Der Eisschützenklub Krumpendorf

Eisstockschießen ist ein Volkssport und ein Volksvergnügen, das vorwiegend im Alpenraum verbreitet ist. Kärnten unterscheidet sich dabei allerdings von anderen Gegenden, denn Kärnten hat den „Kärntner Stock“.

Früher bestand der Eisstock in Kärnten aus einem Stück gedrechseltem Holz mit einem Eisenring herum und einem Griff („Stingl“). Während der anderswo verwendete Standard-Stock auf flachen und unterschiedlich harten Laufsohlen auf Asphalt, Beton und Eis rattert, gleitet der „Kärntner Stock“ auf Gummi-Noppen über gefrorene Teiche, Seen und Eisbahnen. Die Gumminoppen werden fast ausschließlich in Kärnten verwendet und heute meist nicht mehr in eine Holz-, sondern in eine Metallplatte gesteckt.

Diese sehr alte Sportart konnte im Winter in allen Tälern Kärntens betrieben werden. Vorwiegend traf man sich am Sonntag auf den im Frühwinter bei entsprechender Temperatur hergestellten Eisbahnen. Zwei Mannschaften stellte man zusammen – oder waren schon vorher abgesprochen – und man vergnügte sich den ganzen Tag an der frischen Luft. Wärmende Getränke sorgten für gute Stimmung, man tauschte auch Neuigkeiten aus – eine kommunikative Angelegenheit. Im Laufe der Zeit wurden auch erste Meisterschaften abgehalten.

Auch in Krumpendorf trafen sich bald die ersten Eisschützen. Ein genauer Zeitpunkt über den Beginn dieses Sports im Ort ist aber nicht nachweisbar. Aus dem Jahre 1926 stammt ein Foto mit Krumpendorfer Eisstocksportlern, die sich stolz auf der Eisbahn beim damaligen Gasthof Koch präsentieren.

Sonntägliches Eisstockvergnügen auf der Eisbahn beim Gasthof Koch 1926
Sonntägliches Eisstockvergnügen auf der Eisbahn beim Gasthof Koch 1926

Auch auf den Teichen der Umgebung huldigte man diesem Wintervergnügen, so am Wirtnigteich, auf den Halleggerteichen, den Moosburgerteichen, usw. Bald veranstaltete man auch Wettkämpfe gegen Nachbarorte und es gründeten sich die ersten Vereine.

Eisschießen am Preschar-Teich 1957
Eisschießen am Prescher-Teich
v. l. Karl Kutternig, Kellermann (Besitzer „Puppendoktor“ Klagenfurt), Fr. Tschernitz, Josef Kernjak, Hedenig, Helmut Puschitz, Müller, Egger, Martin Hedenig, Parinpek senior, Manfred Parinpek (hinten)
Kinder vorne: unbekannt, Fritz Kutternig, Britta Kutternig, unbekannt

In Krumpendorf trafen sich engagierte Eisstockschützen am 15.10.1949 zu einer konstituierenden Versammlung im Gasthof Koch, und mit 20.1.1950 erhielt man die Genehmigung zur Gründung des „Eisschützenklub Krumpendorf“. Zum Obmann wählte man Karl Löschnig (Bundesbahner), auf dessen Grundstück auch die Eisbahn des Vereines errichtet werden durfte. Stellvertreter war Karl Kutternig (Kaufmann), Kassier Martin Hedenig (Cafetier), Schriftführer Ernst Kernjak (Polizeibeamter), Bahnwart Josef Kernjak (Zimmermann), und als Beiräte fungierten Alois Nagele (Landwirt), Josef Zussner (Bundesbahner), Anton Umnig (Fahrdienstleiter Bundesbahn), Andreas Egger (Schneider) und Stefan Afritsch (Privatier). Diese Männer bildeten in den nächsten Jahren das Rückgrat des Vereines, eifrige Mitstreiter waren Hans Koch, Ingo Koban, Franz Bürger, Heini Spick, Fritz Eichholzer, Carmello Schmidt, Hans Bauer und viele andere. Im Vorstand gab es natürlich immer wieder personelle Änderungen, die aber keinem den Spaß am Eisstockschießen nahmen.

