Das war für viele Krumpendorfer und Sommergäste die Devise, denn bei Fritz Krainer an der Hauptstraße konnte man nicht nur im Sommer und an Feiertagen einkaufen, sondern auch außerhalb der Saison war der Kaufmann fast immer mit vollem Einsatz erreichbar. Im Kaufhaus Krainer gab es etwas, das heutzutage selten geworden ist: einen engagierten und freundlichen Kaufmann, der seinen Beruf von Grund auf gelernt hatte, fest im gesellschaftlichen Leben des Ortes verwurzelt war und durch seine offene und aufgeschlossene Art viele Freunde hatte. Selbst für kleine Einkäufe öffnete der „Fritze“ gerne die Ladentüre, wenn zum Beispiel am Samstagnachmittag auf einer Baustelle gerade einmal ein Sack Zement fehlte!

Fritz Krainer, geboren am 29.11.1923, entstammte der kinderreichen Familie Krainer vlg. Kraschonig in Leinsdorf. Seine Eltern, Johann und Stefanie Krainer, mussten auf dem seit Jahrhundert bestehenden Bauernhof hart arbeiten, um die vielen Kinder satt zu bekommen und waren daher auch froh, dass Fritz bereits mit 14 Jahren als Lehrling bei der Firma Hübner in Klagenfurt eintreten konnte.
Rasch lernte „Fritze“ die Basis für Erfolg im Geschäftsleben: freundlich sein, Kontakte suchen und pflegen und immer den Erfolg vor Augen! In der Firma war er beliebt, in Krumpendorf umtriebig und hatte auch viele Freunde. Nach der überfallsartigen Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich wurde es für ihn aber auch ernst, er musste einrücken.
Auch beim Heer erkannte man bald sein Organisationstalent und er wurde im Bereich Versorgung eingesetzt. Mehrmals gelang es ihm auch zu Arbeitseinsätzen auf den elterlichen Bauernhof abkommandiert zu werden. Dennoch ging der Kriegseinsatz weiter, er war vorwiegend in Italien und Frankreich eingesetzt, wo er dann zu Kriegsende auch in Gefangenschaft geriet. Auch dort gelang es ihm durch seine Musikalität und sein bauernschlaues Verhandlungsgeschick besonders bei der Lebensmittelversorgung – auch für seine Kameraden – in Erscheinung zu treten.
Bald endete die Gefangenschaft und Fritz Krainer durfte wieder nach Krumpendorf zurückkehren. Rasch begann er mit umfangreichen Handelsbemühungen, was in der Nachkriegszeit auch sehr gefragt war. Er lebte zu der Zeit bescheiden in Leinsdorf und suchte engagiert nach einem Geschäftslokal im Ort. Durch Fleiß und großem Willen konnte er auch die erforderlichen Genehmigungen für sein Wirken erreichen – zuerst von den Besatzungstruppen, später von den entsprechenden Stellen des wieder erstandenen österreichischen Staates.
In einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Krumpendorfer Schlosses konnte Fritz Krainer von den Besitzern Tassilo und Charlotte Frischgesell Räume anmieten, in denen er sein umfangreiches Handelsgeschäft ausweitete.

ursprüngliche Ansicht vor Umbau

Die beiden oberen Ansichten zeigen das ursprüngliche Aussehen, sowie die Ansicht nach Eröffnung des Geschäfts. An der Begrenzungsmauer waren die Auslagen angebracht.
Durch seine vielfältigen Konzessionen traf Fritz Krainer in der Zeit den Nagel auf den Kopf, denn nach dem Krieg nahm die Bautätigkeit im Ort stark zu und die meisten benötigten das Material, das der „Fritze“ – auf welchem Weg auch immer – besorgen konnte. Schon damals erkannte der findige Geschäftsmann den Wert der Werbung und dass man die Kunden nach Möglichkeit direkt beliefern sollte.



Die Lagermöglichkeiten im bisherigen Geschäftslokal wurden immer beengter, und so mietete Fritz Krainer am Bahnhofgelände einen Holzschuppen an, in dem er vor allem Baustoffe einlagerte. Im Keller des Geschäftslokals bereitete er diverse Materialien zu, was ab und zu auch Probleme mit sich brachte: Mitte der 1950er Jahre kam es zu mehreren Zwischenfällen, bei einem davon erlitt Fritz Krainer schwere Brandwunden und musste ins Krankenhaus gebracht werden.


Vielen Krumpendorfern bot Fritz Krainer auch einen Arbeitsplatz oder Ferialjob, vor allem die kleinen Kunden freuten ihn sehr.
Mit der Zeit fiel Fritz Krainer eine junge Dame auf, die täglich an seinem Geschäft vorbeiging. Es war Josefine Rassi, die beim damaligen Holzhändler Albin Viktor Schurian in Bahnhofsnähe beschäftigt war und an Arbeitstagen zum Krumpendorferhof Mittagessen ging. Bald kam man ins Gespräch, traf sich öfter und 1964 wurde in Maria Wörth geheiratet.


