Der Name „Gasthof zur Alten Post“ ist eigentlich eine irreführende Bezeichnung für ein Anwesen, das mit dem Postverkehr, wie wir es im 20. Jhdt. kannten, nichts zu tun hatte. Die Lage des Anwesens wäre natürlich für Postdienste bestens geeignet gewesen: direkt an der Hauptstraße gelegen, später den Bahnhof in der Nähe – könnte nicht besser sein. Allerdings kann man von diesem Gedanken Abstand nehmen, denn mit dem Postwesen hatte der Gasthof kaum etwas zu tun. Auszuschließen ist aber nicht, dass im 18. und 19. Jahrhundert Reisende hier abstiegen, Pferde gewechselt wurden etc. Vielleicht transportierte man auch das eine oder andere Poststück.
Bereits in der Römerzeit gab es eine Hauptverbindung zwischen Rom und der Provinz Noricum, vor allem zur Stadt Virunum am Zollfeld. Diese Straße führte sicher entlang des Wörthersees, der Römerweg erinnert heute noch daran. Interessant: der Krumpendorfer Römerweg beginnt exakt beim späteren Anwesen „Gasthof zur Alten Post“. Allerdings ist es historisch gesichert, dass in der Zeit, als die Römer die Straße benutzten, eine Poststation mit Pferdewechsel im späteren Bereich Leinsdorf oder Pritschitz lag und den Namen Saloca trug.
Laut den „Hofgeschichten“ von Dr. Karl Dinklage tauchte nachweislich erstmals im 17. Jhdt. ein Anwesen an dieser Stelle auf, das allerdings schon wesentlich älter gewesen sein dürfte. Darüber konnten aber keine Aufzeichnungen gefunden werden, es handelte sich auch nur um eine sehr kleine Hube, die abgabenmäßig als Halb-Hube bezeichnet wurde. Das Tavernrecht erhielt das Anwesen auch erst im 18. Jahrhundert.
Als ersten Namen auf der Hube findet man die Familie Kuchling, die bis 1758 auf dem Anwesen ansässig war. Den Namen „Kuchling“ führte dann das Anwesen lange Zeit als Vulgarnamen. Ein Bartholomäus Tscheber, der bereits lange Zeit Inhaber der Kuchling-Halbhube war, übernahm um 1797 auch die Messier-Hube (Parzellen Nr. 68, 69, 70) und gab diese inklusive der Kuchling-Halbhube (Parzellen Nr. 22/1, 22/2) im Jahr 1811 an seinen Sohn Andreas weiter. Dieser verstarb allerdings bereits 1814, damit ging das Anwesen an dessen einjährigen Sohn Mathias über. Der konnte die Hube nicht führen, es wurde im selben Jahr Jakob Wakounig als Vorhauser eingesetzt, der dann später auch die Witwe Tscheber ehelichte. Entlang der beiden Halbhuben führte für viele weitere Jahre der Römerweg zum Straußhof, der damals keine Verbindung zur Moosburgerstraße hatte.
Dem Jakob Wakounig folgte 1846 sein Sohn Martin, der allerdings wirtschaftlich nicht sehr erfolgreich war. Nicht nur, dass das Anwesen als Halb-Hube sehr klein war, gestalteten sich die Zukäufe und Pachtgeschäfte des Martin Wakounig nicht sehr erfolgreich. So war er froh, dass er das gesamte Anwesen 1866 an Franz Glöckner und Maria Venchiarutti verkaufen konnte.
Georg Wastian erwarb den „Gasthof zur Alten Post“ um 1880 und konnte diesen auch recht erfolgreich führen. Sehr positiv wirkte sich für den Betrieb die zunehmende verkehrsmäßige Erschließung von Krumpendorf aus.
1892 kaufte Johann Heinrich Scherrl den Gasthof. Scherrl hatte am See eine prachtvolle Villa erbaut und betrieb eine Bootswerft für Kielboote. Nach seinem Tod ging das Anwesen an seine Frau Emilie Scherrl, die es 1912 an Sigmund Freiherr von Schneeburg veräußerte.
Besonders gerne besuchten an Wochenenden die „Klagenfurter“ per Schiff, Bahn oder Kutschen den Gasthof in Krumpendorf. Es gab Musikveranstaltungen, Speisen und Getränke fanden viel Anklang und beschwingt verließen die vielen Gäste den aufstrebenden Ort Krumpendorf.
