseren Hausbedarf, teils zum Verkauf heranwuchsen.
Leider kam auch eine Zeit, wo mir dann unser Gärtner, der viele Jahre bei uns war (ebenso seine Frau als tüchtige Köchin) selber zum Konkurrenten wurde, indem er neben meinem Obstgarten südl. der Chaussee, fast vis-à-vis von meinem Schlossgarten ein großes Stück Grund vom Nachbar Koch kaufte und darin ein Glashaus, kleine Wohnung, Frühbeete etc. anlegte und sich dort nach und nach sehr entwickelte [1912].
Josef Pamperl, Erinnerungen, 1929

Heute führt in vierter Generation der Urenkel von Anton Grohar, Alfons Grohar jun., die Gärntnerei.
Dass es im Schlossgarten ein Glashaus gab, wissen wir von Pamperl, der von zwei Unglücksfällen berichtete.
Das große Glashaus im Schlossgarten brannte im Laufe der Jahre zweimal ab; ich war allerdings versichert, aber, na wie es bei Brandschätzungen meist sein dürfte, man schätzte den Schaden sehr niedrig, aber ich kämpfte mit der Assekuranz-Gesellschaft resp. mit deren Vertreter wie ein Löwe, damals war ich ja noch jung, gesund und stark.
Josef Pamperl, Erinnerungen, 1929
Pamperl hielt Gut Krumpendorf bis 1913. Danach wurde das Anwesen an verschiedene Besitzer weitergereicht, bis 1927 Hermann Roßbacher begann, das Gut aufzuteilen. Er behielt den Seegrund und erbaute darauf das Terrassenhotel, während er den restlichen Besitz an der Hauptstraße weiterverkaufte. Damit begann die Zerstückelung. Das Schloss als Wirtschaftsgut hatte ausgedient, und so wurden in den folgenden Jahren einzelne Parzellen und Gebäude zum Kauf angeboten. Auch das Stallgebäude wurde parzelliert und an mehrere Eigentümer verkauft, das östliche Schlossgebäude wurde ebenfalls veräußert. In diesem eröffnete das Geschäft „Parfümerie Farben Baustoffe Fritz Krainer“. Das ehemalige Hauptgebäude des Schlosses (Hauptstraße 159) wurde vom ÖGB erworben und zur Lehrwerkstätte für metallverarbeitende Berufe ausgebaut.

In obigem Luftbild aufgenommen 1952-53 erkennt man den Brunnen, das Gartenhaus und eine Reihe von angelegten Beeten an der Hauptstraße. Der Garten wurde im Süden durch die Hauptstraße begrenzt, im Osten durch den Lorbeersteig und im Norden durch die Kaiserallee. Im Westen reichte die Grundstücksgrenze bis an die Villa Markus (Hauptstraße 158).
Im Schlossgarten betrieb Heinrich Schuller nach dem Krieg eine Reitschule. Die Reitschülerin Hella Kopper erinnert sich:
Meine Mutter hat mit Herrn Schuller meine Reitstunden ausgemacht. Nach höchstens 3 -4 Schulstunden an der Longe ging es dann auch 2 -3 Mal zu einem echten Ausritt. Auf der schwarzen Ilonka ritt ich hinter Herrn Schuller her, der auf einem größeren und sehr nervösen ehemaligen Trabrennpferd saß. Es ging über die Kaiserallee und den Kirchenweg entlang bis zum Wald und zurück.
Hella Buchner-Kopper

(Foto: H. Buchner-Kopper)

(Foto: H. Buchner-Kopper)
Doch auch dieses Areal schrumpfte im Laufe der Zeit zusammen. Ein großes Projekt war der Bau der Wohnanlage am Lorbeersteig. Übrig blieb das Gärtnerhaus, das schmiedeeiserne Tor, die beidseitig neben der hinteren Treppe eingemauerten römischen Grabsteine sowie der Gedenkstein zum Unfall des Spanischen Infanten Don Gonzalo, Sohn des ehemaligen Spanischen Königs Alfons XIII.
Anlässlich des 25. Todestages 1959 wurde die Gedenktafel, die bei der Straßenverbreiterung entfernt worden war, wieder auf einer der errichteten Gartensäulen der ehemaligen Schlossgärtnerei angebracht.

Inschrift: S.A.R. Don Gonzalo de Borbón y Battenberg +13.VIII.1934
Ins Gärtnerhaus zog das Souvenirgeschäft „Kärntner Hütte“ ein. Ein Holzvorbau wurde an die Fassade angebaut.

Der letzte Mieter betrieb in den Räumen eine Schusterwerkstatt. Differenzen mit den Eigentümern führten zur Delogierung. Ein weiteres Mal wurde das Grundstück verkauft. Der aktuelle Eigentümer baut eine Wohnanlage mit 17 Einheiten.

Da das ehemalige Garten-Ensemble nicht mehr existiert – dieses wäre durchaus schützenswert gewesen – greift auch kein Denkmalschutz. Alles, was noch vorhanden war, konnte abgerissen werden. Das fast 200 Jahre alte historische Tor, das zu sehr vom Rost zerfressen gewesen sein soll, um es noch zu erhalten, wurde entsorgt. Der Brunnen mit den steinernen Pilastern sowie der Gedenkstein zum Unfall 1934 wurden im September 2020 entfernt. Geplant ist, so der Eigentümer, den Gedenkstein an den Unfall 1934 in die Fassade der neuen Wohnanlage wieder einzusetzen.


der Gedenkstein zum Unfall des Infanten Don Gonzalo

Das Rätsel um die verschwundenen Römersteine ist gar kein Rätsel. Es gibt sie noch und sie sind gut verwahrt.

Die Inschriften lauten:
Grabstein 1: Für Sillvia Vindilla, Silvius Vindillus und die Tochter Secunda (Foto oben)
Grabstein 2: Masculus, Sohn des Saturninus.
Quellen:
- Josef Pamperl, Erinnerungen, Krumpendorf 1929
- Anton Kreuzer / Franz Otto Pickert: Thaddäus von Lanner, Gemeinde Krumpendorf, 1971
- CUR-Zeitung vom Wörthersee, 13. August 1898
- Dehio Kärnten, 2001, Verlag Anton Schroll & Co Wien
- Kleine Zeitung, Rätsel um Römersteine, 26.1.2022
- Gendarmeriechronik Krumpendorf