Wir schreiben das Jahr 1853, als die “Wiener Zeitung” am 15. Juni eine Sensationsnachricht der “Klagenfurter Zeitung” nachdruckte: Der Lendkanal und der Wörthersee sollten ab Herbst mit einem Dampfschiff befahren werden. Moderne Technik in Form eines Schaufelraddampfers mit dem Namen “Maria Wörth” sollte den Waren- und Personenverkehr zwischen Klagenfurt und Villach revolutionieren.
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein war die Postkutsche oder der Stellwagen das einzige öffentliche Verkehrsmittel zu Lande gewesen. Langsam, unkomfortabel und teuer war eine Reise in der “Expresspost” und auch für die Versendung von Waren nur bedingt zu gebrauchen. Für eine Postkutschenfahrt von Klagenfurt nach Villach entlang des Nordufers rechnete man mit 8 Stunden Fahrzeit, eine Reise von Klagenfurt nach Wien war unter 4-5 Tagen (!) nicht zu schaffen.

Österreichische Postkutsche im Historama in Ferlach

Österreichische Postkutsche im Historama in Ferlach
Daher war die Ankündigung der Freiherr von Herbert’schen Dampfschifffahrtsgesellschaft, am 9. Oktober 1853 den fahrplanmäßigen Betrieb zwischen dem Klagenfurter Lendhafen und Velden mit einem Schaufelraddampfer aufzunehmen, eine Sensation, verkürzte sich doch die Reisezeit zwischen Klagenfurt und Villach dadurch auf 4 Stunden!
Der kleine, eiserne Raddampfer, der auf den Namen “Maria Wörth” getauft wurde, und das antriebslose Schleppboot, das er mit sich führen konnte, waren in einer kleinen Werft in Triest gebaut worden und über Umwege nach Kärnten gelangt. Es verfügte – dem Zeitgeist entsprechend – über Plätze der 1. und 2. Klasse und die Werbung versprach bequemstes Reisen zu moderaten Preisen.

Fahrkarte nach Maria Wörth
Schon die beiden ersten Monate waren ein voller Erfolg, obwohl man nur in Klagenfurt See, Maria Wörth, Pörtschach und Velden anlegte. Wahrscheinlich wäre man den ganzen Winter über weitergefahren, wäre nicht im Dezember 1853 der Lendkanal zugefroren. Damit war dem Schifffahrtsbetrieb eine Pause gegönnt. In der Winterzeit wurden umfangreiche und teure Erhaltungsarbeiten ausgeführt; die Dampfkraft als Mittel zum Antrieb eines Schiffes steckte noch in den Kinderschuhen und bedurfte laufender Wartung und Pflege. Der erste Maschinist der “Maria Wörth” hieß übrigens mit Familiennamen “Möglich”, was sicher zu lustigen Wortspielen Anlass gab….
Klagenfurter Zeitung 8.10.1854
Im Jahr 1854 wurde im April der Schiffsverkehr wiederaufgenommen, allerdings zeigte sich bald ein ernstes Problem, welches das ganze Unternehmen in Gefahr brachte. Die starken Wellen des Raddampfers beschädigten nämlich die nur leicht befestigten Uferwände des Lendkanals und dieser drohte schon im Sommer 1854 an einigen Stellen einzustürzen. Was folgte, war ein sich über Jahre hinziehender Kompetenzstreit in bester kafkaesker Manier, wer für die Erhaltung des Kanals – und damit für Kosten – zuständig sei. Die Dampfschifffahrtsgesellschaft schob es auf die Stadt, die Stadt auf das Land, das Land wieder auf die Dampfschifffahrtsgesellschaft – und so weiter. Mehr als einmal sollte in den Jahren bis 1873, dem Ende dieser ersten Schifffahrtsgesellschaft, das Befahren des Lendkanals für das Dampfschiff verboten werden – aber immer wieder wurde mit “Ausnahmen” der Weiterbetrieb ermöglicht.
In den Jahren von 1853 bis 1874 waren entlang des Wörthersees nur wenige Anlegestellen vorhanden. Eine richtige befestigte Anlegestelle ist nur vom Lendhafen überliefert; an anderen Stellen wurden die Fahrgäste mittels langer Stegladen an Land gebracht. Offiziell wurde wie schon erwähnt nur in Klagenfurt, Maria Wörth, Pörtschach und Velden angelegt; der Überlieferung nach wurden aber auch andere Stellen angefahren, sofern der Wasserstand und das Trinkgeld für das Personal passte……
Für das Jahr 1862 ist eine außerplanmäßige Fahrt eines Dampfschiffes vom Lendquai nach Krumpendorf überliefert. Der Männergesangsverein nutzte die Gelegenheit zu einem Ausflug zum Lannerschen Bierkeller in der Villacher Straße in Krumpendorf. Über den Ort der Anlegestelle kann nur spekuliert werden, es ist jedoch anzunehmen, dass sich der „Landeplatz“ nahe der heutigen Landungsbrücke befand, war doch der gesamte dortige Uferstreifen Teil des Grundbesitzes, der zum Schloss gehörte.
Nachdem Freiherr von Herbert 1873 seine Schifffahrtsgesellschaft wegen Totalschadens der “Maria Wörth” endgültig aufgab, etablierte sich schon ein Jahr später die nächste Gesellschaft, die mit dem Schraubendampfer “Carinthia” die Wörtherseeorte miteinander verband. Gab es zu Anfang auch die üblichen Schwierigkeiten, insbesondere das Befahren des Lendkanals, so war der Schraubendampfer gegenüber dem alten Raddampfer eine große Verbesserung. Immer mehr Anlegestellen kamen dazu, vor allem die neu entstehenden Hotels an der Nordseite verlangten – jedes für sich – nach einer Landungsbrücke.
Für Krumpendorf ist im Fahrplan 1874 eine fixe Anlegestelle vorgesehen; allerdings wird kurz darauf in einem Zeitungsbericht darauf hingewiesen, dass ein „Anlegen in Krumpendorf, Maiernigg und Christofwirt“ erst dann möglich sein wird, wenn die dortige Landungsbrücke fertig gestellt ist. Es dürfte dann aber doch noch bis 1877 gedauert haben, bis Krumpendorf wirklich eine feste Anlegestelle bekam.

Inserat Dampfschifffahrt 1874
Denn die Schifffahrtsgesellschaft des Direktors Steinhäubl war ein „Anhängsel“ der „Seebad Maria Wörth AG“ in Pörtschach, und diese war in erster Linie darauf bedacht, Gäste und Ausflügler nach Pörtschach zu bringen. Der Name „Seebad Maria Wörth AG“ ist irreführend, weil es sich tatsächlich um Betriebe der heutigen Gemeinde Pörtschach handelte. Allerdings kannte zu dieser Zeit niemand in der Monarchie Pörtschach, wohl aber den Wallfahrtsort Maria Wörth. Als die AG wenige Jahre später in Konkurs ging, endete auch der Schifffahrtsbetrieb, bis eine weitere Nachfolgegesellschaft dann endlich einen rentablen und verlässlichen Betrieb am See sicherstellte.
Von den Anfängen bis ins Mittelalter