Villa Oblasser

Viktor Oblasser (1822-1870), Handelsmann in Triest, erwarb am 8. Juli 1868 die Schneider Keusche, Hausnummer 8 in Srallach (heute: Römerweg 14, Krumpendorf), zu der großzügiger Grundbesitz gehörte und errichtete darauf die Villa Oblasser. Laut Grundbuch wurde seine Frau Josefine Oblasser 1877 Eigentümerin des Anwesens.

Josefine Holzknecht (1801-1894)

Josefine Oblasser geb. Holzknecht (1801-1894)

Im östlichen Teil von Krumpendorf gelegen, diente die im Wörtherseestil erbaute Villa ihrer Besitzerin ursprünglich als Sommerdomizil, wenn es in Triest, ihrem Hauptwohnsitz, zu heiß wurde. Man genoss damals die Kühle „hinter den Bergen“.

Villa Oblasser ca. 1890

Villa Oblasser ca. 1890

Nach ihrem Tod dürfte ihre Nichte Josefine Oblasser das Anwesen geerbt haben. Sie wird in den Villenverzeichnissen von Krumpendorf um 1900 als Besitzerin angeführt.

Josefine Oblasser

Josefine Oblasser

1917 gab Josefine  das  Anwesen an ihre Tochter Henriette Oblasser (1837-1919) weiter. Kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs zogen mein  Großvater, Kontreadmiral Arthur Eduard Drexel (1865-1935) mit seiner Ehefrau, Hortense Drexel, geb. Oblasser (1872-1961) in die Villa ein.

Artur und Hortense Drexel 1901

Artur und Hortense Drexel 1901

Unweit des Haupthauses befand sich das so genannte „Gärtnerhaus“, welches auch in der warmen Jahreszeit bewohnt war. Von der Terrasse aus hatte man einen schönen Ausblick auf einen Teich, in dessen Mitte ein kleiner Engel aus Stein Wasser versprühte.

Springbrunnen der Villa Oblasser

Springbrunnen der Villa Oblasser

Eine Besonderheit im Hause war, davon hat mir meine Mutter immer erzählt, der Speisenaufzug. Die Küche befand sich im Keller, und so konnte das Personal die Speisen immer direkt in das Esszimmer hochziehen, ohne dabei die Stiegen benützen zu müssen. Das gesamte Grundstück hatte ein Ausmaß von 15 Hektar und reichte bis zur heutigen Suezecke hinauf.

Die Villa wurde zur Heimat der Familie Drexel-Oblasser, welche anfänglich aus Triest stammte, zu dieser Zeit ein Teil der k.u.k Monarchie. Arthur Drexel war in Triest als k.u.k. Marineoffizier und letztendlich als Kontreadmiral mit mehreren Kommandos (Linienschiffen und Kreuzer) im Seebezirkskommando mit seiner Familie wohnhaft. Artur Drexel gehörte ebenso wie seine Söhne Artur und Lajos zum Krumpendorfer Kammerorchester unter der Leitung von Edwin Komauer.

Linienschiffskapitänspatent A. Drexel 1912

Linienschiffskapitänspatent für den k. u. k. Fregattenkapitän Artur Drexel 1912

Die einmalig weitläufige, unverbaubare Aussicht  der Villa auf den Wörthersee, die Karawanken, Obir und Grenzberge inspirierten meinen Großvater, dessen Leidenschaft das Malen war, einige Ausblicke auf Leinwand festzuhalten.

Garten der Villa Oblasser 1912 (Ölbild A. Drexel)

Garten der Villa Oblasser 1912 (Ölbild A. Drexel)

Ich kann mich noch gut an die Erzählungen meiner Mutter und deren Geschwister erinnern, welch harmonische und vom Familiensinn geprägte Zeit sie alle in diesem Hause verbringen durften. Viele Fotos  von damals zeugen von unbeschwerter Heiterkeit bei Familienzusammenkünften und Lebensfreude.

Villa Oblasser 1920er Jahre

Villa Oblasser 1920er Jahre

Aus Altersgründen und da alle 5 Kinder ausgezogen waren, verkauften meine Großeltern gegen 1930 die Villa Oblasser und verlegten ihren Wohnsitz nach Pörtschach. Die Villa wurde von den neuen Eigentümern dann vermietet.

Durch den Autobahnbau in den 1970er Jahren wurde der gesamte Besitz abgelöst und danach parzelliert. Doch es ist beruhigend und zufrieden stellend zu sehen, dass sich die Villa auch in der heutigen Zeit ihren Glanz und ihr Flair von damals noch immer bewahrt hat.

Tor zur Villa Oblasser

Treppe zur Villa Oblasser vom Römerweg, 1995.
(Foto: Sven Krommer)

(Verfasst von Lorraine Steiner, 2016)

Quellen:

Die Geschichte des Mesier-Gutes in Krumpendorf von Dr. Karl Dinklage

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