Familie Sterneck auf Schloss Hornstein

Im Gegensatz zu den beiden anderen Schlössern in Krumpendorf ist Hornstein seit über 150 Jahren in Familienbesitz, was für die heutige Zeit schon eine Seltenheit darstellt.

Im Jahr 1865 erwarben Otto Daublebsky Freiherr von Sterneck (1821-1890) und dessen Frau Carolina (1822-1894), geborene Freiin Dickmann von Secherau, um 11.000 Gulden das oberhalb von Krumpendorf gelegene Hornstein. Es wurde von ihnen danach grundlegend saniert.

Otto und Caroline von Sterneck
Otto Daublebsky Freiherr von Sterneck und seine Frau Carolina
(Foto: Dr. Christian Steeb)

Das Ehepaar hatte zwei Söhne: Der ältere der Söhne Günther (1847-1885), der eine Offizierslaufbahn eingeschlagen hatte, starb unverheiratet, worauf dessen jüngerer Bruder Walther (1852-1933) den Besitz der Familie erbte. Walther Freiherr von Sterneck hatte die Rechte in Graz und Innsbruck studiert, wonach er 1877 in den Dienst der Kärntner Landesregierung getreten war. In den Jahren 1878 und 1879 praktizierte er auf eigenen Wunsch bei der Statthalterei Dalmatiens in Zara (Zadar), worauf er 1881 nach Sarajevo versetzt wurde. Von dort kam er dann für kurze Zeit in das Reichs-Finanzministerium nach Wien. Von 1883 bis 1888 war er als Bezirks-Kommissär der Statthalterei in Linz zugeteilt, bis er schließlich in das Ministerium für Landesverteidigung in Wien berufen wurde. Nach dem Tode seiner Eltern ersuchte er 1895 um seine vorzeitige Pensionierung, um sich künftig ganz der Verwaltung seines Besitzes in Kärnten widmen zu können. Außer Hornstein selbst bestand sein Besitz aus der Herrschaft Liemberg bei Liebenfels mit Janisch-, Korpitsch- und Gösehof und betrug ungefähr 489 Hektar. Damit nicht genug wurde Walther Freiherr von Sterneck im Jahr 1896 vom verfassungstreuen Großgrundbesitz Kärntens auch in den Landtag gewählt.

Walther Frhr. von Sterneck
Walther Frhr. von Sterneck (Foto: Dr. Christian Steeb)

Am 24. Jänner 1899 heiratete er in der Kirche St. Ulrich zu Krastowitz Ida Gräfin von Walterskirchen (1867-1943). Am Tag darauf brachte auch der neu gegründete Männergesangverein „MGV Seerösl“ dem Brautpaar ein Hochzeitsständchen dar.

Die Eltern von Ida Walterskirchen hatten sich zuvor im Sommer 1896 durch den Kauf einer Villa in Krumpendorf angesiedelt. Ihr Vater Richard war ein Cousin von Robert Freiherr von Walterskirchen, der der Halbinsel im Westen Krumpendorfs seinen Namen gab.

Walter und Ida von Sterneck 1899
Walter und Ida von Sterneck 1899 (Foto: Dr. Christian Steeb)

Der glücklichen Ehe von Walther und Ida Sterneck entstammten zwei Kinder: Am 13. Jänner 1902 wurde ihr Sohn Otto geboren, dem am 9. Jänner 1903 die Geburt ihrer Tochter Elisabeth folgte.

Im Jahre 1907 erwarb die Familie eine Villa in Lussingrande (Veli Lošinji) auf der Insel Lussin (Lošnj) im heutigen Kroatien. Diese wurde zum Sommersitz der Familie.

Walther Freiherr von Sterneck wurde 1909 Mitglied der Kärntner Landesregierung und 1910 zum Ersten Obmann der Kärntner Landmannschaft gewählt. In dem 1913 gegründeten Landesverband für Heimatschutz fungierte er als Stellvertreter des Landespräsidenten Dr. Alfred Freiherrn von Fries-Skene. In Würdigung seiner Verdienste wurde er durch den Kaiser 1916 mit dem Komturkreuz des Franz-Joseph Ordens ausgezeichnet. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie schied er 1918 aus der Landesregierung aus.

Sein Sohn Otto besuchte einige Jahre das Internat der Benediktiner in St. Paul im Lavanttal und schloss dann im Staatsgymnasium in Klagenfurt mit der Matura ab. Nach Ablegung der ersten Staatsprüfung in Graz setzte er sein Studium der Rechte aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes seines Vaters aber nicht mehr fort. Dieser hatte ihm bereits 1923 seinen ganzen Besitz übergeben. In Ehrenburg (Casteldarne) in Südtirol heiratete er 1924 zur Freude seiner Eltern Marie-Hermine Gräfin Künigl zu Ehrenburg ( 1904-1981).

Seine jüngere Schwester Elisabeth (1903-1960), die künstlerisch außerordentlich begabt war, zählte bald mit zu den wichtigsten Repräsentanten der Kärntner Kunstszene der 1920er und 30er Jahre (Siehe Elisabeth Guttenberg-Sterneck).

