Strandpromenade nach Krumpendorf

Ein Promenadenweg direkt am Wörthersee und das vielleicht noch von der Militärschwimmschule (Klagenfurt See) bis nach Walterskirchen – das war schon seit ewigen Zeiten ein Traum vieler Krumpendorfer und auch mancher Gemeindeväter. Ursprünglich gab es lediglich eine Straße von Klagenfurt nach Krumpendorf, die von allen genutzt werden musste: Fußgänger, Fuhrwerke, später dann Radfahrer, Motorräder und Kraftfahrzeuge – was dann immer öfter zu gefährlichen Situationen führte.

Hauptstraße bei Schrotturm 1914
Reichsstraße (heute Hauptstraße) beim Schrotturm 1914

Die Entwicklung des Ortes Krumpendorf erfolgte touristisch durch die Eisenbahn, die 1864 von Klagenfurt nach Villach verlängert worden war. Man erkannte, dass man die örtlichen Bauern, die Grundstücke am oder nahe am See besaßen, relativ einfach dazu bringen konnte, die für die Landwirtschaft wertlosen „sauren“ Wiesen zu verkaufen, um Villen direkt am See zu errichten. Damit war der Wunsch nach einem durchgehenden Strandweg gegeben. Auch waren die damaligen Gemeindeväter, die selbst zum Teil als Landwirte im Besitz der Liegenschaften waren und die sich vorerst über einen ihrer Meinung nach stolzen Preis für die sauren Wiesen freuten, nachlässig. Keiner dachte an einen zunehmenden Fremdenverkehr und dass die „Sommerfrischler“ gerne einen Promenadenweg am See hätten.

Blick auf Schrotturm und Wörthersee 1912
Blick auf Schrotturm und Wörthersee 1912

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden neue Unterkünfte wie das Etablissement Gut Krumpendorf. Bereits existierende Gasthöfe wurden ausgebaut. Neben den alten Gastwirtschaften Wipponig (Koch) und Simonwirt (Krumpendorferhof) gab es das Bahnhofshotel mit Restauration, den Gasthof Alte Post, usw. Auch die Badeanstalt am Schwimmschulhügel, Bad Kropfitsch und Bad Stich zogen die sonnenhungrigen Städter an. Besonders an den Wochenenden strömten viele Klagenfurter zu Fuß, per Schiff oder Bahn nach Krumpendorf. Für die Bewohner von Klagenfurt war eine Trambahn, ursprünglich von Pferden gezogen, bis zum Ufer des Wörthersees bald errichtet. Die weitere Verbindung nach Krumpendorf war jedoch nach wie vor nur über die Reichsstraße (heute Hauptstraße) vorhanden.

Hauptstraße 78 - Spaziergang
Spaziergang – Hauptstraße 78 (Foto: Slg. Rainer / TAÖ)

Die „Cur- und Fremdenliste vom Wörthersee“ berichtete recht euphorisch vom Beginn der Anlage einer Strandpromenade. Man war vom Gelingen des Vorhabens überzeugt.

Krumpendorf. (Die Wegregulirung) ist jetzt auch bei uns in Fluss gerathen. In erster Linie handelt es sich um die Anlage einer Strandpromenade. Die vor einigen Tagen hier unter Beiziehung der Interessenten seitens der Bezirkshauptmannschaft abgehaltene Commission hat zwar nicht allenthalben das sachverständige Entgegenkommen gefunden, doch ist nicht zu zweifeln, dass es unter der energischen Initiative des Herrn ·Bezirkscommissärs Kreuter gelingen werde, die Einzelinteressen denen der Gesammtheit unterzuordnen.

Cur- und Fremden-Liste vom Wörthersee, Nr. 1, 16.6.1889

1890 war man noch voller Hoffnung, dass „dieses nicht unbedeutende Opfer der Insassen (Seegrundbesitzern) dem Orte einen noch lebhafteren Aufschwung“ verschaffen würde.

Bereits im darauffolgenden Jahr 1891 trat Ernüchterung ein. Das Projekt stockte.

Bürgermeister Pamperl war der erste, der einen Weg nahe dem See errichtete. Mit viel Mühe, Überredungskunst und auch eigenen finanziellen Mitteln konnte er einen Weg parallel zum Seeufer errichten. Einige Grundstücke musste er tauschen oder kaufen und stellte selbst das Areal zur Verfügung, um einen geraden Promenadenweg zu bekommen. Allerdings war diese Allee, an der auch viele Bäume gepflanzt wurden, doch einiges vom See entfernt. Man konnte kaum einmal das Ufer sehen. Die Allee führte zuerst den Namen „Schwarze Allee“, wurde aber bald in Pamperlallee umbenannt.

