Volkstanz- und Schuhplattlergruppen in Krumpendorf

Einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg hatte sich das Leben wieder halbwegs normalisiert, sodass vor allem die jungen Leute auch an Unterhaltungen denken durften. Auf Initiative der Stich-Bäuerin Maria Nagele formierte sich 1952 eine Gruppe Volkstanzbegeisterter, als Obmann konnte man Hans Kuss überreden und ein lebhafter Musikant war zu der Zeit Walter Lebitsch, dem später Emil Dobernig, Werner Stuppacher, Werner Kues und Max Gattringer folgten, wöchentlich studierte man die Tänze ein. Die Gründung der Gruppe erfolgte dank Zustimmung der Besatzungsmacht, die einen sogenannten „4-H-Klub“ zur Gründung zuließ. Dies war eine Organisation für Jugendliche, die Gründung erfolgte 1902 in den USA, war mit der Landjugend bei uns vergleichbar und stand für die Worte „head, hand, heart and health“ (daher 4H).

Volkstanzgruppe 1953
Volkstanzgruppe um 1954 (stehend 2. v.l. Maria Nagele vlg. Stich)

Bald nahmen aber die jungen Leute den Verein selbst in die Hand und wählten 1955 Franz Bürger vlg. Ferlitz zum Obmann, Stellvertreter war Josef Huainig vlg. Schurian. Die Tanzlehrer wechselten des Öfteren, u.a. halfen am Anfang Hofrat Dr. Franz Koschier, Käthe König, M. Begusch, Karl Micheli.

Fleißig wurde wöchentlich geübt, die Burschen probierten ab 1954 auch intensiv das Schuhplatteln. Und so konnte es nicht ausbleiben, dass es zu den ersten öffentlichen Auftritten kam, die überall begeistert aufgenommen wurden. Die Scharnow-Abende ab 1955 im Terrassenhotel waren für die „Sommerfrischler“ ein Highlight, besonders das Schuhplatteln kannten ja damals die wenigsten Urlauber.

Auch die ersten Ausflüge organisierte die Vereinsführung, so traten die „Trachtler“ 1955 in Fürstenfeld, Vittorio Veneto und Conegliano auf und konnten dort ebenfalls begeistern. Vertraglich vereinbart waren in den Sommermonaten auch Auftritte in Velden, später am Klopeiner See, dabei kam auch etwas Geld in die Vereinskasse und damit konnte man immer wieder die Trachten ergänzen.

Schon damals war diese Gruppe gekennzeichnet durch echte Freundschaft und intensiven Zusammenhalt, einige Ehen entsprangen dieser Volkstanzgruppe.

Zeitungsartikel Auftritte in Italien 1955
Zeitungsartikel Auftritte in Italien 1955

Ein fixer Bestandteil war die Volkstanzgruppe auch bei den Erntedankfesten in Krumpendorf. So zogen sie 1955 von Leinsdorf bis zum Bahnhof und retour zur Festwiese mit einem Erntewagen mit und waren auch in den Folgejahren gerne dabei.

Erntedank 1957
Erntedank 1957
Volkstanzgruppe 1958
Erntedank 1958
Volkstanzgruppe In Pirk 1959
Volkstanzgruppe vor St. Ulrichskirche in Pirk 1959

Hinten von links: Franz Bürger, Edi Mayrobnig, Manfed Suttnig, Fritz Mayrobnig, Gerhard Wascher, Josef Irrasch, ?, Sigi Tragl
Vorne von links: Hermi Barthel, Anni Bürger, Annemarie Nagele, Heidi Mayrobnig, Hannelore Auer, Sieglinde Kikl, Gerda Klopf, Heli Schmon, Linde Nadrag, Edith Nadrag

Nicht nur beim jährlichen Bauernball im Saal des Krumpendorferhofes, auch beim damals noch üblichen Erntedankfest war die Volkstanzgruppe ein wesentlicher Bestandteil.

Der Obmann Franz Bürger gestaltete auch das interne Vereinsleben sehr aktiv, oftmals traf man sich bei ihm am Bauernhof und es gab viel zu feiern: Ostern, Weihnachten, Geburtstage usw. Die Jugend hatte ja auch einiges nachzuholen. Ein eigenes Vereinshaus konnte dann 1966 beim vlg. Joschap auf der Josefshöhe errichtet werden, wo es dann oft und ungestört hoch her ging.