Die Inflation, die Arbeitslosigkeit und besonders der Verfall der Rohstoffpreise nach dem Ersten Weltkrieg machte die wirtschaftliche Situation auch der Familie Sterneck bald derart schwierig, dass die Familie 1923 gezwungen war ihre Villa in Lussingrande zu verkaufen. Ida Sterneck vermerkte dazu in ihrem Tagebuch: „Mit dem Erlös dieses Verkaufs sowie dem Verkauf der Brillanten meiner Schwiegermutter konnten wir die grauenhafte Inflation einigermaßen überstehen.“

Schloss Hornstein 1929
Schloss Hornstein 1929 (Foto: Seewald)

Die gegensätzliche Weltanschauung der Sozialdemokraten und der Christlichsozialen mit ihren jeweiligen paramilitärischen Verbänden, dem „Republikanischer Schutzbund“ und dem „Heimatschutz“ und die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise führten in Österreich zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Daraus resultierte die Ausschaltung des Parlaments und die Errichtung des Ständestaates. Auch in Kärnten machte sich damals bereits der politische Einfluss der NSDAP immer mehr bemerkbar. Trotzdem die NSDAP im Jahr 1933 verboten wurde, galt Kärnten als eine der Hochburgen des Nationalsozialismus, was sich in Flugblättern, Demonstrationen, Schmieraktionen und Sprengstoffanschlägen äußerte. Der Putschversuch der Nazis am 25. Juli 1934, dem Tag der Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, wurde jedoch auch in Kärnten innerhalb weniger Tage niedergeschlagen.

Otto Sterneck war seit 1932 Sympathisant, und wurde 1934 Mitglied der damals illegalen NSDAP. Diese retrospektiv doch recht erstaunliche Tatsache dürfte zum größten Teil – neben all den in Erwägung zu ziehenden wirtschaftlichen und innenpolitischen Schwierigkeiten der damaligen Zeit – auf den großen Einfluss seiner Mutter zurückzuführen sein.

Sie schrieb rückblickend 1936 in ihren Erinnerungen: „Ich war von Jugend an deutsch bis in die Knochen, war ganz und gar begeistert, endlich war mein Volk, Dank eines Mannes, bei seiner Einigkeit angelangt! Ein himmelstürmender Enthusiasmus, eine unbegreifliche zähe Beharrlichkeit hatten einige Männer befähigt das deutsche Volk mitzureißen, die Macht zu erkämpfen.“

Im April 1934 war deshalb auch ein Sender der illegalen NSDAP auf dem Dachboden von Hornstein installiert worden. Nachdem den Behörden jedoch durch Peilungen der ungefähre Standort des Senders bekannt geworden war, wurde dieser demontiert und im angrenzenden Wald versteckt. Im August 1934 kam es zu einer Hausdurchsuchung und zu Verhören des Personals durch die Gendarmerie. Im Hühnerstall des Pächters wurden schließlich einige Gewehre und der Sender selbst gefunden, die ein Mitglied der illegalen NSDAP dort versteckt hatte. Otto Sterneck wurde sofort wegen Hochverrats verhaftet und nach Klagenfurt gebracht. Dies war eine besonders unangenehme Situation, da sein Schwager Arthur von Guttenberg damals Bezirkshauptmann von Klagenfurt war. Der gesamte Besitz der Familie wurde in der Folge beschlagnahmt, und unter Zwangsverwaltung gestellt. Otto Sterneck, dem man persönlich nicht viel nachweisen konnte, wurde nach einer Gerichtsverhandlung in das berüchtigte Anhaltelager Wöllersdorf in Niederösterreich gebracht, wo er vom 2. Oktober bis zum 18. Dezember 1934 interniert war. Im Sommer 1935 wurde nach Bezahlung einer Geldstrafe von 1.000 Schillingen auch die Zwangsverwaltung des Besitzes wieder aufgehoben.

Otto von Sterneck 1942
Otto von Sterneck 1942
(Foto: Dr. Christian Steeb)

Ganz ohne Konflikte scheint aber auch für die Familie Sterneck die nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich erfolgte Machtergreifung durch die Nationalsozialisten nicht erfolgt zu sein: Otto Sterneck stellte nämlich 1940 einen Antrag auf Einleitung eines Parteigerichtsverfahrens zum „Schutz seiner Ehre“ vor dem Kreisgericht Klagenfurt. Trotz seines fortgeschrittenen Alters wurde er noch im selben Jahr zum Flieger-Ausbildungs-Regiment 14 in Klagenfurt Annabichl einberufen. Das Regiment war 1941 zunächst noch in Frankreich stationiert, von wo es aber nach einer Umgliederung in Hinterpommern, in 4. Luftwaffen-Feld-Division umbenannt, im Herbst 1942 an die russische Front verlegt wurde. In Nevel-Gorodok in Weissrussland fiel Otto Sterneck in der Nacht des 19. Oktobers 1942. Partisanen hatten unter dem sich an die Front bewegenden Truppentransport Minen zur Explosion gebracht.

Er hinterließ bei seinem Tod vier noch unmündige Kinder.

Seine Witwe Marie-Hermine (1904-1981) erbte den Besitz, der von ihr, allen Schwierigkeiten zum Trotz, mit Umsicht die kommenden Jahrzehnte für die nächste Generation verwaltet wurde.

Nach ihrem Tod ging Hornstein an ihre jüngste Tochter Felicitas Freifrau von Steeb (1933-2016). Der aktuelle Besitzer ist ihr ältester Sohn Christian.

Bau- und Besitzgeschichte von Schloss Hornstein in Krumpendorf

Quellen:

  • Christian Steeb / Tomáš Sterneck: Die Daublebsky Freiherren von Sterneck zu Ehrenstein. Zur Geschichte und Genealogie der seit fast zweihundert Jahren in Kärnten beheimateten Linie einer böhmischen Adelsfamilie (= Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie Bd. 104), hrsg. v. Geschichtsverein für Kärnten. Klagenfurt am Wörthersee 2011.

Kommentare sind geschlossen.