Über Jahrzehnte war das ein geflügeltes Wort in Krumpendorf. Man schätzte die Qualität des Schuhgeschäftes Koban, denn viele Krumpendorfer wollten die Massenware nicht haben, die in den großen Geschäften der Branche angeboten wurde. Zusätzlich waren die Kobans auch immer da, wenn es galt, Reparaturen bei Schuhen durchzuführen oder Gürtel enger oder weiter zu machen. Auch der Krumpendorfer Sportklub KSK bezog die Fußballschuhe für seine Mannschaften beim Koban.
Auf der Dauger-Hube in Pirk (später Gasthof Kaschitz) saß Ende des 19. Jhdt. die große Familie Koban. Dem damaligen Eigentümer der Hube, Filip Koban, gebar seine Gattin Maria am 7.9.1880 einen Sohn, Josef, der schon in jungen Jahren den Hof verließ und nach St. Peter bei Klagenfurt zog. Dort heiratete er Maria Theresia Prettner aus Maria Rain. Bald stellte sich der Nachwuchs ein, am 13.10.1901 erblickte Friedrich Koban das Licht der Welt.
Schuhe Koban Friedrich 1928 bis 1961
Gleich nach seiner Schulzeit musste sich Friedrich (später immer Fritz genannt) nach einem Beruf umsehen. Das Schusterhandwerk erschien ihm erstrebenswert. In der Zeit von 1916 bis 1920 erlernte Fritz das von ihm gewählte Handwerk mit großem Fleiß bei verschiedenen Lehrherren. Bereits damals strebte er die Eröffnung eines eigenen Geschäftes an und so schuf er mit dem positiven Abschluss der Gesellenprüfung 1928 eine erste Basis für die Selbstständigkeit.

Noch im Jahr der erfolgreich absolvierten Prüfung heiratete Fritz Koban Christine Peternell und Sohn Ingofried – später nur Ingo genannt – kam zur Welt. Nun galt es aber, rasch zu einem eigenen Geschäft zu kommen. Obwohl es in Krumpendorf schon viele Jahre den Schuster Nagele im ehemaligen Auer-Haus (jetzt Ordination Dr. Kollermann) gab, konnte Fritz Koban 1928 im späteren Haus des umtriebigen Geschäftsmannes Fritz Krainer an der Hauptstraße in Krumpendorf ein kleines Geschäftslokal für den Betrieb des Schuhmacherhandwerks eröffnen.


Das junge Ehepaar Koban arbeitete fleißig und war sparsam, aber ihre Wohnsituation war in dieser Zeit unbefriedigend. Ende der 1940er Jahre konnten sie in der Kaiserallee ein kleines Grundstück erwerben, und bald begann man mit dem Bau eines Einfamilienhauses. Damals war der Hausbau ganz anders als heute, man baute, wenn Geld für den Kauf von Baumaterial vorhanden war. Daher dauerte die Errichtung des Hauses auch dementsprechend länger.

v.l.: Ingrid, Mutter Christine, Ingofried, Vater Fritz
Sohn Ingo war technisch interessiert und besuchte ab 1943 die Staatsgewerbeschule (heute HTL), und strebte eigentlich einen technischen Beruf an. Mit 16 Jahren musste Ingo 1944 im Zweiten Weltkrieg zum Reichsarbeitsdienst einrücken, geriet noch in den letzten Kriegstagen in Gefangenschaft, um dann zwei Jahre in Split als Hafenarbeiter eingesetzt zu werden.
Nach der Gefangenschaft wollte Ingo die Schule weiter besuchen und dann einen technischen Beruf ergreifen. Das lief aber nicht nach seinen Vorstellungen, und er begann eine Lehre als Schuhmacher bei der Firma Rudolf Rechelbacher am Alten Platz in Klagenfurt.

In der Zeit arbeitete Fritz Koban fleißig in seinem Laden in Krumpendorf, er konnte viele neue Kunden gewinnen und wartete schon sehnsüchtig darauf, dass Sohn Ingo ins Geschäft einsteigen würde.
Schuster bleib bei deinem Leisten
Unentbehrlich für die manuelle Herstellung von Schuhen waren die sogenannten „Leisten“, nach denen passende Schuhe gefertigt werden konnten. Von den Leisten leitete sich auch das o.a. Sprichwort ab.


