Feitel auf!

So oder ähnlich lautete der Spruch der Mitglieder der Feitelvereine oder Feitelklubs. Die Geschichte der sogenannten „Taschenfeitel“ ist schon eine sehr alte und kam aus dem Trattenbachtal in Oberösterreich. Dort wurden in Familienbetrieben schon im Mittelalter Taschenmesser produziert und war für die Bevölkerung die Haupteinnahmequelle. Trattenbach liegt heute in der Gemeinde Ternberg, dort steht auch der weltgrößte Feitel als Denkmal, wurde doch dieses Produkt des Trattenbachtales 2015 zum immateriellen Kulturerbe Österreichs erklärt.

Weltrekordfeitel Trattenbach / Oberösterreich
Weltrekordfeitel Trattenbach / Oberösterreich (Foto: Wikipedia)
Klinge 5,80 m, Griff 6,30 m

Die maschinelle Fertigung der „Feitel“ begann im 19. Jhdt., in der Blütezeit stellte man bis zu 18 Millionen dieser Messer pro Jahr her. In Oberösterreich und Salzburg nannte man die Taschenfeitel auch „Zauckerl“. Die Nachfrage für dieses Messer war sehr groß, die ganze Welt wurde mit dieser „Legende für den Hosensack“ beliefert.

Auffallend am Feitel ist die Tatsache, dass er lediglich aus 4 Komponenten besteht: einer Klinge, einem Griff aus Holz, einem Metalldorn (für die Befestigung im Holzgriff) und einer Metallplatte (die den Dorn im Griff fixiert).

Bald gehörte es auch zum guten Ton, so einen Feitel zu besitzen, es kam somit zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl und zu Gruppen, die sich unter dem Titel „Feitelklub“ der Geselligkeit, dem Dorfleben und der Unterstützung diverser Aktivitäten widmeten.

Vier Feitl
Vier verschiedene Feitel

Der findige Wirt vom „Gasthaus Alte Post“ in Krumpendorf sah darin auch die Möglichkeit, den Zuspruch zu seinem Lokal zu steigern – denn wo sollte sich ein „Feitelverein“ sonst gesellig zusammensetzen als in einem Gasthaus. So gründete Georg Wastian, damals Pächter der „Alten Post“, am 14. Jänner 1906 im Zuge eines „Feidl- und Hausballes“ den ersten Feitelverein in Krumpendorf. Was aus diesem Verein in weiterer Folge geschehen ist, darüber gibt es leider keine Aufzeichnungen.

Als viele Jahre später im „Kerzenstüberl“ in Krumpendorf der Sparverein aufgelöst wurde, vermissten einige Sparvereinsmitglieder die ständigen Treffen bei den Einzahlungen. Und so kam Karl-Heinz Haslauer mit den Damen Gabriele Mayrobnig, Christine Printschler und Claudia Karisch auf die Idee, einen Feitelklub zu begründen, der dann am 20.12.1995 ins Leben gerufen wurde. Da es sich um einen losen Zusammenschluss unter Freunden handelte, verzichtete man auch auf eine Eintragung ins Vereinsregister. Dennoch erhielt der Feitelklub einen Namen: Er nannte sich „HMPK Schildkröte“, die Großbuchstaben standen für den ersten Buchstaben des jeweiligen Familiennamens.

Originalfeitel des Feitelvereins „HMPK Schildkröte“
Originalfeitel des Feitelvereins „HMPK Schildkröte“

Natürlich hatte jedes Mitglied die Pflicht, den kleinen Feitel ständig bei sich zu tragen. Wenn man sich traf und es hatte jemand seinen Feitel nicht dabei, setzte es eine Strafe.

Und diese Strafen waren gar nicht so ohne, wie man den „Statuten“ entnehmen kann, die sich der Klub gab:

Statuten des Feitlvereins Seite 1
Statuten des Feitelvereins Seite 1
Statuten des Feitlvereins Seite 2
Statuten des Feitelvereins Seite 2

Der Hauptzweck dieses Feitelvereines war ganz einfach das periodische Treffen, ein nettes Miteinander und gemeinsame Aktivitäten. Bis zu sechzehn Mitglieder zählte der Verein, die sich immer wieder in verschiedenen Lokalen des Ortes trafen – damals gab es ja noch mehrere Gastwirtschaften, wo man gemeinsam nette Stunden verbringen konnte. Man vergnügte sich beim Schnapsen, beim Dart, erzählte sich den aktuellen Dorftratsch usw. Im Sommer war oftmals Grillen beim Haslauer in Brenndorf angesagt. Natürlich gab es Weihnachtsfeiern und man beteiligte sich auch bei dörflichen Veranstaltungen wie Fußballturnier, Eisstockschießen etc.

Aufstellung mtl. Feitltreffen 1995-2001
Aufstellung mtl. Feiteltreffen 1995-2001

Wenn man bedenkt, wie viele Lokale es Ende der 1990iger Jahre in Krumpendorf noch gab – es sind wehmütige Erinnerungen!

Feitlvereinstreffen
Feitlvereinstreffen
Team des Feitelvereins
Team des Feitelvereins

Doch mit dem Lokalsterben ging Anfang der 2000er Jahre auch das Ende des Feitelvereines einher, der Ende 2011 dann endgültig das Zeitliche segnete.


Quellen:

Text und Fotos: Karl-Heinz Haslauer und Heinz Kernjak
Geschichte des Feitels und Foto: Wikipedia

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