Klubhaus VG um 1980
Das Vereinsheim beim Mayrobnig vlg Joschap in Drasing um 1980

Bald begann man dann auch, eigene Veranstaltungen durchzuführen, wobei besonders das Aufstellen des Maibaumes von der Bevölkerung gerne angenommen wurde. Auch Wiesenfeste konnte man organisieren – das erste fand 1958 auf der Schulwiese statt -, und mehrmals gab es auch einen Rosenball. Später organisierte diese Gruppe den Annakirchtag.

Tanz um den Maibaum 1958
Tanz um den Maibaum 1958
im Hintergrund: Kaufhaus Fritz Krainer an der Hauptstraße

Legendär waren dann auch die Auftritte in der „Tenne“, dem bekanntesten Tanzlokal am Wörthersee in der damaligen Zeit. Viele Jahre war man dann noch mit den „Bambis“ befreundet, die aber leider nur wenige Jahre in der Tenne auftraten. Bei einer Vorführung der Schuhplattler beim „Holzhacker-Tanz“ verletzte sich leider Horst Tragl, er traf statt dem Baumstamm sein eigenes Bein und musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Franz Bürger wurde später als Obmann von Eduard Mayrobnig abgelöst, der die Volkstanzgruppe die nächsten Jahre auch erfolgreich weiterführte. Die Krumpendorfer Volkstänzer waren mittlerweile so bekannt geworden, dass sie 1960 zu einem Empfang von Otto von Habsburg und Kaiserin Zita in Pöcking/BRD eingeladen wurden.

Volkstanzgruppe mit Bambis 1964
Volkstanzgruppe mit Bambis 1964

Stehend von links Fritz Mayrobnig, Gerlinde Obmann, Bambi 1, Monika Kutternig, Kikl Linde, Bambi 2 und 3, Kikl Renate, Heidi Mayrobnig, Gerda Klopf, Franz Bürger
Vorne von links Sigi Tragl, Walter Hofmeister, Edi Mayrobnig, Werner Stuppacher, Werner Suttnig, Manfred Suttnig

Die 1960iger Jahre bedeuteten für die Krumpendorfer Volkstanzgruppe den Höhepunkt ihres Vereinslebens. Viele neue Gesichter kamen dazu, wurden doch immer wieder einige weggeheiratet. So traten u.a. der Gruppe bei Obmann Gerlinde, Monika Kutternig, Renate Kikel, Robert Koch vlg. Pirnig, Hans Kopper, Rudi Mock, Edith Nadrag, Kues Inge und Hilde und einige mehr.

Bauernball Klagenfurt 1961
Bauernball Klagenfurt 1961

Beim Feuerwehrball 1961 stellte vorwiegend die Volkstanzgruppe die Paare für die Eröffnungspolonnaise.

Feuerwehrball 1961
Feuerwehrball 1961

Stehend von links: Hofmeister Walter, Wedenig Horst, Spick Heini, Nadrag Edith, Nagele Albert, Kutternig Monika, Torker Richard, Bürger Anni, Bürger Franz, Mayrobnig Fritz, Jessenitschnig Hans, Suttnig Friedl, Huainig Josef.
Sitzend von links: Auer Hannelore, Nadrag Linde, Klopf Gerda, Mayrobnig Heidi, Kikl Linde, Kuess Hilde, Kuess Inge, Kutternig Britta.

Ende der 1960iger Jahre wurde das gemeinsame Tanzen immer schwieriger: Familien wurden gegründet, manch fesches Mädel heiratete nach Auswärts – kurz gesagt, Familie und Beruf verlangte von den Volkstänzern immer mehr ab und so löste sich diese Gemeinschaft als aktiver Verein Anfang der 1970iger Jahre auch auf.

Dennoch blieb man aber in Freundschaft verbunden und immer wieder kam es in den folgenden Jahrzehnten zu organisierten Treffen, verbunden mit Ausflügen und schönen Erlebnissen.

Beim Schuhplatteln am Falkert 1980
Beim Schuhplatteln am Falkert 1980
Treffen der Volkstänzer in Pirk 2005
Treffen der Volkstänzer in Pirk 2005
Die Freundschaft und Kameradschaft lebten über viele Jahrzehnte hinweg.

Quellen:

Text Heinz Kernjak, Fotos und Text aus der Vereinschronik 1954 bis 1960 von Hermine Barthel
Gespräche mit Renate und Sigi Tragl, Annemarie und Eduard Mayrobnig im Jahr 2023

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