Ingo Koban legte 1950 die Gesellenprüfung ab und begann dann als Geselle im väterlichen Betrieb zu arbeiten. Dies wirkte sich auch sehr positiv auf das Geschäft aus, denn Ingo hatte seit seiner Jugend viele Freunde im Ort, die ihm dann jahrzehntelang als Kunden die Treue hielten.

Mit seinen Freunden war Ingo auch sehr viel unterwegs, sportlich, beruflich und bei der Freiwilligen Feuerwehr. So lernte er Anfang der 1950er Jahre im Gasthof Koch Pauline Samide kennen. Diese musste während des Krieges mit ihren Eltern aus der Gottschee (Slowenien) flüchten. Auf Umwegen geriet sie nach Krumpendorf und erhielt dort von der britischen Besatzungsmacht, die im Hotel Koch ihr regionales Hauptquartier hatte, eine Anstellung. Dabei lernte sie dann Ingo kennen und sie verliebten sich ineinander. Die Hochzeit fand 1954 statt.

Die Meisterprüfung als Schuhmacher legte Ingo dann 1955 ab.

Schuhe Ingo Koban 1962 bis 1993
Am 1.1.1962 übernahm er den Familienbetrieb, als sein Vater in Pension ging. Fritz Koban unterstützte seinen Sohn aber weiterhin im Geschäft. Ingo erweiterte das Gewerbe 1966 auf Handel mit Schuhen und Zubehör.


Hauptstraße 155

Das Geschäft war weiterhin im ursprünglichen Krainer-Haus untergebracht. Als Fritz Krainer einen Neubau des Hauses vornahm, konnte Ingo Koban auch seinen Laden in ein größeres Lokal übersiedeln. Durch Fleiß und Engagement und mit Unterstützung seiner Gattin Pauline erweiterte Ingo sein Angebot und konnte viele Jahre mit dem Geschäftserfolg zufrieden sein.




Zu der Zeit gab es auch den bereits erwähnten Schuster Nagele schon lange nicht mehr in Krumpendorf, somit war Ingo Koban mit seinem Schuhgeschäft führend im Ort. Während in der Ära Fritz Koban die Schuhe noch nach Maß gefertigt wurden, gelangten ab den 1960ern zunehmend Fabriksschuhe in den Verkauf.
Den Druck der Großhändler und der Diskont-Läden spürte aber auch die Familie Koban in den 1980ern immer mehr. Nicht nur, dass die Kundschaft vorwiegend die billigere Massenware kaufte, auch das Geschäft mit den Reparaturen ließ stark nach – bevor man Schuhe reparieren ließ, wurden sie weggeworfen und neue angeschafft.

Nachdem sich der 1967 geborene Sohn Rüdiger bereits für einen technischen Beruf entschieden hatte und Ingo Koban das Pensionsalter mit 65 Jahren erreichte, erfolgte der Familienbeschluss zur Aufgabe des Geschäftes im Jahr 1993. Einige Zeit war noch ein Nachfolger tätig, der sich aber auf Reparaturen beschränkte und ebenfalls bald seine Tätigkeit einstellte.
Mit einem Abverkauf war das Ende des Geschäftes „Schuhe Koban“ nach 65 Jahren gegeben – ein Stück Alt-Krumpendorf verschwand damit auf Nimmerwiedersehen.

Nach der Übergabe des Geschäftes hatte Ingo dann Zeit, mit seiner Pauli und den Freunden viele gemeinsame Stunden zu verbringen.


Der engste Freundeskreis der Familie Koban – der KOKS-Clan (Anfangsbuchstaben der Familien Koban – Orasch – Kernjak – Spick), der vieles gemeinsam unternahm.
Quellen:
Text: Heinz Kernjak nach Gesprächen mit Ing. Rüdiger Koban
Fotos: Ing. Rüdiger Koban, Heinz Kernjak