Natürlich trat die junge Ehefrau auch in das Geschäft des Gatten ein und beide erkannten, dass nun der Tourismus immer mehr florierte und das Angebot daher zu erweitern war. Das bedingte aber auch bauliche Veränderungen, Fritze hatte ja schon 1961 das bisher angemietete Haus erwerben und als Mieter den Schuster Fritz Koban und den Elektriker Josef Reiterer unterbringen können, ebenso die Drogerie Soucek. Das junge Paar plante aber größer, und bald begannen die Umbauarbeiten, während denen man den Geschäftsbetrieb auf die andere Straßenseite neben die Raiffeisenbank verlegte.
Im neuen Gebäude war im Erdgeschoss das Verkaufsgeschäft, im 1. Stock gab es Mode- und Badeartikel, darüber Wohnungen für Mitarbeiter und im 3. Stock wohnte die Familie Krainer selbst.

vis a vis dem Hauptstandort

Im Zuge des Umbaues errichtete man 1969 im westlichen Bereich ein zusätzliches zweigeschossiges Gebäude. In dieses übersiedelten dann der Schuster Koban, der Elektriker Reiterer und die Drogerie Soucek. Als diese Geschäfte später aufgelassen wurden, kam es laufend zu Neuvermietungen, u.a. an den Fleischer Jaritz, einen Eissalon, und diverse weitere kleine Betriebe. Das vierstöckige Gebäude wie wir es heute kennen erlebte die Fertigstellung dann 1972.
Beim Umbau allein konnte es nicht bleiben, das Angebot wurde den Kundenwünschen entsprechend erweitert: Über die Firma Spar bot man Lebensmittel an, Depotkosmetik verschiedener Firmen gab es, Badeartikel, weiterhin Baumaterial, Waschmittel, die Henkel-Vertretung für den Wörthersee-Bereich erhielt man, Heizöl, Farben und Lacke, Drogerieprodukte – alles konnte man beim Krainer bekommen.
Von der Gemeinde konnte Fritz Krainer ein Geschäftslokal beim Gemeindebad anmieten und in diesem Badeartikel, Obst, Zeitschriften etc. den vielen Badegästen anbieten. Die Familie Krainer hatte eben stets ein Auge dafür, was zeitgemäß und gefragt war.
Doch dies war dem umtriebigen Fritz Krainer nicht genug. Als begeisterter Sänger mit markanter Stimme schloss er sich nicht nur dem „MGV Seerösl Krumpendorf“ an, er übernahm auch mehrfach die Position des Obmannes. Zusätzlich war er viele Jahre als Gemeinderat für die Bevölkerung tätig, und den Angestellten war Fritz Krainer ein angenehmer Chef, der sein Team immer wieder zu Betriebsausflügen einlud. Viele dieser Mitarbeiter hielten dem „Fritze“ auch jahrelang die Treue, ein gutes Beispiel dafür ist der jahrzehntelang im Betrieb tätige Richard Jamnig oder auch Frau Stoisser, die lange Zeit im Geschäftslokal im Gemeindebad arbeitete.
In der Zwischenzeit waren auch zwei Töchter zur Welt gekommen, die dem Ehepaar Krainer viel Freude bereiteten und bald schon im Geschäft mit werkelten.


Besonders beliebt bei den Burschen des Ortes war zur Osterzeit das Karbid-Schießen mit großen Milchkannen, und auch dieses „Rohmaterial“ (das Karbid) konnte man beim Krainer erwerben – neben anderen ähnlichen Krachern.
Die Zeit verflog, und auch „Fritze“ Krainer wurde älter und ging dann 1988 in Pension, die der allseits beliebte Kaufmann leider nur kurz genießen konnte, denn er verstarb bereits 1989.
Das Geschäft übernahm seine Gattin Josefine bis 1991. Sie erkannte aber bald, dass die Zeiten sich massiv geändert hatten, das große Angebot des Kaufhauses Krainer nicht zu halten war und die Großmärkte im Speckgürtel von Klagenfurt zu große Konkurrenz darstellten. So wurden die Geschäftslokale vermietet, u.a. an das Modelabel Zimm. Im März 2012 entschlossen sich Josefine Krainer und ihre Töchter, das gesamte Anwesen zu veräußern und so endete die erfolgreiche Ära des Kaufhauses Fritz Krainer – der „Fritze“ wurde von seinen Freunden und Kunden sehr vermisst!
Quellen:
Text: Heinz Kernjak in Abstimmung mit Eva Krainer
Fotos: Eva Krainer
Kleine Zeitung vom 29.3.1988