Bezirksmeister im Eisstockschießen 1951
Bezirksmeister im Eisstockschießen 1951
v. l. Ingo Koban, Martin Hedenig, Ernst Kernjak, Josef Zussner

Am Gelände des Gasthofs Koch errichtete man in den 1950er Jahren eine Eisbahn, später gab es auch eine Bahn hinter der Pension Sadounig. Die Krumpendorfer Eisstockschützen trainierten viele Jahre sehr fleißig und waren schon bald auch bei Meisterschaften erfolgreich. Beim Weitschießen wurden über 200m erreicht.

Landesmeister 1962 Ernst Kernjak im Eisstock-Weitschiessen
Ernst Kernjak – Landesmeister 1962
im Eisstock-Weitschießen
Die Abzeichen zeigen, dass die Krumpendorfer Eisschützen auch international tätig waren.

In den 1970er Jahren ging das Interesse am Eisstockschießen in Krumpendorf merklich zurück. Zwar gab es beim Gasthof Pisl in Görtschach eine Eisbahn, und die ARGE Pirk betrieb im Prescher-Graben lange eine Bahn. Auch beim ehemaligen Fichtenhof in der Wienigerallee und den Teichen in der Umgebung wurde „geschossen“, aber der Verein „Eisschützenklub Krumpendorf“ geriet immer mehr in Vergessenheit und wurde Ende der 1970er Jahre behördlich abgemeldet.

Eisschießen in Krumpendorf 1981

Ein erneutes Aufflackern gab es dann in den 1980er Jahren durch die Gruppe der „Ministöckler Krumpendorf“. Die jungen Leute hatten begonnen, im Gasthaus mit Mini-Eisstöcken auf einer Holzplatte zu spielen und kamen später auf den Gedanken, das auch im Freien durchzuführen und wieder Eisstöcke in Normalgröße zu verwenden. Eine Eisbahn wurde im Graben hinter dem Ferlitz Anwesen gebaut, eine Überdachung war noch von den „alten Eisschützen“ des Eisschützenklubs Krumpendorf geblieben, die in Eigenregie renoviert und wieder aufgebaut wurde.

Mini-Eisstöcke
Mini-Eisstöcke
Eisbahn der „Ministöckler“ im Ferlitz Graben
Eisbahn der „Ministöckler“ im Ferlitz-Graben
Eisstockschießen beim Bürger vlg. Ferlitz
Eisstockschießen beim Bürger vlg. Ferlitz
v.l. Elke Gabriel, Hans Jessenitschnig, Uli Nemec, Hannes Ressmann, Manfred Maurer, Othmar Köfler, Richard Torker, Franz Bürger, Sigi Tragl, der Schütze: Kurt Ressmann

Bedingt durch den Klimawandel mit seinen immer wärmeren Wintern und der Veränderung im Freizeitverhalten der Jugend ließ das Interesse am Eisstockschießen langsam nach. Ein weiterer Grund war auch das Überhandnehmen der sogenannten „Platten-Stöcke“, die nicht über die Gummistoppeln verfügten, sondern über flache Platten. Diese Platten gab es zwar auch in verschiedenen Stärken (für Langsam- bis Schnell-Schießen), es war dies aber ein anderes Eisschießen: Mit den Gummistoppeln war mehr das Gefühl gefragt, das Schießen mit den „Platten“ war den kräftigen „Stock-Schützen“ vorbehalten, wo es vor allem um Kraft und Treffsicherheit ging. Das gemeinsame Schießen von Platten- und Stoppel-Schützen passte nicht zusammen.

Ende der 1990er Jahre war das Eisstockschießen auch auf dieser letzten Bahn Krumpendorfs beendet.


Quellen:

  • Wikipedia, Stockschießen
  • Vereinsdaten des „Eisschützenklub Krumpendorf“, Landesarchiv Kärnten
  • Fotos und Recherche: Heinz Kernjak

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