Zusätzlich genehmigte die Gemeinde Ende des 19. Jahrhunderts noch einige Seeanschüttungen, was für die Villenbesitzer recht vorteilhaft war, konnten sie dadurch ihr Grundstück erweitern. Zu dieser Zeit kam man allerdings auf den Gedanken, einen durchgehenden Promenadenweg vom Vogelberg (Bad Kropfitsch) bis zum Bad Stich zu errichten. Das stieß logischerweise auf massiven Widerstand der Seegrundbesitzer, die sich nicht enteignen lassen wollten und schon gar nicht einen Weg vor ihrer Nase zum Wasser akzeptierten. So entstand ein jahrelanger Streit, bei dem die Gemeinde, die Grundstücksbesitzer, der Landesausschuss, die Bezirkshauptmannschaft und auch verschiedene Rechtsanwälte sogar über Zeitungen aufeinander losgingen.

In Regulierungsplänen der Gemeinde Krumpendorf von 1889 und 1897 war eine Promenade vom Bad Kropfitsch bis zum Bad Stich vorgesehen, allerdings beschloss man 1911 im Gemeindeausschuss, den Fußsteig gem. Regulierungsplan von 1897 nicht zu realisieren, da die Probleme mit den betroffenen Villenbesitzern nicht zu bewältigen wären.

Im Jahr 1927 wurde das Café Restaurant Schrottenburg eröffnet, das rasch regen Zuspruch verzeichnen konnte. Die Kärntner Zeitung vom 21. August lobte den schönen Strandweg von der Militärschwimmschule bis zur Schrottenburg und hoffte, dass der Strandweg von der Schrottenburg bis Krumpendorf bald errichtet und auch eine ausreichende Beleuchtung in dieser Gegend von der Gemeinde Krumpendorf hergestellt würde.

Friedelsteg mit Terrassencafé Schrottenburg 1939
Friedelsteg mit Terrassencafé Schrottenburg 1939
Gäste im Terrassen-Café Restaurant Schrottenburg 1937
Gäste im Terrassen-Café Restaurant Schrottenburg 1937

Auch in späteren Jahren wurde immer wieder der Gedanke aufgenommen, einen Strandweg zu errichten. Es scheiterte stets am Einspruch der Seegrundbesitzer. Ende der 1980er Jahre entstand unter dem damaligen Bürgermeister Ing. Pirker die Idee, von der Schiffsanlegestelle bis zum Parkbad einen schwimmenden Steg zu errichten – konnte aber aus den bekannten Gründen nicht realisiert werden.

Seeufer von Krumpendorf 1930er Jahre
Seeufer von Krumpendorf 1930er Jahre

Friedelsteg

Der Friedelsteg (auch Friedlsteg) ist eigentlich nur der knapp 200 Meter lange Teil der Strandpromenade von der letzten Badehütte östlich bis zum ersten Badhaus westlich im Bereich des ehemaligen Bahnüberganges.
Der Friedelsteg, benannt nach dem ersten Ehrenbürger von Klagenfurt, wurde auf Initiative der Stadt Klagenfurt errichtet, obwohl der Bereich damals – also Anfang des 20. Jhdt. – zum Gemeindegebiet Krumpendorf gehörte.

Friedelsteg und Koschutta 1950er Jahre
Friedelsteg und Koschutta 1950er Jahre

Johann Ritter von Friedel

Johann Friedel wurde am 6. Jänner 1816 zu Sanok in Galizien als Sohn des Feldwebels Johann Friedel geboren, der bald darauf nach Klagenfurt versetzt wurde. Friedel absolvierte die Regimentsschule mit Vorzug, diente in den unteren Chargen beim Kärntner Infanterieregiment Nr. 7, wurde später Offizier und kam 1849 als Hauptmann in das Adjutantenkorps.

1858 wird er als hochdekorierter Major der kaiserlichen Militärkanzlei erwähnt, machte 1859 den Italienfeldzug mit und wurde als Oberstleutnant am 13. Juni 1862 in den erblichen Ritterstand erhoben. Sein Wappen zeigte einen Lindwurm mit einem Turm auf dem Feld.

1879 wurde er Oberst und kam in die k.k. Kabinettskanzlei bzw. zum Obersthofmeisteramt und wurde Schriftführer im Hofbaukommitee. Als solcher leitete er die Aufsicht über die hofärarischen (vom Kaiserhaus genutzten bzw. verwalteten) Bauten, z.B. an der Ringstraße. 1892 wurde Friedel Generalmajor, ging bald in Pension und starb am 18. September 1898 in Wien.