Am 3. August 1902 gab es einen Veranstaltungsabend, an dem u.a. die Brüder Dr. Anton und Dr. August Adametz Lieder zum Besten gaben. Auch die Feuerwehr war gerne in der „Alten Post“ zu Gast und veranstaltete einige Kränzchen im großen Saal des Gasthauses. Georg Wastian war in jeder Hinsicht sehr einfallsreich, so gründete er 1906 einen Feitl-Verein und veranstaltete am 14. Jänner einen „Feidl- und Hausball“.
Bereits 1906 gestaltete Wastian das Nebengebäude um und vermietete dort „Fremdenzimmer mit elektrischer Beleuchtung“ – ganz was Besonderes zur damaligen Zeit.
Allzu früh verstarb im Jahr 1908 Georg Wastian. Er wurde unter großer Beteiligung der Krumpendorfer Bevölkerung in Pirk zu Grabe getragen.
Mit Franz Höllerl aus Nußdorf bei Wien und seiner Gattin Helene übernahmen 1910 wieder tüchtige Personen den Gasthof an der damaligen Adresse Hauptstraße 98. Viele Veranstaltungen kennzeichneten den Betrieb des Hauses.
So gaben die Burschenschafter aus Klagenfurt am 23.8.1911 einen „Wartburgabend“, die Freiwillige Feuerwehr Krumpendorf lud 1913 wieder zu einem Kränzchen. Auch Hochzeiten feierte man gerne in den großen Räumlichkeiten, so fand die u.a. die Hochzeitstafel von Kaspar Spick vlg. Prescher mit Aloisia Nagele vlg. Kropfitsch 1913 hier statt.
Auch viele Klagenfurter nutzten gerne das gastfreundliche Haus, sowohl Private als auch Vereine kamen nach Krumpendorf. So veranstaltete z.B. der Verein „Mädchenhort“ aus Klagenfurt 1915 eine Jause für seine Schützlinge.
Nach dem Tod von Franz Höllerl führte seine Gattin Helene den Betrieb weiter, bis die Tochter Elisabeth den Gasthof übernehmen konnte. Elisabeth Höllerl hatte in der Zwischenzeit auch Hans Kropf geheiratet, der vorher erfolgreich in einer Brauerei in Laibach gearbeitet hatte.
Auf diesem Foto erkennt man die einstige Weitläufigkeit des Gasthofes Alte Post
Im Haupthaus und im rechts erkennbaren Nebengebäude gab es einige Fremdenzimmer, die in den 1950iger und 1960iger Jahren gerne genutzt wurden. Vor allem auch die Musikgruppen, die in der benachbarten Tenne auftraten – z.B. „Die Spitzbuam“ – waren oftmals und gerne Gäste in der „Alten Post“.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden im Festsaal auch Filmvorführungen veranstaltet, die großen Anklang fanden. Nach dem frühen Ableben von Hans Kropf führte seine Gattin Elisabeth den Betrieb weiter, die gemeinsamen Kinder hatten kein Interesse, in das Gastronomiewesen einzusteigen und den Gasthof Alte Post zu übernehmen.
Sohn Günther Kropf verblieb am Anwesen wohnhaft, nach der Hochzeit mit Margarethe Mozelt konnte er als begeisterter Sänger eine Anstellung am Stadttheater Klagenfurt erhalten. Die gemeinsame Tochter Gislinde, heute verheiratete Ankert, erkannte auch, dass ein erfolgreiches Bestehen des alten Gasthofes nicht möglich war.
Nach Erbstreitigkeiten verfielen die Gebäude immer mehr. In den 1990ern gab es noch einen Interessenten, der das gesamte Areal kaufen wollte, um darin mehrere Geschäfte unterzubringen. Das war aber nur mehr ein kurzes Aufflackern, der vorgesehene Investor verstarb überraschend. Schlussendlich erwarb die Gemeinde Krumpendorf aufgrund des Beschlusses des Gemeinderates vom 25.4.2000 das Areal, ließ sämtliche Gebäude abreißen und es entstand so etwas wie ein kleiner Park.
Auf diesem langen, aber schmalen Gelände standen einst die Gebäude der „Alten Post“
Quellen:
Text: Heinz Kernjak nach Gesprächen mit Gislinde Ankert geb. Kropf
Auszüge aus Dr. Dinklages Hofgeschichten zum Messier-Anwesen
Fotos: zur Verfügung gestellt von Gislinde Ankert, Heinz Kernjak, Krumpendorfarchiv
Auszüge aus Kärntner Zeitung, Freie Stimmen