Zeit seines Lebens förderte er die Interessen von Klagenfurt und Umgebung, weshalb er schon 1858 zum Ehrenbürger von Klagenfurt ernannt wurde. Er weilte oft zur Erholung am Wörthersee. Die Friedelhöhe, der Friedelsteg und die Friedelstraße sind nach ihm benannt.

Gedenkstein der Stadt Klagenfurt am Friedelsteg
Johann Ritter von Friedel Gedenkstein 2011
Johann Ritter von Friedel – Gedenkstein 2011

Eine erste Variante eines Weges entlang des Seeufers war ein Holzsteg direkt ins Wasser gebaut.

Friedelsteg als Holzsteg um 1930
Friedelsteg als Holzsteg um 1930
(Foto: Alte Ansichten Klagenfurt)

Der Verschönerungs- und Fremdenverkehrsverein „Klagenfurt-See“ erneuerte ab 1927 die Bemühungen, dem Friedelsteg ein für Wanderer und Spaziergänger gerechtes Aussehen zu verleihen und begann mit der Errichtung eines Knüppeldammes bis zum Rauscherweg (jetziger Bahndurchlass). Laut Mitteilungen in der Kärntner Zeitung von 1930 wurde dieser Weg sehr gut angenommen, vor allem da eine Erweiterung 1931 durch den Bahnübergang beim Café Restaurant Schrottenburg angelegt wurde. Die Errichtung des Friedelstegs diente vorwiegend dem Zweck, eine Verbindung von Klagenfurt zum Naturpark „Friedlpark“ auf der Zillhöhe zu schaffen.

Bahnübergang Restaurant Schrottenburg 1930
Bahnübergang beim Café-Restaurant Schrottenburg 1930

Ein fester Weg im Bereich des Friedelsteges entstand 1933. Rund 60 Arbeitslose hatten nördlich der Hauptstraße im Bereich des Schrotturms Steine gebrochen und diese zu einem befestigten Weg – dem Friedelsteg – in kurzer Zeit errichtet. Damit war dann endgültig eine gesicherte Verbindung von Klagenfurt See bis zum Terrassenareal in Krumpendorf hergestellt, und kein Fußgänger musste sich mehr vor den „wilden Autofahrern“ auf der Hauptstraße fürchten. Allerdings nutzten ebenfalls die Radfahrer diesen Weg und es kam oftmals zu recht wilden Auseinandersetzungen.

Blick vom Schrotturm auf Ostbucht des Wörthersees 1956
Blick vom Schrotturm auf Ostbucht des Wörthersees 1956

Die Zukunft von Klagenfurt liegt am See! Der Besitz der Scheließnig-Gründe bietet der Stadtgemeinde die Möglichkeit der Materialgewinnung für die Anschüttung der Uferstrecke, auf welcher vorerst vom Verschönerungsverein Klagenfurt-See mit einem Aufwand von Schilling 8.000,– der Friedelsteg errichtet wurde. Durch Verzicht der Bundesbahnen konnte ein Uferstreifen von rund 200 Meter Länge und 6 – 8 Meter Breite erworben werden.

Kärntner Tagblatt vom 18.3.1934

Das Problem, einen durchgehenden Promenadenweg von der Militärschwimmschule bis zum Bad Stich oder Walterskirchen zu schaffen, hätte man Mitte des 19. Jhdt. in den Griff bekommen können. Damals fehlte aber den Verantwortlichen die Weitsicht. Später war der Plan nicht mehr realisierbar.


Quellen:

  • „Freien Stimmen“ vom: 2.1.1896, 15.7.1928, 22.4.1934, 26.4.1934, 24.5.1934, 30.5.1934, 18.7.1937
  • „Kärntner Zeitung“ vom: 21.8.1927, 26.5.1929, 9.8.1931, 8.5.1935
  • Gemeindeausschussprotokoll Ha/79/13 vom 7.4.1911
  • „Cur- und Fremdenliste vom Wörthersee“ vom 15.6.1889
  • „Curzeitung Nr. 1“ von 1890, Nr. 1 von 1891
  • „Völkischer Beobachter“ vom 4.5.1938
  • „Villacher Zeitung“ vom 31.10.1928
  • „Salzburger Volksblatt“ vom 19.1.1933
  • „Pilsner Zeitung“ vom 9.9.1932
  • „Alpenländische Rundschau“ vom 11.2.1933
  • „Kärntner Tagblatt“ vom 18.3.1934
  • Erinnerungen von Josef Pamperl 1928

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